Jules, franz. Schriftsteller, geb. zu Nantes,
[* 6] begab
sich nach beendigten Schulstudien in seiner Vaterstadt nach
Paris,
[* 7] wo er in Hetzels «Magasin illustréd'éducation et de récréation» (1863) u. d. T. «Cinqsemaines en ballon» eine phantastische Entdeckungsreise veröffentlichte, welche den lebhaftesten Beifall fand. Mit
dieser Erzählung begann Verne die lange Folge seiner «außerordentlichen
Reisen» und schuf eine neue Litteraturgattung, den naturwissenschaftlichen
Roman, der schnell seinen Ruf begründete.
Aus der großen Anzahl seiner
Schriften sind hervorzuheben: «La désert du glace, aventures du capitaineHatteras» (1867),
«Les enfants du capitaine Grant», «L'îlemystérieuse» (in 3
Abteilungen: «Les naufragés de l'air», «L'abandonnée»
und «Le
[* 8] secret de l'île»),
«La découverte de la terre» (1878, mit Landkarten
[* 9] und Kupfern, Geschichte
und Forschung berühmter Reisenden, von Hanno und Herodot bis ans Ende des 17. Jahrh.),
«LeSphinx
[* 11] desglaces»
(1897) u.s.w. Seine «Œuvres complètes», illustriert, bilden 34 Bde.,
Oktavausg. 69 Bde.; eine deutsche
Ausgabe seiner
«Schriften» («Collection Verne») erschien in
Wien seit 1875; bis 1897 70 Bde.
Drei von seinen
Romanen verarbeitete Verne gemeinschaftlich mit A. d'Ennery zu großen, ebenso betitelten Feenschauspielen: «Letour dumonde en 80 jours», «Les enfants du capitaineGrant» und
«MichelStrogoff» (deutsch in Reclams
«Universalbibliothek»). –
Vgl. Honegger, Jules Verne. Eine litterar.
Studie (in
«Unsere Zeit», Jahrg. 1875,1. .Hälfte); Claretie, JulesVerne (Par.
1883).
im allgemeinen die Erklärung vor einer öffentlichen Amtsstelle, im besondern die Einlassung (s. d.)
einer Prozeßpartei auf das Vorbringen der andern, auch wohl die Erklärung des Angeklagten auf die
Anklage.
(spr. wärrneh),AntoineCharles Horace, genannt
CarleVernet, Sohn des folgenden, geb. zu
Bordeaux,
[* 12] gest. zu
Paris, wurde
Schüler des
PariserAkademikers Lépicié und gewann 1782 den Rompreis mit einem Geschichtsbilde. 1787 nach
Paris zurückgekehrt, wurde er 1789 in die
Akademie aufgenommen.
In dem großen Gemälde, das den
Triumph des
PaulusÄmilius vorstellt
(im Salon 1791), brach er, auf
Grund seiner
Studien in den Marställen und Reitschulen, mit der Überlieferung, nur
Pferde
[* 13] von
starkem
Schlage und von konventionellen Formen zu malen.
Seine zahlreichen, für die franz.
Sitten- und Modengeschichte merkwürdigen Karikaturen (der Incroyables
[* 14] und Merveilleuses),
seine Zeichnungen aus den ital. Feldzügen, endlich sein kolossales Gemälde der
Schlacht bei Marengo
[* 15] (1806) und das Gegenstück
dazu, Napoleon in der
Schlacht bei
Austerlitz
[* 16] (1808), erwarben ihm großen Ruf und Beifall (letztere beiden
Bilder befinden sich in der Historischen
Galerie zu Versailles).
[* 17] Doch war das große Schlachtenbild nicht sein Fach; viel besser
sind die kleinen sittenbildlichen
Skizzen, in denen er Napoleons
Heere verewigte. Am besten gelang ihm die
Schilderung von Roß
und Reiter in natürlicher und lebendigerBewegung. Unter der Restauration malte er Jagden, Pferderennen,
kleine Schlachtenbilder, Pferdestücke u.s.w.
(spr. wärrneh),ClaudeJoseph, franz. Landschafts- und Marinemaler, geb. zu
Avignon, gest. daselbst ging 1731 zu dem ältern Viali, Vedutenmaler in
Aix, und von da nach
Rom,
[* 18] wo die in
Salvator Rosas
Manier behandelten Landschaften, die er im
Palast Rondanini und in der
GalerieFarnese ausführte,
ihn zuerst bekannt machten.
Bald waren seine Seestürme, seine
Ansichten der ruhigen See oder des
Binnenlandes sehr gesucht. 1753 kehrte
er nach
Paris zurück, wo ihn die
Akademie zu ihrem Mitgliede ernannte. Im
Auftrage des Königs malte er
1754–65
Ansichten der größten franz. Seehäfen.
