umstrittene Hauptquelle german. Mythologie. Die Völva (fälschlich auch
Vala, Wala, d. h. die Stabträgerin), genannt nach
dem Zauberstabe der Zauberinnen, tritt
auf und erheischt Schweigen. Sie berichtet Odin, der sie als Totenvater gerufen, von
dem Urgeschlecht der
Riesen, von dem goldenen Zeitalter der
Götter auf dem Idafelde, vom ersten
Kriege, von
dem Weltbaum Yggdrasil; darauf wendet sie sich zu dem
Treiben der
Götter und zu den
Stätten, wo die Elemente wohnen, die ihnen
feindlich sind.
Nachdem sie sich so als die allkundige Völva erwiesen, giebt ihr Odin Geschenke und erhält dafür den bevorstehenden Götteruntergang
prophezeit: der Höllenhund entledigt sich seinerFesseln, der gebundene
Loki wird frei, alle sittlichen
Bande auf Erden lösen sich, der Weltbaum erbebt, die
Götter gehen zur Versammlung.
In dem großen Kampfe, der darauf stattfindet,
fallen Odin, Frey und
Thor; Surt verbrennt mit
Feuer Himmel
[* 2] und Erde. Eine neue Erde taucht aus dem
Meere auf, gute, friedliebende
Götter kehren zurück und regieren sie, in der
Böses,
Tod und Zerstörung nicht mehr sein wird. – Mancherlei
in dem Gedicht ist nicht leicht verständlich und daher ist es die Veranlassung wissenschaftlichen Streites geworden. Nachdem
man schon mehrfach christl. Einfluß auf das Gedicht nachzuweisen versucht hatte, suchte es
Bang ( Völuspá und die Sibyllinischen Orakel»,
aus dem
Dänischen von Poestion,
Wien
[* 3] 1880) als eine Nachbildung eines Sibyllenliedes zu erklären.
E. H.
Meyer («Völuspá»,
Berl. 1889) dagegen glaubt in dem Gedicht die
Arbeit eines gelehrten
Christen finden zu müssen, der es nach mittelalterlich
theol.
Quellen bearbeitet habe. Müllenhoff suchte die Völuspá als ein heidn. Erzeugnis zu erweisen,
das in seiner ursprünglichen Gestalt im 9. Jahrh. in
Norwegen
[* 4] entstanden sei. –
(lat., von volvere, rollen), ein in
Spirallinie aufgerolltes Architekturglied (Schnecke), besonders die eigentümlichen
Rollen,
[* 6] welche am ion. Kapitäl auftreten. (S. Säulenordnung
[* 7] und
Tafel:
Griechische Kunst Ⅰ,
[* 1]
Fig. 3.)
Ferner jene konsolenartigen
Glieder,
[* 8] die in der Renaissance an Kirchenfaçaden die Vermittelung zwischen den niedern Seitenschiffen
und dem höhern Mittelschiff bilden (zuerst, Mitte des 15. Jahrh., angewendet an Sta.
Maria Novella in
Florenz).
[* 9]
In der Renaissance fanden aufgerollte Architekturformen weitere Anwendung, ja ganzeGesimse
bilden im Barockstil Volute.
[* 10]
L., Algengattung aus der Gruppe der
Chlorophyceen mit wenigen
Arten, Süßwasseralgen von sehr merkwürdigem
Baue. Sie bilden hohlkugelige
Kolonien (Cönobien), die bei größern
Arten nicht selten einen Durchmesser von 0,5
mm und darüber
erreichen und oft aus mehrern Tausenden von Zellen bestehen. Infolge ihrerGröße sind diese
Kugeln schon
mit bloßem
Auge
[* 11] sichtbar, sie zeigen deutlich rotierende
Eigenbewegung, die durch zahlreiche Cilien an der Peripherie der
Kolonie bewirkt wird.
Auf
Tafel:
Algen
[* 12] Ⅱ,
[* 1]
Fig. 11, ist eine solche
Kolonie von Volvox globatorL. dargestellt. Die Fortpflanzung erfolgt auf geschlechtlichem
und ungeschlechtlichem Wege. Im erstern Falle werden in einzelnen Zellen, sog.
