Oper, die er unter mißlichen Verhältnissen bis 1822 führte. Kränkelnd zog er sich hierauf zurück und starb zu
London.
[* 2] Sowohl als Virtuos wie als
Komponist für sein
Instrument war Viotti eine der bedeutendsten Künstlererscheinungen seiner
Zeit. Er veröffentlichte: 29 Violinkonzerte, 21
Streichquartette, 21 Streichtrios, 51Violinduette, 18
Sonaten für
Violine und
Baß u. a.
Biographien V.s schrieben sein
SchülerBaillot, Fayolle und Miel.
(Viperĭdae), eine über alle
Weltteile verbreitete Familie höchst gefährlicher
Giftschlangen, die in dem kleinen
Oberkiefer jederseits nur einen sehr großen, der ganzen Länge nach durchbohrten Giftzahn tragen, hinter dem noch ein oder
mehrere Ersatzzähne vorhanden sind. Sie haben einen breiten, glatten
Kopf ohne Grube zwischen Nasenloch
und
Auge,
[* 3] kurzen dicken Leib und kurzen
Schwanz, sind meist träge und phlegmatisch, gereizt aber schnell im
Angriff, tückisch
und boshaft. Zu ihnen gehören bis auf die Halysschlange die europ.
Giftschlangen, die Sandviper (Vipera ammodytes Dum. et Bibr.)
die
Italienische Viper(Vipera aspisL.)und die Kreuzotter
[* 4] (Pelius berusMerr., s.
Tafel 1
Giftschlangen,
[* 5] Fig. 3
u. 4), sowie die Hornviper
(Cerastesaegyptiacus Dum. et Bibr.)
und die Puffotter
(Clotho arietans Gray).
(S. die Einzelartikel.)
Rud., Patholog, Anthropolog und Politiker, geb. zu
Schivelbein in
Pommern,
[* 6] studierte
zu
Berlin
[* 7]
Medizin und fand dort als
Unterarzt, später als Assistent von Froriep und (seit 1816) als Prosektor an der
Charité
Gelegenheit zu pathol. Forschungen, die er mit seinem Freunde Reinhardt zu eingehenden Untersuchungen krankhafter Vorgänge
benutzte. Die Ergebnisse derselben legten beide Forscher in dem von ihnen 1847 begründeten
«Archiv für
pathol.
Anatomie und
Physiologie und für klinische
Medizin» nieder, welchem nach Reinhardts
Tode (1852) von Virchow allein bis jetzt
(1897), wo es im 148.
Bande steht, fortgeführt wurde.
Aufsehen erregte besonders eine Kritik (1846) V.s über die pathol.-anatom.
Arbeiten Rokitanskys in der
er seine abweichenden
Ansichten über die Grundformen der
Krankheiten geltend machte. Während der
Bewegung des J. 1848 wirkte
Virchow in entschieden liberalem
Sinne und bekannte sich offen als Demokrat. In einer mit Leubuscher begründeten Zeitschrift «Die
mediz.
Reform» (1848 - 49) sprach er sich auf das freisinnigste über Medizinalreform aus.
Über die Erfahrungen,
welche er als Abgesandter des Kultusministers 1848 in Oberschlesien über den Hungertyphus sammelte, berichtete er in den
«Mitteilungen über die in Oberschlesien herrschende
Typhus-Epidemie» (Berl. 1848). 1847 hatte er sich an der
Berliner
[* 8]
Universität
habilitiert, nachdem er schon seit
Ostern 1846 Vorlesungen über pathol.
Anatomie gehalten hatte.
Ostern 1849 wurde er von dem Ministerium aus polit.
Gründen seiner
Stelle entsetzt
und nur auf Andringen der ärztlichen
Vereine auf
Widerruf wieder angestellt. Im Herbst folgte er daher einem Rufe als ord.
Professor nach
Würzburg
[* 9] und zählte alsbald zu den hervorragendsten Lehrern der sog.
Würzburger Schule, die ihren
nächsten
Ausdruck in der von ihm mit gegründeten Phvsikalisch-medizinischen Gesellschaft und den von dieser publizierten
«Verhandlungen» fand.
Darin steht auch sein
Bericht über «Die
Not im
Spessart», wohin er
im
Auftrage der Regierung 1852 gegangen
war. Noch von
Berlin aus hatte Virchow in der
Schrift «Die Einheitsbestrebungen in der wissenschaftlichen
Medizin» (Berl. 1849) ein förmliches Programm seiner eigenen wissenschaftlichen
Tendenzen im Gegensatze zu denen anderer Forscher
aufgestellt. Im Herbst 1856 wurde Virchow als ord.
Professor und als Direktor des für ihn neu begründeten Pathologischen
Instituts an die
Universität in
Berlin zurückberufen.
Er ist Mitglied der wissenschaftlichen Deputation für das Medizinalwesen im Kultusministerium, der technischen
Deputation für das Veterinärwesen im landwirtschaftlichen Ministerium und der
Akademie der Wissenschaften. Im Herbst 1859 bereiste
er auf Ersuchen der norweg. Regierung die Westküste von
Norwegen,
[* 10] um dort den
Aussatz zu untersuchen. Im Dez. 1874 wurde er
zum
Geh. Medizinalrat ernannt. Seit 1879 hat er sich auch an den
Ausgrabungen Schliemanns beteiligt und
eine Reihe von
Reisen im
Kaukasus zu ethnogr.
