Die
Verfassung vom stellte durch Einführung des
Referendums und der
Initiative die reine
Demokratie an die
Stelle
der repräsentativen. Ein Jahrzehnt hindurch stand nun der Kanton
[* 2] unter dem Regiment der demokratischen (radikalen) Partei,
deren Hauptvertreter Sal. Vögelin war, bis es 1878 der gemäßigt-liberalen Partei gelang, wieder
einen Anteil an der Leitung der Staatsgeschäfte zu erringen. Die
Abstimmungen über Revision der Bundesverfassung
ergaben 1872 wie 1874 bedeutende Mehrheiten für die
Annahme.
Der Kanton Zürich
[* 3] stand bei allen eidgenössischen Gesetzesabstimmungen der achtziger und neunziger Jahre unter der
Fortschrittspartei voran. Reaktionäre Bemühungen des
«Bauernbundes» wurden mit großer Mehrheit verworfen. Seit 1891 nimmt
die Stadt Zürich als «Groß-Zürich» eine Ausnahmestellung im Gemeindeleben
des Kantons ein.
Über dem
Stadtrat (9 Mitglieder) steht der
GroßeStadtrat (118 Mitglieder), und dessen wichtigere
Beschlüsse
unterliegen wieder dem Gemeindereferendum. Verbesserungen der Kantonsverfassung (im Initiativrecht und in der Wahlart des
Kantonsrates) wurden 1894 angenommen.
Bluntschli und
Hottinger, Geschichte der Republik Zürich (neue Ausg., 3 Bde.,
ebd. 1870);
Leuthy, Geschichte des Kantons Zürich von 1794 bis 1840 (2 Bde.,
ebd. 1843-45);
Vogel, Memorabilia Tigurina oder
Chronik der
Denkwürdigkeiten der Stadt und Landschaft Zürich (4
Bde., ebd. 1845 fg.);
Sal. Vögelin, Das alte Zürich (neue Aufl., 2 Bde.,
ebd. 1879-90);
Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich (hg. von
Escher und
Schweizer, ebd. 1889 fg.);
Dändliker, Der Ustertag
und die polit.
Bewegung der dreißiger Jahre im Kanton Zürich (ebd. 1881); Zeller-Werdmüller,
Burgen
[* 4] des Kantons
Zürich (in den «Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft», 1894
u. 1895).
Friede, der am in Zürich
auf
Grund der Präliminarien von Villafranca (s. d.) abgeschlossene
Friede zwischen
Österreich,
[* 5]
Frankreich und
Sardinien.
[* 6]
Österreich trat darin seine
Rechte an die
Lombardei, mit
Ausschluß der
Festungen
Peschiera und Mantua,
[* 7] an
Frankreich ab, das sie wiederum an
Sardinien übertrug.
Sardinien übernahm drei Fünfteile
der Schuld des Lombardisch-Venetianischen Leihhauses und 40 Mill.
Fl. der Nationalanleihe von 1854. Die
Verträge enthielten nichts von dem
ItalienischenBunde, der in den Präliminarien in Aussicht gestellt war, ebensowenig von
den vertriebenen Herrschern der drei
Staaten Mittelitaliens, deren
Rechte in dem franz.-österr. Specialvertrage ausdrücklich
vorbehalten waren.
See oder Zürcher See, nächst dem
Bodensee und dem Vierwaldstätter See der größte See
der deutschen
Schweiz
[* 8] (s. Karte: Die
Schweiz), liegt in 409 m Höhe zwischen den Kantonen St.
Gallen, Schwyz
und Zürich,
ist 88 qkm groß, 40 km
lang, 1-4 km breit und erstreckt sich, halbmondförmig von O. nach W., NW. und N. gekrümmt,
von der Einmündung des Linthkanals bei Schmerikon (Kanton St.
