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als lebensvolle und geistreiche Auffassung.
Unter seinen religiöfen Bildern ist, freilich hauptsächlich der Bildnisse wegen, die Darstellung in Antwerpen, [* 2] wie Bürger dem heil. Norbert die hclligen Gefäße überbringen, das vorzüglichste. - Sein Brnder Paul, geb. 1590, gest. 1678, war ein vortrefflicher Tiermaler und gehörte wie Snyders, dem er in seinen besten Stücken nahekommt, zu den Atelier- schülern des Rubens. Vosges, Les (spr. lä wohsch), Vogescn, franz. Departement am Wostabhang der südl. Vogesen (s. d.), besteht ans dem Südteil von Lothringen, ist im N. vom Dcpart.
Meurthc-et-Moselle, im^NW. von Maas, im SW. von Haute-Marne, im ^. von Haute-Saöne und Bclfort und im O. von Deutsch- land Ms ah) begrenzt, an das es 1871 die nordöst- lichsten Kantone ^chirmeck und Saales (diesen teil- weise) verlor, und hat auf 5859,55 (nach Berechnung 5909) c^m (1896) 421412 E. (11216 mehr als 1891), darunter 9827 Ausländer, also 72 E. auf 1 hivm, 5 Arrondissements (Epinal, Mirecourt, Neufchäteau, Remiremont, St. Diö) und 29 Kan- tone mit 531 Gemeinden.
.Hauptstadt ist Epinal. Der gebirgige Ostteil erreicht über 1300 in .höhe und ist wenig fruchtbar, wogegen in der Mitte die Monts Faucüles nur 472 in Höhe erreichen.
Das Ganze gehört mit Ausnahme des Quellgebietes der Eaöne mit Coney und des westlichsten Teils, wo Maas mit Vaire fließen, dem obern Gebiet der Mosel an.
Der Boden liefert eine geringe Menge Torf, wogegen der Ackerbau 1895: 715923 Iii Wei- zen, 246 318 Iii Roggen, 31309 ni Gerste, [* 3] 1300110 Kl Hafer, [* 4] ferner Buchweizen und Gartenfrüchte und der Weinbau 1895: 97587 (imDurchschuittvou1885- 94:120834) Kl ergab. An Haustieren waren 1895: 28666 Pferde, [* 5] 140148 Stück Rindvieh, 83326 Schweine [* 6] und 43535 Schafe [* 7] vorhanden.
Von Mi- neralquellen sind die zu Plombieres (südlich von Spinal) und Bains en Voß (links vom Coney) am bekanntesten.
Die Industrie unterhält Spinnereien und Webereien und liefert Glas- und Metallwaren, während der.Handel durch (1893) 548,8 km Eiseu- bahnen und (1895) 414,i km Nationalstraßen ge- fördert wird. An höhcrn Unterrichtsanstalten be- sitzt das Departement 6 Colleges. -
Vgl. A. Bailly, A. Garnier und Fournier, 1^6 ä^art. ä68 Voß 1)6- sci-iption, kiLtoirs st 8tati8ticiu6 (Epinal 1887); P. Ioanne, Itin^raii^ ^en^rai ä6 1a. ^i-ance. 1^68 Voß (Par. 1888);
G. Bleicher, 1.68 Voß 1.6 801 6t 163 IiaditHnt8 (ebd. 1889);
Leon Louis, 1^6 ä^^gi-t. ä68 Voß O68ci'iption, Iiistoi^, 8tHti8ti(iu6 (7 Bde., Epinal 1887-89).
Vöslau (auch Veslau), Dorf und Kurort in der österr.
Bezirkshauptmannschaft und dem Ge- richtsbezirk Baden [* 8] in Niederösterreich, in 246 in .höhe, am Rande von teils bewaldeten, teils mit Wein bepflanzten.höhen, an der Linie Wien-Triest der Dsterr.
Süobahu, mit Lokalvertehr nach Wien [* 9] und elektrischer Straßenbahn nach Baden, hat (1890) 3699 E., eine Thermalquelle (24° 0.) mit Badeanstalt [* 10] und Schwimmbassin, schöne Villen, große.Hotels, eine Kammgarnspinnerei und bedeutenden Weinbau.
Der Vöslau er Wein gilt als der beste österr.
Rotwein. -
Vgl. Friedmann, Vöslau (Wien 1868);
.hüttl, Der Kurort Voß (Linz [* 11] 1893).
Votz, Gerh.Joh., gewöhnlich Vossius genannt, Philolog, geb. 1577 in einem Dorfe bei Heidelberg, [* 12] stammte aus einem niederländ. Geschleckt und wid- mete sich zu Dordrecht [* 13] und Leiden [* 14] den Altertums- wissenschaften. Er wurde 1600 Rektor der Schule zu Dordrecht, 1615 Direktor des theol.
