Vollmar war einer der Vorsitzenden des Internationalen Socialistenkongresses in Paris 1889 und unternahm neben seiner publizistischen
Thätigkeit Vortragsreisen durch einen großen Teil Europas. Im Reichstage ist er, obwohl vorzüglicher Redner, nicht sehr
häufig hervorgetreten. Seine Hauptwirksamkeit entfaltet er im bayr. Landtage. Er nimmt unter
den Parteiführern eine abgesonderte Stellung ein; so bekämpfte er 1890 mehrfach den Organisationsentwurf
der Partei, trat 1891 in einer Rede für den Dreibund und gegen den franz. Chauvinismus auf,
erregte 1892 Anstoß durch einen Artikel in der Pariser «Revue politique et littéraire» (deutsch in der «Gesellschaft»,
Jahrg. 8, Münch. 1892), worin er sich gegen den Staatssocialismus nicht ganz ablehnend verhielt, ferner
durch sein Verhalten in der bayr. Kammer und der bäuerlichen Bevölkerung gegenüber (s. Socialdemokratie). Als sein Organ
gilt die «Münchener Post». Vollmar schrieb: «Der isolierte socialistische Staat» (Zür. 1880),
«Über die nächsten Aufgaben der
Socialdemokratie» (Münch. 1891),
«Über Staatssocialismus» (Nürnb. 1892), Schriften über die Waldschutzfrage
u. a.
Karl Gustav, Sprachforscher, geb. zu Ilsfeld in Württemberg, war 1863‒67 in kaufmännischen
Geschäften thätig, trat dann in das Gymnasium zu Stuttgart ein und studierte seit 1870 in Tübingen, 1872‒73 in Bonn und
München klassische, german. und roman.
Philologie. 1874‒75 machte er Reisen in Frankreich und Spanien, teilweise im Gefolge des Könige Alfons Ⅻ. 1875 habilitierte
er sich an der Universität Straßburg. 1877 wurde er als außerord.
Professor der roman. und engl. Philologie nach Erlangen und 1881 als ord. Professor nach Göttingen berufen. 1891 legte er
sein Lehramt nieder und wohnt seitdem in Dresden. Vollmöller veröffentlichte: «Kürenberg und die Nibelungen» (Stuttg. 1874),
«Engl. Sprach- und Litteraturdenkmale des 16. bis 18. Jahrh.» (ebd. 1883 fg.) und den
«Kritischen Jahresbericht über die Fortschritte der roman.
Philologie» (Münch. und Lpz. 1892 fg.).
ein Segelschiff mit drei vollgetakelten Masten, d. h. mit Masten, die Rahsegel führen (s. Tafel: Schiffstypen
Ⅱ. Handelsschiffe,
[* ]
Fig. 3).
Jeder dieser Masten ist dreiteilig (Untermast, Marsstenge, Bramstenge) und führt Untersegel,
Marssegel (gewöhnlich zweiteilig als Unter- und Obermarssegel), Bramsegel, Oberbramsegel oder Royal und
darüber oft noch das Skysegel.
der in seiner Wirkung einem Versäumnisurteil gleichkommende Befehl, welchen
das Amtsgericht im Mahnverfahren (s. d.) gemäß der deutschen Civilprozeßordn.
§. 640 nach Ablauf der im Zahlungsbefehl gestellten zweiwöchigen Frist auf Antrag des Klägers erläßt, wenn der Schuldner
jenem Befehl bis zum Erlaß des Vollstreckungsbefehl weder Folge geleistet noch Widerspruch erhoben hat. Wird Einspruch wider den Vollstreckungsbefehl rechtzeitig
erhoben, so verliert der Vollstreckungsbefehl seine Kraft. Der Mandatsprozeß der Österr. Civilprozeßordn. vom
§§. 548 fg., kennt zwar einen Zahlungsauftrag, aber er hat andere Voraussetzungen als das deutsche Mahnverfahren, deshalb
auch keinen Vollstreckungsbefehl.
linker Nebenfluß der Ruhr im preuß. Reg.-Bez. Arnsberg, entspringt bei Meinerzhagen, nimmt links
die Ennepe auf und mündet, 40 km lang, gegenüber Herdecke.
Das Gebiet ist außerordentlich industriereich (Eisen- und Stahlwarenfabrikation).
(spr. wolnä), Constantin François de Chasseboeuf, Graf, franz. Schriftsteller, wurde zu Craon in
Anjou geboren. Da der Name Chasseboeuf eine Quelle mannigfacher Neckereien war, so nannte er sich Volney. Er studierte in Paris und
trat 1783 eine Reise nach Ägypten und Syrien an. Um das Arabische gründlich zu erlernen, lebte er ein Jahr
in einem kopt. Kloster. Er kehrte erst 1787 nach Paris zurück, wo er nun seine treffliche «Voyage en Syrie et en Égypte» (2
Bde., Par. 1787 u. ö.)
erscheinen ließ. In seinen «Considérations sur la guerre actuelle
des Turcs avec les Russes» (Lond. 1788 und Par. 1808) schlug er den Franzosen die Eroberung Ägyptens vor. 1789 wurde er in
die Nationalversammlung gewählt.
Obgleich kein Redner, war er höchst einflußreich und, solange die Bewegung friedlich blieb, einer der thätigsten Reformer.
Als Gegner der Schreckensmänner wurde er später verhaftet und erst nach dem Sturze Robespierres befreit.
Dann wurde er Professor der Geschichte an der Normalschule und unternahm nach ihrer Aufhebung eine Reise durch Nordamerika,
die er später in dem «Tableau du climat et du sol des États-Unis d’Amérique» (2 Bde.,
Par. 1803; 2. Aufl. 1822) beschrieb. Aus Amerika zurückgekehrt, wurde er Senator, und obgleich er zur
republikanischen Opposition gehörte, ernannte ihn der Kaiser zum Grafen. Ludwig ⅩⅧ. erhob ihn zum Pair.
Er starb in Paris. 1791 war sein oft gedrucktes und in alle Sprachen übersetztes Werk «Les ruines on méditations
sur les révolutions des empires» (deutsch von Forster, 13. Aufl.,
Braunschw. 1880, und von Peters, 4. Aufl., Brem. 1881) erschienen. Das Werk ist eine geschichtsphilos. Vision, in welcher in der
Nähe der Ruinen von Palmyra nacheinander Heiden, Juden, Christen und Mohammedaner vorüberziehen und die Priester den jedem
Kult beigemischten Trug offenbaren. Hierauf erschien sein Werk «La loi naturelle,
ou catéchisme du citoyen français» (Par. 1793),
eine
mehr
402 materialistische Bekenntnisschrift, die nachher den Titel «Principes physiques de la morale» erhielt. Seine «Œuvrescomplètes» erschienen in 8 Bänden (Par. 1820–26) und seine «Œuvres choisies»
in 6 Bänden (ebd. 1827). –