Er verdarb sich ein reiches
Talent durch unglaubliche Schnellfertigkeit und zeigt sich namentlich in seinen flüchtigen und
zum
Teil mit sehr unerfreulichen
Mitteln arbeitenden
Romanen (am besten «Die
Schildbürger», Verl. 1823) als ein charakteristischer
Repräsentant der mittelmäßigen Vielschreiber, an denen sich das Publikum im Anfang des 19. Jahrh.
labte.
Unter ihnen sind von kulturhistor.
Werte diejenigen, in denen er die verrotteten Zustände im
preuß. Offizier- und Beamtentum
vor derKatastrophe von
Jena
[* 2] schilderte.
Vos' zahllose, oft satir. und parodiscbe
Lustspiele
und Possen verbinden mit arger Roheit doch viel Witz und scharfe
Beobachtung.
Sein «Strahlower Fischzug», Volksstück mit
Gesang (Berl. 1822),
ist einer der ersten Versuche auf dem Gebiet der
Berliner
[* 3] Posse.
Seinen
«Faust» gab
Ellinger in den
«Berliner Neudrucken» (Berl. 1890) mit einer einleitenden Charakteristik Vos' heraus.
Richard, Dichter, geb. zu Neugrape in
Pommern,
[* 4] widmete sich philos.
Studien in
Jena und
München
[* 5] und lebt
jetzt teils in
Frascati bei
Rom
[* 6] (Villa Falconieri), teils auf seinem Landsitz bei
Berchtesgaden. 1882 wurde
er zum Bibliotbekar der Wartburg ernannt. Von seinen
Dramen, die meist in Reclams
«Universalbibliothek» erschienen, seien genannt:
«Savonarola»
(Wien
[* 7] 1878),
«Magda»'(Zür. 1879),
«Die Patricierin» (Frankf. 1881),
«Luigia Sanfelice» (ebd. 1882),
«Pater Modestus»
(Lpz. 1883),
«DerMohr des
Zaren», nach einem Fragment von Puschkin (Frankf. 1883),
«Die blonde
Kathrein», «Bei
Sedan»,
[* 8] «Die Streberin», «Der
König» (1895) u. a. Die
Dramen von Voß zeugen von energischem Darstellungstalent, gehören aber zum
Teil der Sensationsdramatik
an. Den meisten Bühnenerfolg hatten «Die Patricierin»,
«Eva» und
«Alexandra». Auf erzählendem Gebiete
veröffentlichte er «Bergasyl» (Frankf. 1882),
täglich zweimal
in
Berlin
[* 11] erscheinende freisinnige
Zeitung, mit einer Sonntagsbeilage.
Auflage 25.000;
Verleger: Vossische
Erben; Redacteur:
Friedrich Stephany. Das
Blatt
[* 12] ist die älteste der noch erscheinenden
BerlinerZeitungen. Der älteste erhaltene
Jahrgang ist von 1725, wo das
Blatt u. d. T. «Berlinische privilegierte
Zeitung» dreimal wöchentlich herauskam, aber das königl. Privilegium für den
Buchhändler
JohannAndreasRüdiger datiert vom und dessen
Vater hatte bereits 1704 die Genehmigung zur
Ausgabe eines
Wochenblattes erhalten.
Nach dem
TodeRüdigers (1751) ging das Privileg auf dessen Schwiegersohn, den Buchhändler
ChristianFriedrichVoß, über, der
den
Titel des
Blattes in
«Staats- und gelehrte
Zeitung» umänderte und dem mit ihm befreundeten Lessing die
Redaktion des litterar.
Teils übertrug, die er bis 1755 führte. 1754 erhielt die
Zeitung wieder den alten
Titel und seit 1785 führt
sie den heutigen. Nach dem
Tode von
Christ. Friedr.
Voß' gleichnamigem Sohn (1795) erbte dessen Tochter,
die Gattin des Münzdirektors
Karl Lessing in
Breslau,
[* 13] eines
Bruders von Gotth. Ephr.
Lessing, das
Blatt, und ihre Nachkommen sind noch in seinem
Besitz. Ihr Sohn, der frühere Justizkommissarius
ChristianFriedrich
Lessing (gest. 1850), übernahm 1823 die Redaktion der seit 1824 täglich erscheinenden
Zeitung, dessen Seele
unter ihm seit 1826
bis in die vierziger Jahre
Rellstab (s. d.) durch seine feuilletonistische Berichterstattung war. Daneben
war Gubitz Theaterreferent. Seit 1864 ist
Ludwig Pietsch (s. d.) für das Feuilleton thätig. Theaterreferent war 1871 - 89
TheodorFontane (s. d.).
Hermann Kletke, seit 1838 Mitarbeiter, hatte 1867-80 die Cbefredaktion.
(lat. missa votiva), eine
Messe (s. d.), sowohl öffentliche als private, die für
ein besonderes
Anliegen celebriert wird, entweder auf
Anordnung der kirchlichen Obern z. B. bei Königskrönnngen, öffentlichen
Notständen u. s. w.), oder aus eigenem
Antrieb des betreffenden Priesters, oder auf
Bestellung anderer.
(lat. numi votivi), röm.
Kaisermünzen, welche sich auf die öffentlichen Gebete, die seit Angustus alle
zehn und seit Diocletian alle fünf Jahre für die
Erhaltung derKaiser angestellt wurden, beziehen.
(lat.
tabula votiva), bei den alten
Römern eine infolge eines Gelübdes einer Gottheit (in deren
Tempel)
[* 14] geweihte
Tafel, anf der in Relief oder Malerei die Gottheit und die Weihenden, vielfach auch das Geschehnis selbst,
welches zu der Weihung Veranlassung gegeben hatte, dargestellt war.
Neuerdings bezeichnet man mit Votivtafel eine Gedenktafel zu
Ehren einer
Stiftung.