Wurstwagen, Lafetten, die einen länglichen Kasten mit gepolstertem Deckel, die sog. Wurst
haben, auf der Mannschaften im Reitsitz fortgeschafft werden. In
Bayern
[* 2] hatte man den Wurstsitz bis 1862 bei den Munitionswagen.
Die österr.
Artillerie hatte an den Lafetten der
Kavalleriebatterien (die die reitenden ersetzen sollen)
ebenfalls den Wurstsitz.
Beim österr. Feldartilleriematerial von 1863 wurde auf dem Deckel des Lafettenkastens der Wurstsitz
angebracht.
Dieser ist durch die jetzigen
Achssitze (s. d.) der Lafetten verdrängt worden.
oder Wursten (Worsatia,Terra Worsatorum), eine größtenteils zum preuß. Reg.-Bez.
Stade
[* 3] gehörige
FlächeMarschland rechts an der untern Weser, die in der Mitte etwa 7 Km breit ist und
sich 30 km weit nach Norden
[* 4] bis zum Ende der Deiche bei Ritzebüttel erstreckt; die Südostgrenze bildet der Graue Wall nebst
Graben (s. Nebenkarte zur Karte:
Hamburg
[* 5] un Umgebung). Die frühesten Deichbauten rühren von Friesen her.
Neu angewachsenes
Land wurde 1640 von
Emdener Kaufleuten eingedeicht und führt den
Namen Neufeld oder das
Neue Land Wursten.
Nach den
Sturmfluten von 1825 wurden die Deiche auf 46 m am Fuß verbreitert und auf 9 m erhöht, so daß sie nun für die
stärksten der hannov.
Küste gelten. Wurstnerland gehörte bis zum Ende des Mittelalters zu
Friesland und kam dann
an das Erzbistum (Herzogtum)
Bremen,
[* 6] dessen
Schicksale es fortan teilte. Vor das Wurstnerland legt sich ein breites
Watt, das WursterWatt, welches bei Ebbe trocken läuft (f. die Seekarte).
Wurstfüllmaschinen, Wurstspritzen,
Maschinen, welche dazu die nen, das Wurstfüllsel in den
Darm
[* 7] hineinzupressen. Sie bestehen aus einem Hohlcylinder, in welchen die Füllmasse eingetragen wird. Am
einen Ende trägt der Cylinder einen Rohransatz, über
den derDarm geschoben wird. Durch eine Kurbel,
[* 8] die mittels Räderübersetzung
auf eine Zahnstange wirkt, bewegt man einen Kolben, der das Füllsel durch den Rohransatz in den
Darm preßt. Früher
waren Wurststopfmaschinen mit liegendem Cylinder gebräuchlich, neuerdings hat man solche mit stehendem Cylinder,
die weniger Raum beanspruchen und leichter zu handhaben sind.
[* 9] bis 1803 amtlich
Würtemberg, früher Wirtemberg genannt, ein zumDeutschenReich gehöriges
Königreich, seinem Flächeninhalt nach der dritte, seiner Einwohnerzahl nach der vierte
Bundesstaat, liegt im südwestl.
Deutschland
[* 11] zwischen 47° 34'48" und 49° 35' 17" nördl.
Br. und 8° 12' 29" und 10° 29' 45" östl. L. von Greenwich, grenzt
im
NO., O. und SO. an
Bayern, im
S. an
Baden,
[* 12] die Hohenzollernschen
Lande und den
Bodensee, der Württemberg von der
Schweiz
[* 13] trennt, im
SW., Westen und NW. an
Baden und besitzt
außerhalb dieser abgerundeten Umgrenzung einige kleine Enklaven
in
Baden und Hohenzollern, wie es andererseits die Hohenzollernschen
Lande und drei großherzoglich
Hess. Enklaven umschließt.
Der nördlichste Punkt desLandes, Simmringen (Oberamt Mergentheim),
[* 14] ist vom südlichsten, Retterschen
am
Bodensee, 223 km, der westlichste, die Hornisgrinde im
Schwarzwald, vom östlichsten, Duttenstein (Oberamt Neresheim), 169 km
entfernt. Württemberg hat einen Flächenraum von 19517,06 qkm. (S. die Karte:
Baden, Hohenzollern und Württembcrg, beim
ArtikelBaden.)
