Theater, die kath. und eine prot. Kirche, das Rathaus, die Synagoge, das Lycealgebäude, das markgräfl. Palais und das Ettlinger
Thor. Sämtliche Werke tragen das Gepräge jenes derben dor. Stils, wie ihn die franz. Republik erzeugt hatte, verbunden mit
wenigen Elementen des Empire. Von seinen Schriften sind zu nennen: «Über Theater in architektonischer Hinsicht»
(Tüb. 1809),
«Architektonisches Lehrbuch» (3 Bde., Stuttg.
1810-25),
«Entwürfe und Ergänzungen antiker Gebäude» (2 Hefte, Karlsr. 1822-34),
«Ausgeführte und projektierte Gebäude»
(4 Hefte, ebd. 1823-35). Seine «Denkwürdigkeiten aus meinem Leben» gab Schreiber (Heidelb. 1829) heraus.
oder Gemeinde Gottes, eine baptistische Partei (s. Baptisten), 1830 von dem abgesetzten
deutsch-reform. Prediger Weinbrenner in Harrisburg (Pennsylvanien) begründet. In ihre Lehre haben sie arminianische und methodistische
Ansichten aufgenommen.
Neben Taufe und Abendmahl haben sie als von Christo eingesetztes Sakrament das Fußwaschen (s. d.) eingeführt.
1) Bezirk im schweiz. Kanton Thurgau,
hat (1888) 14921 E., darunter 2416 Katholiken,
in 9 Gemeinden. - 2) Marktflecken und Hauptort des Bezirks Weinfelden, in einer fruchtbaren Ebene, in 435 m Höhe, am Fuß des Ottenbergs
und an der Linie Rorschach-Romanshorn-Zürich der Schweiz.
Nordostbahn;
hat (1888) 3172 deutsche E., darunter 445 Katholiken,
Post, Telegraph, neues Rathaus, Sitz des Thurgauer Großen Rates im Sommer und des Schwurgerichts, altes Schloß;
mechan. Weberei
und Stickerei, Feld- und Weinbau und Weinhandel.
1) Weingarten in Württemberg, Stadt im Oberamt Ravensburg des württemb. Donaukreises, in dem schönen Schussenthal,
mit Ravensburg durch Dampfstraßenbahn (4,4 km) verbunden, Sitz eines Kameral- und Forstamtes, hat (1895) 6459 E., darunter
etwa 950 Evangelische, in Garnison das Infanterieregiment Kaiser Wilhelm, König von Preußen (2. Württemb.), Nr. 120, Post,
Telegraph, evang. Kirche, Gewerbebank; Leinen- und Strumpfweberei, Maschinenfabrik, Flachs- und Hanfspinnerei.
In der Mitte der Stadt, auf dem Martinberg, die prächtigen Klostergebäude der ehemaligen Benediktinerabtei, jetzt Kaserne,
Weingarten, mit großartiger, 1715-24 erbauter Kirche, die außer Fresken, Stuckarbeiten und Standbildern eine große Orgel mit 6666 Pfeifen
und 75 Registern enthält. Als Reliquie bewahrt sie einen Tropfen vom Blut Christi, der die Veranlassung
zu dem sog. Blutritt, einer Wallfahrt und damit verbundenem Umritt am Freitag nach Himmelfahrt gab. Die Abtei wurde 920 als
Frauenkloster gegründet und 1036 in ein Mönchskloster verwandelt. Weingarten war bis 1868 ein Marktflecken mit dem
Namen Altdorf-Weingarten. -
Vgl. Busl, Die ehemalige Benediktinerabtei Weingarten (Ravensburg 1890). -
2) Weingarten in Baden, Marktflecken im Amtsbezirk Durlach des bad. Kreises Karlsruhe, an der Linie Heidelberg-Karlsruhe der Bad. Eisenbahnen,
hat (1895) 3870 E., darunter 1365
Katholiken und 146 Israeliten, Post, Telegraph, Schloßruine; Wein-, Tabak- und Hopfenbau.
Hermann, prot. Kirchenhistoriker, geb. 12. März 1834 in Berlin, studierte in Jena und Berlin,
habilitierte sich 1862 in Berlin, wurde daselbst 1868 außerord. Professor, 1873 ord. Professor in Marburg, 1876 in Breslau.
Er starb 25. April 1892 in der Heilanstalt Pöpelwitz bei Breslau. Er schrieb: «Pascal als Apologet des Christentums» (Lpz. 1863),
«Die Revolutionskirchen Englands» (ebd. 1868),
«Der Ursprung des Mönchtums im nachkonstantinischen Zeitalter»
(Gotha 1877),
«Zeittafeln und Überblicke zur Kirchengeschichte» (Berl. 1870; 5. Aufl., bearbeitet von
Arnold, Lpz. 1897);
außerdem gab er «Rothes Vorlesungen über Kirchengeschichte» heraus (2 Bde., Heidelb.
