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aus dem unbeweglichen Vermögen 2544566, aus dem beweglichen 705087, aus den Öffentlichen Arbeiten 8499501, dem Marktwesen 1801733, Einnahmen aus den Armenfonds 2184493, Schulumlagen 4294436 Fl.; unter den Ausgaben: Verwaltung 3956905, Gemeindevermögen 1027945, Gemeindeschuld 5780972, Sicherheitswesen 1023278, Öffentliche Arbeiten 13468245, Marktwesen 1448051, Sanitätswesen 1080086, Armenwesen 3678985, Schulwesen 8938620 Fl.
Unterrichts- und Bildungswesen. An der Spitze der Unterrichtsanstalten steht die 1365 von Herzog Rudolf Ⅳ. gegründete Universität (Sommer 1896: 4209 ordentliche und 1587 außerordentliche Hörer; Winter 1896/97: 350 Lehrer und 6104 Studierende) mit vier Fakultäten, von denen besonders die medizinische (3400 Studierende) durch ihre berühmten Lehrer und ausgezeichneten Institute einen bedeutenden Ruf genießt. Die Technische Hochschule, 1815 als Polytechnisches Institut gegründet und 1870 neu organisiert, zählt 5 Fachschulen mit (1896) 106 Lehrern und 1550 Studierenden; die Akademie der bildenden Künste, 1692 gegründet von Kaiser Leopold Ⅰ., 1872 reorganisiert, hat 293, die Hochschule für Bodenkultur, 1872 gegründet, 312 Studierende; die k. k. evang.-theol.
Fakultät 22, die israel.-theol. Lehranstalt (1893 gegründet) 37 Hörer. Ferner bestehen: das höhere k. k. Bildungsinstitut zum heil. Augustin, die theol. Hauslehranstalt bei den Mechitaristen, öffentliche Lehranstalt für orient. Sprachen, Handelsakademie (926 Schüler), Kriegsschule, höherer Artillerie-, Genie-, Intendanzkurs, Central-Infanteriekurs, Reitlehrerinstitut, Armeeschießschule, Infanterie- und Artilleriekadettenschule, orient.
Akademie zur Heranbildung für den diplomat. und Konsulardienst im Orient, das Josephinum am Alsergrund, 1784 von Kaiser Joseph Ⅱ. gegründet als Bildungsstätte für Militärärzte, jetzt in Verbindung mit dem Garnisonspital, das k. k. Militär-Tierarzneiinstitut, 1 Musikkonservatorium (1817 gegründet) mit Schauspiel- und Opernschule, 13 Staatsobergymnasien, 1 Realobergymnasium, 1 Privatuntergymnasium und 10 Staatsober-, 3 Privatunterrealschulen, 1 städtisches Pädagogium, 1 Mädchengymnasium (seit 1892), 4 private Mädchenlyceen, die höhere Töchterschule des Beamtenvereins, 16 Mädchenfortbildungskurse, eine Kunstgewerbeschule, 2 Staatsgewerbeschulen, die Lehranstalten des technolog.
Gewerbemuseums, ein Centralspitzenkurs, eine Fachschule für Kunststickerei, eine Lehranstalt für Textilindustrie, eine Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie, chem.-technische Versuchsanstalt für Lederindustrie, Winterakademie für Brauindustrie, 41 gewerbliche Fortbildungsschulen, 72 gewerbliche Vorbereitungskurse, 29 Fachschulen, 3 Lehrer- und 4 Lehrerinnenbildungsanstalten, 3 allgemeine, 15 private Zeichen-, 14 Handels-, 1 Gartenbauschule, außerdem eine große Anzahl Privatunterrichts- und Fachbildungsanstalten. 1895/96 bestanden 3 staatliche und 284 städtische Volksschulen, 91 Bürgerschulen mit 2639 Lehrern, 1901 Lehrerinnen und 168773 Schülern, darunter 82918 Knaben, ferner 46 private Volksschulen mit 8547 Schülern, 3 Taubstummen-, 2 Blindenanstalten und eine Anstalt für Schwachsinnige.