Oberflächengestaltung. Württemberg gehört zum westl.
Teile des süddeutschen Hochlandes. Sein Relief bestimmen
der
Schwarzwald, der Schwäbische Jura und aus
Bayern herüberstreichende Züge der
AllgäuerAlpen.
[* 15] Im allgemeinen ist das südliche
Württemberg weit höher als das nördliche. Dort erhebt sich das Plateau von Oberschwaben, zwischen dem
Bodensee und der Donau, bis
über 600
m, als einer der höchsten Landstriche
Deutschlands
[* 16] mit regellosen Hügelgruppen und Hügelketten,
mit dem
Schwarzen Grat (1118 m) und demH ohkopf (1036 m) auf der Adelegg.
Von dem aus
Baden herübertretenden
Schwarzwald (s. d.) gehört nur ein
Teil der Nordhälfte zu Württemberg, die Hornisgrinde (1166 m),
der höchste Punkt des ganzen Königreichs, und südlicher die Bergmasse des Kniebispasses mit der Alexanderschanze
(970 m), beide auf der Grenze gelegen, sind die höchsten
Teile und das schöne obere Murgthal das bedeutendste Gebirgsthal.
Der Schwäbische Jura (s. d.) oder die Schwäbische
Alb (auch
Rauhe Alb genannt) zieht in nordöstl.
Richtung von der bad. zur bayr. Grenze. Zwischen dem
Schwarzwald und der
Alb breitet sich im Neckargebiet
das
Terrassenland von Niederschwaben aus mit reizendem Wechsel von fruchtbaren Hügellandschaften,
Thälern und Ebenen. Im
ganzen ist in Württemberg das Hügelland vorherrschend; es nimmt 46 Proz. der Gesamtfläche
ein, während auf dasBerg- und Gebirgsland nur 29, auf das Flachland nur 25 Proz. kommen. Die
mittlere
Erhebung des
Landes beträgt gegen 500 m, die des
DeutschenReichs im ganzen nur 214 m. Zum Flachland gehören besonders
das Neckarthal und die Landschaften am mittlern und untern Laufe des
Kocher, der Jagst und
Tauber. In geographischer Hinsicht
zeichnet sich unter den genannten
Gebirgen der Nordwestabfall derAlb durch starke
Gliederung der Bergformen
aus, indem einzelne
Kegel von der
Masse des Bergwalls mehr oder minder weit vorgeschoben sind, deren Gipfel Ruinen von
Burgen
[* 17] namhafter Geschlechter krönen.
Solche einzeln stehende Punkte sind z. B. die
Achalm bei Reutlingen
[* 18] (705 m), der
Hohen-Neuffen bei
Neuffen (742 m), die
Teck
am Lauterthale (774 m), der Hohenstaufen bei
Göppingen
[* 19] (683 m), der
Rechberg (706 m), der Stuifen (756
m), beide bei
Gmünd,
[* 20] und der Ipf bei
Bopfingen (667 m). Seinen geognost. Verhältnissen nach gehört Württemberg vorherrfchend
der
Trias, d. h. dem
Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper, sodann dem Jura und dem
Tertiär an: das Grundgebirge,
Granit und Gneis, sowie die Dyas,
Rotliegendes und Zechstein, treten nur im
Schwarzwald und teilweise im
Ries zu
Tage. Die Triasgebilde
sind sehr reich an schönen Versteinerungen und
Höhlen, von denen gegen 80 größere den weißen Jura der
Alb durchziehen
und schöne Tropfsteingebilde enthalten.