Oogonien, große weibliche Zellen entwickelt, während andere sich durch lebhafte
Teilung in ein
Bündel langgestreckter, mit
Cilien versehener männlicher Zellen, sog.
Spermatozoiden, umwandeln. Nach der
Vereinigung derSpermatozoiden mit den weiblichen
Zellen
werden diese zu Oosporen, aus denen dann später bei der
Keimung neue vegetative Cönobien entstehen.
Bei der ungeschlechtlichen
Vermehrung wandeln sich einzelne Zellen einer
Kolonie zu kleinen vegetativen Cönobien um und entwickeln
sich dann zu neuen Tochterkolonien. Die hierher gehörigen
Algen sind früher unter dem
Namen Kugeltierchen gewöhnlich zum
Tierreiche gerechnet worden (s. Geißeltierchen).
Hermann, Bildhauer, geb. zu
Karlsruhe,
[* 13] studierte daselbst am Polytechnikum und
machte die
Bauschule durch. Nachdem er den
Deutsch-FranzösischenKrieg mitgemacht hatte, wendete er sich von der
Architektur
der
Bildnerei zu, worin zuerst kurze Zeit
Steinhäuser sein
Lehrer war. 1871 begann er in
Rom
[* 14] nach der
Antike und Natur selbständig
weiter zu schaffen und kehrte dann nach
Stuttgart
[* 15] zurück, wo
Canon auf ihn großen Einfluß gewann. Sein
erstes größeres Werk (1874‒77) war die Marmorgruppe für das Kriegerdenkmal in
Karlsruhe.
Nach abermaligem Aufenthalt in
Italien
[* 16] errang Volz den ersten Preis für das Kriegerdenkmal in Hannover
[* 17] (1884 aufgestellt). 1880 erhielt
er die
Stelle eines Professors an der Karlsruher Kunstschule.
Wieder längere Zeit in
Rom lebend, vollendete
er 1884‒86 ein bedeutendes Werk: Kampf zwischen Mann und
Tiger, für welche Gruppe er auf der
Berliner
[* 18]
Ausstellung 1886 die
kleine goldene
Medaille erhielt;
Joost
van den, niederländ. Dichter, geb. zu Köln,
[* 25] kam als
Kind mit seinen Eltern, die Wiedertäufer waren, nach
Amsterdam,
[* 26] wo er einen Strumpfhandel errichtete, 1658 aber eine
Stelle am Leihhause annehmen mußte. 1639 trat er zur kath.
Kirche über. Er starb zu
Amsterdam,
wo ihm 1867 ein
Standbild errichtet wurde. Seine Werke zeugen von
Genie und einer hohen edeln
Phantasie und haben auf
Opitz und
A. Gryphius großen Einfluß ausgeübt. Es sind teils metrischeÜbersetzungen der Psalmen,
Virgils und
Ovids, teils Satiren und
Tragödien; sie erschienen gesammelt zu Franeker 1683 (9 Bde.).
Unter den letztern gilt «Gijsbrecht
van Aemstel» (deutsch von de Wilde, Lpz. 1867),
zuerst und seitdem alljährlich
um dieselbe Zeit aufgeführt, für die vorzüglichste, wiewohl sie als Gedicht weit von dem «Lucifer»
(1654; hg. von Cramer,
Zwolle 1891; deutsch von Grimmelt,
Münster
[* 27] 1868; von Wilde, Lpz. 1869) überragt wird. Daneben werden
«Palamedes»,
«Joseph in Dothan» und
«De Leeuwendaalers» am meisten geschätzt.
Ausgaben der Werke haben
van Lennep
[* 28] und
Binger
(12 Bde., Amsterd. 1850‒69; neue
Ausg. 1888 fg.) undUnger (20 Bde.,
Leid. 1890 fg.) veranstaltet. Die «Gedichte» wurden von Grimmelt und
Jansen verdeutscht (Münst.
1873).
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