Die vorzüglichsten Erziehungsanstalten sind: die k. k. Theresianische Akademie, das fürsterzbischöfl. Alumnat und das Klerikalseminar für die griech. Katholiken, das Pázmánysche Kollegium für Kleriker aus den ungar. Diöcesen, das Civil-Mädchenpensionat, das Offizierstöchter-Institut (in Hernals), die Erziehungsanstalt der Salesianerinnen, das ehemalige gräfl. Löwenburgsche, jetzt Piaristenkonvikt für Knaben und Jünglinge, das große k. k. Waisenhaus, 8 städtische und 12 private Waisenhäuser.
Bibliotheken. Die kaiserl. Hofbibliothek mit 400000 Bänden, 20000 Handschriften, 6800 Inkunabeln und 300000 Kupferstichen, die Universitätsbibliothek in dem neuen Universitätsgebäude, nach dem Muster von Sainte Geneviève in Paris [* 2] von Ferstel auf einer Fläche von 1969 qm erbaut, mit Lesesaal (296 Sitze) und 320000 Bänden; die Kriegsbibliothek (Kriegsarchiv) mit einer Sammlung topogr. Karten und Pläne; die Bibliotheken des Ministeriums des Innern, der Statistischen Centralkommission, Technischen Hochschule, Orientalischen Akademie mit wertvollen orient.
Manuskripten;
die kaiserl. Privat- und Fideïkommißbibliothek mit großer (ursprünglich von Lavater stammender) Porträtsammlung;
die Stadtbibliothek (50800 Bände) mit einer reichen Sammlung von Abbildungen, auf die Topographie und Geschichte W.s Bezug nehmend;
die Bibliothek des Fürsten von Liechtenstein. [* 3]
Von Klosterbibliotheken sind zu bemerken: die der Benediktiner zu den Schotten, der Dominikaner und Franziskaner. Volksbibliotheken sind vom Verein für Volksbildung in den meisten Bezirken gegründet.
Von den zahlreichen Archiven sind zu nennen das k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv mit zahlreichen und wertvollen Urkunden, ferner diejenigen des Finanz-, Kriegsministeriums, Ministeriums des Innern, des Kronlandes Niederösterreich u. a.
Unter den Kunstsammlungen stehen obenan die im Kunsthistorischen Hofmuseum (s. S. 705 b) vereinigten. Das Hochparterre umfaßt in 6 Sälen die ägypt. Altertümer, in 7 Sälen die Antikensammlung (Vasen, [* 4] Skulpturen, Bronzen, antiker Gold-und Silberschmuck, geschnittene Steine, Glas- und Elfenbeinarten und die berühmte Sammlung von Münzen [* 5] und Medaillen [165000 Stück]); unübertroffen ist der Schatz antiker Kameen [* 6] und Intaglios (darunter der berühmte Onyx: die Apotheose des Augustus) sowie die vom Erzherzog Ferdinand von Tirol [* 7] (gest. 1595) begründete Sammlung kleiner Porträte [* 8] des 16. und 17. Jahrh. In 7 Sälen folgt die Sammlung kunstindustrieller Gegenstände des Mittelalters, mathem., astron. und astrolog.
