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Vigorlt, ein Sprengstoff, der zu den Dynainitell (s. d.), besonders zu den Nitrogelatinen oder Ade- liten (s. d.) gehört;
er besteht aus Nitroglycerin, Kalisalpeter, chlorsaurem Kalium, nitrierten: Holz- mehl und Kreide. [* 2] (S. Explosivstoffe.) Vikar (lat. vi^arws), der Stellvertreter eines weltlichen oder geistlichen Beamten im Dienste. [* 3] Von großer Bedeutung war das Vikarwesen in der röm.-kath. Kirche des Mittelalters, da es ganz ge- wöhnlich war, daß Domherren und Pfarrer, wäh- rend sie selbst die Hanpteinkünfte ihrer Ämter be- zogen, diese letztern gegen ein geringes Gehalt l^onA-ua, s. d.) dnrch ständige oder noch öfter nnr auf Zeit bestellte Villa verwalten ließen.
Häufig wurden die geistlichen Ämter nm ihrer Einkünfte willen an Perfonen oder Korporationen, wie Klöster, Dom- stifte u. s. w., vergeben, die sie gar nicht selbst ver- walten konnten.
Diese Einrichtung trug sehr viel zum Verfall des kirchlichen Lebens bei.
Ihren Hauptübel- ständen hat das Tridentinische Konzil (s. d.) gesteuert. In England hat sich eine ähnliche Einrichtnng bis jetzt erhalten, sofern höhere Geistliche oft die Einkünfte von Pfarrstellen genießen, die gegen den Bezug des sog. kleinen Zehnten von Villa (vicai-8) verwaltet wer- den. (S. auch Apostolischer Vikar, ErzPriester, Gene- ralvikar, K^lpitularvikar, Pfarrvikar.) Vikariätsmünzen, Münzen, [* 4] die voll den Knr- sürsten geprägt wnrden, denen während der Erledi- gung des röm.-deutschen Kaiscrthrones das Reichs- vikariat übertragen war.
Namentlich giebt es von den süchs.
Kurfürsten viele Villa, auf denen immer auf die Reichsvikariatswürde Bezug genommen ist. Vikelas, Demetrius, s. Bikc'las. Vikinger, s. Normannen. Vikrämaditya, Ära des, s. Ära. Viktor, Viktoria, s. Victor, Victoria. [* 5] Viktorinusi, röm. Rhctor, s. Victorinus.
Viktualien (lat.), Nahrungsmittel, [* 6] Speisen. Vilagos (spr. willahgosch), Groß-Gemeinde im nngar. Komitat Arad, früher Stadt, 26 km nord- östlich von Arad, an der Linie Arad-Gnrahoncz der Vereinigten [* 7] Aradcr und Csanader Eisenbahnen, am Fnß eines hohen Berges mit den Nuinen des be- rühmten Schlosses Vilägosvär, das schon NW bestand und 1444 iir den Besitz Johann Hnnyadys kam, besteht ans zwei Gemeinden, Nng arisch-Vi lägos (Magyar-Vilägos) und Alt- oderWa- lachisch-Vilagos (Ö- oderRomän-Vilägos), und hat (1890) 1039 und 1012 E., eine griech.-orient.
Kirche mit einem Prototypen, zwei Schlösser nnd Weinbau.
Hier streckte der nngar. General Görgey (s. d.) vor den Rnsscn die Waffen. [* 8] Vilaine (spr. wilähn), 220 I^n langer franz. Fluß in der Bretagne, entspringt nordwestlich von Laval, bei Iuvigne im Depart. Mayenne, fließt zu- erst nach SW. bis Vitro im Depart. Illc-et-Vilaine, wird bei Cesson anf 144 ^in schiffbar, nimmt als- bald bei Nennes rechts die kanalisierte Ille auf, wo- durch sie mit der Ranee (St. Malo) verbunden wird, wendet sich nach S., erhält rechts den Men, links die Seiche, weiterhin rechts Canut, links Semnon und an der Grenze vom Depart. Loire-Iuftrieure links den Don. Bei Redon kreuzt sie den Kanal [* 9] Brest-Nantes und nimmt rechts den Oust (s. d.) aus. Von da anf der Grenze von Morbihan und Loire- Inferieure nach S. bis zur Einmündung des Isac fliehend, geht sie in Morbihan mehr westlich nnd mündet unterhalb La Nochc-Bernard, bei Penestin, mit breitem Bett in [* 10] den Atlantischen Ocean. Vilajet (Wiläjet), s. Ejület und Osinaniickes Reich (Verfassung und Verwaltung).
