Genieakademie in Znaim, und wurde 1861 Skriptor der Hofbibliothek zu Wien und zugleich Professor der deutschen Sprache und Litteratur
an der Generalstabsschule. 1874 wurde er vom Kaiser von Österreich durch Verleihung des Ordens der Eisernen Krone in den Adelstand
erhoben und 1886 zum Hofrat ernannt. Seit 1884 war er Redacteur des vom Kronprinzen Rudolf veranstalteten
Werkes «Die Österreichisch-Ungarische Monarchie in Wort und Bild». Er starb zu Wien. Weilen war als Bühnendichter einer
der begabtesten Vertreter der Halmschen Schule.
Von seinen Dramen seien genannt: die Tragödie «Tristan» (Bresl. 1860; 2. Aufl. 1872),
«Heinrich von Aue» (in Reclams «Universalbibliothek»),
sein erfolgreichstes Drama «Edda» (Wien 1865),
«Rosamunde» (ebd. 1870),
«Graf Horn» (Lpz. 1871),
«Der neue Achilles» (ebd. 1872),
«Dolores» (Stuttg. 1874),
«An der Grenze» (1876),
«König Erich. Trauerspiel» (Lpz. 1881). Vorher hatte er sich mit lyrischen
und epischen Dichtungen in die Litteratur eingeführt: «Phantasien und Lieder, Gedichte» (Wien 1853) und
«Männer vom Schwerte, epische Dichtungen» (3. Aufl., ebd. 1854-55). Außerdem schrieb er mehrere Romane. Mit Laube veranstaltete
Weilen eine Gesamtausgabe von Grillparzers Werken (10 Bde.,
Stuttg. 1872), allein eine Ausgabe von Mosenthals Schriften.
1) Marktflecken im Bezirksamt Lindau des bayr. Reg.-Bez. Schwaben, an der Rotach und der Nebenlinie Rothenbach-Weiler (5,7 km) der
Bayr. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Kempten), hat (1895) 1100 E., darunter 36 Evangelische, Postexpedition,
Telegraph, Lehrsennerei, Distriktssparkasse;
Segeltuch- und Leinweberei. - 2) Weiler bei Bingen oder Weiler bei
Bingerbrück, s. Bingerbrück.
1) Weiler bei Thann, frz. Willer, Dorf im Kreis und Kanton Thann des Bezirks Oberelsaß, an der Thur im St. Amarinthal, an der Linie
Mülhausen-Wesserling der Elsaß-Lothr. Eisenbahnen, hat (1895) 2014 E., darunter etwa 30 Evangelische und 20 Israeliten, Post,
Telegraph; Baumwollspinnereien und -Webereien. - 2) Weiler bei Schlettstadt, frz. Villé, Dorf und Hauptort
des Kantons Weiler (11753 E.), im Kreis Schlettstadt des Bezirks Unterelsaß, im Weilerthale, am Zusammenfluß des Steiger und des
Urbeiser Giessen, an der Linie Weiler-Weilerthal (9,4 km) der Elsaß-Lothr. Eisenbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht
Colmar) und Steueramtes, hat (1895) 1016 E., darunter etwa 60 Evangelische und 40 Israeliten, Post, Telegraph,
kath. Dekanat; Cigarrenfabrik, Hammerschmieden, Weberei, Ziegelei, Brauerei, Mahl-, Öl- und Sägemühlen, Kirschwasserfabrikation.
-
1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Oberbayern, hat 686,74 qkm und (1895) 27861 (13750
männl., 14111 weibl.) E. in 43 Gemeinden mit 305 Ortschaften, darunter 1 Stadt.
- 2) Weilheim in Bayern, Bezirksstadt im Bezirksamt Weilheim, rechts an der Ammer, in 564 m Höhe, an der Linie München-Weilheim (53,5 km) und
den Nebenlinien Weilheim-Garmisch-Partenkirchen (46,4 km) und Weilheim-Peißenberg (8,9 km) der Bayr. Staatsbahnen, Sitz des Bezirksamtes,
eines
Amtsgerichts (Landgericht München II) und Bezirkskommandos, hat (1895) 4047 E., darunter 146 Evangelische,
Postexpedition, Telegraph, kath. Kirche im Renaissancestil (1618) mit vortrefflichem Altargemälde, Brunnen mit Mariensäule,
Realschule, Krankenhaus, Pfründnerspital, Wasserleitung, Gasanstalt, Schlachthof; Brauerei, Jahr- und Viehmärkte. Weilheim kommt
schon 780 als Dorf vor und wurde 934 gegen die Ungarn befestigt. Herzog Otto II. erhob 1236 Weilheim zur Stadt.
