Sie besteht aus der eigentlichen Stadt und dem Stadtteil Sofija, hat breite, gerade
Straßen mit Häusern im Villenstil, (1892) 20500 E.,
zehn russ.
Kirchen, darunter zwei
Kathedralen, eine kath., eine evang.
Kirche, ein
Knaben-, ein Mädchengymnasium, Stadtschule, Kaufhof, Fuhrwesen, Tapetenfabrik.
Unmittelbar bei Zárskoje Selo finden sich
große kaiserl. Parkanlagen, mit dem «Alten Schloß»,
erbaut von
Katharina I. und ausgeschmückt von
Katharina II., enthaltend viele Prachtgemächer, eine
Kirche, die von
Cameron
angelegte Marmorgalerie u. a., und mit dem Alexanderschloß, von
Katharina II. für
Alexander I. erbaut,
enthaltend Gemälde von
Ajwasowskij,
Brüllow u. a. Ferner finden sich in den Parkanlagen eine got.
Ruine mit der marmornen Christussäule von
Dannecker, eine Marmorsäule (33 m hoch) zur
Erinnerung an die
Siege des
Grafen Orlow,
ein Obelisk für den
Grafen Rumjanzew, mehrere
Triumphbogen, ein
Theater,
[* 4]
Arsenal (dessen
Inhalt aber nach
Petersburg überführt wurde) u. a. In weiterer Umgebung liegen die kaiserl.
Lustschlösser
Tschesme, Pawlowsk, Krasnoje Selo und Gatschina; die deutsche
Kolonie Friedenthal (mit
Band- und Baumwollfabrikation).
Zárskoje Selo ist während des
Sommers von vielen Fremden bewohnt und war ehemals die Sommerresidenz der russ.
Kaiser. Es entstand
aus einer kleinen
Anlage, die
Peter d. Gr. bei dem finn. Dorf Saari-mojs gründete und
erhielt 1725 statt des
Namens Sarskoje den
Namen Zarskoje.
Katharina II. ließ daneben eine Stadt Sofija anlegen, die 1808 mit
Zarskoje zu der Stadt Zárskoje Selo
(d. i. Zarendorf) verbunden wurde. Auf dem berühmten Lyceum zu Zárskoje Selo (1811-49;
seitdem
Alexander-Lyceum in
Petersburg) fanden ihre Ausbildung Puschkin, Delwig, Korff, Fürst Gortschakow u. a.
altspan.Singspiel von meist zwei
Akten, dessen
Name von einem königl. Schloß bei Madrid
[* 6] herrühren soll, wo die Zarzuela vor Philipp IV. aufgeführt wurden.
Gegenwärtig entspricht die Zarzuela der franz.
Opéra comique.
HeinrichAdolf von, preuß.
General der Infanterie, geb. zu
Danzig,
[* 7] trat 1819 aus dem Kadettenkorps
als
Lieutenant in das 1. Garderegiment, besuchte 1823-25 die
Allgemeine Kriegsschule, wurde 1826 zum Ingenieurkorps, 1834 zum
Topographischen
Bureau und 1839 nach der
Türkei
[* 8] kommandiert, nachdem er vorher in den Generalstab versetzt war. 1841 wurde
Zastrow Hauptmann, 1845-47 war er in der
Kommission zur Feststellung des neuen Infanteriegepäcks thätig, 1848 trat er in
schlesw.-holstein. Dienste
[* 9] und führte am
Tage der
Schlacht von
Schleswig
[* 10] (23. April) das rechte
Seitendetachement, mit dem er bei
Missunde den Übergang über die Schlei erzwang. Zum Commandeur der
Avantgarde der schlesw.-holstein.
Armee ernannt, nahm er
an den
Gefechten bei Nübel und Holnis teil, eroberte nach dreistündigem
WiderstandKolding
und kommandierte in der
Schlacht von Fredericia (7. Juli) zwei
Brigaden. 1850 kehrte Zastrow als Bataillonscommandeur in preuß. Dienste
zurück. Bis zum J. 1866 allmählich zum Generallieutenant und Commandeur der 11. Division emporgestiegen, führte Zastrow im
preuß.-österr.
