mehr
Staaten) oder so viel Sterne, als die Union zur Zeit Staaten zählt. Nach diesem Adlerwappen führen die nordamerik. Hauptgoldmünzen den Namen Eagle (s. d.). Die Flagge ist von Rot und Weiß 13mal horizontal gestreift; in der obern Ecke sind in blauem Viereck [* 2] so viel Sterne, als die Union Staaten hat. (S. Tafel: Flaggen [* 3] der Seestaaten, beim Artikel Flaggen.)
[* 1] ^[Abb.]
Das Finanzwesen ist gut geregelt. Die Union hat stets die Verpflichtungen gegen ihre Gläubiger erfüllt und erfreut sich deshalb großen Kredits; bis zum Bürgerkriege legte sie keine direkten Steuern auf, ihre Einnahmen flossen vorzugsweise nur aus den Eingangszöllen und dem Verkauf von Kongreßland. Nach 1861 aber mußten die Steuerkräfte des Landes scharf angespannt und alle Hilfsquellen geöffnet werden, um die ungeheuren Mittel für den Krieg zu schaffen.
Die Bundesschuld betrug 1791 über 75 Mill. Doll., 1812: 45 Mill. und stieg durch den Krieg 1815 wieder auf 170 Mill.;
1835 war sie so gut wie getilgt, erreichte aber durch den mexikanischen Krieg 1851 die Summe von 68 Mill.;
beim Ausbruch des Bürgerkrieges belief sie sich auf etwa 80 Mill., schwoll dann aber 1866 auf 2773 Mill. an.
Von da wurde sie beträchtlich reduziert, so daß sie 1894 635 Mill. Doll. war. Durch Bondausgaben zur Deckung von Deficits und zur Erhaltung der Goldreserve stieg sie wieder, so daß am die verzinsbare Bundesschuld 847 Mill. Doll. betrug. Hierzu kamen an demselben Tage als allgemeine Schuld 346 Mill. Doll. Bundespapiergeld (legal tender notes), 171 Mill. Doll. Schatzamtsnoten und Certifikate, 39 Mill. Doll. Goldcertifikate, 371 Mill. Doll. Silbercertifikate, so daß diese und kleinere Posten die allgemeine Schuld auf 1802 Mill. Doll. brachten.
Münzen I (Altertum)

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Münzen.Hiergegen hielten die Schatzämter und Münzen [* 4] 853 Mill. Doll., darunter Gold [* 5] und Goldmünzen 175 Mill. Doll., Silber und Silberdollars 495 Mill. Doll. Obgleich es eigentlich nicht gesetzlich bestimmt ist, so sucht man doch den Goldbestand des Schatzamtes auf wenigstens 100 Mill. Doll. zu erhalten, und die Bondausgaben der letzten Jahre dienten hauptsächlich diesem Zweck. Bundesschatzämter sind in Washington, [* 6] Baltimore, [* 7] Neuyork, [* 8] Philadelphia, [* 9] Boston, [* 10] Cincinnati, Chicago, St. Louis, Neuorleans, San Francisco.
Desterro - Destillatio

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Destillation.Die Bundeseinnahmen (ohne Post) beliefen sich bis auf 327 Mill. Doll. (gegen 298 Mill. im J. 1893/94 und 403 Mill. Doll. im J. 1889/90), darunter Inlandsteuern 147 Mill., Zölle 160 Mill. Doll. (gegen 131 Mill. im J. 1893/94). Die Ausgaben betrugen 352 Mill. Doll. (also ein Deficit von 25 Mill.), darunter für Kriegspensionen 139 Mill., allgemeine Administration 87 Mill., Heer und Befestigungen 51 Mill., Marine 27 Mill., Zinsen der Bundesschuld 35 Mill., für die Indianer 12 Mill. Unter den Inlandsteuern waren drei Viertel auf destillierte Spirituosen und auf Biere, ein Fünftel auf Tabaksfabrikation. Die sehr hohe Steuer auf Whiskyfabrikation reizt vielfach zur heimlichen Destillation [* 11] desselben an, namentlich in Wald- und Gebirgsgegenden, wo auch das Rohmaterial, der Mais, gebaut wird. Die Kriegspensionen haben jetzt ihren Höhepunkt (1892/93: 158 Mill. Doll.) überschritten. Von 1861 bis 1896 sind vom Bunde 2 Milliarden Doll. für Kriegspensionen ausgegeben worden. - Die Einzelstaaten haben im allgemeinen nur eine geringe Verschuldung; bei manchen existiert eine solche eigentlich nur zur Schulerhaltung und für ähnliche Zwecke.