Bewässerung. Württemberg gehört teils zumStromgebiet des Rheins, teils zu dem der Donau. Der wichtigste
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mehr
Rheinzufluß ist der Neckar (s. d.), der den größten Teil seines Laufs (281 km) auf württemb. Gebiet zurücklegt und hier
links die Enz mit der Nagold, rechts die Fils, Rems, Murr, Kocher und Jagst aufnimmt. Die Donau durchströmt das Land mit einer
kurzen Unterbrechung auf einer Strecke von 129 km, von Tuttlingen
[* 22] bis Ulm,
[* 23] wo sie schiffbar wird und links
die Blau, rechts als Grenzfluß die Iller aufnimmt. Außerdem strömen die Salzach, Pfinz, Murg und Kinzig durch Baden, die Tauber
mittels des Mains, die Rothach, Schussen und Argen mittels des Bodensees dem Rhein zu. Die vorzüglichsten Seen sind der Bodensee
(s. d.), von welchem etwas über ein Fünftel, nämlich 115,5
qkm, zu Württemberg gehören, und bei Buchau der Federsee (s. d.), der durch die Kanzach in die Donau abfließt.
Mineralquellen zählt man gegen 70, darunter die Thermen zu Wildbad und Liebenzell, die Kohlensäuerlinge zu Göppingen, Ditzenbach,
die salinischen Säuerlinge zu Cannstatt und Berg-Stuttgart, die Solen zu Hall,
[* 24] Sulz, Rottweil,
[* 25] Jagstfeld,
Offenau, Bitterwasser zu Mergentheim, Eisenwasser zu Teinach, Niedernau, Schrezheim, Jordan, Überkingen, Schwefelquellen zu
Boll und Sebastiansweiler.
Das Klima ist gemäßigt; die mittlere Jahrestemperatur beträgt 8,3° C., der Unterschied in der Mitteltemperatur des
Jahres bis zu 5°, die Niederschlagsmenge 813 mm bei Unterschieden von 608 (Stuttgart)
[* 26] bis 1443 (Allgäu)
und 1007 (Schwarzwald); Hagelschläge sind häufig, besonders in der Alb-, Donau- und Neckargegend.
Von Mineralien
[* 27] sind zu nennen: die unerschöpflichen Thoneisensteinflöze des braunen Jura am Abhang der Alb, deren Erze die
staatlichen Eisenschmelzwerke versorgen;
der Salzreichtum des Muschelkalks am obern und untern Neckar sowie am
mittlern Kocher;
vortreffliche Bausteine überall, mit Ausnahme von Oberschwaben, durch alle Formationen vom Granit bis zum
Kalktuff oder Tuffstein;
Kalk, Cement, Sand, Mergel, Lehm und Thon, aber keine Steinkohlen, dafür namhafte Torfmoore in Oberfchwaben.
Bevölkerung.
[* 28] Württemberg hatte 1871: 1818539, 1880: 1971118, 1885:1995185,1890: 2036522, 1895: 2081151 (1007125 männl., 1074026 weibl.)
E., d. i. eine Zunahme seit 1890 um 44629 Personen oder 2,19 Proz.;
ferner 38514 (11240 männl., 27274 weibl.)
einzeln lebende selbständige Personen mit eigener Hauswirtschaft, 412754 Haushaltungen von zwei und mehr Personen und 668 Anstalten
mit 34266 männl. und 10962 weibl. Insassen.
Auf 1 qkm Fläche entfallen 106,6 E., auf 1 Hauptgebäude
6,5 Bewohner. Dem Religionsbekenntnis nach waren 1440240 Evangelische, 621474 Katholiken, 11887 Israeliten und 7550 andern
Bekenntnisses; der Staatsangehörigkeit nach 2068490 Angehörige des DeutschenReichs, 12661 Reichsausländer.
Das Königreich wird in 4 Kreise
[* 29] eingeteilt:
Die Zahl der Geburten
betrug 1896: 74964, der Eheschließungen 15656, der Sterbefälle (einschließlich 2454 Totgeborenen) 46443. Städte
von mehr als 20000 E. sind Stuttgart (158321 E.), Ulm (39304), Heilbronn
[* 30] (33461), Eßlingen
[* 31] (24031) und
Cannstatt (22590).
