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außerdem überall eine Rolle. Kalte Fieber, Wechselfieber, Ruhr und Gallenfieber sind besonders in neu umbrochenem Lande und vorzugsweise in den Marschen häufig. Am Golf von Mexiko [* 2] erscheint nicht selten im Spätsommer das Gelbe Fieber und verbreitet sich in den Südstaaten bisweilen landeinwärts. Die Ebenen des Mississippibeckens bieten Stürmen gewöhnlicher Art wenig Widerstand, und die gefürchteten, namentlich hier sich bildenden Wirbelstürme, gewöhnlich Cyklons genannt, richten, wenn auch in eng umschriebenem Pfade, zuweilen arge Verwüstungen an. Besonders gefürchtet sind im Nordwesten im Winter die Blizzards. Erdbeben [* 3] sind überall selten, mit Ausnahme von Kalifornien.
Bevölkerung. [* 4] Die Bevölkerung wächst sehr rasch. Während sie 1790 nur 3929214 betrug, 1830 dagegen sich auf 12866020 und 1860 auf 31443321, 1870 auf 38558371 und 1880 auf 50155783 belief, zählte sie nach dem Census von 1890: 62622250 (32067880 männl., 30554370 weibl.) E. Darunter waren 54983890 Weiße, 7470040 Farbige, 107475 Chinesen, 2039 Japaner und 58806 Indianer (s. Tafel: Amerikanische Völkertypen, zum Artikel Amerikanische Rasse). Zu diesen Zahlen kommen noch für die unorganisierten Gebiete 32052 E. in Alaska und 325464 E. im Indianerterritorium und auf den Reservationen, sowie 89990 E. der Sandwichinseln. 1897 schätzte man die Gesamtzahl auf 74,3 Mill. Die ersten Neger kamen 1620 in die nordamerik.
Kolonien Englands. 1790 gab es schon 697897 und 1860 sogar 3953760 Sklaven in den Vereinigten Staaten. [* 5] (S. Sklaverei.) Am wurden alle Sklaven in den Staaten, die sich in Rebellion gegen die Union befanden, für frei erklärt. Später wurden die Neger auch politisch den Weißen gleichgestellt. 1890 waren in Südcarolina 60 Proz., in Mississippi 58, Louisiana 50, Georgia 47, Alabama 44, Florida 42, Virginia 39, Nordcarolina 35, District of Columbia [* 6] 33, Arkansas 27, Tennessee 24, Texas 22, Maryland 21, Delaware 17, Kentucky 15 Proz. aller Einwohner Farbige.
Namentlich in den drei erstgenannten Südstaaten, wo die Neger im allgemeinen sich in der Mehrzahl befinden, spielt das Rassenproblem im öffentlichen Leben eine Hauptrolle. Während man im N. und W. mehr von einem tiefgehenden und allgemeinen Vorurteil gegen Farbige sprechen kann, muß das Verhältnis im S. geradezu als eine absolute sociale Kluft bezeichnet werden. Hier sind die Farbigen von den Weißen in Bezug auf Kirchen, Schulen u. s. w. streng geschieden, und Mischehen sind gesetzlich verboten.
Dabei gelten fast vollkommen weiße Oktavonen in allen socialen Verhältnissen ebenso sehr als «Farbige» wie die schwärzesten Neger. Trotz alledem kommen die beiden Rassen in wirtschaftlicher Beziehung nicht so übel miteinander aus. Chinesen befinden sich besonders in den Staaten an der Westküste, wo auch die Bevölkerung am heftigsten gegen ihre Zulassung war und schließlich das Verbot der Einwanderung der Chinesen in die Union durchgesetzt hat. Von allen eingewanderten Nationen sind sie die einzigen, welche sich nicht assimilieren. 1890 waren 72000 in Kalifornien, 9000 in Oregon, 4000 bis 1000 in Washington, [* 7] Nevada, Montana, Idaho, Colorado und Arizona.