Ausgenommen sind jedoch die meisten Südstaaten, die durch den Bürgerkrieg und namentlich die darauf folgende Periode eine große Schuldenlast aufgebürdet bekamen. Davon herrührend hatte 1890 Virginia noch eine Schuld von 34 Mill. Doll., Tennessee von 19 Mill., Louisiana von 16 Mill., Alabama 12 Mill. Doll. u. s. w. Die Gesamt-Nettoschuld der Einzelstaaten ist von 297 Mill. im J. 1880 auf 229 Mill. Anfang 1890 herabgegangen, zum Teil allerdings durch Repudiation (s. d.), während die Gesamt-Countyschulden (z. B. in Kansas) in diesem Zeitraum von 125 Mill. auf etwa 145 Mill. gestiegen sind.
Geldwesen. Münzen sind in Philadelphia, San Francisco, Neuorleans; Scheideämter (assay offices) in Carson und Denver, ferner in Neuyork, Helena, Charlotte, Boise City, St. Louis. Nach Münzen und Scheideämtern senden Minenbesitzer, Juweliere u. s. w. Gold und Silber in roher Form zur Raffinierung; im Fiskaljahr 1894 wurden so 7 ½ Mill. Unzen Gold und 25 Mill. Unzen Silber deponiert. Die Geldeinheit bildet der Dollar (s. d.). Außer den Münzen, Bundesnoten, Schatzamtsnoten, (Gold- und Silbercertifikaten cirkulieren noch als Geld die Noten der Nationalbanken (s. d.). Letztere sind zwar Privatunternehmen, unterliegen aber der Bundesaufsicht und müssen ihre Banknoten nahezu zum vollen Wert durch Schuldscheine der Vereinigten Staaten decken, welche im Schatzamt zu hinterlegen sind. Abgesehen von dem Bestand der Schatzämter und Münzen belief sich die Gesamtcirkulation 1896 auf 1650 Mill. Doll. und zwar 517 Mill. Goldmünzen, 38 Mill. Goldcertifikate, 58 Mill. Silberdollars, 356 Mill. Silbercertifikate, 261 Mill. Legal Tender Notes (s. Greenbacks), 84 Mill. Schatzamtsnoten, 50 Mill. Currency Certificates, 62 Mill. Silberscheidemünze und 221 Mill. Doll. Nationalbanknoten. - In den Angriffen auf die gegenwärtigen Währungsverhältnisse obenan steht die Agitation für die freie Silberprägung, welche durch die Wahl von 1896 durchaus nicht aus der Welt gebracht ist.
Vereinigte Staaten von

* 12
Seite 66.247.Öffentliches Leben. Im öffentlichen Leben treten besonders hervor die Republikanische und die Demokratische Partei (s. diese Artikel). Außer diesen beiden macht sich namentlich noch die National Farmers' Alliance (s. d.) geltend, die in der neu entstandenen Populist Party (s. Volkspartei) ihre Vertretung findet. Eine andere polit. Strömung vertreten die Temperanzgesellschaften (s. d.). Die Arbeiter der Vereinigten Staaten haben sich zur Förderung ihrer Interessen in besonders ausgedehntem Maße zu Vereinen zusammengethan, von denen einer der bekanntesten der Knights of Labor (s. d.) ist. Die sog. Nationalisten (s. d.) erstreben einen Staat socialistischer Art. (S. auch Socialdemokratie.) Die Anarchisten scheinen meist aus Fremdgeborenen zu bestehen. Seit 1888 zeigt sich in einigen Staaten eine halbgeheime Agitation gegen die kath. Kirche (American Protective Association). In dem nichtpolit. öffentlichen Leben ist erwähnenswert ¶
mehr
die Zahl und Größe der Bünde und Logen mit einigem Geheimwesen, welche zum großen Teile gesellige und wohlthätige Zwecke
verfolgen, wie die Oddfellows (¾ Mill. weiße, 150000 farbige Mitglieder), Freimaurer (900000), Pythias, Ritter (440000),
Rote Männer u. s. w. Hierher kann man auch die Grand Army of the Republic (s. d.) rechnen. Klassen- und
Standesunterschiede treten in den Vereinigten Staaten nicht hervor; die demokratische Gleichheit wurzelt fest in den Sitten.
