(Gemelli oder Didymi), zwei zu gleicher Zeit in derselben
Mutter reifende
Früchte. Eine
Zwillingsschwangerschaft
kommt entweder dadurch zu stande, daß bei der
Menstruation statt eines Eierstocksfollikels mehrere platzen und die ausgestoßenen
und befruchteten
Eier
[* 6] sich zusammen in der
Gebärmutter
[* 7] weiter entwickeln, oder dadurch, daß einEi
[* 8] mehrfache
Keime enthält oder der einfache
Keim durch Spaltung zur
Bildung mehrfacher
Früchte Veranlassung giebt. (S.
Schwangerschaft.)
Da Zwillinge wegen des beschränkten Raums in der
Gebärmutter und wegen der geringern
Ernährung nicht gut zur gewöhnlichen
Größe
des Fötus gelangen können, so erfolgt die
Geburt, bei der die eine
Frucht der andern meist um einige
Stunden, zuweilen um einige
Tage vorangeht, gewöhnlich leicht.
Die Sterblichkeit der Zwillinge ist bedeutender als die anderer
Kinder,
Zwillingsschwangerschaften lassen sich wohl aus gewissen
Anzeichen
vermuten, haben aber keine andern bestimmten
Merkmale als das Wahrnehmen der
Herztöne beider
Kinder an verschiedenen
Stellen
des schwangern Leibes. Während von Zwillingsgeburten eine auf ungefähr 89
Geburten gerechnet werden
kann, stellt sich das Verhältnis der andern mehrfachen
Geburten so, daß eine Drillingsgeburt (Drillinge) auf 7-8000, eine
Vierlingsgeburt (Vierlinge) auf 20-50000 und eine Fünflingsgeburt (Fünflinge) auf mehrere Millionen anderer
Geburten kommt.
Die Zwillinge sind entweder gleichen oder gemischten Geschlechts; am häufigsten kommen Paare
ungleichen Geschlechts, dann ein männliches und am seltensten ein weibliches Paar vor.
Über die Siamesischen Zwillinge s. d. -
Wo die frühere
Geburt des einen
Kindes vor dem andern rechtliche Wirkungen zur Folge hat, treten diese
auch bezüglich der Zwillinge ein. Ist nicht zu ermitteln, welcher Zwilling früher geboren war, so entscheidet nach
Preuß. Landr. I, 1, §. 16, das Los, doch tritt diese Bestimmung 1900 außer Kraft.
[* 9]
das dritte Zeichen des
Tierkreises (s. d.), von 60 bis 90° Länge reichend; Zeichen
^[Symbol].
Das Sternbild Zwillinge (Gemini) am nördl. Himmel
[* 10] (s. die
Sternkarte des nördlichen Himmels, beim
ArtikelSternkarten) hat die beiden
Sterne (zweiter
Größe) Kastor (s. d.) und
Pollux als Hauptsterne. Ferner enthält es einen der schönsten
Sternhaufen, der
schon dem bloßen
Auge
[* 11]
erkennbar ist. Die
Auffassung des Sternbildes als zweier einander umfassender
Jünglinge
ist ursprünglich jedenfalls babylonisch. Die Griechen deuteten diese als die
Dioskuren
[* 12] (s. d.), als Herakles
[* 13] und
Apollon,
[* 14] oder als
Triptolemos und Jasion.
von Dzierzon erfundene Bienenwohnung mit beweglichem
Bau und zwei
Abteilungen, von denen die eine als
Winterlager und Brutraum, die andere als Honigraum dient.
der bei der mittelalterlichen Befestigung der
Städte und bei
Burgen
[* 27] (s. d.) zwischen der äußern und innern
Ringmauer befindliche Umgang oder zur Vorburg gehörende freie Platz, der bei Städtebefestigungen einen Rondengang bildete,
bei den größern
Hofburgen zu ritterlichen
Übungen, zur
Aufstellung der Mühlen,
[* 28] als
Baumgarten und nötigenfalls
auch als Ackerfeld diente.
Auch die platzartigen Erweiterungen der Rondengänge, deren
Mauer zur niedern Grabenbestreichung
diente, wurden Zwinger genannt.
Berühmt ist der Zwinger in
Dresden
[* 29] (s. d.).
Ulrich (Huldreich), neben
Calvin (s. d.) der Begründer der reform.
Kirche, geb. in dem toggenburgischen
Bergdörfchen Wildhaus im Kanton
[* 30] St.
Gallen, besuchte Schulen in Basel
[* 31] und Bern,
[* 32] bezog 1500 die
Universität zu
Wien,
[* 33] wo er sich der
Philosophie und den humanistischen Fächern, und endlich die zu Basel,
wo er sich unterThomasWyttenbach der
Theologie
widmete. 1506 wurde Zwingli Pfarrer in Glarus
und studierte anfangs mit großem Eifer die lat.
Klassiker und die Kirchenväter, später aber das
Neue Testament. Als Feldprediger machte er 1512 vielleicht den Kriegszug
der Eidgenossen gegen Pavia, 1513
¶
mehr
den gegen Novara und 1515 sicher die Schlacht bei Marignano mit. 1516 wurde er Prediger im Kloster Maria-Einsiedeln, wo er namentlich
an dem Klosterverwalter Diebold von Geroldseck einen gesinnungsverwandten Freund fand. Hier fing Zwingli an, gegen manche in der
Kirche eingerissene Mißbräuche zu predigen; auch forderte er die Bischöfe von Sitten und Konstanz
[* 35] auf,
zur Verbesserung der Kirche nach Anleitung des göttlichen Wortes zu wirken. 1518 wurde Zwingli nach Zürich
[* 36] berufen und trat sein Amt als
Leutpriester am Großmünster mit einer Predigt an, in der er sich für das reine Evangelium erklärte.