Kollegiums zu Leiden, 1622 Professor der Beredsamkeit daselbst, 1643 Professor der Geschichte am Athenäum in Amsterdam, [* 15] wo er starb. In einigen Fächern der Altertumswissenschaften wirkte Voß bahn- brechend, auch legte er den ersten Grund für die Kenntnis der histor.
Formeubilduug der lat. Sprache. [* 16] Seine bicrhcr gehörigen Schriften sind: «^i-i^i-- c:Ini8, 8iv6 ä6 lN'to F:'amniÄticw) (Amsterd. 1635 u. 1695; neue Ausg., 2 Bde., Halle [* 17] 1833-35), »Orain- maticii latiiiH" (Leid. 1607 u. ö.),
«1)6 vitÜ8 86r- mani8 6t ^1o886mati8 Ia,tiii0-1)HI-1)^1-18» (Gieß. 1640),
«1^t)'in0i0Ficuni ÜNFUH6 iÄtin3.6» (Amsterd. 1662; neue Ausg., 2 Bde., Ncap. 1762-63),
«1)6 P06W- i-um n^turg. ac con8tituti0N6» (Haag [* 18] 1647),
das Hauptwerk «^0nim6ntÄi-ioi'um r1i6t0i'icoi'UN 8iv6 or^toriai-uin in8titutionuin lidri VI» (Leid. 1606 u. ö.),
«^.i'8 i'Ii6t0i'icÄ» (ebd. 1623),
«1)6 1ii8t0i-ici3 3i-Ä6ci8 Iidi'i IV» (cbd.1624; neue Ausg. vonWester- mann, Lpz. 1838),
«1)6 1ii8toi-ici8 1atini8 lidri III» (Leid. 1627);
ferner «I6 V6t6i'nm p06tHi'um t6in 1)0i'idu8)' (2 Bücher, Amsterd. 1654), endlich das überladene und wenig philof. Werk »1)6 tli60i0^ig. 36iiti1i" (2 Bde., ebd. 1642 u. 1668).
Durch seine «1Ii8toi'ia6 ?6lÄFiHna6 Udri IV» (Amsterd. 1618 u. 1665) wurde er in die Bewegungen der Arminianer und Gomaristen verflochten und dcsbalb fogar ver- folgt. Eine Gesamtausgabe seiuer Werke erschien in 6 Bänden Amsterdam 1695-1701. Seine Briefe wurden u. a. von Colomesius («V088Ü 6t claroi-nni viroi'um ad 6um 6pi8tolH6», Augsb. 1691) heraus- gegeben. -
Vgl. Toll, Oratio ä6 (^6r1i. ^oli. Voß) Fi'amirmtico p6i'k6ct0 (Amsterd. 1778).
Sein Sohn Isaak Voß, geb. 1618 zu Leiden, machte Reiseu uach England, Frankreich und Italien [* 19] und folgte 1648 einem Rufe der Königin Christine nach Schweden. [* 20]
Später ging er jedoch nach England, wo er als Kanonikus zuWindsor 21. Febr. 1689 starb. Außer seinen wertvollen Ausgaben des Geographen Skylar (Amsterd. 1639), des Justin (Leid. 1640), des Mela (Haag 1658) und des Catull (Lond. 1684) sind zu erwähnen: «1)6 86i)w^intH int6ri)r6tidu8 601'NM(1I16 trHN8lÄti0ii6 6t ciii-onolo^ia» (Haag 1661),
«1)6 ^06inatnra cantu 6t viri1)U8 i'ii^tiinii» (Ors. 1673) und «V^riai-niii 0i)86i-vHti0nuin 1id6r» (Lond. 1685). -
Vgl. I. G. de Crane, I6 Vo^ioi-um ^nni0runi(iu6 f3.miÜH (Franeker 1820).
Voß, Joh. Heinr., Dichter, Übersetzer und Alter- tumsforscher, geb. zu Sommersdorf bei Waren in Mecklenburg, [* 21] vou wo seiu Vater, ein Landwirt, noch in demselben Jahre nach Penzlin übersiedelte, kam 1766 auf die Schule nach Neu- brandcnburg, sah sich aber schou 1769 genötigt, in- folge der Verarmung seines Vaters eine Hauslehrer- stelle anzunehmen.
Durch Gedichte, die er für den Göttinger «Musenalmanach» eingesandt hatte, kam er mit Boie in Briefwechsel und ging zu Ostern 1772 auf dessen Einladung nach Göttingcn.
