402 materialistische
Bekenntnisschrift, die nachher den
Titel«Principes physiques de la morale» erhielt. Seine «Œuvrescomplètes» erschienen in 8
Bänden (Par. 1820–26) und seine «Œuvres choisies»
in 6
Bänden (ebd. 1827). –
(Volo), Hauptstadt der Eparchie Volos. Im griech. Nomos Larissa, Hanptbafenplatz
für
Thessalien, am südwestl. Fuße des Pelion, im Hintergrunde der nördl.
Bucht des GolfsvonVolos
(SinusPagasaeus), an den
Linien Volos-Larissa und Volos-Kalampaka der
Thessalischen Eisenbahnen, ist Sitz eines Metropoliten der griech.-orthodoxen
Kirche und eines deutschen und österr.-ungar.
Konsulats und hat (1890) 16788 griech. E. (gegen 4987 im J. 1881), ein Gymnasium,
ein Kastell (grch. Kastro; türk.
Gólos) mit
Kaserne und eine Moschee: Schiffahrt,
Handel und
Gewerbe, Ausfuhr von
Baumwolle,
[* 2] Schafwolle, Sesam, Öl u.s.w. In der Nähe wird auf dem eine Kapelle tragenden
Ausläufer des Pelion das
in der mythischen Vorzeit berühmte Jolkos (s. d.) gesucht; östlich von der
Stadt die Ruinen von Demetrias (s. d.), westlich die des alten
Pagasä (s. d.).
1) Bezirkshauptmannschaft in Istrien,
[* 3] hat 759,67 qkm und (1890) 43459 (21060 männl., 22399 weibl.)
E. in 7 Gemeinden mit 112 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke
Castelnuovo und Volosca –
2) Volosca, Volosco, Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts (337,39 qkm, 27119 E.),
am Golf von
Quarnero, hat (1890) 1404, als Gemeinde mit
Abbazia (s. d.) 2596 E., Fischerei,
[* 4]
Wein-, Öl- und
Obsthandel .
Die sechsBlätter, die er lieferte, verdienen großes Lob.
Durch
seine
Ausgabe der Raffaelschen Loggienmalereien wurde Volpato der
Stifter einer Schule trefflicher Zeichner, ans der auch Raphael
Morghen (s. d.) hervorging.
(Volsci), Volksstamm des alten
Italiens,
[* 8] der sich durch seine
Sprache
[* 9] als ein Zweig des
umbrisch-sabellischen
Stammes aufweist. (S.
Italische Völker und
Sprachen.) Ihr Gebiet (s. Karte:DasalteItalien)
[* 10] war westlich
von den Latinern und Hernikern, nördlich von den Marsern, östlich von den
Samnitern und Auruncern, südlich durch das
Meer
begrenzt und zerfiel durch den Lauf des untern
Liris (Garigliano) und des mit diesem zusammenfließenden
Trerus (Sacco) in zwei ziemlich gleiche
Teile, beide durchzogen von hohen
Bergen,
[* 11] die heute noch sog. Volskerberge. In der
Geschichte sind die Volsker bekannt durch ihre seit
Tarquinius Superbus beinahe zwei Jahrhunderte lang geführten
Fehden mit
Rom und
dem Latinischen
Bunde. Die
Römer
[* 12] wurden erst in der Mitte des 4. Jahrh. vollkommen Herren des
Landes.
Rio
[* 15]
Volta oder
Amu,
Fluß in Oberguinea
[* 16] im Nordwesten
Afrikas, entsteht aus drei Quellflüssen, die sich in der Nähe
von
Salaga vereinigen. Der roteVolta oder
Adere entspringt nördlich von
Gambaga, der schwarzeVolta östlich
von Sikasso in Kenedugu, der weißeVolta oder
Jode südlich von Wagadugu. Bei Kratschi, 400 km von der
Küste, wird der Volta für
Barken schiffbar, er durchbricht das Akuapem- und Apossogebirge bei Akwamu in
Stromschnellen, wendet sich bei Kpong in scharfer
Biegung gegen
Osten und mündet, in Lagunen verzweigt, bei Adangfo in das
Meer. Eine
Barre verwehrt den Zugang während der
Trockenzeit; in der Regenzeit (Juli bis Oktober) aber können Seeschiffe bis zu 6 m
Tiefgang dieselbe passieren und stromaufwärts
bis Kpong (92 km) mit 2 m
Tiefgang fahren.