Seine kunstlosen, allgemein verständlichen Predigten machten großes Aufsehen und verschafften unmerklich
der Reformation Eingang, so daß dem Ablaßkrämer Samson vom Rate das Betreten des Gebietes des Kantons Zürich
verboten und 1520 ein Befehl
erlassen wurde, wonach die Prediger das Wort Gottes ohne menschliche Zusätze lehren und predigen sollten. Auch Z.s mutiges
Auftreten 1519 während der Pest, der er selbst beinahe erlegen wäre, gewann ihm vieler Herzen.
Den Anstoß zur praktischen Reformation gab 1522 das Übertreten der Fastengebote, das sich einige Freunde Z.s zu schulden
kommen ließen, infolgedessen der Bischof von Konstanz eine protestierende Gesandtschaft nach Zürich
sandte und Zwingli seine erste reform.
Schrift «Von Erkiesen und Fryheit der Spysen» herausgab.
Die Aufregung, in Zürich
wurde immer größer, und der Rat veranstaltete auf den ein Religionsgespräch auf dem Rathause
in Zürich,
dem an 600 geistliche und weltliche Personen beiwohnten. Zwingli verfaßte für dasselbe seine 67 Schlußreden, d. h.
Thesen, die an Schärfe und Klarheit den Lutherschen ebenbürtig zur Seite stehen, und verteidigte sie
namentlich gegen Joh. Faber, den nachmaligen Bischof von Wien, so glücklich, daß der Rat sich für die Reformation erklärte.
Eine zweite Disputation, vom 26. bis wobei Zwingli vor mehr als 900 Personen gegen den Bilderdienst und die Messe
sprach, hatte die Entfernung aller Werke der bildenden Kunst aus den Kirchen der Stadt Zürich und ihres Gebietes sowie die
völlige Durchführung der Reformation zur Folge. Die öffentlichen Wallfahrten wurden aufgehoben, letzte Ölung und Fronleichnamsfest
abgeschafft, die Klöster in Schulen verwandelt, die Chorherren zu Lehrern und Professoren gemacht und 1525 zum
erstenmal das Abendmahl in deutscher Sprache
[* 37] gefeiert.
Schon das Jahr vorher hatte sich Zwingli mit Anna Reinhard, der Witwe des JunkersMeyer von Knonau, verheiratet und waltete nun in der
einfachen Stellung eines Predigers fast wie ein antiker Volkstribun in geistlichen und weltlichen Angelegenheiten in Zürich.
In den
reformatorischen Grundprincipien mit Luther und den deutschen Reformatoren durchaus einig, ist Zwingli freier,
in liturgischer Beziehung radikaler als Luther, und stellt die ethische, sittlich-praktische Auffassung des Christentums in den
Vordergrund.
Diese Verbindung der religiösen und ethischen Interessen und zugleich sein glühender Patriotismus trieben Zwingli früh auf das
Gebiet der Politik. Schon seit Jahren eiferte er gegen das sog. Reislaufen (s. d.),
das Pensionenwesen, die Bündnisse mit fremden Fürsten, gegen alles, was die Unabhängigkeit und Stärke
[* 38] der Schweiz
[* 39] irgendwie
schädigte; er begann schon 1521 mit dieser polit. Reformation und zog dadurch sich und Zürich
den Haß der innern Kantone zu. Als
dann durch die
Bemühungen Z.s 1528 auch Bern
der Reformation beitrat, kam es 1529 zum ersten Kappeler Krieg,
(s. Kappel, 1). Im gleichen Jahre veranstaltete der Landgraf Philipp von Hessen, um die Differenzen
zwischen Luther und Zwingli, besonders in betreff der Abendmahlslehre, in der man sich über die Art der Gegenwart Christi
und die seines Genusses nicht einigen konnte, zu heben, zu Marburg
[* 40] im Oktober eine Zusammenkunft zwischen den sächs. und
schweiz. Reformatoren.
Doch wies Luther hier schroff die Anschauungen Z.s zurück. 1531 brach der Krieg zwischen Zürich,
Uri,
Schwyz,
Unterwalden, Luzern
[* 41] und Zug
von neuem aus, und
Zwingli mußte mit dem Banner des Kantons als Geistlicher zu Felde ziehen. Am 11. Okt. wurden die Züricher bei
Kappel geschlagen, und Zwingli fiel. Kriegsknechte verbrannten seinen Leichnam auf einem Scheiterhaufen und zerstreuten die Asche
in den Wind. 1838 wurde Zwingli zu Kappel ein Denkstein und 1885 in Zürich
eine Bronzestatue errichtet. Z.s theol.
Lehrbegriff ist dargestellt in seinen Hauptwerken: «De vera et falsa religione» (Zür. 1525),
«Fidei ratio» (ebd. 1530) und
«Christianae fidei brevis et clara expositio» (ebd. 1538). Seine «Sämtlichen
Werke» erschienen zuerst in Folio (4 Bde., Zür.
1533, 1545 u. 1581); einen Auszug besorgten Usteri und Vögelin (2 Bde., ebd. 1819-21);
seinen gesamten schriftlichen Nachlaß gaben Schuler und Schultheß heraus (8 Bde., ebd. 1828-42; Supplemente 1861).
Vgl. Hottinger, Zwingli und seine Zeit (Zür. 1842);