forlaufend
559
«Gestell über der Schützenbahn, der Kette u. s. w. an^ geordnet ist. [* 1] Fig. 8 stellt einen Kraftstuhl dar, der mit einer dem Iacquardmechanismus ähnlichen Vor- richtung, einer sog. Schaftmaschine arbeitet, die statt der durchlochten Karten Musterrollen und Büchsen besitzt. [* 1] Fig. 10, Taf. I, zeigt einen für Teppichweberei eingerichteten Iacquardstuhl der Sächsischen Nebstuhlfabrik (vorm. Louis Schönherr) in Cbemnitz. Auf der 1897er Ausstellung in Leipzig [* 2] arbeitete ein 12 ni breiter Stuhl derselben Fabrik. Es kommen auch meckan. Webstühle [* 3] mit aufrecht gespannter Kette bei der sog. Hautelissewebcrei Mr Verwendung. Gewöhnlich werden die mechan. Webstühlc mit verschiedenen Sicherheitsvorrichtuw gen ausgestattet. Eine solche ist der Schützen- wächt er, welcher das Herausstiegen des Schützen aus der Lade verhindert; eine andere ist der Schuß- Wächter, der den zerissenen oder fehlenden Schuß- faden durch Anhalten des Webstuhles signalisiert. Um bei den mechan. Webstühlen eine möglichst hohe Leistung zu erzielen, hat man einerseits durcb Ausbildung und Vervollkommnung derBewegungs- Mechanismen eine thunlichst große Arbeitsgeschwin- digkeit zu erreichen gesucht, andererseits hat man den Arbeitsvorgang selbst abgeändert (Rundweg stuhle, Webstühle ohne Schützen), und endlich hat man in neuester Zeit Vorrichtungen ersonnen, welche die durch die Bedienung der Maschine [* 4] verursachten Vetriebsstillständc fast gänzlich vermeiden. So hat man Vorrichtungen, welche neue volle Schußspulen, nachdem die alten leer geworden sind, in den arbei^ tenden Webstuhl [* 5] selbstthätig einlegen. Neben dem vollkommenen Austausch der leeren gegen eine volle Schußspule kann dies auch durch den Austausck des Schützen mit der leer gewordenen Spule gegen einen neuen mit voller Spule und sogar des ganzen Schützenkastens gegen einen andern erfolgen (Claviez & Co. in Leipzig). Wenn die Spule in dem Schützen während des schnellen Arbeitens des Webstnhles ge- wechselt werden soll, so sind hierzu besondere Schützen und besondere Spulen nötig. Der Amerikaner Northrop benutzt nun bei seinen Northrop stuh- len einen Schützen, in welchem die Spule ohne Spindel nur durch die seitliche Klemmung ihres Kopfes festgeklemmt wird, so daß sie einfach von oben in den Schützen hineingedrückt werden kann, wobei die neue volle Spule die leere nach unten au5 dem Schützen drückt. Auf diese Weise gestaltet sich das Einlegen frischer Spulen in den Schützen ein- fach , und letzterer muß nnr noch mit einer Einrich- tung verseben sein, daß der Fadenanfang selbst thätig in die Führungsöse gelangt. In [* 1] Fig. 9, Taf. II, ist der Rundwebstuhl von G. Wa^ermann in Basel [* 6] (Deutsches Neickspatent Nr. 76105) dargestellt. Der Stuhl arbeitet von unten nach oben, d. h. die Kette ist unten, und oben wird die schlauchförmig hergestellte Ware abgezogen. Das Rietblatt ist ringförmig mit radialen Drähten, auf ihnen führt das Schiffchen feinen Umlauf aus, indem das Blatt [* 7] eine kreisförmig schaukelnde Be- wegung macht, wobei durch das einseitige Hochgehen nnmer der eingetragene Schußfaden festgedrückt wird. über das Weben [* 8] von Bändern und Borten s. Bandfabrikation und Bortenwebcrei. Geschichtliches. Die Webersches ist eine der ältesten Iw dustricn und wahrscheinlich (worauf die Mvtben der verschiedenen Kulturvölker hindeuten) die Erfindung der Frauen, wie sicja auch in den frühestenZeitcn aus- schließlich Frauenarbeit