Götter und die Gestaltung der Zukunft zu entnehmen. Die eigentliche
Traumdeuterei scheint erst später aus dem
Orient Eingang
bei den Griechen gefunden zu haben (vgl. das Traumbuch des
Artemidorus).
Noch viel ausgebreiteter und enger mit dem Staatsleben verknüpft war die Weissagung bei den
Römern, und zwar die mittelbare, die
Divination, die auf der
Auslegung gegebener oder gesuchter Zeichen beruhte. Eine Unzahl zufälliger Erscheinungen,
sowohl sichtbarer (prodigium, portentum, monstrum) als hörbarer (omen im engern
Sinne), galt ihnen als vorbedeutend, und
die Deutung der Himmelserscheinungen, besonders der
Blitze, sowie diejenige des Flugs und die
Stimme der
Vögel
[* 2] ward durch die
Körperschaft der
Augurn (s. d.) in eine Art von
System gebracht und übte den größten Einfluß auf
Staats-
und Privatleben aus. Daneben war zugleich die ursprünglich etrurische, von den Haruspices (s. d.)
gepflegte Kunst der Opferschau vom
Staate anerkannt, und nicht minder wurden die Sibyllinischen
Bücher sowie die
Entscheidung
des Loses (sortes) vonStaats wegen zu
Rate gezogen. Zuletzt drangen noch allerlei fremde, meist orient.
Wahrsager- und Zauberkünste ein, darunter namentlich die
Astrologie,
[* 3] und wußten sich auch gegen wiederholte Staatsverbote
zu behaupten.
Bei denGermanen stand die Weissagung in hohen: Ansehen und ward in öffentlichen wie in Privatangelegenheiten vielfach
geübt, durch Priester, durch die Hausväter und besonders auch durch Frauen. (S.
Albrûna,
Veleda.) Gern
benutzte man dazu die Lose, Stäbchen aus hartem Holz,
[* 4] vorzugsweise der
Buche, geschnitten und mit Zeichen versehen. (S. Los.)
Ferner weissagte man aus dem Gewieher von Rossen, aus Geschrei und Flug der
Vögel, aus dem
Strudeln fließender Wasser
u. dgl.
Bei weitem nicht alle
Arten der altgermanischen Weissagung vermochte die christl.
Kirche des Mittelalters auszurotten. So mußte sie
z. B. die
Ordalien (s. Gottesurteil) lange Zeit dulden. Im 15. und 16. Jahrh.
kamen allerlei Formen der Wahrsagung, die teils von den
Römern, teils von den
Arabern herstammten,
Astrologie, Chiromantie,
Geomantie, Rhabdomantie, Traumdeutung
u. dgl., zur Geltung und erzeugten die Litteratur der «Praktiken»,
eine Art von Wahrsagekalendern.
Von dem Lichte der religiösen und wissenschaftlichen
Aufklärung wurde auch diese Art von
Aberglauben allmählich gedämpft,
aber bis auf den heutigen
Tag noch lange nicht ausgerottet, wie unter anderm das Kartenschlagen (s.d.), die Punktierkunst,
das
Bleigießenu. dgl. sowie die Gaukelei des
Somnambulismus, des
Tischrückens, der Geisterklopferei und
des sog.
Spiritismus (s. d.) beweisen. Auch von dem uralten Volksglauben in
Beziehung auf Vorbedeutung (s.
Angang) hat sich
noch mancherlei im
Volke lebendig erhalten.
Das zur Fabrikation des verzinnten Eisenbleches
(Weißbleches) benutzte Rohmaterial ist teils
Schweißeisen, teils
Flußeisen. In jedem Fall werden die weichsten und zähesten Eisensorten ausgewählt. Früher wurden
zur Weißblechfabrikation allgemein dekapierte
Schwarzbleche (s.
Blech) verwendet. Dieselben wurden zwischen harten polierten
Walzen mehrmals kalt
durchgewalzt, um ihnen große
Glätte zu geben, und sodann nochmals unter Luftabschluß geglüht.
Gegenwärtig wird die dem
Schwarzblech anhaftende Oxydhaut durch Abbeizen mittels Salzsäure oder Schwefelsäure
[* 6] entfernt,
indem man die
Tafeln zu 60‒240
Stück vereint in kupfernen Beizkörben einzeln stehend in das in einem
Bleibottich befindliche Säurebad einsenkt. Nach vollendetem
Beizen werden die
Tafeln in kaltem oder heißem Wasser gut gespült
und nach erfolgtem
Trocknen, in Glühkästen liegend, während 8‒12
Stunden im
Glühofen geglüht. Durch nochmaliges
Beizen
wird jegliche Unreinigkeit entfernt und die so zur Verzinnung vorbereiteten
Bleche in Wasserbottichen bis zur weitern
Bearbeitung aufbewahrt.
