Volkspartei (Katholische) - Volks- und Jugendspiele
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den
Namen Deutsche an. Sie errang schon im Herbst 1896 bei den Landtagswahlen, namentlich in
Steiermark
[* 2] und Kärnten, bedeutende
Erfolge und brachte im März 1897 bei den
Wahlen zum österr. Abgeordnetenhause 46 Kandidaten durch. Die Sprachenverordnungen
des
Grafen Badeni bekämpfte sie durch die energischste
Obstruktion.
Katholische, s.Katholische^[= nach kirchlichem Sprachgebrauch diejenigen apostolischen Sendschreiben, die nicht wie die Paulinisch ...]Volkspartei (Bd. 17).
(Populist Party,
People’s Party), polit. Partei in den
Vereinigten Staaten
[* 3] von
Amerika,
[* 4] die bald nach ihrer
Begründung 1891 schnell an Einfluß und
Ausdehnung
[* 5] wuchs und besonders unter der National Farmers’
Alliance (s. d.)
Anhänger
fand, mit deren Programm sich das ihrige im wesentlichen deckt. Außerdem fordert die Volkspartei jedoch
noch freie Silberprägung, eine progressive Einkommensteuer, direkte
Wahl des Präsidenten, des Vivepräsidenten und der Senatoren
durch das
Volk sowie Verstaatlichung von Eisenbahnen und
Telegraphen.
[* 6]
Schon 1892 bei der Präsidentenwahl stellte die Volkspartei einen
Kandidaten (Weaver) auf, der 1040600
Volks- und 22 Elektorenstimmen auf sich vereinigte. 1896 stimmte sie
für den demokratischen Kandidaten
Bryan.
Schriften, die dazu bestimmt und durch
Inhalt und Darstellungsweise geeignet sind, vom
Volke im weitern
Sinne, insbesondere von demjenigen
Teile, dem eine höhere Schulbildung nicht zu teil geworden ist, gelesen zu werden. Die
Anregung zu Volksschriften ging im vorigen Jahrhundert besonders von mehrern
Pädagogen, wie
Campe, Salzmann, R. Z.
Becker
(«Not- und Hilfsbüchlein für Bauersleute») aus; auch
Pestalozzis «Lienhardt und
Gertrud» wird immer als eine der vorzüglichsten
Volksschriften bezeichnet werden müssen.
Ihnen schließen sich
Zschokke («Goldmacherdorf») und vor allen Hebel
[* 7] an, der im «Rhein.
Hausfreunde» und «Schatzkästlein» wie keiner
die
Sprache
[* 8] des
Volks zu reden verstand. Aus der neuern Zeit sind besonders W. O. von
Horn (Örtel),
Jeremias Gotthelf (A.
Bitzius),
Ferd. Schmidt,
BertholdAuerbach,
[* 9] Edm. Hoefer, Schaumberger, ferner auch Glaubrecht
(Rud. Öser),
Caspari,
Ahlfeld, in deren
Schriften
besonders die christl.
Tendenz hervortritt, und die Katholiken
AlbanStolz und Konrad von
Bolanden hervorzuheben.
Durch gute populäre
Darstellungen aus naturwissenschaftlichem und geogr. Gebiete haben sich Roßmäßler,
Grube,
KarlMüller,
HermannWagner,
Bernstein,
[* 10]
HermannKlencke verdient gemacht. Einen hervorragenden Platz unter den Volksschriften nehmen
insbesondere die Volkskalender ein, von denen der «Rhein. Hausfreund» von
P. Hebel (1808‒11),
der
«Kalender des Lahrer hinkenden
Boten», die
«Spinnstube» von
Horn und
Auerbachs «Volkskalender»
in erster Linie zu nennen sind. In neuerer Zeit ist die Produktion von Volksschriften eine außerordentliche. Ganze
Reihenfolgen werden in einzelnen Verlagen herausgegeben. So die
«Calwer Familienbibliothek», die «Familienbibliothek für
das deutsche
Volk»
(HugoStein in
Barmen),
[* 11]
Jessens«Volks- und Jugendbibliothek». An vielen Orten werden gute Volksschriften durch öffentliche
Volksbibliotheken
(s. d.) dem
Volke zugänglich gemacht. Auch verschiedene
Vereine, die sich der Herstellung und
Verbreitung
guter Volksschriften widmen, sind ins Leben gerufen worden; so der
Zwickauer (1841), der
Württemberger Volksschriftenverein (1843), der
Zschokkeverein in
Magdeburg,
[* 15] der Norddeutsche Volksschriftenverein in
Berlin, der Nordwestdeutsche Volksschriftenverlag in
Bremen,
[* 16] der Hauptverein für christl. Erbauungsschriften in
Berlin, der
Verein für Massenverbreitung guter
Schriften in
Weimar.
[* 17] –
Vgl. Schaubach, Zur Charakteristik der heutigen Volkslitteratur (gekrönte Preisschrift, Hamb.
1863).
nannte man früher die zweiten
Theater
[* 19] in den großen
Städten, die Posse, Zauber-,
Ausstattungs- und
Spektakelstücke pflegten. Neuerdings entstand auch ein Volksstück: die oberbayr. Dorfkomödie, vorzugsweise
vom königl.