In den östlichern Staaten sind sie vereinzelter und haben sich dort hauptsächlich auf den Betrieb von Waschanstalten verlegt. (S. Chinesenfrage.) Die Indianer wohnen entweder im Indianerterritorium oder anderwärts, meist auf Reservationen, d. h. auf Land, das den Stämmen zum ausschließlichen Wohnsitz angewiesen ist. Die Bundesregierung hält bei ihnen «Agenten» genannte Beamte (56) stationiert, beaufsichtigt sie und unterstützt sie. 1896 wurden 12 Mill. Doll. für die Indianer ausgegeben. Im Gegensatz zu den Stammesreservationen macht in den letzten Jahren die Zustellung von Land für jedes Einzelindividuum Fortschritte. Hiermit ist die Trennung von der Stammesangehörigkeit und die Erwerbung des Bürgerrechts verbunden. Im Indianerterritorium lebten (1895) 67358, in den Reservationen von Arizona 37723, von Montana 10783, von Oklahoma 12570, von Süddakota 18861, von Kalifornien 12574, von Washington, Neumexiko, Wisconsin je 9000 Indianer u. s. w., zusammen 248340 gegen 255327 im J. 1880.
Was die Gebürtigkeit betrifft, so waren (1890) 85,23 Proz. in der Union und 9249547, d. i. 14,77 Proz., im Ausland geboren, gegen 13,32 Proz. im J. 1880 und 9,68 Proz. im J. 1850, und zwar kommt der größte Anteil der Zuwanderung auf die nördlichen atlantischen, die nördl. Central- und die Weststaaten. Es waren gebürtig 1890 aus:
Geburtsländer | Einw. 1890 |
---|---|
England | 909092 |
Wales | 100079 |
Schottland | 242231 |
Irland | 1871509 |
Deutschland | 2784894 |
Canada, Neufundland | 980938 |
Schweden | 478041 |
Norwegen | 322665 |
Rußland | 182644 |
Italien | 182580 |
Polen | 147440 |
Dänemark | 132543 |
Österreich | 123271 |
Böhmen | 118106 |
Frankreich | 113174 |
China | 106688 |
Schweiz | 104069 |
Niederlande | 81828 |
Mexiko | 77853 |
Cuba u. Westindien | 23256 |
Ungarn | 62435 |
Belgien | 22639 |
Portugal | 15996 |
Spanien | 6185 |
Südamerika | 5006 |
Andere Länder | 54385 |
Etwa je ein Drittel der nicht im Inland Geborenen stammt also aus Großbritannien [* 8] und Irland und aus Deutschland. [* 9]
Bis 1820 fehlen alle Nachweise über die Zahl der Eingewanderten. Man nimmt an, daß bis einschließlich 1820 im ganzen 250000 Personen, 1820-94: 17,38 Mill. (15,64 Mill. aus Europa, [* 10] davon 4904187 Mill. aus Deutschland) eingewandert sind. Die Einwanderung nahm erst größere Dimensionen an in den vierziger Jahren, wo sie jährlich etwa 170000 betrug; 1850-70 stieg sie auf etwa 250000, 1870-80 auf etwa 295000 jährlich, hat seitdem zugenommen und erreichte 1881/82 das Maximum von 730349 Menschen.
Folgende Zahlen ergaben die letzten Jahre, wobei aber die Einwanderer über die brit. und mexik. Grenze nicht mitgerechnet sind, 1886: 334203, 1887: 490109, 1888: 546889, 1889: 444427, 1890: 455302, 1891: 560319, 1892: 623084, 1893: 502917, 1894: 314467, 1895: 279948, 1896: 343267 Personen. Von der letztgenannten Zahl kamen 31885 aus Deutschland, 64827 von den brit. Inseln, 33229 aus den skandinav. Reichen, 51445 gegen 79294 im J. 1892 aus Rußland (meist vertriebene Juden), 65103 gegen 80136 im J. 1892 aus Österreich-Ungarn, [* 11] 2463 aus Frankreich, 31835 gegen 76065 im J. 1891 aus Italien [* 12] u. s. w. Solche, die sich schon in Europa kontraktlich zu einer Arbeit in den Vereinigten Staaten verpflichtet haben, desgleichen Arbeitsunfähige und dabei mittellose Personen dürfen nicht landen. (S. Auswanderung.) Die Deutschen ¶
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sind über das ganze Land zerstreut und in allen größern Städten zu finden; am spärlichsten sind sie in den Südstaaten. Milwaukee ist eine größere Stadt, in welcher Deutsche [* 14] mit ihren Nachkommen das vorherrschende Element bilden. 1890 waren in Deutschland geboren: 15 Proz. aller Einwohner in Wisconsin, etwa 9 in Connecticut, Illinois, Minnesota, 8 in Neuyork, [* 15] 7 in Neujersey und Nebraska, etwa 6 in Ohio, Michigan, Iowa, 5-4 in Kalifornien, Maryland, Pennsylvania, Missouri, Indiana, 2 Proz. in Texas.
