Wurzbach (Constant von) - Würzburg (Bezirksamt und Stadt)
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1880), «Die goldene
Bibel»
[* 2] (2 Bde., ebd. 1880) und die «Rembrandt-Galerie»
(ebd. 1885),
ferner eine «Geschichte der holländ. Malerei»
(Prag
[* 3] 1885). Für die «Quellenschriften für Kunstgeschichte» lieferte
Württemberg
[* 4] eine
Übersetzung von
Houbrakens «Groote schouburgh der nederlandsche konschilders » (1880).
Außerdem schrieb er die
Biographien der niederländ. Landschaftsmaler in dem Werke «Kunst
und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit» (Lpz. 1876) u. a.
Constant, Ritter von
Tannenberg, Bibliograph und Dichter (unter dem
Pseudonym Wurzbach Constant), geb. 11. April 1818 zu
Laibach,
[* 5] studierte zu Graz
[* 6] die
Rechte, war 1836 - 44 Militär in Krakau
[* 7] und Lemberg,
[* 8] vertauschte seine Offizierscharge mit
einem Posten an der Lemberger Universitätsbibliothek, erhielt 1848 eine
Stellung an der kaiserl. Hofbibliothek
zu
Wien
[* 9] und wurde 1849 Vorsteher der administrativen
Bibliothek des Ministeriums des Innern. Später lebte Wurzbach zurückgezogen
in
Berchtesgaden, wo er starb. Wurzbach ist aus der Schule von
Anastasius Grün hervorgegangen und hat namentlich in der
poet. Erzählung zum
Teil Treffliches geleistet. Er veröffentlichte: «Mosaik», eine Sammlung seiner lyrischen
Gedichte,
Balladen und
Romanzen (Krak. 1841),
die seiner spätern erzählenden
Dichtung «Der
Page des
Kaisers»
(Düsseld. 1854) zur Einleitung dient. Sammlungen erzählender
Poesien sind die «Kameen»
[* 10] (Düsseld.
1856) und die «Gemmen» (Hamb. 1855),
eine Sammlung lyrischer Gedichte die
«Cyclamen»
(Wien 1872) und deren Fortsetzungen «Aus
dem Psalter eines
Poeten» (Lpz. 1874) und «Madonnenmaler»
(1882). W.s wissenschaftliche
Arbeiten sind: «Sprichwörter der
Polen» (Lemb. 1847; 2. Aufl.,
Wien 1852),
«Feldmarschall Erzherzog
Karl» (Salzb.
1880) u. s. w. Ein besonderes Verdienst hat sich Wurzbach erworben durch die «Bibliogr.-statist.
Übersicht der Litteratur des österr. Kaiserstaates» (3 Jahresberichte,
Wien 1854, 1855, 1856) und das
«Biogr. Lexikon des Kaisertums
Österreich»
[* 11] (60 Bde., ebd. 1857 - 92), ein in seiner
Art einziges Riesenwerk, das 24 - 25000 kritische
Lebensbeschreibungen der denkwürdigen Persönlichkeiten aus allen Kronländern
und
Ständen des Kaiserstaates enthält.
[* 12] ehemals reichsfreies
Bistum mit etwa 4900 qkm Flächeninhalt und 262000 E., wurde 741 gestiftet.
Der erste
Bischof war der von
Bonifatius bestallte und geweihte Burkhardt. Zum Schutzpatron hatte es den heil.
Kilian, der hier
schon 688 das Evangelium gepredigt haben soll. Allmählich brachten die
Bischöfe zahlreiche Besitzungen der benachbarten
fränk.
Grafen und Herren
an sich, aus
welchen das umfangreiche Fürstbistum Würzburg sich bildete, an dessen
Spitze der Fürstbischof, später mit dem
Titel eines
Herzogs von
Ostfranken, stand.
Die erste wirkliche Verleihung der herzoglichen,
d. i. der richterlichen Gewalt in
Ostfranken findet sich 1120. Eine neue
Bestätigung
der herzogl. Würde erhielt der
Bischof Herold 1168 durch
KaiserFriedrich I.; in der
Urkunde ist aber absichtlich
das Wort
Franken und fränkisch vermieden und nur von einem «wirzburgischen»
Herzog die Rede (s.
