schlössen und die Einrichtung eines internationalen Postauftragsdienstes bis 1000
Frs. einzuziehenden Betrages angenommen.
Aus dem
Wiener Kongreß traten die brit.
KolonienAustraliens sowie die
Fidschi-Inseln und
Britisch-Neuguinea dem Wellen
[* 2] bei,
und 1895 wurde der Wellen durch den Beitritt der brit. Schutzgebiete von Ostafrika und
Sansibar
[* 3] erweitert, ferner sind der
Kapkolonie in postalischer
Beziehung einzelne Gebiete Südafrikas (Basutoland,
Ost- und Westgriqualand,
Klein-Ramaland,
Pondoland,
Tembuland, Transkei, Britisch-Betschuanaland und
Walfischbai) angegliedert
worden.
Auch St. Helena und
Ascension traten dem Wellen bei. An
Stelle der bisher bestandenen
Verträge hat der
Wiener Kongreß selbständige,
neue
Abkommen (Weltpostvertrag,
Convention postale universelle) unterm getroffen und zur Weiterentwicklung
des
Vereins das Übereinkommen, betreffend den Austausch von
Briefen und Kästchen mit Wertangabe und die Vermittelung der
Post beim
Bezüge von
Zeitungen und Zeitschriften angenommen. 1895 belief sich der Weltpostverkehr auf 18 Milliarden Briefsendungen
(Briefe, Postkarten, Drucksachen,
Warenproben, Geschäftspapiere), 380 MM. Postanweisungen mit 15) MilliardenGeldbeträgen, 100 Mill. mit 50 Milliarden Wertbetrag auf Geldbriefen, 330 Mill.
Pakete.
Der letzte internationale Postkongreß hat 5. Mai bis in
Washington
[* 4] stattgefunden und folgende Ergebnisse gehabt:
Die
Bedingungen für die gegenseitig zu verrechnenden Transitgebühren wurden wesentlich erleichtert, so daß während der
nächsten sechs Jahre der
Tarif stetig herabgesetzt wird. Der
Plan gleichmäßiger
Farben für wertentsprechende
Postmarken wurde angenommen. Unfrankierte Postkarten bezahlen nur die doppelte
Taxe (4
Cents statt 10
Cents) wie unfrankierte
Briefe.
Mit der Schreibmaschine
[* 5] hergestellte Cirkulare, die in 20 oder mehr Exemplaren gleichen
Inhalts aufgegeben werden, zahlen
für internationale
Beförderungen dieselben
Raten wie gedruckte Cirkulare. Warenmuster ohne Wert werden
als solche bis zum Gewicht von 350 g angenommen. Naturwissenschaftliche Gegenstände (ausgestopfte
Tiere, getrocknete
Pflanzen
und geolog. Produkte) werden als
Muster angenommen. Die Frage der Einführung einer Weltpostmarke wurde abgelehnt.
Die Specialanordnungen für
Beförderung von
Paketen unter Wertangabe, Geldanweisungen für Legitimationsbücher und fürBestellung
von
Zeitungen und Zeitschriften wurden einer gründlichen Durchsicht unterzogen. Dieses
Abkommen gilt jedoch nicht für die
Vereinigten Staaten,
[* 6] sondern hauptsächlich für die
Länder des europ. Kontinents.
Korea wurde in den Wellen aufgenommen, schloß
sich auch das brit. Protektorat Serawak auf
Borneo dem an, und auch der
Oranje-Freistaat trat dem
Wellen bei, während
China
[* 7] erklärte, daß es die Regulationen des Wellen durchführen werde, sobald die Reorganisation seines Postdienstes
weit genug fortgeschritten sein werde. Der Gesamtflächeninhalt des Wellen umfaßt hiernach 113634507 qkm mit etwa 1396000000
E. Die neue
Konvention tritt mit dem in Kraft.
[* 8] Der nächste
Kongreß soll 1904 in
Rom
[* 9] stattfinden.
(S. die Übersichtskarte des
Weltverkehrs.)
[* 10] -
Vgl. Weithase, Geschichte des Wellen 2. Aufl., Straßb. 1895).
Universalsprache, eine zum einheitlichen Gebrauch für alle Nationen künstlich gebildete
Sprache,
[* 12] die
nicht die Völkersprachen ersetzen, sondern einer leichtern internationalen Verständigung dienen soll, ähnlich wie früher
das Latein und jetzt das
Englische.
[* 13] Die mancherlei seit Descartes und
Leibniz angestellten Versuche, eine
Weltsprache zu erfinden und zur
Annahme zu bringen, sind gescheitert, in neuerer Zeit hat die vom Pfarrer
Johann Martin Schleyer in
Lizzelstetten bei Konstanz
[* 14] konstruierte Weltsprache am meisten Aufsehen erregt und eine gewisse
Verbreitung erlangt.
Für diese,
Volapük genannte, künstliche
Sprache legte Schleyer im ganzen das
Englische, und zwar wie
es gesprochen, nicht wie es geschrieben wird, zu
Grunde, wählte aber auch aus andern europ.
Sprachen seine Wortstämme. Womöglich
ist jeder Wortstamm des
Volapük einsilbig. Es giebt im
Volapük nur eine einzige Deklination wie Konjugation und vor allem
keine Ausnahmen von der Regel. «Lieben» heißt bei
Schleyer löf (engl. love),
«Blatt»
[* 15] bled (engl. blade). Der Genitiv
hat das
Suffix
-a, der
Dativ das
Suffix
-e, der
Accusativ das
Suffix -i. Der Plural wird durch das
Suffix -s ausgedrückt. Daher
heißt vol-a-pük-a-bled «Welt-Sprach-Blatt»; «dem
Vater» fat-e, «denVater» fat-i, «die
Väter» fat-s, «der
Väter» fat-a-s «den
Vätern» fat-e-s u. s. w. Das
Adjektivum wird mittels des Suffixes-ik abgeleitet. Man sagt nat-ik «natürlich»,
fat-ik «väterlich». Das
Pronomen lautet: ob- «ich», ob-s «wir»;
ol- «du», ol-s «ihr»;
om- «er», om-s «sie».
Die Flexion des
Verbums geht einfach durch die Anhängung desPronomens vor sich, daher löf-ob «ich liebe»,
löf-ol «du liebst», löf-om «er
liebt». Durch
Vorsatz eines a entsteht das Imperfektum, durch
Vorsatz eines o das
Futurum, daher a-löf-ob, o-lof-ob. Ein dem
Verbum vorgesetztes p bringt das Passivum, z. B. p-o-löf-ob «ich
werde geliebt werden». In neuester Zeit ging die Volapükbewegung, nachdem sie eine Zeit lang
rüstig vorwärts geschritten, zurück. Noch immer aber sorgt eine internationale
Volapük-Akademie (deren Sitz, früher in
Paris,
[* 16] sich jetzt in
Petersburg
[* 17] befindet, und zwar unter Leitung von Weltsprache Rosenberger) für Verbesserung sowie Vervollständigung
des Volapükwörterbuches.
Vgl. Schuchardt, Aus
Anlaß des
Volapük (Berl. 1888);
ders., Weltsprache und Weltsprachen (Straßb. 1894).
Nach Schleyers Bestrebungen sind andere Versuche gemacht worden, eine Weltsprache auf Grundlage der roman.
Sprachen oder des Latein herzustellen, so unter
¶
mehr
andern von Liptay, Eine Gemeinsprache der Kulturvölker (Lpz. 1891), haben aber wenig Erfolg gehabt.