Von größern Städten waren 27 Proz. in Milwaukee, 19-16 in Newark, Detroit, Buffalo, Cincinnati, 15-13 in Neuyork, Chicago, St. Louis, Cleveland, Rockester, 12-10 in St. Paul, Brooklyn, Pittsburgh, Jersey City, 9 Proz. in Baltimore, [* 16] San Francisco und Louisville. Die Irländer bleiben zum großen Teil in den größern Städten des Ostens, namentlich der Neuengland-Staaten. In letztern bilden auch die eingewanderten franz. Canadier stellenweise einen wesentlichen Teil der Bevölkerung.
Die Schweden [* 17] und Norweger siedeln sich mit Vorliebe im Nordwesten an, in Minnesota und den angrenzenden Staaten, und bilden schon in manchen Orten des nördl. Illinois einen Hauptbestandteil der Bevölkerung. In den ehemals mexik. Landesteilen von Texas bis Kalifornien ist die spanisch sprechende Bevölkerung von Bedeutung, am meisten und fast vorherrschend in Neumexiko. An den frühern franz. Besitz Louisianas erinnert ein noch französisch sprechender kleiner Teil der Bevölkerung dieses Staates.
Die Zunahme der Bevölkerung betrug in den Jahrzehnten von 1830 bis 1890: 32, 35, 35, 22, 30 und 24 Proz., davon kamen 4, 10, 11, 7, 7 und 10 Proz. auf die Einwanderung und 28, 25, 24, 15, 23 und 14 Proz. auf die natürliche Vermehrung durch den Überschuß der Geburten. Die Sterblichkeit ist nicht groß. 1890 starben 736130 Weiße, darunter 140075 im Ausland Geborene und 264784 unter 5 Jahren, sowie 114313 Farbige, darunter 41911 unter 5 Jahren. Todesursache war Schwindsucht in 102199, Lungenentzündung in 76496, Diarrhöefieber in 74711, Diphtheritis und Krupp in 41677 Fällen. 1890 zählte man 106000 Wahnsinnige, 95000 Idioten, 41000 Taubstumme, 50000 Blinde, sowie 82000 Sträflinge (76000 Männer), darunter 24000 Farbige, und 73000 Arme in Armenhäusern (40000 Männer), darunter 6000 Farbige. - 1880 gab es 45, 1890: 74 Städte mit mehr als 40000 E. 29,2 Proz. der Gesamtbevölkerung lebten in den 448 Städten mit über 8000 E., während ihr Anteil 1790 nur 3,3, 1840: 8,5, 1860: 16,1 und 1880: 22,5 Proz. betrug. Orte mit mehr als 100000 E. sind:
Städte | Einwohner 1880 | 1890 |
---|---|---|
Neuyork | 1206299 | 1515301 |
Chicago | 503185 | 1099850 |
Philadelphia | 847170 | 1046964 |
Brooklyn | 566663 | 806343 |
Saint Louis | 350518 | 451770 |
Boston | 362839 | 448477 |
Baltimore | 332313 | 434439 |
S. Francisco | 233959 | 298997 |
Cincinnati | 255139 | 296908 |
Cleveland | 160146 | 261353 |
Buffalo | 155134 | 255664 |
Neuorleans | 216090 | 242039 |
Pittsburgh | 156389 | 238617 |
Washington | 177624 | 230392 |
Detroit | 116340 | 205876 |
Milwaukee | 115587 | 204468 |
Newark | 136508 | 181830 |
Minneapolis | 46887 | 164738 |
Jersey City | 120722 | 163003 |
Louisville | 123758 | 161129 |
Omaha | 30518 | 140452 |
Rochester | 89366 | 133896 |
Saint Paul | 41473 | 133156 |
Kansas City | 55785 | 132716 |
Providence | 104857 | 132146 |
Denver | 35629 | 106713 |
Indianapolis | 75056 | 105436 |
Allegheny | 78682 | 105287 |
Religion. Eine Staatsreligion existiert nicht. Die Konstitution sicHert allen Religionen und Sekten Freiheit und gleiche Rechte zu, und dieselben haben sich ganz nach Belieben selbst organisiert. Es ist niemand gezwungen, sich religiös in einer bestimmten Weise zu klassifizieren, und die Volkszählungen betreiben im allgemeinen keine konfessionelle Statistik. Die verschiedenen Sekten, deren es gegen 150 giebt, bezeichnet man als Denominationen. 1890 zählte man als reguläre Kirchenbesucher 6257871 Katholiken (9196 Geistliche, 8816 Kirchen), 4589284 Methodisten aller Art (30000, 40000), 3712468 Baptisten (25646, 37671), 1278332 Presbyterianer (10448, 12469), 1231072 Lutheraner (4591, 6701), 512771 Kongregationalisten (5058, 4736), 540509 Episkopale (4224 Geistliche, 5103 Kirchen), ferner 641000 Disciples of Christ, 309000 Reformierte. 225000 vereinigte Brüder, 223000 Deutschevangelische, 166000 Mormonen, 130000 Juden, 107000 Quäker.
