Anscheinend sinken die Preise angesichts der sehr starken
Überproduktion noch weiter, so daß ein
Rückschlag durch Verminderung
der Erzeugung wahrscheinlich erscheint. -
Vgl. Görz,
[* 3]
Handel und
Statistik des Zuckers, mit besonderer Berücksichtigung der
Absatzgebiete für deutschen Zucker (Berl. 1884; Ergänzungsband 1885);
Fachschulen, welche die Fabrikation des Zuckers lehren.
Eine solche Schule, welche mit einer
Versuchsplantage verbunden ist, besteht zu Neuorleans seit 1895. Der Kursus umfaßt zwei Jahre, und der
Unterricht erstreckt sich auf die verschiedenen Zweige der
Chemie und der praktisch-chem.
Arbeiten, über Zuckerrohrkultur,
Zuckermaschinen und Zuckerfabrikation.
oder
Raffinerie schlechthin, die Umarbeitung und
Reinigung des Rohzuckers (s. Zuckerfabrikation).
Der zur Verarbeitung gelangende Rohzucker wird meistens der
Vorreinigung (s. d.) unterworfen und dann in möglichst reinem
heißem Wasser zu einer ziemlich konzentrierten Lösung «geschmolzen».
Darauf wird diese Lösung heiß über
Knochenkohle (s. d.) filtriert und hierdurch sowohl chemisch wie mechanisch
gereinigt. Einen Knochenkohlenfilter zeigt dieTafel: Zuckerfabrikation II,
[* 1]
Fig. 1. Die heiße Zuckerlösung
läuft gewöhnlich über zwei oder drei Filter und ist dann genügend gereinigt, um als Kochkläre zur weitern Verarbeitung
zu gelangen. In letzter Zeit hat man bei sehr guter
Vorreinigung des Rohzuckers von der Filtration über
Knochenkohle Abstand
nehmen können, da eine entfärbende Wirkung wegen des zur Verwendung gelangenden gereinigten Rohmaterials
nicht mehr notwendig ist.
Man hat an
Stelle derselben eine rein mechan. Filtration durch Filterpressen nach
PatentSoxhlet angewandt, wobei die fangende
Schicht aus Holzmehl und
Kieselgur besteht. Durch diesen Wegfall der Knochenkohlenarbeit wird
eine bedeutende Ersparnis erzielt.
Die auf die eine oder andere
Weise hergestellte Kochkläre wird dann im
Vakuum entweder
auf recht grobe
Krystalle verkocht, die geschleudert werden, oder auf feinkörnige Füllmasse, die dann recht heiß in Formen (Brotformen)
gefüllt wird.
Der so aus der Kochkläre gewonnene Zucker heißt
Raffinade. Da die Füllmasse sehr rein ist, so besitzt auch der die
kleinen
Krystalle umgebende
Sirup eine sehr bedeutende Krystallisationsfähigkeit und verkittet beim Erkalten die ganze
Masse
zu einem festen harten
Brot
[* 6] (Brotzucker,
Brotraffinade, Raffinadebrot). Die in den Formen befindliche
Masse wird in denselben
zur Entfernung des letzten Restes von
Sirup mit ganz reiner konzentrierter Zuckerlösung (Deckkläre) gedeckt, darauf aus
den Formen geschlagen und in Trockenstuben getrocknet; in Papier verpackt bildet sie den bekannten Hutzucker.
Die beim
Decken ablaufenden
Sirupe werden je nach ihrer Reinheit entweder wieder in
Raffinade verkocht (Decksirup) oder die
geringern
Sirupe (Grünsirup) in gleicher
Weise zu
Melis (Melisbroten). Früher wurden aus diesen
Broten die guten Würfel (s.
Verbrauchszucker) durch Zersägen in Platten,
Streifen und Zerkleinern der letztern hergestellt. Später
wurde jedoch diese reine Raffinadefüllmasse direkt in solche Formen eingefüllt, welche bei einem nach dem Erkalten folgenden
Centrifugieren und
Decken in den Formen direkt Zuckerplatten geben, die dann auf Würfel verarbeitet werden
(Verfahren von
Langen, Adant u. s. w.). Der Grünsirup der Melisbrote wird auf
Korn gekocht und giebt nach dem Schleudern
einen geringern Farin (s. d.); die
Abläufe davon werden wie die
Sirupe der Rohzuckerfabrik verarbeitet; als Restprodukt verbleiben
etwa 8 Proz. vom verarbeiteten Rohzucker an Melasse.
eine Kulturvarietät der Runkelrübe (s.
Beta), die sich durch großen Zuckerreichtum
auszeichnet. Sie dient als Rohmaterial für die Rübenzuckerproduktion (s. Zuckerfabrikation) und
wird in verschiedenen Züchtungsspielarten angebaut. Gegenwärtig sind die sog. Wanzlebener
Zuckerrübe und ihre Nachzuchten am meisten beliebt. Das aus dem Samen
[* 8] sich entwickelnde Pflänzchen wächst im ersten
Jahre zur Zuckerrübe heran. Wird diese im zweiten Jahre wieder ausgepflanzt (Samenrübe), so
trägt sie nun
Früchte und stirbt dann ab. In letzter Zeit ist zur Gewinnung von Samenrüben die ungeschlechtliche
Vermehrung
(das Asexualverfahren) vorgeschlagen worden, welche erlaubt, verhältnismäßig viel Samen von einer (besonders zuckerreichen)
Rübe zu gewinnen, und also für die Erzielung guten Samens von Wichtigkeit werden kann.