Trotz der Vorbildung für einen bestimmten Beruf, wechselt der Amerikaner seine Beschäftigung nach Gutdünken, keine einzige
gilt als höher oder als minderwertig, Frauen, auch Kinder nehmen eine selbständigere Stellung ein als in Europa.
[* 13]
Unterrichtswesen. Die eigentlichen öffentlichen Unterrichtsanstalten sind ohne jede konfessionelle Richtung; daneben herrscht aber eine bedeutende Unterrichtsthätigkeit, die privaten Einflüssen ihre Entstehung verdankt und oft mehr oder minder entschieden eine bestimmte Stellung kirchlichen Fragen gegenüber einnimmt. Zu letztern gehören eine große Zahl der Colleges oder Universitäten des Bandes. Der Bund unterhält keine Unterrichtsanstalten, abgesehen von den beiden Kadettenanstalten in Westpoint und Annapolis und einigen Indianerschulen.
Die Einzelstaaten sorgen meist in sehr liberaler Weise für den Elementarunterricht, der in manchen obligatorisch ist. Er ist nicht nur unentgeltlich, sondern die Schüler erhalten auch noch vielfach Schulmaterialien geliefert. Die Kosten werden in verschiedener Weise aufgebracht, in manchen, namentlich neuern Staaten fließt der Ertrag von sog. Schulländereien in den Schulfonds; vielfach ist eine immerwährende Staatsschuld geschaffen worden, deren Zinsen der Schulfonds bezieht. Im Schuljahr 1894/95 wurden im ganzen 178 Mill. Doll. für Elementarschulen ausgegeben.
Bevölkerungsstatistisc

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Bevölkerung.
Die Anzahl der Lehrer in allen öffentlichen Schulen betrug 396327, von denen 267
951 oder 66,7 Proz.
Frauen waren. In diesem Jahre wurden die Elementarschulen von 13
714
321 Kindern besucht, von denen 9 Proz. in private Schulen
gingen. Trotzdem ist die Zahl der Analphabeten noch immer groß, teils infolge der frühern Sklaverei, teils infolge des steten
Zuströmens aus minder kultivierten Ländern. 1880 konnten von der Bevölkerung
[* 14] über 10 Jahre 13,4 Proz.
nicht lesen und 17 Proz. nicht schreiben. 1890 war die Zahl der Analphabeten auf 13,3 Proz. gesunken. Davon kamen 6,12 Proz.
auf eingeborene Weiße, 13,1 Proz. auf fremdgeborene Weiße und 56,8 Proz. auf Farbige.
In den Schulen höhern (Grades waren 468446 Schüler; davon besuchten 350
099 oder 74,6 Proz. die Public high
schools mit 14122 Lehrern, und 118
347 die höhern Privatschulen. Der Unterricht des höchsten Grades umfaßte 481 Anstalten
mit 6951 männlichen und 1508 weiblichen Lehrern und 113
773 Studenten. Außerdem gab es ausschließlich für Frauen 163 Colleges
mit 618 männlichen und 1787 weiblichen Lehrern und 19224 Schülerinnen. Ferner 155 öffentliche Seminare
mit 36491 Schülern (26138 Frauen), 201 private Seminare mit 22013 Schülern, 244 Schulen für Medizin, Pharmacie, Tier- und Zahnheilkunde
mit 5326 Lehrern und 39913 Studenten, 149 theol.
