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Ansprüche auf Allgcnleingültigkeit seiner Entschei- dungen erbob. In den kirchlichen Streitigkeiten war er gewaltthätig; er begünstigte den Patripassianer Praxeas (s. d." und lieft sich von ihm zur Verdam- mung der Montanisten bewegen und bob nach vor- ausgegangenem Schriftwechsel mit Polytrates von Ephesns dieKirchengemeinschast nnt den Kleinasiaten auf. Victor Emanuel I II. (1051-57), srüber Gebbard, Bisckos von (5ichstatt, wurde von seinem Verwandten und freund Heinrich III. aus Betreiben Hildebrandö zunr Papst erhoben, kämpfte gegen die Simonie und die Un sittlichkeit der Geistlichen und starb in Florenz. [* 2] Victor Emanuel I III. (1086 - 87), früher Desiderins, Sohn des Fürsten von Benevent, 1056 Abt von Monte-Cassino, 1l'59 Kardinalprcsbyter, wegen seiner ausgezeichneten kirchlichen Gesinnung und sittlichen wie polit.
Tüchtigkeit von Gregor VII. zn seinem Nachfolger gewünscht, wirkte durchaus in Gregors Sinne, setzte den Kamps mitHeinrich IV. und dem Gegenpapst Clemens III. sort und starb in Monte-(5assino. Victor Emanuel I IV. nannten sich zweiGegenpäpste nn I 2.Jahrb., der Kardinal Gregor (5 onti als Gegenpapst In- nocenz' II. (s. d.), durch Bernhard von Clairvaur zum Rücktritt bewogen, gest. 1138, und der Kardi- nal O c t a v i an n s, aus dem Geschlecht der Grafen von Tuseulum, kaiserl. Gegenpapst Alexanders III. (s. d.), von Friedrich I. geschützt, gest. 1164zuLueea. Victor Amadeus I., .verzog voil Savoyen (1630-37), geb. Sobn und Nacb- folger Karl Emanuels I. (s. d.), seit 1619 vermäblt mit Ludwigs XIII. Schwester Christine, welche die Regentschaft nach seinem Tode sührte. Nachdem er im Regensburger Frieden seinen Teil von Montferrat verloren und franz. Besatzungen in Susa, Veillane und Pmerolo batte aufnehmen müssen, wurde er von Richelieu im Vertrag von Rivoli zur Beteiligung am Kampf auf Frankreichs Seite gezwungen, in welchem er sich auszeichnete zum 'Arger des ibm zur Seite be fehligendcn Marschalls Crequi. Er starb Victor Amadeus II., Herzog von Savoyen (1675-1730), König von Sicilien (1713-18) und Sardinien [* 3] (1718/20-30), geb. Sohn Karl Emanuels II. (s. d.), dem er folgte, entwand 1684 die Macht feiner Mutter Johanna von Savoyen-Ncmonrs, welche für ihn die Regentschaft geführt und ibn durch Verbeira- tung nur der Erbin von Portugal [* 4] aus dem Lande hatte entfernen wollen, und vermählte sich nun mit Anna von Orleans, einer Nichte Ludwigs XIV.
