Jules, franz. Schriftsteller, geb. zu Nantes, begab
sich nach beendigten Schulstudien in seiner Vaterstadt nach Paris, wo er in Hetzels «Magasin illustréd'éducation et de récréation» (1863) u. d. T. «Cinqsemaines en ballon» eine phantastische Entdeckungsreise veröffentlichte, welche den lebhaftesten Beifall fand. Mit
dieser Erzählung begann Verne die lange Folge seiner «außerordentlichen
Reisen» und schuf eine neue Litteraturgattung, den naturwissenschaftlichen Roman, der schnell seinen Ruf begründete.
Aus der großen Anzahl seiner Schriften sind hervorzuheben: «La désert du glace, aventures du capitaineHatteras» (1867),
«Les enfants du capitaine Grant», «L'îlemystérieuse» (in 3 Abteilungen: «Les naufragés de l'air», «L'abandonnée»
und «Lesecret de l'île»),
«La découverte de la terre» (1878, mit Landkarten und Kupfern, Geschichte
und Forschung berühmter Reisenden, von Hanno und Herodot bis ans Ende des 17. Jahrh.),
«Le tour du monde en 80 jours» (1873),
«Le docteur Ox» (1874),
«Le chancellor» (1875),
«Michel Strogoff» (1876),
«Un capitainede 15 ans» (1878),
«Les Indes-noire» (1877),
«Les cinq cents millions de la Bégum» (1879),
«Les tribulations d'un Chinoisen Chine» (1879),
«Aventures de trois Russes et de trois Anglais» (1872),
«La maison à vapeur» (1880),
«Mathias Sandorf» (1885),
«Nord contre Sud» (1887),
«Deux ans de vacances» (1888),
«Sans dessus dessous» (1889),
«Claudius Bombarnac»
(1892),
«L'île à hélice» (1895),
«Clovis Dardenter» (1896),
«Faceau drapeau» (1896),
«Le Sphinx desglaces»
(1897) u.s.w. Seine «Œuvres complètes», illustriert, bilden 34 Bde.,
Oktavausg. 69 Bde.; eine deutsche Ausgabe seiner «Schriften» («Collection Verne») erschien in Wien seit 1875; bis 1897 70 Bde.
Drei von seinen Romanen verarbeitete Verne gemeinschaftlich mit A. d'Ennery zu großen, ebenso betitelten Feenschauspielen: «Le
tour du monde en 80 jours», «Les enfants du capitaineGrant» und «Michel Strogoff» (deutsch in Reclams «Universalbibliothek»). –
Vgl. Honegger, Jules Verne. Eine litterar.
Studie (in
«Unsere Zeit», Jahrg. 1875,1. .Hälfte); Claretie, JulesVerne (Par.
1883).
im allgemeinen die Erklärung vor einer öffentlichen Amtsstelle, im besondern die Einlassung (s. d.)
einer Prozeßpartei auf das Vorbringen der andern, auch wohl die Erklärung des Angeklagten auf die Anklage.
(spr. wärrneh), Antoine Charles Horace, genannt Carle Vernet, Sohn des folgenden, geb. zu Bordeaux, gest. zu
Paris, wurde Schüler des Pariser Akademikers Lépicié und gewann 1782 den Rompreis mit einem Geschichtsbilde. 1787 nach
Paris zurückgekehrt, wurde er 1789 in die Akademie aufgenommen. In dem großen Gemälde, das den Triumph des Paulus
Ämilius vorstellt
(im Salon 1791), brach er, auf Grund seiner Studien in den Marställen und Reitschulen, mit der Überlieferung, nur Pferde von
starkem Schlage und von konventionellen Formen zu malen.
Seine zahlreichen, für die franz. Sitten- und Modengeschichte merkwürdigen Karikaturen (der Incroyables und Merveilleuses),
seine Zeichnungen aus den ital. Feldzügen, endlich sein kolossales Gemälde der Schlacht bei Marengo (1806) und das Gegenstück
dazu, Napoleon in der Schlacht bei Austerlitz (1808), erwarben ihm großen Ruf und Beifall (letztere beiden
Bilder befinden sich in der Historischen Galerie zu Versailles). Doch war das große Schlachtenbild nicht sein Fach; viel besser
sind die kleinen sittenbildlichen Skizzen, in denen er Napoleons Heere verewigte. Am besten gelang ihm die Schilderung von Roß
und Reiter in natürlicher und lebendiger Bewegung. Unter der Restauration malte er Jagden, Pferderennen,
kleine Schlachtenbilder, Pferdestücke u.s.w.
(spr. wärrneh), Claude Joseph, franz. Landschafts- und Marinemaler, geb. zu
Avignon, gest. daselbst ging 1731 zu dem ältern Viali, Vedutenmaler in Aix, und von da nach Rom, wo die in Salvator
Rosas Manier behandelten Landschaften, die er im Palast Rondanini und in der Galerie Farnese ausführte,
ihn zuerst bekannt machten. Bald waren seine Seestürme, seine Ansichten der ruhigen See oder des Binnenlandes sehr gesucht. 1753 kehrte
er nach Paris zurück, wo ihn die Akademie zu ihrem Mitgliede ernannte. Im Auftrage des Königs malte er
1754–65 Ansichten der größten franz. Seehäfen.
