die endlich zu der
Bundesakte vom führten. Die
Verfassung, die nach langem Streit und Hader zuletzt in überstürzter
Hast festgestellt oder vielmehr nur in
Umrissen skizziert wurde, war die kläglichste, die
Deutschland
[* 2] je besessen. Sogar die
preuß. Forderung, daß alle deutschen
Staaten verpflichtet sein sollten, demBunde beizutreten, ward abgelehnt.
Die wichtigste Bestimmung, daß in allen
BundesstaatenStändeversammlungen eingerichtet werden sollten, hat später zu heftigen
Zerwürfnissen geführt.
Baden
[* 3] hielt sich bis zum Hochsommer,
Württemberg
[* 4] bis zum Herbst 1815 von dem Beitritt zum
Bunde zurück; erst als der
Sturz
Napoleons zum zweitenmal entschieden war, traten sie bei. Die
Bundesakte wußte nichts von einem deutschen
Volke, sie kannte nur
Preußen,
[* 5]
Bayern,
[* 6] Oldenburger, Waldecker u. s. w.,
Unterthanen von 39 Fürsten, die zu einem völkerrechtlichen
Verein zusammentraten, dem auch die Könige von
Dänemark
[* 7] und
Holland angehörten. Die Grundgesetze des
Bundes sollten erst späterhin
fest bestimmt werden; doch ist dies niemals geschehen. Jeder kleine Fürst erhielt das
Recht, durch seinen
Einspruch eine Weiterentwicklung des
Bundes zu verhindern. Das
Bundesgericht, dessen Einsetzung
Preußen beantragt hatte, war
von
Bayern zu Fall gebracht worden.
Alle nationalen Hoffnungen der Patrioten waren zu Schanden geworden. Das ganze Elend des
alten
RegensburgerReichstags lebte wieder auf in der neuen Gesandtenkonferenz, dem
«Bundestag». (S.
Deutscher Bund.)
Eine große Bedeutung hat der Wiener Kongreß für die
Entwicklung des internationalen
Völkerrechts. Auf ihm bildete sich das
System
der fünf europ. Großmächte aus. Auch Fragen des
Handels und Verkehrs, Fragen der
Humanität und zahlreiche andere kamen
zur Verhandlung; so wurde unter anderm eine internationale Flußschiffahrtspolitik durch
Verträge der
beteiligten Uferstaaten geschaffen, der
Sklavenhandel, wenigstens im Princip, für aufgehoben erklärt und die äußern Formen
des diplomat. Verkehrs, die früher soviel
Anlaß zu Differenzen gegeben, endgültig festgestellt.
Mode, monatlich zweimal in
Wien
[* 17] erscheinende illustrierte Modenzeitung mit der belletristischen Beilage «Im
Boudoir» und der monatlichen Beilage
«WienerKinder-Mode».
1) Bezirkshauptmannschaft in Niederösterreich, hat 1197,09 qkm und (1890) 64609 (32258 männl., 32351 weibl.)
E. in 58 Gemeinden mit 109 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Ebreichsdorf, Gutenstein und Wiener-Neustadt –
2) Stadt mit eigenem
Statut und Sitz der Bezirkshauptmannschaft Wiener-Neustadt (Umgebung) sowie eines
Kreis- und eines Bezirksgerichts
(346,49 qkm, 28767 E.), an der Fischa und einem Schiffahrtskanal nach
Wien sowie an den Linien
Wien-Triest,
Wien-Pottendorf-Ebenfurth-Wiener-Neustadt
(54 km) und Wiener-Groß-Kanizsa-Barcs (282 km) der Österr.
Südbahn und
Wien-Aspang der Aspangbahn, mit
Lokalverkehr nach
Wien, ist nach dem
Brande vom neu aufgebaut und hat (1890) 25040 (13089
männl., 11951 weibl.) E., in Garnison 1
Bataillon des 84. Infanterieregiments
«Alfred,
Herzog zu
Sachsen-Coburg und Gotha»
[* 28] und 4 Eskadrons
des 4. Dragonerregiments «Kaiser Ferdinand», viele merkwürdige
Gebäude, darunter die alte herzogl., später
kaiserl.
Burg, seit 1752 Sitz der
Theresianischen Militärakademie (s. d.) mit dem
Standbild der Kaiserin von Gasser und Fernkorn
sowie einem
Denkmal für die gefallenen
Zöglinge der
Akademie im
Vorhof, schönen Sammlungen, einer großen
Bibliothek und einem
prachtvollenPark. Am Hauptplatze findet sich eine ausgemauerte
Stelle, auf der 1552 Fitzinger und andere
Rebellen enthauptet wurden.
Außerdem sind zu erwähnen die
Pfarrkirche (13. Jahrh.) mit Presbyterium (15. Jahrh.),
das Neukloster (ein Cistercienserkloster, gegründet 1444, seit 1880 mit dem
Kloster Heiligenkreuz vereinigt, mit einer
Bibliothek
von mehr als 20000
Bänden und schönem Museum) und das Rathaus (mit reichem
Archiv). Ferner bestehen ein
Obergymnasium, eine
Landes-Oberrealschule und Fachschule für Maschinenwesen, Lehrerbildungsanstalt (Landes-Lehrerseminar),
Gremialfachschule, gewerbliche Fortbildungsschule und zahlreiche Anstalten und
Vereine; eine große Munitionsfabrik,
Maschinen-,
Eisen-,
Thonwaren-,
Seiden-,
Bänder- und Lederfabriken, große Mühlen,
[* 29] Klenganstalten für Waldsamen,
Zuckerraffinerie, große
Brauerei,
Handel und ein bedeutender Borstenviehmarkt. VonHerzogLeopold Ⅵ. um 1190 gegründet, spielte
Wiener-Neustadt in den Türkenkriegen wiederholt eine wichtige Rolle und wurde 1529 und 1683 vergeblich belagert.
–
Vgl. Boeheim,Chronik von Wiener-Neustadt (neue Ausg.,
Wien 1863‒64);
Hinner, Wandelbilder aus der Geschichte W.s (Wiener-Neustadt
1892).