Kriege diese mit großer Auszeichnung, namentlich bei Königgrätz,
[* 11] wo er Nechanitz,
Wschestar und Rozběřitz erstürmte. Nach dem
Kriege zum kommandierenden
General des 7.
Armeekorps ernannt, führte Zastrow dieses 1870 und
nahm an den
Schlachten
[* 12] von Spicheren und Gravelotte sowie an der Einschließung von Metz
[* 13] teil. Nach dem Fall dieser Festung
[* 14] belagerte er
Diedenhofen,
[* 15] Montmédy und Mezières, operierte nach der Einnahme gegen die Loire und wurde
am Ende des Feldzugs zur Unterstützung der Südarmee unter
General von Manteuffel herangezogen. Zum
Chef des Grenadierregiments
Nr. 10 ernannt, nahm Zastrow bald nach dem Frieden seinen
Abschied und starb zu Schöneberg bei
Berlin.
[* 16] Seinen
Namen führt
ein
Fort bei Metz. Von seinen
Schriften sind zu nennen: «Handbuch der vorzüglichsten
Systeme und
Muster
der
Befestigungskunst» (Berl. 1828; 3. Aufl. u. d. T.
«Geschichte der beständigen Befestigung», Lpz.
1854),
«Carnot und die neuere Befestigung» (anonym, Lpz. 1840). Außerdem übersetzte er
Vaubans«Traité de l’attaque des places» u. d. T.
«Angriff und
Belagerung fester Plätze» (Berl. 1841).
[* 18] auch
Zaddeltracht, eine im 13. Jahrh. aufgekommene
Tracht, bei der die Ränder der männlichen Kleidung
in lange
Zacken oder
Streifen (Zatteln) zerschnitten oder mit Zatteln besetzt waren. (S.
Tafel: Kostüme
[* 19] II,
[* 1]
Fig. 5
u. 6.) Gegen die Mitte des 14. Jahrh. kamen die vorerst verachteten Zatteln, zugleich
mit der
Schellentracht
[* 20] (s. d.) und den Schnabelschuhen (s. d.),
auch bei den vornehmen
Ständen in Gebrauch. Die Zatteln beschränkten sich aber nicht auf den Rock, sondern alle Obergewänder,
die bis zumBoden reichenden, oft zu mächtigen
Glocken erweiterten Ärmel, selbst Hemdärmel, Kopfbedeckungen
u. s. w. wurden mit Zatteln versehen. Im Anfang des 15. Jahrh.
erreichte die Modethorheit der Zatteltracht ihren Höhepunkt. Um 1470 war sie ganz verschwunden und wurde von da an
nur noch von Spaßmachern und Narren getragen.
[* 18] auch
Erdspiegel oder
Bergspiegel, ein viereckiger Glasspiegel mit einem Schieber, den man zur Mitternachtsstunde
einer verstorbenen
Person unter
Beobachtung von allerlei
¶
mehr
Förmlichkeiten vorhält. Er erhält dadurch die Eigenschaft, Personen, verborgene Schätze und andere verborgene Dinge, Diebe,
Hexen, den zukünftigen Gatten u. s. w. zu verraten. In der Mitternachtsstunde des Sylvesterabends wird jeder Spiegel
[* 25] zum Zauberspiegel. -
Vgl. Wuttke, Deutscher Volksaberglauben der Gegenwart (2. Aufl., Berl. 1869).
Die japanesischen Zauberspiegel sind Metallspiegel, deren Rückseite ein starkes Relief trägt.
BeimSchleifen werden die dickern Stellen wegen geringerer Nachgiebigkeit hohl. Infolgedessen projiziert der anscheinend ebene
Spiegel, ins Sonnenlicht gestellt, ein Bild des Reliefs an die Wand.