Kolonisten. Ein großer
Teil des
Adels und ein
Teil der Städtebewohner sind
Polen. Betrieben wird
Acker-, Obstbau, Vieh- und
Bienenzucht
[* 8] (135000
Bienenstöcke). Geerntet wurden 1889-92 durchschnittlich an Roggen 2,4 Mill.
Tschetwert, an Weizen 0,8,
an Hafer
[* 9] 2 Mill., an Gerste
[* 10] 0,8 Mill.
Tschetwert, an
Zuckerrüben (1890) 1,9 Mill. Berkowez, an
Tabak
[* 11] 61400 Pud.
An Vieh wurden gezählt 758000
Pferde,
[* 12] 808000 Rinder,
[* 13] 1 Mill. Schafe,
[* 14] 650000 Schweine
[* 15] u. a. An größern Fabriken gab
es (1892) 1474 mit 12,21 Mill. Rubel Produktion, darunter besonders Holzschneidewerke, Porzellan- und Maschinenfabriken,
ferner
Branntweinbrennereien, Zuckerfabriken und außerdem noch zahlreiche Mühlen.
[* 16] Bedeutend ist
der Handel
mit Getreide
[* 17] und Holz.
[* 18] Die Eisenbahnen haben eine Länge von 789 km, wovon 71 km Privatpersonen gehören. Es giebt 9 Mittelschulen
für
Knaben, 3 für Mädchen, 3
Special-, 1703 niedere und Elementarschulen. Das Gouvernement, 1797 gebildet, zerfällt in 12
Kreise:
[* 19] Dubno, Kowel, Kremenez, Luzk, Nowograd Wolynskij, Owrutsch,
Ostrog,
Rowno, Saslawl, Shitomir,
Starokonstantinow und Wladimir.
Die Hauptstadt ist Shitomir (s. d.).
jeder durch
Abstammung, körperliche und geistige
Anlage,
Sitte,
Sprache,
[* 20]
Bildung und
Schicksal ein natürliches Ganzes
bildende
Teil der Menschheit, also soviel wie Nation. In der Rechtssprache wird aber das Volk unterschieden
von der Nation (s. d.). Da bedeutet es die Gesamtheit der zu einem
Staate verbundenen
Menschen. Nation ist ein ethnologischer,
Volk ein staatsrechtlicher und polit.
Begriff. Ein Volk kann aus zwei oder mehrern Nationen oder Bruchteilen von Nationen bestehen
(z. B. österreichisches, englisches, belgisches, schweizerisches Volk), oder
es kann aus einem Bruchteil Einer Nation bestehen. Im engern
Sinne bedeutet Volk nur die Gesamtheit der Regierten, im Gegensatz
zur Regierung.
Auch die
Vereinigungen gesellig lebender
Tiere bezeichnet man zuweilen als Volk, z. B. die der
Bienen, der Rebhühner u. a.
Jos., Politiker, geb. im
Weiler Mittelstetten bei
Augsburg,
[* 21] studierte 1838-42 in
München
[* 22] die
Rechte
und begann die praktische Laufbahn bei bayr. Gerichten und
Anwälten. 1855 wurde Völk
Advokat in
Augsburg und in demselben Jahre
in die bayr. Abgeordnetenkammer gewählt, deren Mitglied er seitdem ständig blieb.
Zur Zeit der deutschen Reformprojekte gründete Völk in
Bayern
[* 23] in
VerbindungmitBarth und
Brater eine
deutsche Partei, beteiligte
sich lebhaft an den
Deutschen Abgeordnetentagen und war auf dem zu
Frankfurt
[* 24] a. M. Referent in der Frage der
Neutralität
der deutschen
Mittel- und Kleinstaaten. Völk war Mitglied des Zollparlaments und des
DeutschenReichstags
1871-81. Im Zollparlament zog er durch seine, gehaltene Rede über das Verhältnis zwischen
Süd- und Norddeutschland
die
Aufmerksamkeit auf sich. Im Juni 1869 war Völk einer der
Gründer der freien süddeutschen
Vereinigung «Zur Mainbrücke» und
verteidigte in den folgenden Jahren in der bayr. Kammer der
Abgeordneten die Idee eines Nord und
Süd umfassenden
bundesstaatlichen
Deutschlands.