Hier widmete er sich dem Studium des klassisch"! A/t^'- tums und der neuern Sprachen und wurde einer der Gründer des Göttinger Dichterbundes. Hm die ibm von Boie übertragene Herausgabe des Göt- tinger «Musenalmanachs» in ungestörter ländlicher Stille zu besorgen, zog er 1775 nach Wandsbeck, wo er Claudius nahe trat, und vermählte sich 1777 mit Boies Schwester Erncstinc (1756-1834; vgl. Polle, Briefe von Ernestine an Abeken, Dresd. 1882 - 83).
Einen festen Wirkungskreis 27* ¶
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erhielt er 1778 durch Übernahme des Rektorats zu Otterndorf im Hannoverschen.
Des seiner Gesund- heit nachteiligen Klimas wegen verließ er 1782 Ottern- dorf und ging als Rektor nach Eutin. 1802 begab er sicb mit einem Ruhegehalt nach Jena, [* 23] wo ihn Goetbe vergebens zu balten suchte, und folgte 1805 einem Rufe als Professor nach Heidelberg. Er starb zu Heidelberg. Am wurde sein Denkmal von Träger [* 24] (Bronzebüste auf einem Sockel von schwed. Granit) vor dem Eutiner Gymnasium enthüllt. Voß' schroffer, uubeugsamer Charakter offenbarte sich befonders in dem Kampfe, den er durch seinen Ausfatz «Wie ward Fritz Etolberg ein Unfreier?» (im «Sophronizon», 18 19, Heft 3) entzüudete, als sein Iugendfreuud Friedrich von Stolberg [* 25] zum Katholicismus übertrat.
Doch fetzt diefelbe harte Vernünftigkeit, die ibn hier ungerecht und un- duldsam machte, seiuem geistigen Horizont [* 26] überall enge Schranken.
Trotzdem dankt Wissenschaft und Kunst ihm vieles.
Besonderes Verdienst erwarb sich Voß auf dem Gebiete der Altertumswissenschaft, die er zum Teil in ganz neue Bahnen lenkte. So ist hervorzuheben, daft er in seinen Untersuchungen über die älteste Geograplüe die Zeiten und Momente der geogr. Kenntnisse unterschied, die Quellen sich- tete und eine Fülle von Auffchlüssen über den Ver- kehr und die Produktionen der alten Länder gab. In der Behandlung der Mythologie drang er, im Widerspruch gegen Hcyne, gegen den er seine scharfen «Mytholog. Briefe» (2 Bde., Königsb. 1794; 2. ver- mehtte Aufl., 3 Bde., Stuttg. 1827) richtete, auf strenge hiftor.
Methodik mit Beweis und kritischer Sichtung der Mythenstoffe, daher er nicht nur die Gewähr der Schriftsteller und den histor.
Fortschritt jedes Mythus, soudern auch einen naturgemäßen Gang [* 27] der Geistesentwickluna, von Homer an als leitendes Princip aufstellte. Im Gegensatz zu Creu- zer schrieb Voß seine «Antisymbolik», in der er die sym- bolisch-mystische Auslegung der antiken Mythologie bekämpfte.
Als Übersetzer entwickelte er eine außerordentliche formale Gewandtheit. Er war ein feiner Kenner des Versbaues und zwang in unermüdlichem Ringen die Sprache überraschend in seine Gewalt;
zumal in körniger Kraft [* 28] und würdevoller Pracht hat er Hohes erreicht.
Den ersten Rang uuter feinen ver- schiedenen Übersetzungen behauptet entschieden die der Werke Homers (zuerst vollständig, 4Vde., Altona [* 29] 1793; 5. stark verbesserte Aufl., Stuttg. 1833).
Es wird indessen die erste Ausgabe der Odyssee (Hamb. 1781; Neudruck, hg. von M. Bernays, Stuttg. 1881) wegeu größerer Treue und Natürlichkeit den spätern vorgezogen.
Außerdem übersetzte er von alten Dich- tern den Virgil («Landbau», Eutin und Hamb. 1789; «Ländliche Gedichte», 4 Bde., Altona 1797-1800; «Werke», 3 Bde., Braunschw. 1799; 2. verbesserte Ausg. 1821),
«Ausgewählte Verwandluugen» des Ovid (2 Bde., Braunschw. '1798; 2. Aufl. 1829), die Werke des Hesiod und des Orpheus [* 30] (Heidelb. 1806), den Horaz (2 Bde., ebd. 1800; 2. Aufl., Vraunschw. 1821),
den Theokrit, Bion und Moschus (Stuttg. 1808),
den Tibull und Lygdamus (Heidelb. 18 M), den Aristophanes, mit erläuternden Anmerkungen von seinem Sohne Heinrich (3 Bde., Vraunschw. 1821), die «Sternerschcinungcn und Wetterzeichen» des Aratus (Heidelb. 1824),
den Homerischen «Hym- nus an Demeter» [* 31] (ebd. 1826) und den Properz (Vraunschw. 1830).
