Wirtschaftsabgabe etwa 2½ Mill. M.) Baden hat seit 1882 eine Weinaccise vom Weinverbrauch (eine Accise bestand schon 1812 in
Baden, in einigen Landesteilen ist sie noch älter) und außerdem beim Kleinverkauf als Zusatzabgabe das Weinohmgeld.
Beide werden nach der Menge des zu versteuernden Weins erhoben, ausnahmsweise auch nach dem Gewicht der
Trauben- und Obstmengen. Die Steuersätze werden durch das Staatshaushaltsgesetz festgestellt. Zur Zeit ist die Accise bei Traubenwein
3, bei Obstwein 0,9 Pf., das Ohmgeld bei Traubenwein 2, bei Obstwein 0,6 Pf. für 1 l. Die Befreiungen für Einlagen in Weinlagerkeller,
für deren Bewilligung eine Patentgebühr zu zahlen ist, für Haustrunk u. s w. sind besonders geregelt.
Durch Gesetz vom ist für Kunstwein eine besondere Steuer von 6 M. für 1 hl eingerichtet. Der Ertrag der gesamten
Weinsteuer in Baden ist etwa 1½ Mill. M. Eine gewisse Ähnlichkeit hiermit hatte das frühere hessische System, das aus einer
«Tranksteuer» (allgemeine Weinsteuer) und einer «Zapfsteuer»
(Weinschanksteuer) bestand. 1876 wurde eine Neuregelung vorgenommen. Seitdem wird eine Abgabe der Kleinverkäufer und eine
Abgabe der Weinhändler von ihren Weineinlagen erhoben.
Letztere (auch jetzt noch als Tranksteuer bezeichnet) beträgt 5 M. für jede angefangenen 10 hl eingelegten Weins. Die Kleinverkaufsabgabe
wird nach dem Wert des Steuerobjekts derart abgestuft, daß beim Kleinverkauf erster Klasse, der ganz oder
größtenteils zu Preisen von mehr als 70 Pf. für 1 l betrieben wird, 7 M. und beim Kleinverkauf zweiter Klasse 5 M. für 1 hl
zu zahlen sind. Für die Finanzperiode 1891-94 und 1894-97 ist die Abgabe außer Hebung gesetzt. Eine Regierungsvorlage,
welche auch den Konsum der Privaten besteuern wollte, wurde von der Zweiten Kammer abgelehnt. In Elsaß-Lothringen ist das
franz. System 1873 durch eine Versandsteuer (für 100 l Traubenwein 3 M., seit 1880: 1,50 M., für 100 l Obstwein 0,80 M.)
ersetzt; daneben wurden Licenzen der Wirte und Weinhändler beibehalten. Für die Steuerbezettelungen
kommt außerdem noch ein Stempel von 10 Pf. für jeden Schein zur Erhebung. (S. Licenz, Schank- und Schanksteuergesetze.) Durch
Gesetz vom ist für Rosinenweine die Steuer auf 6 M. für 100 l erhöht. -
Vgl. von Mayr, Artikel Weinsteuer in
von Stengels «Wörterbuch des deutschen Verwaltungsrechts», Bd.
2, nebst Nachträgen (Freib. i. Br. 1890 fg.);
von Heckel, Wein und Weinsteuer im «Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 6 (Jena
1894); Kittel, Die Besteuerung des Weins in Deutschland (Münch. 1895).
Rudolf, Komponist, geb. in Scheideldorf (Niederösterreich), war Sängerknabe
in der kaiserl. Hofkapelle in Wien und studierte daselbst die Rechte. 1858 gründete er den Akademischen Gesangverein, war 1866-80
Dirigent des Wiener Männergesangvereins und artistischer Leiter der Singakademie. 1880 wurde er Universitätsmusikdirektor.
Weinwurm komponierte Chorwerke für gemischten und für Männerchor und hat außerdem mehrere
musikpädagogische Werke herausgegeben.
königl. Bergstadt im Gerichtsbezirk Preßnitz der
österr. Bezirkshauptmannschaft
Kaaden in Böhmen, nahe der sächs. Grenze, an der Abdachung des Erzgebirges, an den Linien Komotau-Weipert (72 km) der Buschtiehrader Eisenbahn
und Chemnitz-Annaberg-Weipert (75 km) der Sächs. Staatsbahnen, hat (1890) 8196, als Gemeinde 8351 deutsche
E., eine Pfarrkirche (1660), Martinskirche (1594), eine k. k. Probieranstalt für Handfeuerwaffen; bedeutende Fabrikation von
Posamentier- und Wirk-, Seiden- und Halbwollwaren, Spitzen, Papier, Waffen und Gewehren und ist Stapelplatz der Posamentenindustrie
(Hausindustrie) Österreichs. -
Vgl. Schmidt und Luft, Geschichte der Stadt Weipert (Weipert 1890).