[* 25] Im
Reichstag 1872 beantragte er die Einführung der obligatorischen
Civilehe. Mit der nationalliberalen
Partei, zu deren hervorragendsten
Vertretern er gehörte, geriet er bei der
Beratung des Zolltarifgesetzentwurfs 1879 in
Konflikt
und stellte sich infolgedessen an dieSpitze einer zwischen den Nationalliberalen und der deutschen
Reichspartei
stehenden Gruppe (Völk-Schauß). 1881 lehnte er eine Wiederwahl ab und starb in
Augsburg.
Stadt im
Bezirksamt Gerolzhofen des bayr. Reg.-Bez.
Unterfranken, links am Main, in den hier die Volkach einmündet
und über den eine große steinerne
Brücke
[* 26] führt, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht
Schweinfurt),
[* 27] bat (1895) 1916 E., darunter 39
Evangelische, Postexpedition,
Telegraph,
[* 28] eine Wallfahrtskirche auf dem Kirchberge, Wasserleitung;
[* 29]
aculeātaL., ein sehr beliebter, in Westindien
[* 30] heimischer Zierstrauch aus der Familie der
Verbenaceen
(s. d.), mit eiförmigen, ganzrandigen, oberseits glänzend grünen, gegen- oder
quirlständigen
Blättern und langgestielten, dreiblütigen
Trugdolden großer weißer
Blumen, die aus einem
glockenförmigen, fünfspaltigen
Kelch und einer präsentiertellerförmigen
Blumenkrone mit langer
Röhre und fünflappigem
Saume bestehen.
Man zieht ihn auch im Zimmer und vermehrt ihn durch
Stecklinge.
Johannes Immanuel,
Philosoph, geb. zu Lipnik beiBiala in Galizien, studierte
in
Wien,
[* 31]
Jena
[* 32] und
Leipzig,
[* 33] habilitierte sich 1876 in
Jena, wurde 1879 daselbst außerord. Professor, 1883 ord. Professor in Basel,
[* 34] 1889 in
Würzburg,
[* 35] 1894 in
Leipzig. V.s Hauptbestreben ist, den Gegensatz der ältern, metaphysischen, auf die Gewinnung einer Weltanschauung
gerichteten und der gegenwärtigen, auf Erkenntnistheorie und empirische
Psychologie gegründeten Art
des Philosophierens auszugleichen.
1) Bezirkshauptmannschaft in Kärnten, hat 1316,80 qkm und (1890) 53560 (25883 männl., 27677 weibl.)
E. in 29 Gemeinden mit 390 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke
Bleiburg, Eberndorf,
Eisenkappel
und Völkermarkt. - 2) Völkermarkt, slowen.
Velikovec, Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts (323,68 qkm, 17552 E.),
links an der Drau, hat (1890) 1863, als Gemeinde 2551 E.;
gewordene Name für die psychische Anthropologie, d. h. für den Teil der Psychologie, der sich mit dem Seelenleben des Menschen,
sofern er ein gesellschaftliches Wesen ist, oder mit dem psychischen Charakter der menschlichen Gesellschaft beschäftigt.
Sie will die Psychologie der Kulturgeschichte sein. Lazarus und Steinthal begründeten 1859 die «Zeitschrift für Völkerpsychologie und
Sprachwissenschaft» (20 Bde., Berl.
1860-90; die Fortsetzung erscheint u. d. T. «Zeitschrift
des Vereins für Volkskunde», hg. von K. Weinhold, ebd. 1891 fg.). -
Vgl. Bruchmann, Die Völkerpsychologie (in «Unserer Zeit», Jahrg. 1876, 2. Hälfte);
Wundt, Aufgaben und Ziele der Völkerpsychologie (in den «Philos. Studien», Bd. 4, Lpz. 1888).