mit
Wendeltreppe (470
Stufen), unter
August III. 1744 erbaut, und der Danielowicz (78 m), der gewöhnlich von Reisenden befahren
wird. Die
Gänge breiten sich in den sieben
Stockwerken aus; im Innern 16
Teiche. Die Kammern werden teils zugeschüttet, teils
zu
Magazinen benutzt, unter denen gegen 70 von bedeutender
Größe sind. Eine dieser
Hallen hat bereits 1 Mill.
Centner
Salz
[* 2] geliefert. Mehrere sind mit Kronleuchtern,
Säulen,
[* 3]
Statuen u. s. w. versehen, alles aus
Salz gehauen, und das Ganze
giebt, zumal bei
Beleuchtung,
[* 4] einen großartigen Anblick.
Die Länge aller horizontalen
Strecken beträgt 93 km. Hervorzuheben sind die beiden Kapellen, der Tanzsaal, die
Kaiser-Franzensbrücke,
der 60 m lange, 34 m breite und 3-8 m tiefe See Przykos, der Kronleuchtersaal («Kloski»)
und die Kammer Michalowice. Das Salzwerk beschäftigt etwa 1000
Arbeiter. Das
Salz kommt in
Stücken von 40 kg in den
Handel
und zwar als Stücksalz, gemahlenes
Speisesalz, Vieh-, Fabrik- und Dungsalz.
In den beiden Steinsalzbauen Wieliczka wurden
1894: 28416 t
Steinsalz und 51757 t Industriesalz im Gesamtwert von 3,5 Mill.
Fl. gewonnen.
Die Zeit der Aufdeckung des Steinsalzwerkes ist unbekannt, urkundlich läßt sich aber sein
Bestand bereits 1044 nachweisen.
Die Salzwerke gehörten ehemals zu
Polen; 1772 kamen sie an
Österreich,
[* 5] 1809 gemeinschaftlich an den
Kaiser von
Österreich und das Herzogtum Warschau,
[* 6] nach dem
Pariser Frieden von 1814 wieder ganz an
Österreich. Zwei Wassereinbrüche
(1868 und 1879) wurden glücklich bewältigt, jedoch hat sich der ganze
Boden, auf dem Wieliczka steht, etwas gesenkt. -
Vgl. Hamm,
[* 7] Wieliczka und
Staßfurt,
[* 8] die beiden größten Steinsalzwerke Europas (in der Zeitschrift «Unsere Zeit», Jahrg.
1870, 2. Hälfte);
Windakiewicz, Das Steinsalzbergwerk in Wieliczka
(Freiberg
[* 9] 1896).
(spr. wje-),Alexander,
Graf, Marquis Gonzaga, poln. Staatsmann, geb. studierte
die
Rechte in Warschau,
Paris
[* 10] und Göttingen.
[* 11] Nach dem
Ausbruche der Revolution wurde er 1830 in den poln.
Reichstag gewählt, wo er der äußersten
Rechten angehörte. Die galiz. Greuel des J. 1845 veranlaßten ihn zu der Aufsehen
erregenden
Schrift «Lettre d'un gentilhomme polonais au prince de Metternich»
(Brüss. 1846), worin er das
HeilPolens in einem engen Anschluß an
Rußland sieht. Die russ. Regierung machte später wirklich
den Versuch, sich mit
Polen auszusöhnen. 1861 wurde dem
Lande in den Grenzen
[* 12] des sog. Kongreßpolen eine
polit. und nationale
Autonomie gewährt. Wielopolski wurde dann Unterrichtsminister und 1862
Chef der Civilverwaltung und Adlatus des
Großfürsten Konstantyn,
Statthalters von
Polen. Allein der
Aufstand von 1863 machte dieser
Stellung ein Ende. Wielopolski zog
sich nach
Dresden
[* 13] zurück und starb daselbst -
[* 14] ungar.
Becs, czech. Videň, frz. Vienne, lat. Vindodona, kaiserl.
königl. Reichshaupt- und Residenzstadt der Österreichisch-Ungarischen Monarchie und Hauptstadt
des Erzherzogtums Niederösterreich, liegt unter
48° 12' 35" nördl.
Br. und 16° 22' 55" östl. L. von Greenwich (alte Universitätssternwarte
im Mittelpunkt der Stadt), in einer mittlern Höhe von 170 m (Donauufer 160 m, Meteorologische Centralstation auf der
Hohen Warte 202 m),
am rechten Ufer der Donau, an der
Stelle, wo die
Alpen
[* 15] unmittelbar und jäh in den
Ausläufern des
WienerWaldes, dem
Kahlenberg
(s. d.) und
Leopoldsberg (423
m) an die Donau abfallen und die Ebene, das sog.