- 3) an der Teck, Stadt im Oberamt Kirchheim des württemb. Donaukreises, an der Lindach, in einem Thale der Alb, in 384 m Höhe,
hat (1895) 3013 evang. E., Post, Telegraph, schöne got. Kirche; Buntweberei, Schafzucht, Obst- und Weinbau. Südlich auf
einem Bergkegel die Ruine Limburg, einst Sitz der Herzöge von Zähringen.
Krankheit, eine eigentümliche, mit Anschwellung der Milz, Gelbsucht und Nierenentzündung einhergehende, durch
einen Bacillus verursachte Infektionskrankheit. -
Vgl. darüber die Abhandlung von Weil im 39. Bande des «Deutschen Archivs für
klinische Medizin».
1) Verwaltungsbezirk im Großherzogtum Sachsen-Weimar, hat 975,67 qkm, (1895) 95026 (45938 männl., 49088 weibl.)
E., darunter 1353 Katholiken und 149 Israeliten, 14482 bewohnte Wohnhäuser, 21262 Haushaltungen und Anstalten in 157 Gemeinden
und umfaßt die Amtsgerichtsbezirke Blankenhain, Großrudestedt, Ilmenau, Vieselbach und Weimar. - 2) Haupt- und Residenzstadt des
Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, an der Ilm, den Linien Halle-Frankfurt a. M. und Weimar-Gera (68,3
km) der Preuß.
Staatsbahnen, der Weimar-Berka-Blankenhainer (24,8 km) und Weimar-Rastenberger (36,7 km) Eisenbahn (Nebenbahnen), ist Sitz der obersten
Landesbehörden, der Bezirksdirektion, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Jena) mit acht Amtsgerichten (Allstedt, Apolda,
Blankenhain, Buttstädt, Großrudestedt, Jena, Vieselbach, Weimar), eines Amtsgerichts, Bezirkskommandos, der Gesandtschaften von
Preußen, Rußland und Sachsen, eines Konsuls der Vereinigten Staaten von Amerika, einer Reichsbanknebenstelle
und Gewerbekammer und hat (1895) 26670 E., darunter 25809 Evangelische, 722 Katholiken, 54 andere Christen und 84 Israeliten,
in Garnison Stab und 1. Bataillon des 5. Thüring.
Infanterieregiments Nr. 94 (Großherzog von Sachsen), Postamt erster Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Monumentalbrunnen
(1895) von Donndorf, Geschenk an seine Vaterstadt, Standbild Herders (1850) von Schalter auf dem Herderplatz,
Doppelstandbild Goethes und Schillers von Rietschel auf dem Theaterplatz, Standbild Wielands von Gasse auf dem Wielandplatz,
Reiterstandbild Karl Augusts (1875) von Donndorf auf dem Fürstenplatz, Kriegerdenkmal von Haertel auf dem Watzdorfplatz, Marmorbüste
Cranachs des Ältern (1886) von Donndorf, Standbild des Komponisten Hummel (1895) in den Anlagen am Theater
und Denkmal des verstorbenen Erbgroßherzogs Karl August vor dem Museum (1896), ferner zwei evang. Kirchen, darunter die Stadtkirche
mit Grabmälern fürstlicher und anderer bedeutender Personen und dem berühmten Altargemälde von Lukas Cranach (der Erlöser
am Kreuz), und eine russ. Kapelle auf dem Friedhof. Seit 1547 zur ständigen
Residenz erhoben, gelangte
mehr
die Stadt erst mit dem Eintritt in die klassische Periode der deutschen Litteratur (1775) zu weltbekanntem Ruhm. Das großherzogl.
Schloß, nach dem Brande von 1774 neu aufgebaut, ist reich an Sehenswürdigkeiten. An das Schloß schließt sich unmittelbar
der von Karl August und Goethe (seit 1776) geschaffene Park an. Nahe beim Schloß die reichhaltige Bibliothek
mit Büsten, Porträten und Kunstsammlungen, am Park das Stadtarchiv mit histor. Schätzen, das großherzogl. Hoftheater, das neue
Museum mit seinen nach 1775 entstandenen bedeutenden Kunstsammlungen, die ständige Ausstellung für Kunst und Kunstgewerbe,
mit dem japan. Museum Dr. Riebecks und das Lesemuseum, von Goethe gegründet.
