Für den Winterflor vor allen andern geschätzt sind das ital. Treibveilchen, var.
semperflorens, von dem man wieder Kulturformen unterscheidet, und das russ.
Veilchen, var. rossica.
Schon seit langer Zeit
hat man Spielarten mit gefüllten
Blumen, blauen, weißen, roten und dreifarbigen. Neuern Ursprungs sind
Czar mit sehr lang
gestielten, sehr großen blauen und weißen,
Queen mit gefüllten weißen, in der Mitte bläulichen
Blumen,
Victoria
[* 2] regina, das größte aller bekannten
Veilchen, und einige andere.
Das sog. Baumveilchen ist nicht sowohl
Varietät als eine dadurch künstlich herbeigeführte Form, daß man alle
Ausläufer,
Nebentriebe und
Blüten des
Stocks mehrere Jahre unterdrückt und den infolgedessen sich streckenden
Stengel
[* 3] senkrecht aufbindet, der nun an seiner
Spitze eine Blätterkrone und
Blumen trägt. Die wohlriechenden Gartenveilchen gedeihen
am besten in einer humusreichen, nahrhaften und feuchten Erde und in reiner, frischer Luft. Sie werden leicht durch
Teilung derStöcke, neuere Sorten auch durch
Stecklinge vermehrt.
Für die Gärten wichtigste
Art ist das auf allen
Äckern wild wachsende ein- bis zweijährige wilde
Stiefmütterchen
oder Freisamkraut (Villon tricolorL.) geworden, das durch die Kultur und in Gemeinschaft mit der verwandten Villonaltaica
Pall. das Pensée
oder Gartenstiefmütterchen (Villon tricolor var. maxima) hervorgebracht hat.
Hunderte von
Varietäten, ausgestattet mit den feurigsten
und zartesten Nuancen jeder
Farbe und mit reizenden Ornamenten verschiedenartigster Form, sind aus der
allmählich sich vollziehenden Vermischung der Nachkommenschaft dieser beiden
Arten hervorgegangen.
Die sehr großblumigen
Varietäten pflegt man als englische zu bezeichnen. Einige Spielarten haben einen
Grad von Farbenbeständigkeit
erreicht, der sie geeignet macht, in
Teppichbeeten zur
Bildung scharf abgesetzter weißer, gelber, bronzefarbiger,
goldgelber, dunkelblauer (var.
Kaiser Wilhelm), schwarzer (var. Dr.
Faust)
Bänder verwendet zu werden. In der Regel sät man
die Gartenstiefmütterchen jährlich Ende
August aus, piquiert sie und pflanzt sie je nach
Boden und
Klima
[* 4] entweder schon im
Herbst oder erst im
Frühjahr an den Ort ihrer Bestimmung. Das Kraut von Villon tricolorL. (Herba
Violae tricoloris)
ist offizinell und dient hauptsächlich zur Herstellung eines leicht abführenden
Thees.
Viola da braccio
(Armgeige), auch Viola alta, die
Bratsche (s. d.);
Viola d'amore (frz.
viole da amour), ein bratschenähnliches, ehemals sehr beliebtes angenehmes Geigeninstrument mit sympathetisch mitklingenden
Stahlsaiten unterhalb des Darmsaitenbezugs (6 - 7
Saiten in Dreiklangstimmung);
über Viola di bardone oder
Bariton s. d.: Viola pomposa,
erfunden von J. S.
Bach, mit 5
Saiten in
C Gd a e. Eine
Abart der Viola ist die
Violetta mit dreifacher Einschnürung
des guitarrenförmigen Schallkörpers. (S.
Tafel:
Musikinstrumente II,
[* 1]
Fig. 7, 8 und 16, Bd.
17.)
Pflanzenfamilie aus der Ordnung der
Cistifloren
[* 5] (s. d.) mit gegen 250
Arten, von denen die krautartigen
Formen vorzugsweise in den gemäßigten Zonen, die strauchartigen dagegen fast ausschließlich in den
Tropen vorkommen. Die
Blätter sind in der Regel ungeteilt, die zwitterigen
Blüten haben gewöhnlich einen unregelmäßigen
Bau,
bestehen aus fünf Kelchblättern, ebensoviel Blumenblättern, fünf meist mit den
Antheren verwachsenen
Staubgefäßen,
denen vielfach noch fünf oder mehr
Staminodien beigefügt sind, und einem einfächerigen
Fruchtknoten mit kurzem Griffel.
Die
Frucht ist eine mehrsamige Kapsel.
(frz.), die
Farbe derjenigen
Strahlen des
Sonnenlichts, die im
Spektrum (s. d.) den am stärksten brechbaren,
sog. lavendelgrauen vorhergehen und zwischen 760
Billionen und 800
Billionen Schwingungen in der Sekunde
machen.
Zusammengesetztes Violétt ist die Mischung von
Blau und
Rot. -
Über Hessisch-Violett s. Hessisch-Gelb;
(spr. wiolleh lĕ dück), Eugène Emmanuel, franz.
Architekt und Kunsthistoriker, geb. zu
Paris,
[* 6] widmete sich dem
Studium der mittelalterlichen
Baukunst,
[* 7] machte größere
Studienreisen in
Italien
[* 8] und Südfrankreich, wurde 1840
Inspektor der
Arbeiten an der
Ste. Chapelle inParis
und mit den Restaurationsarbeiten der alten
Kirche zu Vezelay betraut. 1845 erhielt er gemeinschaftlich mit Lassus die Restauration
der
Pariser Notre-Dame-Kirche und den
Bau der neuen
Sakristei übertragen. 1846 wurde Viollet-le-Duc
Architekt der
Abtei St.
Denis, 1853 Generalinspektor
des Diöcesandienstes in
Frankreich, 1863 Professor an der École des beaux-arts.
Während der
Belagerung von
Paris war er Befehlshaber eines
Geniekorps. 1874 und 1878 wurde er als Republikaner
zum Municipalrat erwählt. Viollet-le-Duc starb in Lausanne.
[* 9] Neben seiner reichen Thätigkeit als
Architekt machte sich Viollet-le-Duc auch
als Schriftsteller bekannt. Seine Hauptwerke sind: «Dictionnaire raisonné de l'architecture française du XIe au
XVIe siècle» (10 Bde., 1854 - 69),
«Essai sur l'architecture militaire au
moyen âge» (1854),
«Dictionnaire du mobilier
française, de l'époque carlovingienne
à la Renaissance» (6 Bde., 1854 - 75),
«Entretiens sur l'architecture» (2 Bde., 1858 -
72),
«Histoire d' une maison», «Histoire
d'une forteresse», «Histoire de l'habitation humaine», «Histoire
d'un hôtel de ville et d'un cathédrale» (4 Bde., 1873 -
78).
Über die Verteidigung von
Paris (1870 - 71) berichtet er in dem «Mémoire sur la défense de
Paris» (Par. 1872). -
Vgl.
Sauvageot, Viollet-le-Duc et son œuvre (Par. 1880);
Saint-Paul, Viollet-le-Duc, ses travaux d'art etc. (2. Aufl.,
ebd. 1881).