16998 E., die sich großenteils mit der Verfertigung von Spitzen und Baumwollwaren sowie mit Bleichen beschäftigen. Ein Überbleibsel
aus der Blütezeit ist die stattliche (4872 qm), im 13. Jahrh. begonnene, neuerdings mit den
Standbildern von 44 flandr. Grafen von Puyenbroek und im Innern mit trefflichen Freskomalereien von Guffens und Swerts
geschmückte Tuchhalle mit Belfried (70 m), die jetzt als Rathaus dient (s. Tafel: Niederländische Kunst I,
Fig. 3). Die Wände
des ersten Stocks sind seit 1876 mit 12 Gemälden in Wachsfarben von F. Pauwels ausgeschmückt. In der got.
Domkirche des heil. Martin aus dem 13. Jahrh. mit schönem Chorgestühle
liegt Cornelis Jansen (s. d.), der hier 1635 - 38 Bischof war, begraben. Andere Bauten sind die got. Fleischhalle
mit dem Museum, das Hospiz (Belle-Gasthuis), 1279 gegründet, 1616 umgebaut, die Peterskirche und Militärreitschule. - Ypern nahm
im 14. Jahrh. Anteil an dem Aufstand gegen den Grafen von Flandern unter Philipp von Artevelde; ergab sich
aber den Franzosen schon vor der Schlacht bei Roosebeke (1382) und wurde darauf 1383 von den Gentern und ihren engl. Hilfstruppen
belagert; von da rührt der Verfall der einst angeblich 200000 E. zählenden Stadt. Auch in den Kriegen des 16. und 17. Jahrh.
wurde Ypern häufig von den Franzosen und Spaniern erobert, bis Joseph II. 1781 die Festungswerke schleifen
liest.-
Vgl. Vandenpeereboom, Ypriana (3 Bde., Brügge 1878 - 80).
(Hyssopus officinalis L.), Halbstrauch aus der Familie der Labiaten (s. d.), im südl.
Europa, die einzige Art dieser Gattung, teils als Zierpflanze, teils als Gewürzkraut häufig in Deutschland kultiviert und
verwildert hin und wieder auf Schutt alter Burgen. Er bildet vielstenglige, fußhohe oder höhere Büsche,
deren Stengel mit zahlreichen lineal-lanzettförmigen, drüsig-punktierten, sehr aromatischen Blättern besetzt sind und in
aus einseitswendigen Scheinquirlen zusammengesetzte Trauben dunkelblauer (selten weißer) Blüten auslaufen. Der Ysop ist reich
an ätherischem Öl, riecht und schmeckt aromatisch. Er erträgt den deutschen Winter gut, gedeiht ohne
besondere Pflege auf kräftigem Gartenboden und läßt sich durch Zerteilung der Stöcke im Spätsommer leicht vermehren.
Das Kraut war als Herba Hyssopi offizinell und wurde gegen Magenleiden angewendet, es ist auch jetzt noch als Hausmittel
in Gebrauch, weshalb die Pflanze besonders auf dem Lande häufig kultiviert wird.
oder Ijssel (spr. eißel), Flüsse in den Niederlanden. Die Neue oder Nieuwe Yssel, kanalisierter Arm des Rheins,
der von Drusus gegrabenen Fossa Drusiana entsprechend, führt aus dem Rhein nahe oberhalb Arnheim 26 km nordostwärts nach
Doesburgh, wo er sich mit der Alten oder Oude-Yssel vereinigt, wendet sich in dem ursprünglichen Bett
des untern Laufs der Alten Yssel unter dem Namen Yssel oder Ysselstroom nordwärts über Zutphen
und Deventer und geht nach einem
Laufe von 90 km westlich von Zwolle, bei Kampen, mit mehrern Armen und einem sich stets erweiternden Delta in den Zuidersee,
nachdem er rechts aus Westfalen die Berkel und die Schipbeek aufgenommen hat. Die Yssel ist 146 km lang,
bei Zutphen 100, bei Kampen über 220 m breit und wird von Dampfbooten befahren. - Die Niederyssel, Nederyssel, auch Kleine
oder Holländische Yssel genannt, ein schiffbarer Arm des Leck, zweigt bei Vianen ab, fließt über Ysselstein
und Montfoort, dann über Oudewater nach Gouda, zuletzt südwärts in die Maas, oberhalb Rotterdam und gegenüber der Insel
Ysselmonde.