Wiener Becken, beginnt, welche die Karpaten von
den
Alpen trennt. Wien wird von einem
Arme der Donau (dem sog. Donaukanal), in den innerhalb des Gemeindegebietes
der Krottenbach, der Ottakringer, der Alserbach (sämtlich überwölbt) und die Wien münden, durchzogen. (Hierzu
drei Karten: Wien,
Innere Stadt; Wien, Stadtgebiet; Wien und Umgebung.)
Größe. Das Gemeindegebiet umfaßte bis zu der Erweiterung (Gesetz vom 55,39, nunmehr
178,12 qkm. Nächst den zehn alten
Bezirken wurden neun neue gebildet durch Einverleibung von
Inzersdorf (zum
Teil), Ober- und
Unter-Laa (zum
Teil), Simmering,
Kaiser-Ebersdorf,
Schwechat und Kledering (alle drei zum
Teil), Gaudenzdorf, Ober- und Unter-Meidling,
Hetzendorf, Altmannsdorf (zum
Teil),
Lainz, Hietzing, Penzing,
Breitensee, Ober- und Unter-St.
Veit, Hacking,Baumgarten, Speising, Schönbrunn,
Mauer,
Hütteldorf und Hadersdorf mit Auhof (alle drei
zum
Teil),
Rudolfsheim,
Sechshaus, Fünfhaus, Ottakring,
Neu-Lerchenfeld, Hernals, Dornbach, Neuwaldegg (zum
Teil), Neustift am
Walde, Pötzleinsdorf, Gersthof, Weinhaus, Währing, Salmannsdorf (zum
Teil), Ober- und Unter-Döbling, Ober- und Unter-Sievering,
Nußdorf,
Heiligenstadt, Josefsdorf
(Kahlenberg), Grinzing,
Kahlenbergerdorf und Weidling (zum
Teil).
Die Grenze des Gemeindegebietes beginnt jetzt am
Kahlenbergerdorf an der Donau, zieht über
Kahlenberg,
Hermannskogel, längs des Gebirgszuges bis
Hütteldorf, dann längs des Kaiserlichen
Tiergartens bis
Mauer, folgt von
Inzersdorf
der Donauländebahn bis zur Donau, deren altes
Bett
[* 16] nun die Grenze bildet. Der jetzige
Umfang beträgt 63 km, gegen 37,9 km
vor 1890. Diese Grenze bildet zugleich auch die Verzehrungssteuerlinie für die Stadt. Von der
Fläche
entfallen 12 Proz. auf Häuser und
Höfe, 13 auf Gärten und
Anlagen, 3 auf Weingärten, 13 auf Waldungen, 42 auf
Äcker, Wiesen
und
Weiden, 12 auf
Straßen und Eisenbahnen und 3 Proz. auf Gewässer.
Klima.
[* 17] Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 9,2°, das Maximum 36,2°, das Minimum -20°
C.;
der wärmste
Monat ist der Juli (19,6°), der kälteste der Januar (-2,3°);
der mittlere Luftdruck beträgt 743,7
mm und
schwankt zwischen 720,5 und 760,4
mm, die Niederschlagsmenge beträgt 617
mm;
Gewittertage sind durchschnittlich 30 im Jahre;
häufigste Windrichtung ist Wien, NW. und N.
Bevölkerung.
[* 18] Das alte Gemeindegebiet von Wien zählte 1754: 175400, 1800: 231050, 1840: 356870, 1857: 476222
(mit
Vororten 587235), 1864: 550733, 1869: 607514 (842951), 1880: 704756 (1090119), 1890: 817299, nach der Erweiterung 1341897
(639300 männl., 702597 weibl.) E. Für Mitte 1896 wurde die Zivilbevölkerung auf 1503972 E.
berechnet. Wien wird somit an Einwohnerzahl in Europa
[* 19] nur von den drei Hauptstädten
London,
[* 20]
Paris und
Berlin
[* 21] übertroffen.
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Hiervon waren dem Civilstand nach 426432 Männer und 419244 Frauen ledig, 211867 Männer und 212098 Frauen
verheiratet, 23652 Männer und 71255 Frauen verwitwet, geschieden oder getrennt. Dem Religionsbekenntnis nach waren 1195175
römisch-, 2012 griechisch, 1264 altkatholisch, 2471 griechisch-orientalisch, 35296 EvangelischeAugsburger und 6647 Helvetischer Konfession, 531 Anglikaner, 118495
Israeliten (hiervon 49098 in der Leopoldstadt) und 2134 konfessionslos. In Wien geboren waren 610062, im
übrigen Niederösterreich 155379, im übrigen Österreich 461389 und im Ausland (einschließlich Ungarn)
[* 23] 137718. Unter den
Ausländern waren geboren in Ungarn 100666, im DeutschenReiche 25515, in Italien
[* 24] 2419, in Rußland 2159, in Frankreich 1129, in der
Schweiz
[* 25] 1199, in Rumänien
[* 26] 1488 u. s. w. Der Nationalität nach waren 1146148 Deutsche,
[* 27] 63834 Czechen, 2006 Polen, 282 Ruthenen, 599 Slowenen
und 882 Italiener.