Instrumente, Goldschmiede- und Halbedelsteinarbeiten (darunter das berühmte Salzfaß [* 9] des Benvenuto Cellini [s. Tafel: Goldschmiedekunst [* 10] Ⅰ, [* 1] Fig. 7], für Franz Ⅰ. von Frankreich verfertigt), Arbeiten aus Glas, [* 11] Email, Holz, [* 12] Eisen, [* 13] Elfenbein, Marmor und Bronze. [* 14] Den Beschluß bildet die 12 Säle umfassende großartige Waffensammlung, vom Erzherzog Ferdinand von Tirol gegründet und nach ihrem frühern Aufbewahrungsort (Schloß Ambras bei Innsbruck) [* 15] Ambraser Sammlung benannt, mit Waffen [* 16] und Rüstungen des 16. Jahrh. Im ersten und zweiten Stockwerk befindet sich seit 1891 die kaiserl. Gemäldegalerie in 46 Sälen, früher im obern Belvedere (neu geordnet 1895), mit Werken aus allen Schulen, besonders Bildern von Tizian, Raffael, Paolo Veronese, Correggio, Rembrandt, Rubens, van Dyck, Teniers, Dürer u. a. (Vgl. den großen amtlichen Katalog «Alte Meister», Wien [* 17] 1896.) Die kaiserl. Schatzkammer in der Hofburg enthält den reichen Habsburg-Lothringischen Hausschatz mit der Krone und ¶
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dem Kaiserornat Karls d. Gr., die kaiserl. Reichsinsignien, den kostbaren Familienschmuck, unschätzbare Kleinodien, wie den 133½ Karat schweren florent. Diamanten aus dem Besitz Karls des Kühnen von Burgund. Ferner sind zu nennen die berühmte Kupferstichsammlung «Albertina» im Palais des Erzherzogs Friedrich (117000 Handzeichnungen und 220000 Kupferstiche), die Gemäldesammlungen der Akademie der bildenden Künste, des Fürsten Liechtenstein (mit Bildern von Rubens, van Dyck und Teniers), die Galerien der Grafen Czernin, Harrach, Schönborn und der Stadt Wien, das städtische Museum mit reicher Waffen- und Trophäensammlung aus den Türkenkriegen, das Heeresmuseum, eine berühmte Waffensammlung im Arsenal, die Sammlungen des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie mit der Papyrussammlung des Erzherzogs Rainer, des Orientalischen Museums, des Technologischen Museums, der Universität und der Technischen Hochschule.
Das Naturhistorische Hofmuseum (s. S. 706 a) enthält im Parterre die mineralog. (reich an Meteoriten), geolog., paläontol., anthropol. und ethnogr. Sammlungen, im ersten Stock die zoolog. Sammlung (besonders reich an Fischen und Vögeln) und im zweiten Stock die botan. Sammlung. Das Museum für österr. Volkskunde wurde eröffnet. Unter den botan. Gärten zeichnet sich der der Universität sowie der in Schönbrunn (s. d.) aus. Ausstellungen der bildenden Künste finden statt im Wiener Künstlerhause und im Wiener Kunstverein. Die Malerschule und die Bildhauersckule zählen zu ihren Mitgliedern Ruß, Darnaut, Griepenkerl, Lichtenfels, Friedländer, Benk, Kundmann, Weyr, Zumbusch u. a.
Das Musikleben wird gefördert durch die Konzerte der Philharmoniker (Hofopernorchester), der Gesellschaft der Musikfreunde, des Singvereins, Haydnvereins, Wiener Männergesangvereins, Schubertbundes u. a. Die Aufführungen finden meist in dem Saale der Gesellschaft der Musikfreunde statt, der 2063 Personen faßt; der Bau eines großen Sängerhauses mit einem Saale für 6000 Personen im Reservegarten an der Wien ist geplant. Größere Orchester sind die von Eduard Strauß, [* 19] Ziehrer und die Militärkapellen, bedeutendere Volkskapellen die «Grinzinger».
Theater. [* 20] Den ersten Rang behauptet seit Joseph Ⅱ. das Burgtheater (s. d. und oben S. 706a) auf dem Gebiete der Tragödie, des Schauspiels und des Lustspiels. Dieselbe Bedeutung hat für die Musik und das Ballett das Hofopernhaus (s. S. 706a), gegenwärtig (1898) von Gustav Mahler geleitet, das durch seine Kräfte und den Glanz der scenischen Ausstattung hervorragt, mit 2352 Zuschauerplätzen. Von den übrigen Theatern pflegt das Theater an der Wien und das Carl-Theater in der Leopoldstadt vorzüglich die Operette, das Deutsche [* 21] Volkstheater und das Raimund-Theater, letzteres in Mariahilf, das Schauspiel und die Posse, das Theater in der Josefstadt die Lokalposse; ferner Jantsch’ (früher Fürsts) Volkstheater im Prater und das Volkstheater in Rudolfsheim. Das Stadttheater und die komische Oper (Ringtheater) verlor Wien durch Brand. Ersteres ist durch Ronacher in ein Etablissement für gymnastische u. s. w. Produktionen umgewandelt worden; denselben Zwecken dient das Orpheum am Alsergrund.
Über die in Wien erscheinenden Zeitungen s. Österreichisch-Ungarische Monarchie (Zeitungswesen).