(spr. issängschoh).
1) Arrondissement im Osten des franz. Depart. Haute-Loire in Languedoc, hat auf 1153,28 qkm (1896) 92128 E., 6 Kantone und 43 Gemeinden.
- 2) Hauptstadt des Arrondissements Yssingeaux, an einem 860 m hohen Vorberge der Montagne du Meygal (1483 m),
links vom zur Loire gehenden Lignon, an der Nebenbahn Yssingeaux-La Voûte-sur-Loire (23 km), hat (1896) 3208, als Gemeinde 8004 E.,
einen Gerichtshof erster Instanz, Ackerbaukammer, Sparkasse, Hospital;
Gerberei, Brauerei, sowie Fabrikation von Blonden, Spitzen
und Bändern.
alte Stadt an der Südküste des schwed. Läns Malmöhus, an den Privatbahnen Eslöf-Ystad und Malmö-Ystad (63 km),
ist unregelmäßig gebaut, hat einen neuen Hafen, schönen Marktplatz, Rathaus und zählt (1893) 8540 E. Die Stadt unterhält
Fabriken in Tabak, Cichorien, Zucker, Leder und Wagen, Dampfmühle, Gießerei; treibt Fischerei und Schiffahrt. Die
Ausfuhr erstreckt sich namentlich auf Eier (1896: 202300 Stück), Melasse (583908 kg), Butter (12135 kg), Hafer (19000 kg),
frische und gesalzene Fische, die Einfuhr auf Dungstoffe, Roggen, Weizen, Gußeisen, Petroleum, Spirituosen, Kohlen, Kleie und
Ölkuchen. Regelmäßige Dampfschiffahrt besteht mit Stockholm, Göteborg, Kopenhagen, Bornholm, Lübeck und Stettin. Ystad ist
Sitz eines deutschen Konsuls.
(spr. -duk), Stadt in der Grafschaft Glamorgan des engl. Fürstentums Wales, am Rhonnda, einen: rechten
Nebenfluß des Taff, im Nordwesten von Cardiff, inmitten des Kohlen- und Eisenreviers, hatte 1881: 55632, 1891 schon 88350 E.;
Eisen- und Stahlwerke, Hochöfen u. s. w.
(chem. Zeichen Yb; Atomgewicht 173,2), ein metallisches chem. Element, das in den Yttrium
(s. d.) enthaltenden Mineralien vorkommt und sehr schwer rein abzuscheiden ist.
(chem. Zeichen Y; Atomgewicht 89), ein metallisches, zu den sog. Erdmetallen gehöriges chem.
Element. Der Schwede Gadolin entdeckte 1794 in dem nach ihm Gadolinit (s. d.) genannten
Mineral eine eigentümliche Erde, die Yttererde, Y2O3 , aus der das Yttrium in Gestalt metallglänzender
Schuppen abgeschieden wurde. Später ergab sich, daß dieses Yttrium ein Gemenge mehrerer Metalle war, nämlich
des eigentlichen Yttrium, des Ytterbiums und des Erbiums, deren Eigenschaften noch nicht gehörig erforscht sind. Diese Metalle
finden sich auch in den beiden Mineralien Orthit (s. d.) und Yttrotantalit.
Halbinsel, die in Gestalt eines länglichen Rechtecks auf der Nordseite von Centralamerika vorspringt (s.
Karte: Mexiko), zwischen der Campechebai des Mexikanischen Golfs und dem
mehr
Golf von Honduras des Karibischen Meers, von der Insel Cuba durch die nur 220 km breite Yucatanstraße getrennt, hat ein Areal
von 220000 qkm und umfaßt, außer Britisch-Honduras (s. d.) oder Belize im SO., einem Teile des zu Guatemala gehörigen Departamentos
Verapaz im S. und Teilen der mexik. Staaten Chiapas und Tabasco im SW., die mexik. Staaten Campeche (s. d.)
und Yucatán. Letzterer zählt auf 85827 qkm (1895) 297507 E., meist Maya-Indianer; die Hauptstadt Merida (s. d.)
ist mit Campeche, Progreso, Tecax, Izamal und Temax durch Bahnen verbunden. Yucatán besteht ausschließlich aus Ablagerungen der
Tertiärperiode.