war. Die ursprüngliche, noch , heute im Orient vorkommende Form des Webstuhls ist ein Rahmen, in welchen die Kettenfäden parallel ausgespannt und die Einschlagfäden mit der Hand [* 9] ! eingeflochten werden. Im Mittelaltcr erreichte die ! V. einen hohen Grad der Vollkommenheit. In den spätern Jahrhunderten bildete fich dieselbe, bis da- lnn nur Hausindustrie, allmählich zum Fabrikbetricb aus. Die Weber arbeiteten nicht mehr auf eigene Rechnung, sondern erhielten Garn und Muster, zu- ^ weilen auch den Stuhl, von einem Unternehmer, an , welchen sie die fertige Ware gegen Stücklohn ab- ^ lieferten. Bi5 zum Anfang dieses Jahrhunderts ver- mochte man auf den Webstühlen nur einfache Muster von geringer Ausdehnung [* 10] herzustellen, da bei einer M großen Anzahl der anzuwendenden Schäfte und Tritte dieselben leickt in Unordnung gerieten. Man ersetzte daher die Schäfte durch einfache schnüre, an welche die Litzen derart angebunden wurden, dah alle gemeinschaftlich zu hebenden Kettenfäden durch das Emporziehen einer Schnur ihre Bewegung er- lüelten. Diese Einrichtung war indes unvollkommen, solange man das Aufziehen der Schnüre (Lätzen) in der nötigen Reihenfolge durch eine besondere Person, den Lätzenzieher oder Ziehjungen, mit dei Hand verricbten lassen mußte. Außerordentlich wichtig für die Leistungsfähigkeit der Webstühle in der Musterweberei war daher die Erfindung Jac- quards, durch dessen um 1808 praktisch ausgeführ- ten sinnreichen Mechanismus diese Arbeit von dem- selben Mann besorgt wird, der schon die Fachbil- dung und das Eintragen des Schußfadens bewirkt. ^ Die wesentlichste Umgestaltung erfuhr jedoch die gc- ! samte Webersches durcb die Einführung der mechan. Web- stühle, bei welcken die einzelnen Teile derart ver- bunden sind, daß die bewegende Kraft [* 11] an einer Stelle ^ eingeleitet werden kann. Im Princip verwandte Maschinen (jedoch noch für Handbetrieb) waren zum ' Weben von Bändern schon zu Ende des 16. Jahrb. in Gebrauch. Der erste Entwurf eines wirtlichen ^ Maschinenwebstuhls aus dem 1.1078 von De Game ^ in London [* 12] kam nicht zur Ausführung, und auch die l 717 von Vaucanson erfundene Webmaschine hatte keinen Erfolg. Vierzig Jahre später konstruierte Cartwright eine derartige Maschine, die sich aber ! ebenfalls nicht allgemein einführte. Nachdem H or- ! rocks in Stockport feinen 1803 patentierten Ma- ! schinenstuhl bis 1813 mannigfach verbessert hatte, ! gelang es ihm, demselben in der Baumwollindustrie ! einige Bedeutung zu verschaffen; doch erst von 182'2 ! an wurde durch Roberts der mechan. Webstuhl all- gemein eingeführt. - Das Wappen der Weber zeigt i Tafel: Z u n ftwappen I, [* 1] Fig. 8. ! Litteratur. Lembcke, Mechan. Webstühle (Braunschw. 1886-97); E.Müller, Handbuch der Webersches (1893-W); Ölsner, Die deutsche Webschule (Altona [* 13] 1891); Reh, [* 14] Lehrbuch der mechanischen Webersches (Wien [* 15] 1889); Reiser und Spennrath, Handbuch der Webersches lMünch. 1885 fg.); Schams, Handbuch der gesamten Webersches (Weim. 1890); Kinzer und Fiedler, Technologie der Handweberei (2. Aufl., Wien 1891). - Zeit- schrift: Der Spinner und Weber (Lpz. 1884 fg.). Weberfinken, s. Webervögel. > Weberei. [* 16] Weberkamm, Rietkamm, s. Blattbinder und Weberkarde, Weberdistel, s. 1)ip8acii8. Weberknechte, s. Kanker. Weberknoteu, eine eigentümliche Verschlingung von zwei Fadenenden, deren sich der Weber zum An- knüpfen abgerissener Fäden bedient. Webersches Gesetz, s. Psychophysik. ¶