Institute, Gesellschaften und Vereine. Die bedeutendsten sind die kaiserl. Akademie der Wissenschaften (s. Akademien B, Ⅱ), Geologische Reichsanstalt, Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus, Universitätssternwarte, das Militärgeographische Institut, bekannt durch seine ausgezeichneten Leistungen in der Kartographie, die Statistische Centralkommission und die Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und histor. Denkmale; die Niederösterreichische Landwirtschaftsgesellschaft, Gartenbaugesellschaft, der Reichsforstverein, Niederösterreichische Gewerbeverein, die Gesellschaft der Ärzte, der Verein für niederösterr. Landeskunde, Ingenieur- und Architektenverein, Wissenschaftliche Klub, die Wiener Künstlergenossenschaft, der Österreichische Kunstverein, die Gesellschaft der Musikfreunde, der Alpenverein, Touristen-, Alpenklub, der Niederösterreichische Gebirgsverein, zahlreiche kaufmännische, polit., Bildungs- und gesellige Vereine (Gesamtzahl 1895: 5897), das Adelskasino, der Jockeyklub u. a.
Wohlthätigkeitsanstalten. Das k. k. Allgemeine Krankenhaus [* 22] am Alsergrund, eins der größten Spitäler der Welt (10 ha groß), von Kaiser Joseph Ⅱ. gegründet, mit mehr als 100 Krankensälen und 2000 Betten, steht in Verbindung mit den Universitätskliniken; das k. k. Krankenhaus auf der Wieden (600 Betten), die k. k. Krankenanstalt Rudolfstiftung (860) auf der Landstraße, das 1889 errichtete Kaiser-Franz-Josephs-Spital in Favoriten (640), Kaiserin-Elisabeth-, Stephanie-, Wilhelminen-, Rochus-Spital, 4 städtische Epidemie-, 21 private, 6 Kinder- und 2 große Garnisonspitäler; die niederösterr.
Landes-Irrenanstalt (22 ha) für 700 Kranke, die allgemeine Poliklinik, die Krankenhäuser im Kloster der Barmherzigen Brüder in der Leopoldstadt, der Elisabethinerinnen auf der Landstraße, der Barmherzigen Schwestern zu Gumpendorf und in der Leopoldstadt, das Israelitenspital, Rudolfinerkrankenhaus, Sophienspital;
das städtische und zwei Vereins-Asylhäuser (1895: 98233 Obdachlose), das städtische Werkhaus für Arbeitslose;
1 k. k., 8 Gemeinde- und 12 private Waisenhäuser;
das Findelhaus und die niederösterr.
Landes-Gebäranstalt; das k. k. Taubstummen- und das k. k. sowie das israel. Blindeninstitut, das Invalidenhaus; die sechs städtischen Versorgungsanstalten (4165 Pfründner), zahlreiche Säuglings- und Kleinkinderbewahranstalten, 117 Wohlthätigkeitsvereine mit 41973 Mitgliedern (529794 Fl. an 60702 Arme) u. s. w. Die neun Armenfonds hatten 1895: 3020377 Fl. Einnahmen, 2793265 Fl. Ausgaben und 19 Mill. Fl. Vermögen, die 1509 Armenstiftungen besitzen 12,03 Mill. Fl. Kapital mit 516158 Fl. Einnahmen. Vorübergehende Unterstützung genossen 94327 Personen (681767 Fl. aus öffentlichen Mitteln) und 61000 Personen (540538 Fl. aus Privatmitteln), dauernde 6241 Männer und 15740 Frauen (1506764 Fl.). Aus Stiftungsgeldern wurden 2131 Arme dauernd mit 202143 Fl. unterstützt.
Bäder. Die größten sind: das Städtische Bad [* 23] (für nahezu 1 Mill. Fl. im regulierten Donaustrom erbaut), das Centralbad in der innern Stadt, Römische [* 24] und Dianabad in der Leopoldstadt, Sophien-, Beatrix- und Josephsbad auf der Landstraße, Florabad auf der Wieden, Margarethenbad in Margarethen, Esterházybad in Mariahilf, die k. k. Militärschwimmanstalt, außerdem noch zehn städtische Volksbäder. ¶