Die Oberfläche ist flach; nur im Innern kommt Hügelland von 100 m Höhe vor. Die Küsten sind niedrig,
rings von Sandbänken umgeben, im O. zu mehrern Baien eingebuchtet. Unter den Küsteninseln ist Cozumel im O. die größte.
Im Innern herrscht Wassermangel. Das Klima ist außerordentlich heiß, gilt aber wegen seiner Trockenheit für gesund. Nur
an der Küste kommt das Gelbe Fieber vor und während der Regenzeit treten Fieber auf. Zwischen Anfang Oktober
und Ende Februar stürzen Tropenregen in Strömen herab, werden aber von dem Sand- und Felsenboden begierig aufgenommen.
Außer Mais und in feuchtern Gegenden Reis gedeihen keine europ. Cerealien, auch nur wenige europ.
Gemüse, dagegen alle Tropenfrüchte, von Handelsgewächsen namentlich Tabak, Kaffee, Zuckerrohr, Baumwolle,
Indigo und Henequén, d. i. eine Agavenart, deren Fasern zur Verfertigung von Seilerwaren, Säcken und Matten benutzt
werden und unter dem Namen Pita- oder Sisalhanf in den Handel kommen. Den größten Reichtum bilden die ausgedehnten Waldungen.
Diese liefern alle Arten Hölzer für Kunsttischlerei und Schiffbau, fast alle Farbehölzer, namentlich
Campecheholz. Außerdem finden sich hier der Copaiva- oder Tolubaum, der Guajacan- und Ambrabaum, Tamarinden, Sassafras u. s. w.
Metalle finden sich nirgends im Staate Yucatán An der Küste schlämmt man Salz und sammelt Ambra. Die Küstenfischerei ist außerordentlich
ergiebig. Von Orten sind außer Merida jetzt nur noch Progreso, Valladolid und Bacalar zu nennen.
Großes Interesse haben zahlreiche Ruinen alter Bauwerke und Städte erweckt, welche die Maya-Indianer Xlapakh (alte Mauern)
nennen. Am berühmtesten sind die 80 km südwestlich von Merida, unweit Uxmal (s. d.) gelegenen. Außer diesen werden noch
genannt die von Chichen-Itza (s. d.), Tulûm, Pamal, Mayapan, Labpak,
Zayi, Chunjuju, Labna, Becanchen und Iturbide. Es sind echte Denkmäler toltekischer Baukunst.
Einst stand Yucatán unter einem Monarchen, der zu Mayapan residierte und dem alle andern Kaziken und Herren des Landes unterthänig
waren. Später zerfiel das Reich in 7 Teile unter Kaziken. Die Spanier betraten das Land zuerst 1506 unter Diaz
de Solis und Pinzon. Um 1527 begann Francisco de Montejo die Eroberung, und um 1540 wurde Campeche gegründet, 1541 unterwarf
sich der letzte Nachkomme der Herrscher von Mayapan, Namens Tutul-Xiu, worauf seine Hauptstadt Mani zerfiel. Auf der Stelle
und aus den Trümmern von Tihoo entstand 1542 Merida. Die Indianer sanken sowohl da, wo sie sich unterwarfen
und äußerlich das Christentum annahmen, als auch in dem Innern des Landes von einer verhältnismäßig hohen Stufe der Civilisation
in ihre jetzige Armut und Unkultur. Nach Befreiung von den Spaniern 1821 erklärte Yucatán seine Selbständigkeit,
die von der mexik.
Regierung nie anerkannt und schließlich aufgegeben wurde.
Vgl. Cogolludo, La historia de Yucatán (Madr. 1687; neue Ausg., 2 Bde.,
Campeche und Merida 1842 - 45);
Stephens, Incidents of travel in Yucatán (2 Bde., Lond.
1843; deutsch, 2 Bde., Lpz. 1854);
E. Ancona, Historia de Yucatán hasta nuestros dias (Merida 1878 - 80);
Désiré Charnay, Les anciennes villes
di Nouveau Monde.
Voyages d'exploration au Mexique et dans l'Amérique centrale1857 - 82 (Par. 1885);
A. D. Le Plongeon, Yucatan
(Brooklyn 1889);
Sapper, Sobre la geografia fisica y la geologia de la Peninsula de Yucatán y de los Estados Chiapas y Tabasco (Mexiko
1896);
Molina Solis, Historia del descubrimiento y conquista de Yucatán (Madr. 1896).