Merkwürdig ist das Kanzler Brücksche Haus am Markt, in welchem auch Lukas Cranach, Brücks Schwiegervater,
seit 1552 wohnte, daher oft fälschlich als Cranach-Haus bezeichnet. Hervorragend sind das Goethe-Haus mit dem Goethe-National-Museum
(s. d.) und das Goethe-Archiv (s. d.) in einem 1896 eingeweihten neuen Gebäude. Schillers Haus, seit 1847 städtisches Eigentum,
enthält Reliquien aus Schillers Leben. Reich an Erinnerungen ist der schöne Friedhof mit Grabstätten berühmter
Personen; in der Fürstengruft sind Goethe und Schiller beigesetzt.
Auf dem alten Friedhof sind neben den Begräbnisstätten anderer berühmter Personen diejenigen Cranachs und Schillers (erste)
bemerkenswert. An Unterrichts- und Bildungsanstalten bestehen ein Gymnasium, Realgymnasium, Schullehrerseminar, eine von der
Großherzogin Sophie gegründete höhere Mädchenschule (Sophienstift), das Rosenkranzsche Mädcheninstitut,
drei Bürgerschulen in Verbindung mit einer Handwerker-Fortbildungsschule, Gartenbauarbeitsschule, Handfertigkeitsschule für
Knaben, Taubstummen- und Blindenanstalt, eine von Goethe und H. Meyer gegründete, ursprünglich freie Zeichenschule, eine Baugewerkschule,
großherzogl. Gewerbeschule, Handelsschule, großherzogl.
Kunstschule (Malerschule), großherzogl. Orchester- und Musikschule; an Wohlthätigkeitsanstalten und milden Stiftungen das
Albert Voigtstift, Marie Seebachheim für ältere bedürftige Schauspieler, Luisenstift, Karlsstift, städtische Krankenhaus,
die Kleinkinderbewahranstalt, die von der Großherzogin Sophie 1886 begründete und eröffnete Krankenpflegerinnenanstalt,
das Paulinenstift (1886 von der Erbgroßherzogin Pauline gegründet) zur Ausbildung von Dienstboten und das Falksche Institut für
verlassene oder verwahrloste Kinder.
Die Industrie erstreckt sich auf Kunsttischlerei und -Schlosserei, Stein-, Buch- und Buntdruckerei, Fabrikation
von Tuch, Öfen, Strohhüten, Spielkarten, Leder, Parkettfußböden, Eisenwaren und Desinfektionsapparaten und Mühlen. Das
Gewerbehaus (seit 1897) dient als Musterlager thüring. Erzeugnisse. Weimar ist Sitz der 1. Sektion der Thüringischen Baugewerks-
und der 16. Sektion der Müllerei- sowie der Weimarischen landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft. Handel
und Gewerbe werden unterstützt durch Filialen der Gothaischen Privat- und der Norddeutschen Grundkreditbank und durch die
Allgemeine Deutsche Hagelversicherunggesellschaft Union. Die Stadt hat Wasserleitung, Kanalisation und eine Gasanstalt.
Außerhalb der Stadt, namentlich im Park, erinnern noch viele Schöpfungen an die klassische Zeit, besonders das 1724 erbaute,
eine Stunde entfernte Lustschloß
Belvedere mit seinem reizenden Park, das liebliche Tiefurt, ebenfalls durch
Parkanlagen und Denkmäler ausgezeichnet, und Schloß Ettersburg, jenseit des bewaldeten Ettersbergs; im nahen Oßmannstedt
im Garten des Gutes liegt Wieland begraben.
Litteratur. Schöll, W.s Merkwürdigkeiten einst und jetzt (Weim. 1847);
Stahr, Weimar und Jena (2 Bde., Oldenb.
1852);
Springer, W.s klassische Stätten (Berl. 1868);
Ruland, Die Schätze des Goethe-Nationalmuseums in
Weimar (Weim. und Lpz. 1887);
Francke, Weimar und Umgebung (2. Aufl., Weim. 1891).