an demselben
Stocke, oft sehr verschieden ist, so sammelt man oft in der Vorlese die zuerst gereiften
Trauben und wartet mit
der Ernte
[* 2] der übrigen ihre Reife ab. Manchmal wird außer der Vorlese und Hauptlese auch noch eine Nachlese gehalten, nicht
selten aber verunglückt die letztere durch eintretendes kaltes Wetter
[* 3] vollständig. Den sog.
Sekt (vino secco), oder
Strohwein erhält man, indem man die
Trauben am
Stengel
[* 4] knickt und noch einige Zeit hängen läßt,
oder aber die abgeschnittenen
Trauben auf
Stroh ausgebreitet austrocknen läßt. Die zum Versand bestimmten Tafeltrauben dürfen
weder unreif noch vollreif abgeschnitten werden, und möglichst nur bei trocknem Wetter und ohne eine
Beere zu berühren.
Christian Theod.,
Komponist und Musiktheoretiker, geb. zu
Dresden,
[* 5] studierte in
Leipzig
[* 6] die
Rechte,
war bis 1804 in
DresdenAdvokat und wurde dann
Schüler seines Onkels
Christian Ehregott Weinlig, der Kantor an der Kreuzschule zu
Dresden war. 1814-17 war Weinlig Kantor an der Kreuzkirche, 1823 wurde er Kantor an der Thomasschule
in
Leipzig, wo er starb. Als
Komponist ist Weinlig durch mehrere Hefte Singübungen, viele geistliche
Musiken u. s. w.
bekannt geworden. Vorzüglich geschätzt war er als theoretischer
Musiker und als
Lehrer. R.
Wagner war sein
Schüler. Nach seinem
Tode erschien seine «Theoretisch-praktische Anleitung zur Fuge»
(Dresd. 1845).
Dioxybernsteinsäure, Bezeichnung für mehrere organische Säuren von der Zusammensetzung C4H6O6
= COOH ‧ CHOH ‧ CHOH ‧ COOH. Es sind vier isomere Säuren bekannt, denen allen dieselbe Formel zukommt. Diese sind:
die gewöhnliche Weinsäure oder Rechtsweinsäure, die Linksweinsäure oder Antiweinsäure, die
Traubensäure und die inaktive Weinsäure, Paraweinsäure
oder
Mesoweinsäure. Die beiden ersten Säuren sind sich sehr ähnlich und drehen die Polarisationsebene
des Lichts gleich stark, aber in entgegengesetzter
Richtung.
Die
Traubensäure besteht aus einer
Verbindung beider, ist daher optisch inaktiv, kann aber in die beiden entgegengesetzten
Modifikationen gespalten werden. Die letzte Säure ist gleichfalls optisch inaktiv, kann aber nicht in verschiedene Säuren
zerlegt werden und wird durch Erhitzen mit Wasser in
Traubensäure verwandelt. Der
Grund dieser Isomerieverschiedenheiten
liegt nach Le
[* 8]
Bel und
van 't Hoff in der Anwesenheit zweier asymmetrischer
Kohlenstoffatome (s.
Asymmetrisches Kohlenstoffatom).
[* 9]
Die gewöhnliche Weinsäure oder Rechtsweinsäure, auch
Weinsteinsäure genannt
(Acidum tartaricum), findet sich neben der
Traubensäure
häufig im
Pflanzenreich, und insbesondere im Traubensaft, aus dem sie sich bei der Gärung als saures
weinsaures Kalium
(Weinstein) ausscheidet. Zur
Darstellung der Weinsäure dient außer dem
Weinstein noch die
Weinhefe. Man führt deren
Weinsäure in unlöslichen weinsauren Kalk über, zerlegt diesen durch Schwefelsäure
[* 10] in
Gips
[* 11] und
in freie Weinsäure, deren Lösung durch
Eindampfen und Krystallisierenlassen in krystallisierte Weinsäure übergeführt wird.
Die Weinsäure krystallisiert in weißen, harten, monoklinen Prismen, ist in Wasser leicht löslich, schwerer in
Alkohol, nicht in
Äther. Die Lösungen drehen die Polarisationsebene des Lichts nach rechts und schmecken stark sauer. Der Schmelzpunkt
der Weinsäure liegt bei 170°, wobei sie in ein
Anhydrid übergebt. Bei höherm Erhitzen verkohlt sie unter
Verbreitung
eines charakteristischen
Geruchs und unter
Bildung von
Brenztraubensäure und
Brenzweinsäure. Durch
Oxydation wird sie in
Kohlensäure
und
Ameisensäure übergeführt.