Zuckerruhr - Zuckerste
* 9 Seite 66.1025.
Von zweckmäßig ausgewählten Zuckerrübe werden im
Frühjahr die seitlichen
Augen ausgeschnitten und ausgepflanzt. Im ersten Jahre
wachsen dieselben zu neuen Rüben aus, und im zweiten Jahre bringen diese (wie die aus Samen gewonnenen)
Früchte. Von einer
guten Zuckerrübe verlangt man, daß sie nicht zu klein ist (1-1-1½ kg schwer) und eine nicht
zu lange, einheitliche
Spitze besitzt. Die
Anordnung der nicht zu zahlreichen dünnen Saugwurzeln in fortlaufende, etwas schraubenförmige
Reihen und mäßig üppige, sich horizontal über den
Boden ausbreitende
Blätter gelten als
Anzeichen von Zuckerreichtum. Die
Zuckerrübe enthält 10-18 Proz. Zucker, die besten Sorten kommen also
hierin dem
Zuckerrohr gleich. Der Zucker ist fast ausschließlich Rohrzucker (s. Zucker). Der Wert der
Zuckerrübe ist aber außer dem Zuckergehalt abhängig von
¶
mehr
der Menge der sonst noch vorhandenen, im Saft gelösten Trockensubstanzbestandteile. Je weniger von diesen anwesend sind,
um so besser verarbeitet sich nämlich die Zuckerrübe. Man bestimmt infolgedessen den Reinheitsquotienten, das ist
die Zahl, die man erhält bei Division der Prozentzahl für Zuckergehalt durch die Prozentzahl für Gesamttrockensubstanz
und Multiplikation mit 100, oder mit andern Worten, man bestimmt den Prozentgehalt der Trockensubstanz
des Saftes an Zucker. Eine gute Zuckerrübe mich mindestens 12 Proz. Zucker und einen Quotienten
über 75 haben. Der Zuckergehalt wird durch polarimetrische Untersuchung eines alkoholischen Auszuges (früher fälschlicherweise
des ausgepreßten Saftes) bestimmt. Die Trockensubstanz des Saftes wird annähernd aus dem spec. Gewicht
desselben berechnet.
Von tierischen Feinden ist der Zuckerrübe besonders die Rübennematode (s. d.) gefährlich; unter den pflanzlichen
ist in jüngster Zeit ein Pilz,
[* 26] Phoma BetaeFrank, festgestellt worden, der, wie es scheint, bei den jungen Rübenpflanzen den
Wurzelbrand und bei der herangewachsenen Rübe die Herzfäule und Trockenfäule hervorruft, verderbliche Krankheiten, welche
sich durch Anfaulen des hypokotylen Gliedes (bei der jungen Pflanze), der Blattkrone und der Rübe selbst
kennzeichnen.
Die Ernte
[* 27] der Zuckerrübe beginnt Mitte September und beträgt, je nach der Güte des Bodens und der darauf verwendeten Kultur, etwa
30-40000 kg pro Hektar. Über die Aufbewahrung der geernteten Zuckerrübe s. Rübenaufbewahrung. Man berechnet
die Produktionskosten pro Centner Zuckerrübe mit 85-120 Pf. (inklusive des Pachtzinses für das Feld). Die Zuckerfabriken
bezahlten bislang den Centner (je nach dem Zuckergehalt) etwa mit 1 M. (gegenwärtig aber weniger) unter unentgeltlicher
Zurückgabe (des größern Teils) der abfallenden Rübenschnitzel (s. Zuckerfabrikation), die ein wichtiges Viehfutter
bilden.
Die aus den Diffuseuren kommenden Schnitzel enthalten nur 4-5 Proz. Trockensubstanz, die gepreßten 9-10
Proz. und zwar etwa 0,9 Proz. Protein, 0,05 Fett, 6,3 stickstofffreie Extraktstoffe, 2,4 Rohfaser und 0,6 Proz. Asche. In manchen
Zuckerfabriken wird gegenwärtig in besondern Trockenanlagen der Wassergehalt der Schnitzel auf etwa 15 Proz.
verringert und dieselben dadurch (ohne zu große Kosten) in ein sehr gedeihliches, haltbares Futter verwandelt.
Die nicht getrockneten Schnitzel werden zwecks Aufbewahrung eingemietet. Auch die bei der Ernte der Zuckerrübe abzuschneidenden
Köpfe mit Blättern
liefern im frischen und gesäuerten Zustande ein brauchbares Futter. -
Vgl. Buerstenbinder, Die Zuckerrübe (3.
Aufl., Hamb. 1896);
Werner, Der praktische Zuckerrübenbauer (Bonn
[* 28] 1888);
Knauer, Der Rübenbau (7. Aufl.,
Berl. 1894);
Eisbein, Der Zuckerrübenbau (Stuttg. 1895);
ders., Die kleinen Feinde des Zuckerrübenbaues (2. Aufl.. Berl.
1895);
Briem, Der praktische Rübenbau (Wien
[* 29] 1895);
Doering, Die Zuckerrübe und ihr Anbau (Bresl. 1896).