1875).
Julius, Mathematiker, geb. 25. März 1836 zu Berlin, Schüler von Lejeune-Dirichlet, seit 1864 Professor an der
Technischen Hochschule zu Charlottenburg, hat besonders die Theorie der krummen Flächen gefördert. Er
hat zuerst die Aufmerksamkeit auf die Flächen gelenkt, bei denen der eine Hauptkrümmungsradius eine Funktion des andern ist.
Für die Rechnungsmethoden der europ. Gradmessung hat er eine Abhandlung verfaßt, welche die Trigonometrie auf dem Sphäroid
behandelt.
Seine bedeutendste Arbeit ist «Über die Theorie der aufeinander abwickelbaren Oberflächen»
(Berl. 1884).
Felix, Dirigent, Komponist und Schriftsteller, geb. 2. Juni 1863 in Zara (Dalmatien), studierte auf dem Leipziger
Konservatorium, war nacheinander Kapellmeister in Königsberg, Danzig, Hamburg, Frankfurt a. M., Mannheim und ist seit 1891 erster
Hofkapellmeister in Berlin. Weingartner schrieb die Opern: «Sakuntala» (1884),
«Malawika» (1886),
«Genesius» (1892),
eine Serenade für Streichorchester, einige Klavierstücke und zahlreiche Lieder und veröffentlichte unter anderm die Schriften:
«Die Lehre von der Wiedergeburt und das musikalische Drama nebst dem Entwurf eines Mysteriums Erlösung» (Lpz. 1895),
«Über das
Dirigieren» (Berl. 1896) und «Bayreuth 1876-96» (ebd. 1897).
und Weinsegen, kleine Dichtungen des 15. und 16. Jahrh., die in absichtlicher parodistischer Nachahmung
der Mariengrüße, enthusiastischer Lobpreisungen der heiligen Jungfrau, ebenso enthusiastisch, mit komisch übertreibendem
Pathos, den Wein und seine Wirkungen feiern.
Weingrüße hat namentlich Hans Rosenplüt gedichtet (hg.
in den «Altdeutschen Blättern», Bd. 1).
1) Amtsbezirk im bad. Kreis Mannheim des Großherzogtums Baden, hat (1895) 22642 E., darunter 6664 Katholiken und 405 Israeliten,
in 13 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des Bezirksamtes, an der Weschnitz, die hier aus dem Odenwald tritt,
an der Bergstraße, der Linie Frankfurt a. M.-Heidelberg der Main-Neckar-Bahn und der Mannheim-Weinheimer Eisenbahn (56,1 km,
Nebenbahn), Sitz des Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Mannheim), Zoll- und
mehr
Steueramte; hat (1895) 9676 E., darunter 2038 Katholiken und 153 Israeliten, Postamt erster Klasse, Telegraph, Reste der ehemaligen
Befestigungen, altertümliche Häuser, vier Kirchen, ein Schloß des Freiherrn von Berckheim, ehemals kurpfälz. Schloß mit
Park, ein ehemaliges Deutschordenshaus, jetzt Zollamt, Rathaus (16. Jahrh.), eine (Bendersche)
Erziehungsanstalt, verbunden mit der höhern Bürgerschule, höhere Mädchenschule, mehrere Mädchenpensionate,
Volks- und Gewerbeschule, neue Kreispflegeanstalt, Wasserleitung, Kanalisation, Gasanstalt; Fabrikation von Kalb- und Glanzleder,
Maschinen, Farben, Obstgelee, Stühlen, Seife, Schuhleisten und Gewehrschäften aus Nußbaum, Seidenfärbereien, Kunstmühlen,
Gerbereien, Ziegeleien, Obst-, Wein-, Getreide-, Kartoffel- und Tabakbau und in der Nähe ein stark eisenhaltiges Stahlbad
mit einer Wasserheilanstalt. In Weinheim versammeln sich alljährlich die Vertreter des Weinheimer Senioren-Convents
(s. d.) Im Osten der Stadt steigt auf einem Bergkegel die von schönen Anlagen umgebene alte Burg Windeck empor. In der Umgebung
W.s sind hervorzuheben das Gorrheimer und das Birkenauer Thal sowie der Ölberg mit zwei Ruinen. Weinheim ist auch ein vielbesuchter
Luftkurort. Es wird schon 755 erwähnt, gehörte dann zum Kloster Lorsch, seit 1232 zur Pfalz und seit 1803 zu
Baden;
es wird 1410 als Stadt und Festung erwähnt. Im Dreißigjährigen Kriege mehrmals erobert, wurde 1689 von den Franzosen
gänzlich geplündert und die Burg Windeck verbrannt. -
Vgl. I. ^[oder: J.] Z., Aus der Vorzeit der Stadt
Weinheim (1893);
Hegewald, Der Luftkurort an der Bergstraße (Weinheim 1895);
Ackermann, Führer durch Weinheim und Umgebung (ebd. 1895).