Diese 15
Bilder nebst 29 andern sind im Louvre zu
Paris. Seine Werke wurden vielfach gestochen, überhaupt war Vernet der berühmteste
und beliebteste Landschaftsmaler seiner Zeit. Seine
Bilder beruhen auf tüchtigem Naturstudium; vielfach muten sie uns etwas
bunt an. Die vielen
[* 1]
Figuren als
Staffage verleihen seinen Landschaften und Seestücken besonderes Interesse.
Auch auf Beleuchtungswirkungen legte er ein großes Gewicht. –
Vgl. Lagrange,JosephVernetEt lapeinture au XVIIIe siècle
(Par. 1864).
(spr. wärrneh),EmileJean Horace, genannt Horace Vernet, Schlachtenmaler, Sohn von
Antoine Charles Horace Vernet, geb. zu
Paris, genoß den ersten Unterricht bei seinem
Vater und zeichnete 1811 für das Modejournal die Incroyables und Merveilleuses,
eine Folge satir.
Blätter, Genrestücke aus dem Soldatenleben, später eine Reihe von Schlachtenbildern, die ihn schnell
bekannt machten. Nach seiner Ernennung zum Mitglied des
Instituts (1826) näherte er sich derRomantischen Schule,
in deren
Richtung er eine Reihe von Werken von kräftigem
Ausdruck in Zeichnung und
Farbe schuf. Vernet wurde 1828 Direktor der
Französischen Akademie in
Rom.
Erst als Vernet 1834 mit
Ablauf
[* 19] seiner amtlichen
Stellung nach
Paris zurückkehrte, wandte er sich wieder der
Schlachtenmalerei und
dem
Genre zu. Die Gegenstände gehörten nunmehr sämtlich dem
Orient an, wie Der arab. Märchenerzähler,
Die Post in der Wüste, Das Gebet in der Wüste, Eber- und Löwenjagden u.s.w. Bei der Austeilung der
Arbeiten für das Museum
zu Versailles sowie durch den
PetersburgerHof,
[* 20] den er besuchte, erhielt er zahlreiche
Aufträge auf Schlachtenbilder aus dem
russ.-türk. wie aus dem algerischen
Kriege. Um letztere auszuführen, reiste Vernet 1837 nach
Afrika
[* 21] und konnte somit den 14 Gemälden
des Constantinesaales den
¶
mehr
Reiz einer ethnogr. Richtigkeit verleihen (1838–42). Vernet hatte zugleich Deckenbilder in einem Saal der Deputiertenkammer
zu malen begonnen, mußte aber diese Arbeit einstellen, da ihn Ludwig Philipp beauftragte, die Überrumpelung der SmalaAbd el-Kaders
durch den Herzog von Aumale 1843 in einem 22 m langen Gemälde darzustellen. Das Überstürzen, die Hast,
die Angst, das Auseinanderstieben der Menschen und Tiere ist in diesem kolossalen Bilde (1845; Museum zu Versailles) mit großer
Lebendigkeit geschildert.
Studien für die Beschießung von Tanger und die Besetzung von Mogador führten ihn nach Marokko.
[* 23] Infolge der hier gemachten Kostümstudien
veröffentlichte er nach der Rückkehr die Denkschrift«Des rapports qui existent entre le costumedes Hébreux et celui des Arabes moderne» (in «L’Illustration»,
1848), welche viel dazu beitrug, daß in der Folgezeit von ihm und andern, trotz heftiger Gegnerschaft der dem überlieferten
Kostüm
[* 24] Anhängenden, vielfach für die biblische Historienmalerei das arab. Kostüm verwendet wurde.
Von Kompositionen aus andern Gebieten sind hervorzuheben: Judith mit dem Haupt des Holofernes (1830; im Louvre), Sklavenmarkt
(1836; Nationalgalerie zu Berlin),
[* 27] Verstoßung der Hagar (1837; Museum in Nantes). Die Werke seiner letzten
Zeit, welcher die lebensgroßen Bildnisse Napoleons III., der GeneraleCavaignac, Canrobert und Bosquet, die Schlacht an der Alma
u. a. angehören, zeigen eine merkliche Abnahme seiner Kräfte. Er starb zu Paris. Außer der Menge von
Bildern, Aquarellen und Handzeichnungen hat man von Vernet auch mehr als 200 lithographierte Blätter und an 500 nach seinen Zeichnungen
gefertigte Holzschnitte für die Prachtausgabe von Laurents «Histoire de Napoléon»
–
Vgl. Jouy und Jay, Salon d'HoraceVernet (1822);
Bruzard, Catalogue de l’œuvre lithographique d’HoraceVernet (1826);