Das Verzinnen selbst erfolgt auf dem
Zinnherd, der meistens aus fünf offenen, in Feuerungen eingesetzten
Kesseln besteht.
Der erste dieser
Kessel ist mit heißem Fett, der zweite (Zinn- oder Einbrennkessel) mit geschmolzenem Zinn gefüllt; diesem
folgt der Durchführ- und der Bürstkessel, beide geschmolzenes und von einer Fettschicht bedecktes Zinn
enthaltend, und schließlich der
Walzenfettkessel, in dem 2‒5 und zuweilen noch mehr Stahlwalzen an der Oberfläche des
Fettbades gelagert sind.
Dieselben werden durch einen Motor in
Drehung versetzt. Nachdem die aus dem Wasserbad entnommenen Blechtafeln sämtliche vorhergehenden
Kessel passiert haben, werden sie in den letzten
Kessel seitlich eingestellt, durch einen einfachen Hebeldruck
einzeln unter die
Walzen gedrückt, von diesen erfaßt und langsam aus dem Fettbad herausbefördert. Durch diese neue Verzinnungsmethode
wird eine völlig gleiche
Bedeckung der Blechtafel erzielt, was nach dem ältern
Verfahren des Abtropfenlassens der aus dem
letzten Zinnbad genommenen
Bleche nicht möglich war.
Die verzinnten
Bleche werden durch Abreiben mit einem Gemisch von Mehl
[* 7] und Kleie von dem anhaftenden Fett
gereinigt und dann durch
Bürsten mit Wollpelzen vom Mehlstaub befreit, oder auch auf mechan. Wege geputzt. Gute
Weißbleche sollen ein spiegelblankes, silberähnliches Aussehen haben
(Glanzblech). Mattverzinnte
Weißbleche (Mattbleche oder
Ternbleche) werden wie die
Glanzbleche, jedoch durch Verzinnen mit einer
Legierung von
Blei
[* 8] und Zinn, hergestellt.
Durch
Beizen der verzinnten
Bleche mit einer Mischung aus Salpetersäure, Salzsäure und Wasser werden die
Krystalle bloßgelegt,
die sich bei dem Erkalten in der Zinnschicht bilden. Die
Bleche erhalten hierdurch ein geflammtes Aussehen (moirierte
Weißbleche).
Durch Überziehen derselben mit farbigen Spirituslacken und Einsprengen anderer
Farben werden täuschende
Nachahmungen von
Perlmutter, Schildpatt, Irismuschel u. s. w. erzielt. Moiriertes
Blech wird vielfach zur Herstellung von Dosen,
Tellern, Verpackungen u. s. w. verwendet.
Über die Bezeichnung der verschieden starken Sorten s.
Blech. –
Vgl. N. Gärtner,
Die Weißblechfabrikation (in den «Verhandlungen des
Vereins zurBeförderung des Gewerbfleißes», 1888).
[* 9]
Cerussit oder
Bleispat, ein für die Gewinnung des metallischen
Bleies wichtiges Mineral. Es ist kohlensaures
Blei, PbCO3, bestehend aus 83,52 Proz.
Bleioxyd und 16,48 Proz.
Kohlensäure, krystallisiert in rhombischen, teils pyramidalen,
teils horizontal-säulenförmigen, teils tafelartigen Gestalten mit horizontal gestreiften Brachydomen und ist mit
Aragonit
[* 10] vollkommen isomorph; auch wiederholt sich hier des letztern
¶
mehr
Zwillingsbildung nach dem Grundprisma, nach dem auch ausgezeichnete Durchkreuzungsdrillinge vorkommen (s.
nachstehende Abbildung); herzförmige Zwillinge werden nach einem andern Gesetz gebildet. Das Weißbleierz ist spröde und leicht zersprengbar,
von der Härte 3 bis 3,5, dem spec. Gewicht 6,4 bis 6,6, farblos, oft weiß, aber auch grau, gelb, selbst schwärzlich (durch
Kohle oder durch allmähliche Umwandlung in Schwefelblei), diamantglänzend oder fettglänzend, pellucid in hohen und
mittlern Graden. Fundorte: Johanngeorgenstadt, Zellerfeld, Clausthal,
[* 12] Přibram, Braubach, Ems,
[* 13] Tarnowitz
[* 14] u. a. Das Weißbleierz bildet
auch Pseudomorphosen nach Bleiglanz, Bleihornerz, Bleivitriol und andern Mineralien
[* 15] und ist meist aus ersterm hervorgegangen.