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Wladita, Wladyka,in den slaw. Sprachen ursprünglich Herr, jetzt bei den Vnlgaren und Ser- ben Titel des Bischofs (gleichbedeutend mit dein ariech. ä68p6t68), in Westeuropa meist bekannt als Titel der in Montenegro [* 2] (s. d.) vor 1852 das Land regierenden Metropoliten. Wladikawkas (Vl^äii^v^^).
1) Bezirk im südl. Teil des russ. Terekgebietes in Ciskaukasien, am Oberlauf des Terek und der Sunsha, hat 5689,9 ^m, 135726 E., vorwiegend Osseten und ! Russen (1492); Acker-, Obstbau, Vieh-, Bienen- zuchr und Bergbau [* 3] (Silber, Blei, [* 4] Zink). - 2) Wladimir (d. i. Beherrscherin des Kaukasus), ossetisch Kapkaj (d.i. Vergthor), tscherkessisch Terek-kala (d.i. Stadt am Terek), Hauptstadt des Terekgebictes und des Kreises Wladimir, unter 43° 2' nördl. Är. und 44° 40' westl. L. (von Greenwich), in 703 in Seehöhe auf erhöhter Ebene am Fuß des Berges Ilj, zu beiden Seiten des Terek, Endpuukt derWladikawkaser Eisen- bahn, ist Sitz des Gouverneurs, hat (1897) 43843 E. (1859:2500, 1870: 10000), vorwiegend Russen, Armenier und Juden, darunter 12000 Mann Mili- tär; russ. Kathedrale, 5 russ. und mehrere andere Kir- chen, viele Gärten, ein Knaben-, ein Mädchengymna- sium, Realschule, Theater, [* 5] eineZeitnng, 54 Fabriken mit 2 Mill. Rubel Produktion, Filialen der Rus- sischen Reichs-und der Asow-Donschen Kommerzbank. Der Handel ist bedeutend durch den Transit nach Transkaukasien. Wladimir wurde 1784 zum Schutz der Grusinischen Heerstraße gegründet und war befestigt. Wladikawkaser Eisenbahn, russ. Privatbabn von Nostow nach Wladikawkas (652 Werft), 1875 eröffnet (s. Russische Eisenbahnen, [* 6] Übersicht ^, II), umfaßt mit deu Nebenlinien iseit 1895 hinzngekom- men Kawkaskaja-Stawropol, 145 Werst, und Ticho- 166 Werst) 1528 Werst. Wladimir.
1) Gouvernement im mittlern Teil des europ. Rußlands, zwischen dem Gouverne- ment Moskau [* 7] im W. und Nishnij Nowgorod im O. ls. Karte: M itte^lr u ß l a n d, beim Artikel Ruhland), im Gebiet von Flüssen, die zur Wolga gehen, na- mentlich der Oka, die hier die Kljasma aufnimmt, hat 48856,7 gkin mit (1897) 1570730 E., d. i. 32,3 aus 1 li^m. Die Oberfläche ist hügelig, zum Teil mit Wäldern und Sümpfen bedeckt. Das Mineralreich liefert weißen Lehm, Eisenerz, Alabaster, Kalk. Der Boden ist tbonig, morastig, sandig, nur im Norden [* 8] fruchtbar.
