stehen. In der Regel befindet sich unter der Verdachung
[* 2] ein Fries.
Die Giebelverdachung über Fenstern und
Thüren kam erst im Verlauf der Renaissance in Gebrauch. Später wurde sie namentlich
in
Deutschland
[* 3] zu einem der wichtigsten Schmuckmotive in der Facadenarchitektur sowohl wie im Innern. Der Barockstil bildete
sie zur größten Wirkung durch, indem er durch
Aufrollen,
Abbrechen der
Gesimse, Anbringen statuarischen
Schmucks starke Schattenwirkungen erzielte.
im
Bergbau
[* 4] das Absperren von Wasserzuflüssen in
Strecken durch hölzerne oder gemauerte
Dämme. Die hölzernen
Dämme sind entweder Balkendämme, bei denen der Wasserdruck gegen die Längsfaser des Holzes wirkt, oder Keilverspündungen,
die aus keilförmig bearbeiteten Hölzern zusammengesetzt sind und einem großen, in entsprechend zugearbeitete
Gesteinsflächen eingetriebenen
Spunde vergleichbar sind. An ihre
Stelle sind in neuerer Zeit gemauerte, konische
Ausschnitte
einer Kugelschale darstellende
Dämme getreten, welche in 2 m
Stärke
[* 5] sehr großen Druck aushalten können. Mitunter bringt
man in solche Mauerdämme sog. Dammthüren aus starkem Eisenblech ein, die
sich in
Angeln drehen und bei plötzlichen Wassereinbrüchen schnell geschlossen werden können.
ein
Apparat der Zuckerfabrikation, durch den die Verdampfung des
Dünnsaftes aus Rüben- oder Rohrsaft,
d. h. die Entfernung des größten
Teils des im gereinigten Saft enthaltenen Wassers, die Überführung des
Dünnsaftes in
Dicksaft bewirkt wird. Früher waren hierzu offene, durch
Feuer oder
Dampf
[* 6] erhitzte Verdampfpfannen in
Gebrauch und finden sich noch in vielen Kolonialzuckerfabriken, sind aber in der Rübenzuckerfabrikation ganz außer Gebrauch
und allgemein durch die neuern, verbesserten oder geschlossenenVerdampfapparat ersetzt.
Der Hauptzweck der letztern besteht darin, die Verdampfung mit geringen Kosten sowie ohne die schädliche
Einwirkung hoher Siedehitze zu bewerkstelligen. Dieser Zweck wird zunächst dadurch erreicht, daß die Verdampfung unter
vermindertem Luftdruck erfolgt, wodurch es möglich wird, statt des direkten
(Kessel-)
Dampfes entweder denjenigen anzuwenden,
welcher bereits zur
Bewegung von
Maschinen gedient hat (Maschinendampf, Retourdampf, Rückdampf,
Abdampf, indirekter
Dampf) oder
denjenigen, welcher sich aus verdampfendem Saft entwickelt (Saftdampf). Es können zwei, drei, vier und
mehr Verdampfkörper miteinander verbunden sein, und so entstehen die Zweikörper-,Dreikörper-,Mehrkörper-Verdampfapparate.
Die
Kondensation des im letzten, dem Dicksaftkörper, entwickelten Saftdampfes geschieht durch den
Kondensator
[* 7] und die
Luftpumpe,
[* 8] die zugleich die Luft abzusaugen hat, die durch den Saft, die unvermeidlichen Undichtigkeiten und das
eingespritzte Kühlwasser in die luftverdünnten Räume gelangt.
Die Verdampfapparat werden in ihren einzelnen
Teilen in sehr verschiedener
Weise ausgeführt, und auch die
Ableitungs- und Verwendungsart
der
Dämpfe und des daraus durch
Verdichtung entstehenden Wassers ist sehr verschieden.