Franken). Doch haben die
Bischöfe später wiederholt versucht, diese
Bestätigung zu weiterer
Ausdehnung
[* 13] ihrer Macht in
Franken zu benutzen. In geistlichen Angelegenheiten standen sie unter dem Erzbischof von Mainz,
[* 14] selbst nachdem ihnen
Benedikt XIV. 1751 das erzbischöfl.
Pallium
[* 15] und das Kreuz
[* 16] erteilt hatte. Während des Dreißigjährigen
Krieges gab der Kanzler
Oxenstjerna 1633 dem
HerzogBernhard
von
Sachsen-Weimar die
Bistümer Würzburg und
Bamberg
[* 17] als Herzogtum
Franken in
Lehn, das aber 1634 wieder aufgelöst und an den
Bischof
zurückgegeben wurde. Infolge des Friedens zu Lunéville (1801) wurde auch das
Bistum Würzburg säkularisiert
und durch den Reichsdeputationshauptschluß von 1803 an das Kurfürstentum
Bayern
[* 18] als ein weltliches Erbfürstentum überlassen,
mit Ausnahme einiger
Ämter, die an andere Fürsten fielen.
Unter den 78 Fürstbischöfen, die Würzburg hatte, sind besonders zu nennen: Julius (s. d.)
Echter von
Mespelbronn (1573 - 1617) und
FranzLudwig von Erthal (s. d., 1779 - 95). Der letzte Fürstbischof,
GeorgKarl (von Fechenbach), erhielt eine Pension und starb zu
Bamberg. Im Frieden zu
Preßburg
[* 19] trat
Bayern gegen anderweite
Entschädigung das Fürstentum Würzburg 1805 an den ehemaligen
Großherzog Ferdinand III. von
Toscana ab, der
das ihm 1803 zur
Entschädigung überlassene Kurfürstentum
Salzburg
[* 20] an
Österreich überließ, wogegen nun Würzburg zum Kurfürstentum
erhoben wurde. Am trat Ferdinand dem Rheinbund bei und nahm nun den
TitelGroßherzog von an. Durch Beschluß des
WienerKongresses erhielt der
Großherzog seinen ErbstaatToscana, Würzburg aber fiel an
Bayern
(Teil des Reg.-Bez.
Unterfranken) zurück; kleinere
Teile fielen an
Baden
[* 21] und
Württemberg. -
1)
Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez.
Unterfranken, hat 464,29 qkm und 40251 (19617 männl., 20634 weibl.) E. in 46 Gemeinden mit 86 Ortschaften,
darunter 1 Stadt. - 2)
UnmittelbareStadt und Hauptstadt des bayr. Reg.-Bez.
Unterfranken und des ehemaligen Fürstbistums Würzburg, in einem schönen
Thale am Main, über den eine alte, 200 m lange, mit Standbildern
von
Heiligen geschmückte
Brücke
[* 22] (1474 - 1607) von acht
Bogen,
[* 23] die Luitpoldbrücke (1887 vollendet) und die 1895 eröffnete
Ludwigbrücke mit aus
Erz gegossenen Löwenbildern führen, an den Linien
Würzburg-Heidelberg (159,4 km) der
Bad.,
[* 24]
Bamberg-Würzburg (100,1 km),
Aschaffenburg-München und
Würzburg-Nürnberg-Passau (320,1 km) der Bayr. Staatsbahnen,
[* 25] ist Sitz der
königl. Kreisregierung, des Bezirksamtes, eines Bischofs, bischöfl. Ordinats und Konsistoriums, evang. Distriktsdekanats,
israel. Distriktsrabbinats, Landgerichts (Oberlandesgericht Bamberg) mit einer Kammer für Handelssachen und 11 Amtsgerichten
(Arnstein, Aub, Brückenau, Dettelbach, Gemünden, Karlstadt a. M., Kitzingen,
[* 28] Marktbreit, Ochsenfurt, Wiesentheid, Würzburg), eines Amtsgerichts,
Oberpost- und Oberbahnamtes, griech. Konsuls, einer Handels- und Gewerbekammer, Reichsbanknebenstelle, eines
Bezirkskommandos sowie des Generalkommandos des 2. bayr. Armeekorps und der Kommandos der 4. Division, 7. Infanterie- und 2. Feldartilleriebrigade
und hat (1895) 68747 (34067 männl., 34680 weibl.) E., darunter 13308 Evangelische und 2500 Israeliten, in Garnison das 9. Infanterieregiment
Wrede, Stab,
[* 29] 1., 2. und reitende Abteilung des 2. Feldartillerieregiments Zorn und das 2. Trainbataillon
(3. Compagnie in Germersheim), Post- und Telegraphenamt und Fernsprecheinrichtung. (Hierzu ein Stadtplan mit Verzeichnis der
Straßen, öffentlichen Gebäude u. s. w.)