Auch gab er eine kritische Bear- beitung des Tibull nach Handschriften (Heidelb. 1811), fowie er fast sämtliche von den genannten Über- setzungen mit gediegenen kritischen und erläutern- den Anmerkungen ausgestattet hat.
Seine Über- setzungen der Schauspiele Shakespeares, die er zu- gleich mit seinen Söhnen Heinrich und Abraham vollendete (9 Bde., Lpz. und Stuttg. 1818-29), zeug- ten von der immer noch rüstigen Kraft des Greifes. Seine selbständigen Gedichte zeigen keine ur- sprüngliche Dichtertraft;
Härten, Schwulst und Plattheiten stören sehr oft;
aber auch in ihnen be- währt sich der männliche Geist des Dichters, seine nahe Fühlung mit Volksleben und Volksrede, ge- paart mit einem an der Antike geschulten Geschmack. Das beste waren die zum Teil niederdeutschen Idyllen (eine Auswahl derselben bietet Reclams «Universalbibliothek»),
zu denen auch sein berühm- testes Werk die «Luise» (Königsb. 1795; vollendete Ausg., Tüb. 1807; in der «Bibliothek der deutschen Nationallitteratur des 18. und 19. Jahrh.», mit Eiuleitung hg. von Gocdeke, Bd. 26, Lpz. 1869; auch in Reclams «Universatbibliothek») gehört. In ihr hat er Geist und Stil der antiken Idylle mit Nachklängen des Homerischen Epos auf deutsches Land- und Familienleben zu übertragen gesucht und bat damit glänzenden Erfolg errungen.
Voß' «Sämt- liche Gedichte» erschienen in 6 Bänden (Königsb. 1802; hg. von Abraham Voß, Lpz. 1835 u. ö.; eine Auswahl von Sauer in Bd. 1 des «Göttinger Dichterbundes» in Kürschners «Deutscher National- litteratur»).
Seme kleinern Schriften erschienen u. d. T. «Kritische Blätter, nebst geogr. Abhand- lnngen» (2 Bde., Stuttg. 1828).
Die «Briefe von Johann Heinrich Voß, nebst erläuternden Beilagen» (3 Bde., Halberft. 1829-33) sowie die «Anmertuu- gen und Randglossen zu Griechen und Römern» (Lpz. 1838) gab'Abraham Voß heraus. -
Vgl. Pau- lus, Lebeus- und Todeskunden über Johann Hein- rich Voß (Heidelb. 1826);
Herbst, Johann Heinrich Voß (2 Bde., Lpz. 1872-76).
Sein ältester Sohn Heinrich, geb. zu Otterndorf, studierte zu Halle Philologie, wurde 1804 Lehrer am Gymnasium zu Weimar, [* 32] folgte 1806 feinem Vater nach Heidelberg als Professor der Philologie und unterstützte ihn in den Über- setzuugen des Aristophanes und Shakespeare.
Mit einer an Leidenschaft grenzenden Verehrung und Liebe schloß er sich in den letzten Jahren seines Lebens an Jean Paul an, der ihn zum Heraus- geber seines litterar.
Nachlasses bestimmte. Voß starb ledoch schon zu Heidelberg.
Seine Übersetzung des Aschylos, fortgefetzt von feinem Vater, erschien nach beider Tode (Heidelb. 1826). Der «Briefwechsel zwischen Heinrich Voß und Jean Paul» (Hoidclb. 1833) und die «Mitteilungen über Goethe und Schiller, in Briefen von Heinrich Voß» (3 Bde., ebd. 1833-38; auch in Neclaras «Universal- bibliothek») sind herausgegeben worden von seinem jüngern Bruder, Abraham Voß, geb. 1785 zu Eutin, seit 1810Professor am Gymnasium inRudolstadt,seir 1821 am Gymnasium in Kreuznach, [* 33] gest. zu Düsseldorf. [* 34]
Nach feinem Tode erschienen von ihm «Deutschlands [* 35] Dichterinnen» (Düsseld. 1848). Voß, Julius von, Schriftsteller, geb. iu Brandenburg, [* 36] trat 1782 in preuß. Militär- dienste und nahm 1793 als Lieutenant seinen Ab- schied. Er durchreiste dann Deutschland, [* 37] Frankreich, Schweden und Italien und lieft sich zuletzt in Berlin [* 38] nieder, wo er 1. Nov. 18Z2 an der Cholera starb. ¶