Die Bevölkerung ist großrussisch. Der Ackerbau steht in zweiter ^inie, besonders wird Flachs gebaut; auch Obst, namentlich Kirschen. Be- deutend ist die Industrie. Es giebt gegen 1300 Fa briken mit 110 Mill. Rubel Produktion, namentlick Baumwollmanufakturen, Färbereien, Tuch-, Lein- wand-, Glas-, chem. Fabriken, Eisengießereien. Auch dve Hausindustrie ist sehr mannigfach und in ein- zelnen Zweigen an bestimmten Orten konzentriert, so im Dorf Cboluj das Malen von Heiligenbildern (jährlich 1,2 Mill. Rubel Wert). Aus W^ stammen die Ofeni (Einzahl Ofenja, Hausierer), die die Fabrik- erzeugnisse in ganz Rußland verbreiten. Der Han- del ist bedeutend. Das Eisenbahnnetz umfaßt 610 km. Es giebt 670 Schulen, darunter 649 Volksschulen. Das Gouvernement zerfüllt in 13 Kreise: [* 9] Alcran- drow, Gorochow, Iurjew, Kowrow, Melenki, Mu- rom, Perejaslawl, Pokrow, Schuia, Sudogda, Sus- dal, Wjasniki und Wladimir. - 2) Kreis [* 10] im mittlern Teil des Gouvernements Wladimir, Hat2734,i qwn, 149236 E. - 3) Kreis im westl. Teil des russ. Gouvernements Volhynien, im SW. an Galizicn, im W. an den Bug grenzend, hat 6482 ykin, 207 310 E.; Acker- bau, Zucht von Pferden. Rindern und besonders Schafen, bedeutende Branntweinbrennereien. - 4) Wladimir, auch an der Kljasma, früher Wladimir Saljesskij genannt, Hauptstadt des Gouverne ments und des Kreises Wladimir 2, links an der Kljasma und an der Eisenbahn Moskau-Nishnij Nowgorod, Sitz des Gouverneurs, des Erzbischofs der Eparchie Wladimir und Susdal, hat (1897) 28286 E., einen Kreml, Reste ehemaliger Befestigung, das sog. Goldene Thor (xillt^H vrata,), einen zuerst 1158 erbauten Triumphbogen; 28 Kirchen, darunter viele alter- tümliche, namentlich die Uspenskij-Kathedrale und die Kathedrale des heil. Demetrius (s. Tafel: Rus- sische Kunst II, [* 1] Fig. 1), ein Knaben-, ein Mädchen- gymnasium, Geistliches Seminar, Bibliothek, drei Zeitungen, Theater, Filiale der Russischen Reichs- bank, Obst-, besonders Kirschenbau, 22 Fabriken. Wladimir wurde 1120 von Wladimir II. Monomach von Kiew [* 11] gegründet und war 1157 -1328 die Haupt- stadt des Großfürstentums Wladimir und dann noch bis 1432 die Krönungsstadt der Moskauer Großfürsten. - 5) Wladimir, auch Wladimir W olynskij, Kreisstadtim Kreis Wladimir 3, rechts an der Luga (zum Bug), hat (1894) 8528 E., Post, Telegraph, [* 12] zwei russ. Kirchen, ein Kloster, eine kath. Kirche, eine Synagoge und elf Fabriken. Wladimir bestand schon im 10. Jahrh. Wladimir, Name niehrerer russ. Fürsten: Wladimir I., Sodn des Fürsten Ewjatoslaw, Groß- fürst von Rußland (980-1015), wurde nach dem Tode feiner beiden Brüder Herr des ganzen Russi- schen Reichs und vergrößerte dasselbe durch Be- siegung benachbarter Völker, so daß unter ihm be- reits das Russische Reich vom Dnjepr bis zum La-' oogasee und bis an die Üfer der Düna reichte. Da Wladimir auch im Innern des Reichs manche gute Ein- richtungen traf, so gebührte ihm mit Reckt der Bei- uame des Großen, den ihm sein Volk bei seinem Tode gab.
Den Beinamen des Heiligen erwarb er sich dadurch, daß er bei Gelegenheit seiner Vermäb- lnng mit der Prinzessin Anna, Tochter des grieck. Kaisers Romanos II., 988 sich taufen ließ und mit einem großen Teil seines Volks zur christl. Reli- gion übertrat. Er wurde damit der Begründer der griecb.-tath. Kirche in Rnßland. Bei seinem Tode, teilte cr sein Reich unter seine acht Söhne, womit er den Grund zu dem für Rußland verderblichen System der Teilfürstentümer (s. Ruß- land, Geschichte) legte.
Die Kaiserin Katharina II. gründete ihm zu Ehren den Wladimirorden ls. d.), ebenso wurde nach ihm die Universität in Kiew die St. Wladimirs-Universität genannt. Im russ. Volk^ epos bildet Wladimir den Mittelpunkt der KiewerTafelrunde. Wladimir II. Monomach, Großfürst von Kiew (1113 -25), war einer der bedeutendsten russ.Fürstendes Mittelalters. Seine erste Negierungsthat war ein Gesetz gegen die Wucherzinsen und die Vertreibung der Juden, welche das Volk hart bedrängten.
Fer- ner zwang er die Teilfürsten zur Anerkennung der > Oberhoheit Kiews, wodurch er wieder den größten Teil Rußlands in einer Hand [* 13] vereinigte. Auck stif- tete er Kirchen und Klöster, gründete die Stadt Wladimir an der Kljasma, in der 1157 ein neues Großfürstentum errichtet wurde. Wladimir war auch einer der ersten weltlichen Schriftsteller Rußlands; er schrieb eine «Belehrung» ^ouc sni^) über die Eigen- schaften eines guten Fürsten. Er starb Wladimir Alexändrolvitsch, Großfürst von Ruhland, dritter Sohn des Kaisers Alexander II., ¶