Anlage, Denkmäler. Der größte Teil der Stadt liegt auf dem rechten Ufer des Mains und wird von prächtigen Anlagen, einer
Ringstraße und dem Mainquai umschlossen. Auf dem linken Ufer befindet sich die ehemalige Citadelle der
Festung,
[* 30] deren Werke rechts vom Main 1867 - 74 niedergelegt sind, der «Marienberg»,
bis 1720 Sitz der Bischöfe, jetzt Kaserne. Auf der Juliuspromenade erhebt sich das 1847 von König Ludwig I. errichtete eherne
Standbild des Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbronn, nach Schwanthalers Modell; in der Domstraße
der 1733 errichtete Vierröhrenbrunnnen; Büsten sind errichtet dem Naturforscher Philipp Franz von Siebold (vonRoth in München),
[* 31] dem ehemaligen Bürgermeistervon Zürn (von Spieß in Rom)
[* 32] und dem Komponisten V. E. Becker (von Hörner in Nürnberg).
[* 33]
Auf dem Residenzplatz steht der prächtige von Ferd. von Miller in München ausgeführte Luitpoldbrunnen
(Juni 1894) mit den
[* 27]
Figuren der Frankonia, des Malers Grünewald, des Bildhauers Riemenschneider und
Walthers von der Vogelweide, auf dem Kaiserplatz der 1895 vom Prinz-Regenten Luitpold von Bayern gestiftete Kiliansbrunnen mit
zwei Schalen aus carrarischem Marmor und dem Erzstandbild des heil. Kilian (von Bath. Scbmidt). Würzburg hat 24 kath., 2 evang.
Kirchen und eine Synagoge.
Unter den Kirchen sind bemerkenswert: der Dom, eine kreuzförmige Pfeilerbasilika in roman. Stil, 862 begonnen, 1189 geweiht
und 1240 wesentlich verändert, mit vielen Denkmälern von Bischöfen in dem im 18. Jahrh. im Barockstil gänzlich erneuerten
Innern;
die Neumünster Kirche mit roter Barockfaçade (1711 - 19 erbaut), Kuppel (1734) und reichem Innern
im Jesuitenstil;
die schöne got. Marienkapelle, ein dreischiffiger schlanker Hallenbau (1377 - 1441), 1856 restauriert
und mit einem zierlichen durchbrochenen Turmhelm versehen, mit Statuen von Tilmann Riemenschneider;
die Universitäts- oder
Neubaukirche (1582 - 91) in einer Mischung von got. und Renaissanceformen,
mit einem großartigen Turme, jetzt Sternwarte;
[* 34]
die altgot. restaurierte Franziskanerkirche;
die evang. Stephanskirche mit
schönen Fresken;
die Haugerkirche, 1670 - 91 von Petrini im Barockstil erbaut, mit zwei Türmen und Kuppel;
die Stiftskirche
St. Burkard, in ihrem westl. Teil das älteste äußerlich unversehrt gebliebene kirchliche Gebäude der Stadt, im
roman. Stil 1033
- 42 aufgeführt, 1168 erneuert, der spätgot.