Studien gemacht.
Virchow ist der Begründer der sog.
Cellularpathologie (s. d.) und hat dadurch einen nachhaltenden Einfluß auf
die
Entwicklung der gesamten modernen
Medizin geübt. Als Grundursache aller Lebensvorgänge (und dazu rechnet er auch die
Krankheiten), der
Veränderungen der Organe und Gewebe
[* 11] stellt Virchow die
Erregbarkeit der Zellen (s. d.) hin.
Diese neue
Anschauung, die mehr und mehr die Grundlage der modernen
Medizin geworden ist, entwickelte Virchow zuerst in den «Vorlesungen
über
Cellularpathologie in ihrer
Begründung auf physiol. und pathol. Gewebelehre» (Berl.
1859),
deren vierte
Auflage zugleich den ersten
Band
[* 12] der «Vorlesungen über Pathologie» (1871)
bildet. Der zweite, dritte und vierte
Band des letztern Werkes (1863 - 67) umfassen die Vorlesungen über «Die krankhaften
Geschwülste».
Hervorragend sind ferner V.s Verdienste um die öffentliche Gesundheitspflege. Hier sind besonders seine wichtigen
Arbeiten
über
Kanalisation und
Städtereinigung, über
Desinfektion,
[* 13] über
Schulhygieine, Lazarettwesen u. a. hervorzuheben.
In das Gebiet der
Anthropologie und Ethnographie
[* 14] hat Virchow vielseitig umgestaltend und fördernd eingegriffen, wie seine
Arbeiten
über Rassen und Schädelmessung, über das deutsche Haus u. a. m. beweisen. Von weitgreifendem
Einfluß auf die Beurteilung der modernen
Völker Europas sind die unter seiner Leitung vorgenommenen Schulerhebungen über
die
Farbe der
Haare,
[* 15] der
Augen und der
Haut
[* 16] gewesen, durch die man zuerst feste Unterlagen für die Kenntnis
der Rassenverteilung zu gewinnen versuchte. Aus seinen
Schülern ist eine große Anzahl namhafter Professoren und
Ärzte hervorgegangen.
Außer zahlreichen Beiträgen zu Zeitschriften und Sammelwerken sind von seinen
Schriften noch hervorzuheben: «GesammelteAbhandlungen
zur wissenschaftlichen
Medizin» (Frankf. a. M. 1856; 2. Aufl., Berl.
1862),
das von ihm unter Mitwirkung verschiedener deutscher
Ärzte herausgegebene «Handbuch der speciellen Pathologie und
Therapie» (6 Bde.,
Erlangen
[* 17] und Stuttg. 1854 - 76),
die «Untersuchungen über die
Entwicklung des Schädelgrundes» (Berl. 1857),
«Vier Reden über Leben und Kranksein» (ebd. 1862),
«Beiträge zur physischen Anthropologie der Deutschen, mit besonderer Berücksichtigung der Friesen» (ebd. 1876),
«Sektionstechnik» (ebd. 1876),
«Gesammelte Abhandlungen aus dem Gebiete der öffentlichen Medizin und der Seuchenlehre» (2
Bde., ebd. 1879) u. s. w. Hieran reihen sich die geistvollen «Gedächtnisreden» auf Joh.
Müller (Berl. 1858) und auf Schönlein (ebd. 1865); ferner eine Reihe
populärer Vorträge, wie z. B. «Goethe als Naturforscher» (ebd. 1861),
«Die Aufgabe der Naturwissenschaften in dem neuen nationalen
Leben Deutschlands»
[* 20] (ebd. 1871),
«Die Freiheit der Wissenschaft im modernen Staat» (ebd. 1877) u. s. w. In der von Virchow und von
Holtzendorff seit 1866 herausgegebenen «Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher
Vorträge» hat Virchow eine Reihe von Vorträgen, z. B.
«ÜberPfahlbauten
[* 21] und Hünengräber», «Über Nahrungs- und Genußmittel», «Über Hospitäler und Lazarette», «Über die Heilkräfte
des Organismus», «Die Urbevölkerung Europas», «Menschen- und Affenschädel» veröffentlicht. Virchow gehört zahlreichen gemeinnützigen
Vereinen an, in deren Interesse er viele Schriften, wie «Die Aufgabe der deutschen Turnerei» (Berl. 1864),
«Über
die Erziehung des Weibes für seinen Beruf» (ebd. 1865) u. s. w. veröffentlichte. Er war (1869) Mitbegründer und
wiederholt Vorsitzender sowohl der Deutschen als der Berliner Anthropologischen Gesellschaft, deren Verhandlungen er in der
«Zeitschrift für Ethnologie» (28 Bde.,
Berl. 1868-96) herausgiebt.
Virchow ist seit 1859 Stadtverordneter für Berlin und seit 1862 Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses (Wahlbezirk
Saarbrücken,
[* 22] seit 1867 Berlin) sowie (1880-93) des DeutschenReichstags. Als Parlamentarier gehörte er der Fortschrittspartei,
deren Mitbegründer er war, dann der deutschfreisinnigen Partei an. -