Die
Zahl der Eheschließungen betrug 1895: 15012 (10,04 Promille), der Geburten 53536 (35,12), darunter 3011 Totgeburten und 18038 Uneheliche,
und der Todesfälle 34879 (22,58).
Die Garnison umfaßt: je drei Bataillone des 4. Infanterieregiments «Hoch- und Deutschmeister», des 25., 64., 68 und 71. sowie
des 1. und 4. bosn. Infanterieregiments, zwei Bataillone des 61. und ein Bataillon des 84. Infanterie-, drei des 2. Tiroler
Kaiserjägerregiments, vier Eskadrons des 1. Ulanenregiments, das 7. Husaren-, 2. und 14. Korpsartillerie-,
4., 6. und 42. Divisionsartillerieregiment, das 1. Festungsartillerie- und 1. Trainregiment.
Ehrenbürger sind Ernst Graf Hoyos-Sprinzenstein und Professor Dr. Eduard Sneß (seit 1873), HansGraf Wilczek (1883),Ludwig
Lobmeyr (1889) und Herrenhausmitglied Nicolaus Dumba (1890).
Anlage. Wien besteht aus der innern Stadt und 18 Vorstadtbezirken. Zwischen beiden dehnten
sich früher die Befestigungswerke aus, an deren Stelle infolge der 1857 begonnenen Stadterweiterung die großartige, 57 m
breite und 5 km lange Ringstraße angelegt ist. Mit Ausnahme der Leopoldstadt befinden sich alle Bezirke rechts vom Donaukanal,
über den 12 Brücken
[* 28] führen. Das jenseitige Ufer der Großen Donau ist mit der Leopoldstadt durch 5 Brücken
verbunden. Über den Wienfluß führen über 30 Brücken und Stege.
Der Hauptstrom der Donau wurde durch die Regulierung näher an Wien gerückt. Dieses großartige Werk sollte vor allem Wien und
einen großen Teil von Niederösterreich vor der fast jährlich wiederkehrenden Überschwemmungsgefahr
sicherstellen, zugleich aber auch Wien zum Hauptstapelplatz des Schiffahrtsverkehrs zwischen Orient und Occident erheben. Die
Kosten des nach den Plänen der Ingenieure Sexauer und Abernethy 1870 begonnenen Werkes (24,6 Mill. Fl.) wurden vom Staate,
der Stadt Wien und dem Kronland Niederösterreich übernommen. Am fand die Eröffnung
des Strombettes zwischen Nußdorf und Albern statt.
Hierauf wurde die Regulierung aufwärts bis Kahlenbergerdorf und abwärts bis Fischamend ausgedehnt. Zur Sicherung der bisherigen
Arbeiten und zur Beseitigung der fortbestehenden Hindernisse des Schiffahrtsverkehrs wurde 1882 die Regulierung in der obern
Strecke bis zur Einmündung der Isper in die Donau und unterhalb bis zur Landesgrenze von Niederösterreich
bei Theben begonnen und hierfür weitere 24 Mill. Fl. bewilligt. Das neue Strombett ist 285 m breit und 3,2 m tief. An dasselbe
stößt am linken Ufer das Inundationsgebiet (475 m breit), am rechten Ufer der Landungsquai mit Lagerhäusern, darunter das
der Stadt Wien in der ehemaligen Maschinenhalle der Wiener Weltausstellung (1873). Durch die Regulierung
wurden 984 ha Baugrund gewonnen.
Eine durchgreifende Regulierung der Stadt wird zufolge eines vom Stadtbauamte auf Grund einer Preiskonkurrenz entworfenen General-Regulierungsplans
erfolgen, der das ganze erweiterte Stadtgebiet umfaßt und dank der in Ausführung begriffenen Verkehrsanlagen (s.
S. 711 b) manchen Stadtteilen eine veränderte Gestalt geben wird. Eine weitere Verschönerung wird erreicht
durch die Niederlegung von Kasernen (Franz-Josephs-Kaserne in der innern Stadt, Josephstädter Reiterkaserne, Fuhrwesens-Kaserne
u. s. w.) in der Stadt und Erbauung neuer an der Peripherie (zwei Kasernen in der Donaustadt, zwei auf der Schmelz u. s. w.).
Eine wichtige Folge des Abbruchs der Franz-Josephs-Kaserne ist die Verlegung (1896) jenes Teils des Ringes
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