Gallen) bis zum
Ausfluß
[* 9] der Limmat bei
Zürich
(s. d. nebst
Plan). Durch die
Landzunge von Hurden und den 1 km langen Eisenbahndamm,
der dieselbe mit der Landspitze von Rapperswil
verbindet, wird der See in zwei ungleiche Hälften geteilt, den Obersee, in den auf dem rechten Ufer die Jona, auf dem
linken die Wäggithaler
Aa mündet, und den eigentlichen Züricher See, der fast ganz dem Kanton Zürich
angehört. Im Obersee ist das Wasser von
hellgrüner, im Z. S., der 143 m
Tiefe erreicht, von blaugrüner Färbung. Bei seiner verhältnismäßig geringen
Tiefe friert
der See dann und wann vollständig zu, so 1830 und 1880, während dies beim Obersee fast alljährlich
der Fall ist. Von den 22 Fischarten, die er beherbergt, sind die wichtigsten: der
Flußbarsch, die
Trüsche (Lota vulgaris),
der Karpfen, die
Rot- und die Seeforelle, der Hecht und der
Aal.
Die Ufer beider Seebecken sind wenig gegliedert.
Inseln besitzt er nur zwei: die
Ufnau (s. d.) und die
Lützelau. Während der stille, teilweise schilfbewachsene
Spiegel
[* 10] des Obersees von den
Ausläufern der Schwyzer und der
Thuralpen
umrahmt wird, gehört das untere Seebecken dem Hügellande an.
Rechts wird es von der
Kette des Pfannenstiels (853 m), links
von einem 5-800 m hohenAusläufer des Etzels umschlossen, der von der Albiskette durch das
Thal
[* 11] der Sihl
getrennt wird.
Von den waldgekrönten Rücken senken sich sanfte, mit
Weinbergen und Obstgärten, Feldern und Wiesen bekleidete Hänge zum
Ufer hinab, das von Ortschaften, Schlössern und Villen umgeben ist. Nach
Süden zeigen sich bei hellem Wetter
[* 12] die Schneegipfel
des
Glärnisch,
Tödi, Scheerhorn,
Bristenstock u. s. w. Der Seeverkehr wird durch
Dampfer, viele Lastkähne («Lädischiffe»),
Ruder- und Segelboote vermittelt. Bahnlinien begleiten beide Ufer. Am Züricher See wurden (bei Meilen) 1854 die
ersten
Pfahlbauten
[* 13] in der
Schweiz aufgefunden. -
Geronimo, span. Geschichtschreiber, geb. zu Saragossa,
[* 14] erhielt in
Alcala eine gründliche
Bildung. Während er in öffentlichen Ämtern sich auszeichnete, durchforschte er zugleich
die alten span.
Chroniken sowie die ihm zugänglichen
Archive und sichtete kritisch die gewonnene
Ausbeute. 1543 wurde
er in den Angelegenheiten des Magistrats zu Madrid
[* 15] zu
Karl V. nach
Deutschland
[* 16] geschickt. Später ward er in den
Staatsrat Philipps
II. gewählt und dessen Sekretär.
[* 17]
Als 1547 die aragon.
Stände beschlossen, einen Geschichtschreiber des
Landes anzustellen, fiel auf ihn
dieWahl. Nach langen Vorbereitungen erschienen seine trefflichen «Anales de la
corona de
Aragon» (6 Bde., Saragossa 1562-80), die fortgesetzt
wurden von den
Argensola und Blasco-Lanuza (2 Bde., ebd. 1622). Zurita starb Streng wissenschaftlicher
Sinn und gründliche
Durcharbeitung eines mächtigen, heute zum
Teil verlorenen Materials zeichnen das schwerfällig geschriebene
Werk aus. Hierzu kommen eine beträchtliche Zahl überwiegend unedierter Einzelstudien und Kommentare, die meist mit seinem
Lebenswerk zusammenhängen. Briefwechsel und
Biographie finden sich in Dormers «Progresos de la historia en
Aragon» (Saragossa
1680). Zurita schrieb ferner wichtige Nachträge und Berichtigungen zu Pedro Lopez de
AyalasChroniken der
castil. Könige (ebd. 1663).
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