Man verwendet die Weinsäure, außer zu
Brausepulver und moussierenden Getränken, in der
Technik in größten Mengen zu
Back- und
Hefenpulver,
ferner in der Färberei und Zeugdruckerei als Ätzbeize. Im
Großhandel kosten (1895) 100 kg 240 M. Mit
den
Basen bildet die Weinsäure die weinsauren
Salze oder
Tartrate, die sich zum großen
Teil durch ihr Krystallisationsvermögen auszeichnen.
Das Kaliumtartrat oder neutrale Kaliumsalz, C4H4O6K2+½H2O bildet monokline, in Wasser leicht lösliche Prismen.
Das Kaliumbitartrat, das saure Kaliumsalz, der
Weinstein (s. d.), C4H5O6K, ist in Wasser sehr
schwer löslich. Kaliumnatriumtartrat, C4H4O6KNa+4H2O, das Seignette- oder Rochellesalz (Sal polychrestum Seignetti,
Tartarus natronatus), wird durch Sättigen von
Weinstein mit
Soda erhalten und bildet große, rhombische
Krystalle. Calciumtartrat,
C4H4O6Ca+4H2O, ist ein in Wasser unlösliches Pulver. Es löst sich in Natronlauge, wird aber daraus beim
Kochen
als
Gallerte wieder gefällt. Essigweinsaure
Thonerde ist ein Doppelsalz, das als ungiftiges, sicher wirkendes
Adstringens und Antiseptikum verwendet wird. Der
Brechweinstein (s. d.) ist Kaliumantimonyltartrat, C4H4O6(SbO)K+½H2O.
Die Linksweinsäure oder Antiweinsäure stimmt ihren Eigenschaften nach vollkommen mit der Rechtsweinsäure überein und
zeigt nur das entgegengesetzte Drehungsvermögen. Man erhält sie aus der
Traubensäure, deren Natrium-Ammoniumsalz beim
Auskrystallisieren aus Lösungen unter 28° sich in
Krystalle des rechts- und linksweinsauren
Salzes trennt. Die
Krystalle zeigen
hemiëdrische
Flächen, die bei den beiden
Salzen entgegengesetzte
Lage, wie bei Spiegelbildern, haben. Es ist hierdurch möglich,
die
Krystalle des rechtsdrehenden
Salzes von denen des linksdrehenden zu unterscheiden und durch Aussuchen zu trennen.
Die
Traubensäure, C4H6O6+H2O
(Acidum racemicum), kommt in geringen Mengen als saures Kaliumsalz im
Weinstein vor
und wird bei der Fabrikation der Weinsäure aus den letzten
Mutterlaugen gewonnen. Sie kann auch auf synthetischem Wege erhalten werden,
so bei der
Oxydation von Fumarsäure durch Kaliumpermanganat, und bildet sich unter Erwärmung, wenn man
Lösungen von
Rechts- und Linksweinsäure vermengt. Von der gewöhnlichen Weinsäure unterscheidet sie sich dadurch, daß ihre
Krystalle rhombisch sind,
Krystallwasser enthalten und an der
¶
mehr
Luft verwittern. Sie ist ferner weniger leicht löslich in Wasser, vermag in freiem Zustande Chlorcalciumlösung zu fällen
und ist optisch inaktiv. Auch in dem Krystallwassergehalt und der Löslichkeit der Salze (Racemate) zeigen sich Verschiedenheiten.
Die Spaltung der Traubensäure durch das Natrium-Ammoniumsalz ist oben bei der Linksweinsäure erwähnt worden. Auch durch
das Cinchoninsalz wird die Spaltung erreicht. Ferner wird bei der Aussaat von Schimmelpilz(Penicillium glaucum Link) in Traubensäurelösungen
die Rechtsweinsäure zerstört, während Linksweinsäure übrigbleibt. Beim Erhitzen auf 170° wird die Traubensäure zum Teil
in die inaktive Weinsäure umgewandelt, während umgekehrt die letztere beim Erhitzen zum Teil in Traubensäure übergeht. Wasserfreie
Traubensäure schmilzt bei 206°.
Die inaktive Weinsäure, Mesoweinsäure oder Paraweinsäure entsteht durch Oxydation von Sorbin und Erythrit, durch Oxydation von Maleïnsäure
und beim Erhitzen von gewöhnlicher Weinsäure mit Wasser auf 170°. Sie bildet verwitternde rechtwinklige Tafeln, die bei 143° schmelzen.
Sie ist optisch inaktiv, kann aber nicht in die aktiven Weinsäure zerlegt werden. Das saure Kaliumsalz
dieser Säure ist in Wasser leicht löslich. Praktische Bedeutung besitzt von allen Isomeren nur die Rechtsweinsäure. -
Vgl.
Rasch, Die Fabrikation der Weinsäure (Berl. 1897).