Alessandro,Graf, ital. Physiker, wurde in einer angesehenen Familie zu Como
geboren. Er studierte daselbst und zeigte damals ebensoviel Neigung für die exakten Wissenschaften als für die
Dichtkunst.
Zwei physik.
Abhandlungen (1769 und 1771), worin er einen neuen elektrischen
Apparat beschrieb, gründeten seinen Ruf. Er wurde 1774 Rektor
des Gymnasiums und Professor der Physik in Como, 1779 aber an die
Universität zu Pavia versetzt.
Schon 1777 hatte
er das
Elektrophor
[* 17] und das Elektroskop
[* 18] erfunden.
Dann leitete ihn die
Beobachtung von Luftblasen, die aus einem stehenden
Gewässer aufstiegen, auf wichtige Entdeckungen in der
Lehre
[* 19] von den Gasarten. Hieraus entstanden das elektrische
Pistol, das
Eudiometer und die Lampe
[* 20] mit entzündlicher
Luft. 1782 erfand er den
Kondensator.
[* 21] Von nun an wendete sich seine Forschung vorzugsweise den meteorolog. Erscheinungen zu.
Er untersuchte und beschrieb das
Feuer zu Velleja und Pietra-Mala. In der Folge erhöhte seinen Ruhm die Erfindung der nach
ihm benannten
Voltaschen Säule, durch welche er der Entdeckung
Galvanis einen hohen wissenschaftlichen
sowie praktischen Wert verschaffte. Volta hatte seit 1777 die
Schweiz
[* 22] und Savoyen, 1782 mit
ScarpaDeutschland,
[* 23]
Holland, England
und
Frankreich bereist.
Nach seiner Rückkehr führte er in der
Lombardei den Kartoffelbau ein. Bei seiner Anwesenheit in
Paris
[* 24] fand seine
Erfindung der elektrischen
Säule solche Bewunderung, daß ihm der Erste Konsul ein Geschenk von 6000
Frs. machte, worauf ihn
auch das
FranzösischeInstitut 1802 als Mitglied aufnahm; Mitglied der Royal
Society war er schon seit 1791. Hierauf war er
Abgeordneter der
Universität zu Pavia auf der Versammlung in
Lyon.
[* 25] Napoleon ernannte ihn zum
Grafen und
Senator des Königreichs
Italien; auch war er eins der ersten Mitglieder des
ItalienischenInstituts. 1804 legte er sein
Amt
nieder.
KaiserFranz ernannte ihn 1815 zum Direktor der philos.
Fakultät bei der
Universität zu Pavia. Später lebte Volta in
Como, wo er starb. Sein
Denkmal in Pavia wurde enthüllt. Die «Collezione delle operedel AlessandroVolta» gab
Antinori (5 Bde., Flor. 1816)
heraus. –
(spr. woltähr), eigentlich François Marie
Arouet, franz. Geschichtschreiber,
Philosoph, Kritiker, Gelehrter,
Dichter, Dramatiker und Romanschriftsteller, geb. zu
Paris als Sohn eines Notars, wurde 1704–10
auf dem Collège Louis leGrand von den
Jesuiten erzogen und sollte
¶
mehr
sich dann dem Studium der Rechte widmen. Aber frühzeitig eingeführt in den Kreis
[* 28] der vornehmen, feingebildeten Epikureer und
litterar. Dilettanten des «Temple», erhielt er hier Gelegenheit, seinem Hange zur schönen Litteratur nachzugehen und die
Keime einer freigeistigen Weltanschauung in sich aufzunehmen. Voltaire wurde 1713 von seinem Vater, der ihn den
Verführungen der Hauptstadt zu entziehen wünschte, erst nach Caen und dann als Page des Marquis von Châteauneuf nach dem
Haag
[* 29] geschickt, aber wegen einer Liebschaft, in die er sich dort mit Olympie Dunoyer eingelassen hatte, bald nach Paris zurückgerufen.