Eine besondere Gestalt der Verdampfapparat stellen die neuern Rieselverdampfapparate dar.Ihre Einrichtung beruht auf dem
schon lange aufgestellten Grundsatz, die zu verdampfende Flüssigkeit in möglichst dünner Schicht unter fortwährender
Bewegung nur sehr kurze Zeit mit der Heizfläche in Berührung zu bringen. Die Vorzüge bestehen vornehmlich in rascherer,
billigerer Verdampfung
bei besserer
Erhaltung der Saftbeschaffenheit.
(Digestio), in der
Physiologie derjenige Prozeß, durch den die genossenen Nahrungsmittel
[* 9] zur Anfnahme in
die Säftemasse des Körpers geschickt gemacht werden. Viele und darunter die wichtigsten Nahrungsmittel werden in fester
Form genossen, in der sie nicht in die Ernährungsflüssigteiten des Körpers
(Blut,
Chylus) übergehen
können, sondern zuvor verdaut werden müssen. Die Verdauung beruht im wesentlichen auf der Verflüssigung und chem.
Umwandlung der Nahrungsmittel, die mit ihrer mechan. Verkleinerung in der Mundhöhle
[* 10] beginnt
und durch die verschiedenartigen Verdauungsflüssigkeiten: den Mundspeichel, den
Magensaft, Darmspeichel,
Darmsaft und die
Galle bewirkt wird.
Die bei der Verdauung beteiligten Organe werden als
Verdauungsorgane, ihre Gesamtheit als Verdauungsapparat bezeichnet. Der Mundspeichel,
der sich den
Speisen bereits beim
Kauen beimischt, durchfeuchtet den
Bissen und bewirkt zugleich durch sein eigentümliches
Ferment, das
Ptyalin, die Umwandlung des
Stärkemehls in Dextrin und weiterhin in Zucker.
[* 11] Im
Magen
[* 12] (s. d.) setzt
sich die Wirkung des
Speichels auf das
Stärkemehl noch fort. Der
Magensaft ist eine stark saure Flüssigkeit, die eine eigentümliche
fermentartige
Substanz
(Pepsin, s. d.) enthält, durch deren Einwirkung, bei Gegenwart von Säure,
die Eiweißkörper, Leimsubstanzen und leimgebenden Gewebe
[* 13] in flüssige
Substanzen
(Peptone) verwandelt werden.
Weiterhin ist im
Magensaft auch ein Labferment enthalten, welches das
Casein der
Milch auch in neutraler
oder alkalischer Lösung niederschlägt, sowie ein Ferment, das den
Milchzucker in
Milchsäure überführt. Auf die Fette,
die dritte
Klasse der Nahrungsbestandteile, übt weder der
Speichel noch der
Magensaft eine
Veränderung aus. Aus dem
Magen gelangt
dann der
Speisebrei
(Chymus) in den
Darmkanal und kommt hier zunächst mit dem Bauchspeichel und der
Galle
sowie mit dem
Darmsaft in Berührung, durch die alle in ihm enthaltene freie Säure abgestumpft wird.
Der Bauchspeichel, das stark alkalische Sekret der
Bauchspeicheldrüse (s. d.), teilt mit dem
Darmsaft die Eigenschaft, Eiweißkörper
in
Peptone,
Stärkemehl in Zucker überzuführen und die Fette in feine Verteilung zu bringen (zu emulgieren),
zeichnet sich aber vor allen andern Verdauungssäften noch dadurch aus, daß er die neutralen Fette in ihre nächsten
Bestandteile,
in
Fettsäure und
Glycerin, zerlegt. Wäre dies nicht der Fall, so würde die
Aufsaugung der Fette durch die wässerig-feuchte
Darmschleimhaut viel schwieriger.