Christian, Schulmann und Dichter, geb. in Zittau, studierte in Leipzig, wurde 1670 Professor am Gymnasium
zu Weißenfels und 1678 Rektor des Gymnasiums seiner Vaterstadt, wo er starb. Er war ein
trefflicher Lehrer, führte zuerst die deutsche Sprache in den Unterricht der Gymnasien ein und schrieb für mehrere Lehrfächer,
namentlich für die Dichtkunst und die Beredsamkeit, Lehrbücher, z. B. «Curieuse
Gedanken von deutschen Versen» (2 Bde., 1691-93),
die seine Methode auf längere Zeit zur herrschenden in Deutschland machten. In seinen Dramen und Romanen
sucht Weise die deutsche Dichtung von dem Lohensteinschen Schwulst zur einfachern volkstümlichen Naturwahrheit zurückzuführen,
wobei er jedoch nur zu oft in das entgegengesetzte Extrem hausbackenster Nüchternheit verfiel.
Während seine lyrischen Jugenddichtungen («Überflüssige Gedanken der grünenden Jugend», 1668) durch eine gewisse Keckheit
und Frische anmuten, verwässerten seine spätern Versuche auf diesem Gebiete mehr und mehr. Mehrere
biblische und histor. Schauspiele schrieb er für die damals noch üblichen, von Schülern veranstalteten dramat. Aufführungen;
sie erschienen gesammelt u. d. T. «Zittauisches
Theatrum» (Zitt. 1683 u. ö.). Seine Hauptwerke sind jedoch
satir. Romane, z. B. «Die drei Hauptverderber»
(Lpz. 1671 u. ö.),
«Die drei ärgsten Erznarren» (ebd. 1672; Neudruck,
Halle 1878) und Lustspiele, z. B. «Bäurischer Macchiavell»
(Zitt. 1879; neu hg. mit der bisher noch ungedruckten «Bösen Katharina», einer Nachahmung von Shakespeares «Der Widerspenstigen
Zähmung», in Kürschners «Deutscher Nationallitteratur», Bd. 26) und «Bauernkomödie
von Tobias und der Schwalbe» (hg. von Genée, Berl. 1882; von O. Lachmann
in Reclams «Universalbibliothek»). -
Vgl. Kornemann, Christian Weise als Dramatiker (Marb. 1853);
Palm, Beiträge zur Geschichte
der deutschen Litteratur des 16. und 17. Jahrh. (Bresl. 1877);
Glaß, W.s Verdienste um die Entwicklung des deutschen Dramas (Programm, Bautzen 1872);
Klara, Jugendschriftstellerin unter dem Pseudonym Klara Cron, geb. zu Magdeburg,
gest. zu Straßburg, schrieb zahlreiche, vielgelesene Erzählungen, meist für das Mädchen- und Jungfrauenalter.
Genannt seien: «Mädchenleben» (Stuttg. 1860; 6. Aufl.
1890),
«Magdalenens Briefe» (ebd. 1863; 5. Aufl. 1890),
«Die Schwestern» (ebd. 1863; 6. Aufl. 1892),
«Prüfungen» (ebd. 1868; 3. Aufl.
1888),
«Licht und
mehr
Schatten» (ebd. 1871; 3. Aufl. 1891),
«Die Nachbarslinder» (ebd. 1873; 3. Aufl. 1890),
«Eva» (Lpz. 1870; 2. Aufl. 1882),
«Der Weg zum Glück» (Stuttg. 1880: 2. Aufl. 1890),
«Erwachen und Erblühen. Letztes hinterlassenes Werk. Mit
einem Vorwort und der Biographie der Verfasserin von Emilie Ludwig» (Berl. 1891; neue Ausg., ebd. 1895).
Wilh., Forstmann, geb. zu Brandenburg a. d. Havel, studierte in Berlin Jura und Kameralia, dann Forstwissenschaft
in Eberswalde, Münden und Eisenach, trat dann in den preuß. Forstdienst
und wurde 1878 Vorstand der forstlichen Abteilung des Versuchswesens in Eberswalde und Lehrer an der Akademie daselbst. 1883 folgte
er einem Rufe als Professor der Forstwissenschaft an der Technischen Hochschule zu Karlsruhe und 1891 wurde er Direktor der
Forstakademie zu Münden. Er schrieb: «Die Taxation des Mittelwaldes» (Berl. 1878),
«Ertragstafeln für
die Kiefer» (ebd. 1880),
«Die Taxation der Privat- und Gemeindeforsten nach dem Flächenfachwerk» (ebd. 1883),
«Leitfaden für
den Waldbau» (2. Aufl., ebd. 1894). 1881-88 gab er die «Chronik des deutschen Forstwesens» beraus. Bekannt machte er sich auch
durch einen von ihm 1871 konstruierten, 1878 verbesserten Baumhöhenmesser.