Theater am Gärtnerplatz in
München
[* 20] gespielt, und die bedeutsamen
Dramen von
Anzengruber, die seit Sept. 1889 im
Wiener Volkstheater eine feste Heimstatt haben. Den Volkstheater haben sich neuerdings Volksfesttheater
an die Seite gestellt, die eine neue eigenartige
Entwicklung des
Dramas vertreten.
Das in Worms
[* 21] wurde im Nov. 1889 mit einem Festspiel von H. Herrig: «Drei Jahrhunderte
am Rhein», unter
Teilnahme von 171 Spielgenossen eröffnet. Eigentümliche für diesen Zweck verfaßte Festschauspiele und
die Mitwirkung der Laien sind für diese neue Gestaltung darstellender Kunst bezeichnend. Die Lutherfeier
von 1883 gab
die erste Anregung zu dieser Wiedergeburt der Volksschauspiele (s.
Lutherfestspiele).
Über die«FreieVolksbühne»
s.
Freie Bühne. –
Vgl. H. Herrig, Luxustheater und Volksbühne (Berl. 1886);
Schön, Ein städtisches Volkstheater und Festhaus in
Worms (Worms 1887).
undJugendspiele, pädagogisch geordnete
Bewegungs- oder
Turnspiele, zunächst für die
Jugend
zu erziehlichem Zweck. Insofern Erwachsene das Bewegungsspiel in
einer für sie geeigneten, besonders auch den
Geist fesselnden
Form pflegen, heißen sie
Volksspiele. Die Bewegungsspiele bilden schon seit GutsMuths’ und
Jahns’Zeiten einen wesentlichen
Bestandteil des
Turnens, sind aber nicht gleichmäßig wie das
Turnen im engern
Sinne seither zur
Entwicklung
gelangt, ja es war hierin nicht nur ein Stillstand, sondern sogar ein Rückgang eingetreten. Erst infolge eines
Erlasses des
preuß. Ministers von Goßler vom wurden die
Jugendspiele in einer größern Reihe von Orten wieder aufgenommen.
Besonders zeichnete sich
Görlitz
[* 22] aus, wo durch den
Abgeordneten von Schenckendorff (s. d.) und den Gymnasialdirektor
Eitner die
Spiele in besonders guter Organisation seit 1883 allmählich in allen Schulen eingeführt wurden. 1890 wurden in
Görlitz auch Kurse zur
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Ausbildung von Lehrern in den Jugendspielen eingerichtet. Ferner begründete Abgeordneter von Schenckendorff zu
Berlin den «Centralausschuß zur Förderung der Jugend- und Volksspiele in Deutschland»,
[* 24] der eine äußerst rege Thätigkeit
entfaltet. Neben den vom Ausschuß herausgegebenen Jahrbüchern (bisher erschienen Ⅰ-Ⅵ, hg. von E. von Schenckendorff
und F.A. Schmidt, Lpz. 1892‒97) erscheinen «Allgemein unterrichtende Mitteilungen zur Einführung in
die Jugend- und Volksspiele» (Lpz. 1894 fg.), die in kurz gefaßten Aufsätzen über Ziele, Bedeutung, Spielgeräte, Einrichtung
von Spielplätzen, Spielbücher u. a. m. Auskunft geben. Der Centralausschuß richtet
jährlich Kurse zur Ausbildung von Lehrern und Lehrerinnen ein. Bis einschließlich 1896 wurden etwa 114 solcher
Kurse abgehalten, an welchen sich etwa 1500 Lehrer und Lehrerinnen beteiligten. Seit 1895 hat er bei 16 deutschen Hochschulen
auch studentische Kurse eingerichtet.
Nach einer Veröffentlichung im Jahrbuch Ⅳ haben in Deutschland 1894 von im ganzen 1629 Anstalten (1310 höhern Lehranstalten,191,
Lehrerseminaren und 128 Präparandenanstalten) 1455 die Anfragen des Centralausschusses beantwortet.
Es spielten: in den Unterrichtspausen 63 Anstalten, nur während der Turnstunden 461, zu besonders angesetzten Zeiten, und
zwar wöchentlich in 1‒2 Stunden 380, in 2‒3 Stunden 78, in 3‒4 Stunden 69, in mehr als 4 Stunden 96, in unbestimmten Stunden
213, nur gelegentlich 56 und überhaupt nicht 39. Die Anstalten, in denen das Spiel neben dem pflichtmäßigen
Turnen betrieben wurde, betrug: mit freiwilliger Beteiligung 784, mit pflichtmäßiger Beteiligung 139. Von diesen spielten
während des ganzen Jahres 298 und nur während der warmen Jahreszeit 625 Anstalten.
Die Litteratur ist in dem vorgenannten Jahrbuch Ⅰ des Centralausschusses für Jugend- und Volksspiele
vollständig aufgeführt. Hervorzuheben sind GutsMuths, Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und des Geistes (1796; 8. Aufl.,
bearb. von J. C. Lion, Hof
[* 25] 1893);
H. Raydt, Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper (Hannov. 1889);