Die
Fettsäuren aber, die sich im
Darm
[* 14] mit den vorhandenen
Alkalien verbinden, bilden so in Wasser lösliche Seifen und gelangen
dadurch leichter in das
Blut und den
Chylus. Unterstützt wird die
Aufsaugung der Fette durch die
Galle (s. d.), weil diese wässerig-feuchte
Häute für Fette benetzbar macht. Weiterhin wirkt die
Galle anregend auf die Muskulatur des
Darms, schränkt
die faulige
Zersetzung des Darminhalts ein und bewirkt durch ihre reichliche Ergießung den hinreichenden Wassergehalt der
Fäces, so daß diese leicht entleert werden können. Die nicht verdauten und nicht aufgesaugten Speisereste gelangen weiter
in den
Dickdarm,
¶
mehr
woselbst sie festere Form annehmen, in der sie dann als Exkremente (s. d.) den Körper verlassen. Der Dünndarm hat aber noch
eine weitere wichtige Bedeutung für die Verdauung als die, die Stätte für die Auflösung der Nahrungsmittel abzugeben. Namentlich
in seinem obern Abschnitt ist seine Schleimhaut in viele Falten ausgestülpt, die alle mit fast mikroskopisch
kleinen zapfenformigcn Anhängen (Zotten) besetzt sind: man schätzt die Zahl dieser Zotten auf etwa 4 Millionen.
Dadurch gewinnt der enge Dünndarm eine viel größere Oberfläche, als er sonst haben würde (gegen 2,5 qm, also fast das
Doppelte der äußern Leibesoberfläche), und diese Oberfläche ist allseitig mit verdauter Substanz umspült.
Die blutreichen Zotten nehmen nun die verdaute (löslich gewordene) Substanz in sich auf, wobei sie durch eine besondere mechan.
Vorrichtung unterstützt werden, daß sie die Flüssigkeit, ähnlich wie eine Spritze, in sich saugen. Jede einzelne Zotte
enthält den Anfang eines Chylusgefäßes, und diese Wurzeln setzen sich weiterhin in der Darmschleimhaut
zu Stämmchen, diese endlich zu Stämmen zusammen, die durch die Bauch- und Brusthöhle, von vielen Lymphdrüsen unterbrochen,
ihren Verlauf nehmen, um zunächst ihren Inhalt in der Nähe des Herzens in das Blut zu ergießen. (S. Chylus.) Die Blutgefäße
der Darmschleimhaut aber sammeln sich in der Pfortader, die ihr Blut der Leber zuführt, wo also zunächst
eine weitere Verarbeitung der verdauten Nahrung statthat.
Nicht zu jeder Zeit sind übrigens die Verdauungsorgane imstande, zu verdauen. Der Bauchspeichel wird es erst, nachdem der
Magen schon eine lange Zeit in Thätigkeit war; der Magen sondert erst Verdauungsflüssigkeit ab, wenn Speise in
ihn gelangt; die Leber endlich liefert erst Galle, wenn ihr bereits verdaute Substanz zugeführt wurde. Es ist weiterhin leicht
begreiflich, daß die Verdauungsorgane im kranken Zustande ihre Thätigkeit einschränken müssen. Der Magen übt z. B. seine
volle Thätigkeit nicht bei Magenkatarrh, und bei Darmkatarrh ist sowohl die Verdauung als die Aufsaugung gestört.
Auch vermögen die Verdauungsorgane nicht jedwede Substanz aufzulösen, die Verdaulichkeit der Nahrungsmittel, ihre Eigenschaft,
mehr oder minder rasch und leicht die Umwandlungen im Verdauungsapparat durchzumachen und die verwertbaren Nährstoffe an den
Körper abzugeben, ist verschieden. Leicht verdaulich sind gut zerkleinerte, fett- und cellulosearme Nahrungsmittel; schwerverdaulich
sind fettreiche, feste Speisen, die die Nährstoffe in sehr großer Konzentration enthalten, wie z. B.
Käse, oder welche, teils grob mechanisch (schweres Brot),
[* 16] teils durch Gärungen (ranzige Butter) die Verdauungsapparate übermäßig
reizen.
Weich gekochte Nahrungsmittel verdauen sich leichter als harte, gequollenes Stärkemehl leichter als rohes. (S. Ernährung,
Nahrungsmittel, Stoffwechsel.) –