Eine neue Erscheinung ist die in den größern Städten erstandene «Gesellschaft für ethische Kultur». Da das religiöse Leben ein freiwilliges ist, so ist es, wo verhanden ^[korrekt: vorhanden], meist sehr rührig und große Summen werden alljährlich für kirchliche Zwecke aufgebracht. Es bestehen größere Bibelgesellschaften, weitreichende Missionen, Reiseprediger und sog. Camp-meetings, d. i. Versammlungen im Freien zur Beförderung der religiösen Richtung.
Die einzelnen Kirchen pflegen innerhalb ihrer Kreise [* 18] das sociale Leben, und in nicHt wenigen Gegenden ist kaum eine andere öffentliche Geselligkeit, als kirchliche, vorHanden. Die weitverbreitete «Christliche Vereinigung junger Männer», die in vielen Städten ihren Sitz in stattlichen eigenen Gebäuden Hat, vereinigt religiöse mit socialen Zwecken. Überhaupt ist der kirchliche Einfluß im socialen Leben ein bedeutender. Specielle Sonntagsgesetze, die von der Schließung der Wirtschaften und weniger einschneidenden Bestimmungen bis fast zum Verbote alles Verkehrs und aller Thätigkeit, außer unbedingt notwendiger und kirchlicher, übergeHen, herrschen in fast allen Staaten. Sie finden ihre Hauptstützen in den Kreisen der Kirchen und der Geistlichkeit; auch die Temperenz- und Prohibitionsbewegungen sind mit kirchlichen Tendenzen vermischt, wie z. B. die «Christliche Frauen-Temperenz-Vereinigung».
Ackerbau. Die Bebauung des Bodens bildet die Grundlage des amerik. Erwerbslebens. Die Farmen des Ostens können wenigstens in Bezug auf Getreidebau mit dem jungfräulichen Boden des Westens nicht mehr konkurrieren, und der Süden sowohl wie der Osten sind gezwungen, dem Boden entzogene Nährstoffe durch Düngung demselben zurückzuerstatten. Jedoch wird in absehbarer Zeit der Westen Folge leisten müssen. Die Fabrikation künstlicher Düngemittel wurde 1894 schätzungsweise auf 1 ¾ Mill. t, angegeben.
Die Einzelstaaten schützen den Farmer durch streng geregelte Düngergesetze und kontrollieren fortwährend durch Analysen alle verkauften Düngemittel auf ihren garantierten Gehalt. Nach dem Heimstättengesetz (s. d.) kann ein Bürger oder solcher, der es werden will, einen Abschnitt von 160 Acres Bundesländereien belegen und, wenn er gewisse Bedingungen erfüllt, werden sie sein Eigentum; hierzu gehört, daß er sich auf dem Grundstück niederläßt, es bebaut und gewisse Gebühren entrichtet. 1896 waren noch, abgesehen von Alaska und den Sandwichinseln, 316 Mill. Acres vermessene und 283 Mill. Acres unvermessene Bundesländereien ¶