Schulen mit 906 Lehrern und 9648 Studenten, 72 Rechtsschulen mit 604 Lehrern und 11667 Studenten. Unter den bekanntesten Anstalten sind Harvard (s. Cambridge), Yale (s. New Haven), John Hopkins (s. Baltimore), Cornell (s. Ithaca), die Staatsuniversität von Pennsylvanien (Philadelphia), diejenige von Michigan (Ann Arbor), ferner Columbia-College (Neuyork), Princeton-College (Princeton) und mehrere andere. Unter den Colleges für Damen befinden sich Vassar (s. Poughkeepsie), Wellesley (Wellesley in Massachusetts), Smith (Northampton in Massachusetts) u. s. w.; ferner der Harvard Annex zur Harvard-Universität. Ferner giebt es (1893) 275 Indianerschulen mit einer durchschnittlichen Zahl von 16303 Schülern.
In den Colleges und Universitäten wird der Sport im Freien sehr gepflegt. Die Wettkämpfe hervorragender Anstalten Yale, Harvard, Princeton, Cornell u. s. w.) bilden Gegenstände nationalen Interesses.
Vgl. Report of the commissioner of education (jährlich, Washington).
Über die Litteratur s. Nordamerikanische Litteratur; über die Kunst s. Amerikanische Kunst; über die Musik s. Nordamerikanische Musik.
Zeitungswesen. Schon 1690 erschien in Boston, aber nur in einer Nummer, die Zeitung «Publick Occurrences». Die erste regelmäßige Zeitung war «The Boston News Letter» seit zwei Seiten mit europ. Neuigkeiten, Lokalnachrichten und einer Benachrichtigung des Herausgebers. Im Dez. 1719 erschien auch in Boston «The Gazette». Die dritte Zeitung war der «American Weekly Mercury» in Philadelphia seit Dez. 1719. Ihr folgte in Boston der «New England Courant» (1721),
begründet von James und fortgeführt von Benjamin Franklin. Neuyork erhielt 1725 die «New York Gazette». 1740 gab es elf Zeitungen in den Kolonien, davon fünf in Boston, drei in Pennsylvanien. Durch die Freisprechung eines Deutschen John P. Zenger in Neuyork, der gegen den Gouverneur geschrieben hatte, wurde die Grundlage zur Preßfreiheit gelegt. Das erste Tageblatt war: «The American Daily Advertiser» in Philadelphia, 1784 von Benjamin F. Bache begründet, das, allerdings unter manchen Veränderungen, bis heute als «North American» fortbesteht. Andere Blätter folgten; wie in England die Pennypresse, so entstand hier seit 1833 die Zwei- und Ein-Centpresse; so in Neuyork die «Morning Post», die aber bald einging, und «The Sun». Die führenden Tageblätter kosten jetzt 2-3 Cents; die Ein-Centblätter sind kleiner und meist weniger bedeutend. 1895 gab es 17 Zeitungen, die über 100 Jahre bestehen, die älteste, seit 1764, ist der «Courant» in Hartford (Connecticut).
Presse (technisch)

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Presse.Anfang 1895 erschienen in der Union 20217 Zeitungen und Zeitschriften und zwar in Neuyork 1968, in Illinois 1642, in Pennsylvanien 1447, in Ohio 1137, in Iowa 1065. Am schwächsten ist die Presse [* 15] vertreten in Montana (89), Neumexiko (63), Utah (64), Idaho (59), Wyoming (41), Arizona (40) und Alaska (3 Zeitungen). Von der Gesamtsumme erscheinen 1988 täglich, 40 dreimal, 329 zweimal, 15196 einmal wöchentlich, 63 alle 14 Tage, 249 zweimal, 2150 einmal monatlich, 33 alle zwei, 158 alle drei Monate und 11 unbestimmt.
Charakteristisch für die Zusammensetzung der Bevölkerung und die Kulturstufe der Nationalitäten sind die Ziffern der in nichtengl. Sprache [* 16] erscheinenden Presse. Von den 1173 Blättern sind 783 deutsch, 71 dänisch, 66 schwedisch, 60 spanisch, 32 czechisch, 49 französisch, 24 polnisch, 19 holländisch, 17 italienisch, 16 hebräisch geschrieben u. s. w. Auch je eine arabische, armenische, griechische und irische kommen vor. Nach dem Census von 1890 war im Zeitungswesen ein ¶