Diese 15 Bilder nebst 29 andern sind im Louvre zu Paris. Seine Werke wurden vielfach gestochen, überhaupt war Vernet der berühmteste
und beliebteste Landschaftsmaler seiner Zeit. Seine Bilder beruhen auf tüchtigem Naturstudium; vielfach muten sie uns etwas
bunt an. Die vielen
[* ]
Figuren als Staffage verleihen seinen Landschaften und Seestücken besonderes Interesse.
Auch auf Beleuchtungswirkungen legte er ein großes Gewicht. –
Vgl. Lagrange, Joseph Vernet Et la peinture au XVIIIe siècle
(Par. 1864).
(spr. wärrneh), Emile Jean Horace, genannt Horace Vernet, Schlachtenmaler, Sohn von Antoine Charles Horace Vernet, geb. zu
Paris, genoß den ersten Unterricht bei seinem Vater und zeichnete 1811 für das Modejournal die Incroyables und Merveilleuses,
eine Folge satir. Blätter, Genrestücke aus dem Soldatenleben, später eine Reihe von Schlachtenbildern, die ihn schnell
bekannt machten. Nach seiner Ernennung zum Mitglied des Instituts (1826) näherte er sich der Romantischen Schule,
in deren Richtung er eine Reihe von Werken von kräftigem Ausdruck in Zeichnung und Farbe schuf. Vernet wurde 1828 Direktor der
Französischen Akademie in Rom.
Erst als Vernet 1834 mit Ablauf seiner amtlichen Stellung nach Paris zurückkehrte, wandte er sich wieder der Schlachtenmalerei und
dem Genre zu. Die Gegenstände gehörten nunmehr sämtlich dem Orient an, wie Der arab. Märchenerzähler,
Die Post in der Wüste, Das Gebet in der Wüste, Eber- und Löwenjagden u.s.w. Bei der Austeilung der Arbeiten für das Museum
zu Versailles sowie durch den Petersburger Hof, den er besuchte, erhielt er zahlreiche Aufträge auf Schlachtenbilder aus dem
russ.-türk. wie aus dem algerischen Kriege. Um letztere auszuführen, reiste Vernet 1837 nach Afrika und konnte somit den 14 Gemälden
des Constantinesaales den
mehr
Reiz einer ethnogr. Richtigkeit verleihen (1838–42). Vernet hatte zugleich Deckenbilder in einem Saal der Deputiertenkammer
zu malen begonnen, mußte aber diese Arbeit einstellen, da ihn Ludwig Philipp beauftragte, die Überrumpelung der Smala Abd el-Kaders
durch den Herzog von Aumale 1843 in einem 22 m langen Gemälde darzustellen. Das Überstürzen, die Hast,
die Angst, das Auseinanderstieben der Menschen und Tiere ist in diesem kolossalen Bilde (1845; Museum zu Versailles) mit großer
Lebendigkeit geschildert.
Studien für die Beschießung von Tanger und die Besetzung von Mogador führten ihn nach Marokko. Infolge der hier gemachten Kostümstudien
veröffentlichte er nach der Rückkehr die Denkschrift «Des rapports qui existent entre le costumedes Hébreux et celui des Arabes moderne» (in «L’Illustration»,
1848), welche viel dazu beitrug, daß in der Folgezeit von ihm und andern, trotz heftiger Gegnerschaft der dem überlieferten
Kostüm Anhängenden, vielfach für die biblische Historienmalerei das arab. Kostüm verwendet wurde.
Von seinen Schlachtenbildern sind zu nennen: Sieg Philipps II. August von Frankreich bei Bouvines 1214, Schlacht
von Valmy 1792 (1826), Ansprache Napoleons an die Garde vor der Schlacht bei Jena 1806, Napoleon in der Schlacht bei Friedland 1807 (1836;
s. Tafel: Französische Kunst V,
[* ]
Fig. 12), Schlacht bei Wagram 1809, Belagerung und Einnahme von Konstantine 1837 (1838),
Schlacht bei Isly 1844 (1846); diese sämtlich in der Galerie zu Versailles. Ferner: Die Barriere von Clichy 1814 (1820; im
Louvre), Einnahme des Malakow 1855 (Museum in Autun).
Von Kompositionen aus andern Gebieten sind hervorzuheben: Judith mit dem Haupt des Holofernes (1830; im Louvre), Sklavenmarkt
(1836; Nationalgalerie zu Berlin), Verstoßung der Hagar (1837; Museum in Nantes). Die Werke seiner letzten
Zeit, welcher die lebensgroßen Bildnisse Napoleons III., der Generale Cavaignac, Canrobert und Bosquet, die Schlacht an der Alma
u. a. angehören, zeigen eine merkliche Abnahme seiner Kräfte. Er starb zu Paris. Außer der Menge von
Bildern, Aquarellen und Handzeichnungen hat man von Vernet auch mehr als 200 lithographierte Blätter und an 500 nach seinen Zeichnungen
gefertigte Holzschnitte für die Prachtausgabe von Laurents «Histoire de Napoléon»
–
Vgl. Jouy und Jay, Salon d'HoraceVernet (1822);
Bruzard, Catalogue de l’œuvre lithographique d’HoraceVernet (1826);
Beulé,
Éloged’HoraceVernet (1863);
Lagrange, LesVernet (Bd. 2, 1864);
Durande, Joseph, Carle et HoraceVernet, correspondanceet biographies (1865);