Chor von 1494 bis 1497; die Deutschherrenkirche, ein Juwel
altgot. Baukunst,
[* 35] jetzt Militärmagazin, und die achteckige Marienkapelle auf dem Nikolausberg, das sog.
Käpelle, eine Wallfahrtskirche mit Altarbildern; westlich der Aussichtsturm Frankenwarte. Neuerdings wurde eine zweite prot.
Kirche (Johanniskirche) im frühgot. Stil nach Plänen von Steindorff vollendet; 1895 der Grundstein zur
roman. St. Adalbertkirche gelegt.
Weltliche Gebäude. Das königl., früher bischöfl. Schloß, die Residenz, eins der größten und
schönsten Schlösser, 1720 - 44 durch Joh. Balth. Neumann erbaut (167 m lang, 89 m tief, 21 m hoch), mit 7 Höfen, 283 Gemächern,
einer Kirche, großartigem Treppenhaus und Kaisersaal durch zwei Stockwerke (mit Gemälden des VenetianersTiepolo). Die fürstbischöfl.
Zimmer und der Spiegelsaal sind mit franz. Gobelins ausgeschlagen. Die Gemäldesammlung ist reich an Stillleben, die Kellereien
bergen treffliche Frankenweine;
in den Flügeln des Schlosses das Archiv, die Sammlungen des Historischen und die
Gemäldeausstellung des Kunstvereins;
im Hofgarten schmiedeeiserne Gitterthore und die neue Orangerie. Am brannte
der Dachstuhl
[* 36] des rechten Flügels ab.
Das 1567 gestiftete große Juliusspital mit einem Vermögen von 9 Mill. M., verbunden
mit den klinischen Anstalten der Universität;
ferner das Rathaus, Regierungsgebäude (früher Benediktinerkloster), die Universität,
Theater,
[* 37] Harmoniegebäude, der neue Hauptbahnhof, die Ludwigshalle, Schrannenhalle, die 1856 - 58 erbaute
Maxschule mit dem Realgymnasium, der Kreisrealschule und den Sammlungen des Polytechnischen Vereins, das neue Gymnasium, chem.
Laboratorium,
[* 38] die neuen Kasernen, das großartige Justizgebäude (1892), Universitätskollegienhaus (1896), Vincentinum (Anstalt
für verwahrloste Knaben) und die prächtigen Privatbauten in der Ludwigsstraße, in den Ringstraßen
und am Kaiserplatz.
Bildungs- und gemeinnützige Anstalten. Die Universität wurde 1402 durch BischofJohann von Egloffstein gegründet, geriet aber
nach dem Tode des Stifters (1411) in Verfall. Die Neugründung erfolgte 1582 durch Fürstbischof Julius Echter von Mespelbronn,
und die reich dotierte Hochschule wurde als Hochburg des Katholicismus der Sammelpunkt der kath. JugendDeutschlands
[* 39] und der Nachbarländer (etwa 1500 Studierende). Die theol. und philos. Fakultäten waren in den Händen der Jesuiten,
die die Lehrstühle bis zur Aufhebung des Ordens (1773) innehatten.
Die Besetzung der Stadt durch die Schweden
[* 40] (1631) führte zur Auflösung der Universität, die sich erst nach 1648 wieder
erholte. Durch die Vereinigung des Hochstifts mit Bayern verlor die Universität den Charakter einer kirchlichen Anstalt. Seitdem
hat sich besonders die mediz. Fakultät eine hervorragende Stellung errungen. Die Universität hat (1896/97) 52 Professoren, 26 Docenten, 1544 Studierende,
darunter etwa 800 Mediziner und 10 Hörer. Die Universitätsbibliothek ist vom vormaligen Großherzog von
Frankfurt,
[* 41] Karl von Dalberg, gestiftet und enthält 300000 Bände, darunter das Evangelienbuch des Frankenapostels Kilian (7.
Jahrh.) mit geschnitztem Elfenbeindeckel (9. oder 10. Jahrh.).
Das Naturalienkabinett wurde von dem ehemaligen Minoriten Professor Blank (gest. 1827) gesammelt und später vermehrt. Das 1801 von
Professor Dr. JosephFröhlich¶