Es half nicht viel, daß man ihn in die Schreibstube eines Notars that, schon 1716 wurde er wegen einer
Satire auf den Regenten zuerst aus Paris verwiesen, dann im Mai 1717 auf 11 Monate in die Bastille gesperrt und ihm erst seit
März 1719 wieder der freie Aufenthalt in der Hauptstadt gestattet.
In der Bastille hatte Voltaire ein Trauerspiel «Œdipe» geschrieben, das bei
der ersten Aufführung den glänzendsten Erfolg errang. Voltaire erhielt eine Pension vom Regenten und faßte festen Fuß in der
Welt der Geburts- und Geldaristokratie. Schon jetzt legte er durch glückliche Spekulationen den Grund zu seinem spätern Reichtum.
Gleichzeitig vertauschte er auch seinen Vaternamen mit dem Namen Voltaire, der vielleicht ein Anagramm aus Arouet
l[e] j[eune] ist. Während seiner Haft hatte Voltaire auch die «Henriade», die das franz. Nationalepos werden sollte, begonnen (gedruckt
zuerst Rouen
[* 30] 1723, dann Lond. 1728). Wie er schon im «Œdipe» Ausfälle gegen das Priestertum gemacht hatte, diente ihm jetzt
das epische Gedicht, das den Kampf Heinrichs Ⅳ. gegen die Ligue in schwungvollen Versen und mit dem
herkömmlichen epischen Apparat behandelt, als Kampfmittel gegen Unduldsamkeit und zur Verurteilung geistlicher und adliger
Herrschergelüste.
Die Tragödie «Artémire» (1720) hatte wenig Erfolg, auch nicht in der
umgearbeiteten Gestalt «Mariamne» (1724). Infolge eines Streites mit dem
Chevalier de Rohan wieder einige Monate in die Bastille gebracht und dann verbannt, begab sich Voltaire nach
England und machte sich (1726‒28) dort mit Philosophie und Litteratur, mit den polit. und religiösen Zuständen Englands
bekannt. Er kehrte heimlich nach Paris zurück, trieb daselbst gewinnreiche Handelsgeschäfte und ließ in Rouen (1730) die
romanhafte «Histoire de Charles Ⅻ» erscheinen, während auf der Bühne die Tragödien«Brutus» (1730),
das empfindungsreichste Stück V.s, und «Adélaïde Duguesclin» (1734) erschienen. Viele Feinde machte er sich durch
seine satir. Kritik in Versen «Le
[* 31] temple du goût», in der er die gleichzeitigen
Poeten wenig schonte. Mit der Regierung brachten ihn dagegen seine «Lettres
philosophiques sur les Anglais» (1731) in Konflikt, da sie mit der Darstellung engl. Verhältnisse eine scharfe Kritik der heimischen
Zustände in Kirche, Staat und Gesellschaft verbanden. Voltaire flüchtete nach Cirey (Herbst 1734) auf das Schloßgut seiner Freundin,
der Marquise du Châtelet.
Hier wohnte er mit kurzen Unterbrechungen 1734‒39, bei allen Zerstreuungen, welche Besuche, Geselligkeit,
Musik und Theater
[* 32] brachten, eine anhaltende wissenschaftliche und dichterische Produktivität entwickelnd. Hier entstanden
das frivole komische Epos «La pucelle d’Orléans» (1739; gedruckt zuerst
1755),
sein bestes Lustspiel «L’Enfant prodigue» (1736) und die Tragödien «Alzire» (1736) und «Mahomet»
veröffentlicht 1742).