Vilbel, Stadt im Kreis [* 11] Friedberg [* 12] der Hess.
Pro vinz Oberhessen, an der Nidda und der Linie (5assel- Marburg-Frankfnrt a. Ht. derPrenß. Staatsbahnen, [* 13] Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Gießen), [* 14] hat «4895) 3982 E., darunter etwa 790 Katholiken, Post/ Telegraph, [* 15] evang. und katb. Kirche, Neste eines Nömerbades, Nninen einer Burg, vier Sauerbrun- nen; Tabak-, Cigarren- und Liqnenrfabrikation, star- ken Obstban und Obstweinfabrikation. -
Vgl. Waitz, Aus V.s geschichtlicher Vergangenheit (Vilbel 1894'. Vilderwank, Fehnkolonie, s. Fchn- und ^loor- kolonien. Vilen (Wilen; Einzahl Vila), überirdischc- weibliche Wesen des slaw. Volksglaubens, im Russi- schen durch die Rusalken (s. d.) verdrängt' im Süd- slawischen spielen sie im Aberglauben und der Voll > Poesie bedeutende Rollen. [* 16] Vilich, preuß. Landgemeinde, s. Bd. 17. f'iM., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Dominiqne Villars (spr. willahr), geb. 1745, gest. 1814 als Professor zu Straßbnrg', er schried «Iti3t0ir6 I1lUui'6ii6 (108 ^)1llnt68 cln IH^1)1iinö ) (3 Bde., Grenoble [* 17] 1780-89) und »I^^ci8 ä'nn V0)^6 dotanilino k:nt 011 8ni886" (Straßd. 1812).
Villa, bei den alten Römern ein Haus auf dein Lande; die dazn gehörige Flur wurde im allgemeinen agor genannt.
Lag das Haus dicht vor dem Thore einer Stadt, so hieß sie Villa sndnrdlma.
Die Villa der reichen Römer der [* 18] Kaiferzeit waren mit verschwen- derischer Pracht ansgestattet, so die Villa des Pliniuo, von der ansführliche Vefchreibungen erhalten sind, nnd die großartige Villa des Kaifers Hadrian zu Tivoli, von der ansgedehnte Nuinen vorhanden find.
Das Landhaus mit den Wirtschaftsgebäuden, in denen auch der Villicus (Verwalter oder Meier) mit den Sklaven wohnte, begriff man unter der Bezeich- nung Villa i U8tn a, die Vorratsgebände selbst hießen Villa t'iuetuaiia.
Ein gntes Beispiel einer Vil^ 8n!)ni'Iana ist in Pompeji [* 19] die sog. Villa äi l)iom6(1t' (Overbeck, Pompeji, 4. Aufl., Lpz. 1884), einer VMa ru8tica der 1895 in Boseoreale bei Pompeji aufge- deckte Wirtfchaftshof.
In der Zeit der Karolinger hießen Villao i0.^iac;
die königl. Meiereien oder Do- manen, anf welchen häufig auch die Könige selbst ihren Aufenthalt nahmen.
Die Italiener haben Na inen und Sache aus dem Altertum beibehalten, in- dem namentlich in Florenz [* 20] die reichen städtischen Be- sitzerneben das Landhaus und die landwirtschaftlichen Gebäude Lusthäufer ((^ino) errichteten;
das System kam aber in Rom und [* 21] Genua [* 22] erst zur Vollendung (Farnesina ^s. d.j, 1509 von Peruzzi, Madama von Rasfael, Villa Laute von Giulio Romano, Villa Papa Giulio von Vasari 1550, alle zu Rom, die Villa des Alcssi in Genua, Palazzo del Te in Man- tna n. a.).
Dem großartigern Barockcharatter em sprechen die römischen Villa der Folgezeit, die gleich den ältern in architettonifcherwie gärtnerifcherBeziehung sowie wegen ihres Reichtums an Knnstwerken welt- Aber allch bei Florenz, Neapel, [* 23] Genua, im Venelia- nischen n. s. w. giebt es Villa von hervorragender Ne- dentnng.
Besonders zu erwäbnen ist Palladios Rotonda bei Vicenza, welche schon im 17. Jahrb. namentlich in England, ferner auch in Frankreich lSchloß ^iarly) und Holland nachgeahmt wurde und ¶