Land und Forstwirtschaft. Der Boden ist meist fruchtbar und gut angebaut, besonders in Nieder- und Mittelschwaben. 1896 kamen
von der gesamten Bodenfläche auf Acker- und Gartenland 880194, Weinberge 17002, Wiesen 290798, Weiden und Hutungen 54642, Forsten
und Holzungen 608277 ha (31,2 Proz. des gesamten Flächenraums). Die ergiebigsten
Landesteile sind die Filder bei Stuttgart, der nordöstl. Teil des Jagstkreises, das Strohgäu bei Herrenberg und einige Bezirke
Oberschwabens.
Die Anbaufläche betrug 1896 von Weizen 32892 ha (Ernteertrag 37824 t), Dinkel 166235 (206573), Einkorn 2616 (3053), Roggen 39021 (39873),
Gerste
[* 32] 103937 (118567), Hafer
[* 33] 143287 (176226), Körnermais 841 (1307), Kartoffeln 92707 (633661), Zuckerrüben 3777 (91140),
Kopfkohl 5158 (69698), Raps 2859 (2546), Tabak
[* 34] 513 (898), Hopfen
[* 35] 5804 (3631), Cichorie 1736 (35092) Flachs 2273 (2043), Hanf 1806 ha,
(1977 t), dazu viel Futterkräuter. Die bedeutendsten Fruchtmärkte sind Ulm, Biberach,
[* 36] Riedlingen und Saulgau.
Sehr wichtig ist auch der Weinbau (s. Württembergiscbe Weine). Obst wird in sehr großer Menge, vorzüglich
im Neckarland erzeugt und größtenteils zur Mostbereitung verwendet; Zahl der ertragsfähigen Obstbäume 7 Mill., Ertrag
etwa 100000 t im Wert von etwa 7700000 M. Besonders wichtig ist der Gemüsebau im Neckarthal zwischen Eßlingen und Cannstatt.
Berühmt ist der Kopfkohl (Sauerkraut) auf den Fildern, der Spargel und Blumenkohl von Ulm. Handelsgärtnereien
bestehen in Stuttgart. Der Landwirtschaft, Gärtnerei und Tierzucht, Forstwirtschaft und Fischerei
[* 37] gehörten 1895: 933576 (1882:
942924) Personen an, darunter 437254 (393458) Erwerbsthätige.
Die Viehzucht
[* 38] steht in Blüte;
[* 39] 1892 zählte man 101679 (1896: 99296) Pferde,
[* 40] 970588 (1896: 996927) Stück
Rindvieh, 385620 Schafe,
[* 41] 394616 (1893: 380125) Schweine,
[* 42] 70305 Ziegen. Die Stallfütterung ist allgemein. Zur Veredelung der
Pferde tragen die königl. Privatgestüte zu Weil und Scharnhausen sowie das Landesgestüt
mit den vier Gestüthöfen zu Marbach auf der Alb, Offenhausen, Güterstein und St. Johann bei Urach bei. In Abnahme begriffen
ist der Wollumsatz auf den Märkten zu Kirchheim, Heilbronn, Tuttlingen u. s. w. Die Bienenzucht
[* 43] hat bedeutend
zugenommen. Beträchtlich ist auch die neuerdings durch einen Landesverein geförderte, auf dem Bodensee und in zahlreichen
Flüssen und Bächen betriebene Fischerei und Fischzucht.
Von großer Bedeutung ist die Forstwirtschaft. Von der Waldfläche sind etwa 40 Proz. Laub-
und 60 Proz. Nadelholz; jenes ist im Unterland und auf den Nordabhängen der Alb, dieses im Schwarzwald, in Oberschwaben und
im Jagstkreis zwischen dem Rems- und Murrthal vorherrschend. Hofkammerlich sind 1 Proz., Staatswaldungen
32, Körperschafts-, gutsherrliche und Gemeindewaldungen 46, Privatwald 20,9 Proz. Der Kapitalwert
wird auf 500 Mill. M. geschätzt. Der Gesamtertrag der Staatswaldungen beziffert sich 1894 auf 12145790
M., der Reinertrag auf 8823009 M., bei einem Derbholzanfall von 813269 Festmetern. Die Jagd besteht aus Resten von Edelwild,
Damwild und Schwarzwild;
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