Wichtiger sind noch V.s philos.-naturwissenschaftliche Schriften aus dieser Zeit,
sein «Mondain», worin er das Lob der Kultur und der Künste singt (1736),
im Geschmack und Geiste Popes, und der «Traité de métaphysique» (1734) und
«Éléments de la philosophie de Newton» (1738), worin
mit den Argumenten und Entdeckungen Lockes und Newtons
[* 33] in Frankreich das Ansehen des Cartesianismus untergraben wurde. Unterdes
stand Voltaire schon seit 1736 mit dem Kronprinzen von Preußen
[* 34] in Briefwechsel, und als dieser 1740 König wurde, bot sich dem
Dichter in Berlin
[* 35] eine Zuflucht, der er vorerst nicht zu bedürfen glaubte, da in Versailles
[* 36] ihm wieder
ein günstiger Wind wehte.
Eifrig strebte Voltaire danach, sich in der Hofgunst zu befestigen, indem er Gelegenheitsverse machte, im «Poème de Fontenoy» (1745)
den Sieg der franz. Waffen
[* 37] feierte und im «Temple de la gloire» (1745) und im «Panégyrique de Louis ⅩⅤ»
(1748) den König verherrlichte. Er wurde Kammerherr, Hofhistoriograph und Mitglied der Akademie (1746).
Dann wandte sich der Hof
[* 38] wieder von Voltaire ab, die Pompadour begünstigte gegen ihn Crébillon (s. d.),
und so folgte er endlich
im Sommer 1750 der wiederholten Einladung Friedrichs d. Gr. nach Potsdam.
[* 39] In die J. 1740‒50 fallen wieder eine Anzahl von
Bühnenwerken: «Zulime» (1740),
eine Tragödie, die außerordentlichen Erfolg hatte, «Sémiramis» (1748),
die Komödie «Nanine» (1749),
«Oreste» (1750) und «Catilina» (1752). Ferner pries er in der Novelle «Vision de Babouc»
die PariserCivilisation und gab in dem Roman «Zadig ou la destinée» (1747) in einer Darstellung der Willkür des
Geschicks seiner damaligen Weltanschauung Ausdruck. Friedrich, an dessen Hofe er von Juli 1750 bis Ende März 1752 weilte, gewährte
ihm Wohnung im Schlosse, den Kammerherrenschlüssel, den Orden
[* 40] pour le mérite und 6000 Thlr. Jahrgehalt. Gleichwohl traten
bald Zwistigkeiten ein; Voltaire machte sich durch unsaubere Geldgeschäfte mißliebig und erregte den Zorn
Friedrichs durch einen nicht unberechtigten Angriff auf Maupertuis, den Präsidenten der Berliner
[* 41] Akademie («Histoire du docteur
Akakia et du natif de Saint-Malo», 1752). ÜberLeipzig,
[* 42] Gotha
[* 43] gelangte Voltaire nach Frankfurt
[* 44] a. M. Hier wurde er verhaftet
und so lange festgehalten, bis ein Bändchen der Gedichte des Königs, das sich bei V.s Gepäck befand,
zurückgegeben worden. Er wandte sich darauf, an den «Annales de l’Empire»
(2 Bde., 1754) für die Herzogin von Gotha arbeitend, über Mainz,
[* 45] Mannheim,
[* 46] Straßburg,
[* 47] Colmar,
[* 48] Lyon nach Genf
[* 49] (Dez. 1754), wo ihm bald die Geistlichkeit feindlich wurde, und so siedelte Voltaire sich
endlich 1758 auf franz. Gebiet an, unweit Genf,
zu Ferney (im jetzigen Depart.
Ain). Hier, in einem stattlichen Hause, das er sich ausbaute, verlebte er mit seiner Nichte Madame Denis seine letzten 20 Lebensjahre,
in denen er noch eine staunenswerte Geistesthätigkeit entwickelte. Noch in Berlin hatte er das bereits in Cirey entworfene
«Siècle de Louis ⅩⅣ» (Frankf. 1751) vollendet
und in diesem Geschichtswerk besonders die kulturhistor. Seite seiner Aufgabe ins Auge
[* 50] gefaßt; fünf Jahre später (1756)
erschien sein «Essai sur les mœurs et l’esprit des nations» (6 Bde.),
V.s histor. Hauptwerk, in dem er versucht, in der Weltgeschichte histor. Kritik und pragmatische Betrachtung
durchzuführen und den Entwicklungskampf darzustellen, den derMensch durchgemacht, um zur Bildung zu
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