Nachdem er der Forderung desselben, die aus Frank- reich in sein Land geflüchteten Protestanten zu ver- sagen, nachgegeben hatte, widersetzte er sich der verlangten Vereinignng seiner Truppen mit den französischen, worauf es 1690 zum Kriege kam. In diefem verlor er Nizza, [* 5] Savoyen, Pinerolo nnd Villafranea trotz seiner zähen Tapferkeit nnd feiner teilweise gegen Catinat errungenen Erfolge, erhielt das Verlorene jedoch von Lndwia, XIV. wegen der bevorstehenden Thronerledigung in Spa- nien durch den Vertrag von Cherasco zurück, durch welchen seine bisherigen Verbündeten sich zum Frie- den von Ryswijk gezwungen sahen. An deren Seite kämpfte Victor Emanuel I A. aufs neue 1703-13 gegen Frankreich und erlangte im Frieden von Utrecht [* 6] nicht nur das verlorene savoyen und Nizza zurück, sondern ge- wann auch den Königstitel mit Sicilien. dieses verlor er zwar 1718 an das voll Alderoni geleitete Spanien, nahm aber fofort dafür Sardinien in An- fpruch, unterstützt von der Quadrupelallianz nnd als dessen König auch durch Spanien 1720 anerkannt. Nickt weniger hervorragend sind seine Leistungen für die innere Hebung [* 7] seines Landes. Am legte Victor Emanuel I A. die Regicrnng nieder zu Gunsten seines Sohnes Karl (5'manuel III. M) er einen Versuch machte, seine Abdankung rück- gängig zu machen, wurde er zuerst in Rivoli, dann in Moncalieri festgehalten, wo er seine Thatkraft in Bußübungen erstickte. Erftarb 30. Okt. 1732. -
Vgl. (5arutti, )tij^ Reumont in der «Histor. Zeitschrift», XXIX, 1860; G. De Leris, I^li csint688O slc^ V6riu" et 1^ coni- l^ Vn'tm- .Vin^ll^o II lPar. 1881);
Parri, Vittoi-io .Vmc'll^o II t^ä I^uncnio Victor Amadeus III., König von Sardinien (1773 ^6), geb. zu Turin. [* 8]
Sohn herzog Karl Emanuels IN. (als König Karl Ema- nuel I., s. d.), dem er folgte, erwarb fich hohe Verdienste durch Neuordnung deo veralte- ten .Heerwesens, Befestigung von Tortona und Ales- sandria, wirtschaftliche Hebung oe5 Landen und Förderung von Kunst und Wissenschaft. Aber dureb seine Schwiegersöhne, Brüder Ludwige XVI., in den Kampf gegen Frankreich 1792 hineingezogen, mußte er nach wechselndem Kriegsglück den Frieden vom schließen, als Bonaparte die Führung gegen ibn und die osterr. Hilfstruppen übernommen batte; Savonen und Nizza fielen an Frankreick, welches das übriggelassene Piemont wie eine Provinz behandelte. Als Victor Emanuel I A. anf Schloß Monealieri starb, folgte ibm fein ältester Sohn Karl Emanuel II., aus feiner Ehe mit Marie Autoniette Ferdinande von Spanien.^-
Vgl. N. Bianchi, 8tm i^ lleli^ inmiinvliia ii6manto8 Bd. 1 (Tur. 1877).
Victor Gmanuel I., König von Sardinien (1802 - 21), geb. zu Turin, Bruder und Nachfolger Karl Emanuels II., führte 1792- 96 die fardin. Truppen gegen die Ncvolutionsdecre und begab sich nach Abschluß des Friedens von 1796, dem er sich widersetzt hatte, nach Süditalien [* 9] nnd von da 1799 zu seiner nach Sardinien ver- triebenen Familie. Nach der Abdankung Karl Ema- nuels übcrnabm er, bisher .verzog von Aosta, die Regierung in Sardmieu, wo er eine etwas zu großartige, aber tüchtige Verwaltung ein- führte und mit Hilfe engl. Geldes ein ziemlich großes Heer und eine gnte Flotte schuf.
Als ibm aber der erste Pariser Friede Viemont, Sa voyen und Nizza wiedergab, wozu noch Genua [* 10] und im zweiten Pa- riser Frieden Annecy und Monaco [* 11] gefügt wurden, zeigte er durch Abfckaffung aller franz. Neuerungen, ' auch der guten, daß er im Unglück nichts gelernt batte. So zeitigteil die unter Profpcr Balbo endlich 1819 cingefübrten Reformen nur den Ausbruch der durch die (sarbonari längst vorbereiteten Unruhen. Einem Studentenaufstand in Tnrin (Jan. 1821", der niedergeschlagen wurde, folgte März 1821 eine militär. Erhebung in Alesfandria, wo die fpan. Ver- fassung von 1812 ausgerufen und der Krieg gegen Österreich [* 12] gefordert wurde. Obwohl Österreich ab- hold, glaubte sich Victor Emanuel I (5. gebunden durch seine Zu- sage, keine Verfassung zu gewähren; er übertrug zunächst Karl Albert'(s. d.) die Regentschaft und legte die Krone nieder zu Gunsten seines jüngern Bruders Karl Felir (s. d.), um sich selbst nach ¶