[* 2] oder
Bandage (Deligatio oder Vinctura), alles, was als
Bedeckung oder Umhüllung eines kranken Körperteils
rein mechanisch zur Erreichung eines Heilzwecks dient. Dieser Zweck ist besondere Abhaltung äußerer Schädlichkeiten, Applizierung
heilkräftiger
Stoffe, Reinlichkeit durch
Aufsaugung von
Absonderungen, Ruhigstellung beweglicher
Teile, Befestigung getrennter
Teile in ihrer
Lage und Ausübung eines Drucks auf kranke Organe sowie eines Zugs auf kranke
Gliedmaßen.
Man unterscheidet hiernach
Deck-, Occlusions- oder Occlusivverbände zum Schutz der Wunden, deren hervorragendster
Listers
(s. d.) antiseptischer Verband ist;
Man bedient
sich zur Anlegung eines Verband entweder einfacher leinener oder wollener
Binden, die nach bestimmten Regeln an den einzelnen Körperstellen
angelegt werden (s.
Binde), oder man fügt den
Binden noch Schienen aus
Pappe, Holz,
[* 4]
Blech, Guttapercha
u.
dgl. zu, oder bestreicht sie mit erhärtenden Flüssigkeiten (s.
Gipsverband); mitunter, wenn es darauf ankommt, das kranke oder verletzte
Glied
[* 5] dauernd in einer bestimmten
Lage zu erhalten,
bedient man sich auch wohl komplizierterer
Apparate oder
Maschinen, wie der Holzladen, der Drahthosen,
der Streckapparate, Schweben
u. dgl. Niemals darf ein Verband zu fest angelegt werden, da sonst leicht
Hinderung der Blutcirkulation, heftige
Schmerzen,
Lähmungen, selbst brandiges
Absterben die Folge sind. Die
Bandagen- oder Verbandlehre
(Desmologie) bildet einen wichtigen
Abschnitt der praktischen
Chirurgie. -
und Landesverweisung sind nahe
verwandte
Strafen. Nach der
Carolina besteht die Landesverweisung darin, daß
der Verurteilte das Land oder auch bloß den Gerichtsbezirk oder die Stadt, wo er ein
Verbrechen begangen,
auch wenn er daselbst seinen ordentlichen Wohnsitz hat, räumen und einen
Eid
(Urphede) ablegen muß, gar nicht (ewige Landesverweisung)
oder nicht vor
Ablauf
[* 13] der bestimmten Frist zurückzukehren. Die ewige Landesverweisung war meist mit
Staupenschlag und
Begleitung
durch denHenker bis an die Grenze verbunden.
Über dieVerbannung im
Altertum s. Exil; über das geltende
Recht s.
Ausweisung.
L., Pflanzengattung aus der Familie der Scrophulariaceen (s. d.)
mit gegen 100 über Europa,
[* 15] den
Orient und das Mittelmeergebiet verbreiteten
Arten. In
Deutschland
[* 16] heißen
sie Königskerzen oder
Wollkräuter, wegen des dicken Wollfilzes auf
Blättern und
Stengeln wenigstens der meisten
Arten. Es
sind krautartige
Pflanzen von hohem Wuchse. Die Grundblätter pflegen dichte
Rosetten zu bilden, die Stengelblätter meist
am
Stengel
[* 17] herabzulaufen. Die
Blüten bestehen aus einem fünfspaltigen
Kelche und einer radförmigen, ungleich-fünflappigen,
meist gelb-, selten weiß- oder violettgefärbten
Blumenkrone. Die Staubfäden sind in der Regel mit gefärbten (violetten,
purpurroten, goldgelben)
Haaren besetzt (bärtig). Aus dem
Fruchtknoten entwickelt sich eine zweifächerige, vielsamige Kapsel.
Die
Blüten in den
Arten stehen in langen, walzigen, dichten
Trauben. Die Königskerzen bilden oft
Bastarde. Die
in
Deutschland häufigste
Art istVerbascum thapsiforme Schrad.
(s.
Tafel: Labiatifloren,
[* 1]
Fig. 2) mit fast ganzrandigen, nicht sehr filzigen
Blättern und ziemlich kleinen gelben
Blumen, die
als
Flores Verbasci offizinell sind.
Ebenfalls häufig ist die echte Königskerze (Verbascum thapsusL.). Beide
Arten wachsen häufig an Wegen, Flußufern, auf
Mauern u. s. w. Das selten vorkommende, auf Sand- und Kalkboden (in Kiefernheiden,
an Ackerrändern) wachsende Verbascum phoeniceumL. mit keiliglänglichen, gekerbten, nichtfilzigen dunkelgrünen
Blättern und schön violetten
Blumen wird nicht selten zur Zierde angebaut. Auch eignen sich die genannten gelbblühenden
und verwandten
Arten (namentlich das eine pyramidale Blütenrispe entwickelnde in
Deutschland häufigeVerbascum lychnitisL.) zur Verzierung künstlicher Felspartien in Parkanlagen.
L., Pflanzengattung aus der Familie der
Verbenaceen (s. d.) mit gegen 80
Arten, größtenteils in den
Tropen
und gemäßigten Gegenden
Amerikas, nur wenige in der
Alten Welt. Die Gattung umfaßt ein- oder mehrjährige Kräuter,
Halbsträucher und
Sträucher und ist in der europ.
Flora nur durch eine einzige Art vertreten, Verbena officinalisL., das Eisenkraut,
dem man früher arzneiliche und magische Kräfte zuschrieb. Von den übrigen
Arten wurden früher einige in den Gärten kultiviert
und geschätzt, kommen aber jetzt kaum mehr in Betracht, nachdem aus ihnen schönere
Blendlinge erzogen
werden und aus diesen wieder ganze
Heere von Farbenvarietäten hervorgegangen sind. Die wichtigste dieser
Arten ist Verbena chamaedrifoliaL. (VerbenaMelindresGill.), in den La
Plata-Staaten¶
mehr
einheimisch und erst 1829 in die europ. Gärten eingeführt. Sie besitzt dünne, stark verästelte,
kriechende, mit den Spitzen aufsteigende Zweige und doldenförmige Endähren feurig-zinnoberroter Blüten. Viel länger erhielt
sich in den Gärten in ihren specifischen Merkmalen die ihr nahe stehende Verbena Tweediania Niv. als var. Defiance, sie wurde,
wie noch bisweilen heute, wegen ihrer Reichblütigkeit und ihrer brennend-scharlachroten Blumen zur Bildung
von Teppichbeeten und Gruppen benutzt. Diese Art und ihre Blendlinge begreift man heute unter dem Namen der Scharlach-(Scarlet-)Verbenen.
Verbena teneroidesGill. etHook. (Verbena Nivenii Hort.) hat einen kräftigern Wuchs, eine über die ganze Pflanze sich erstreckende
weißliche Behaarung und stärker aufsteigende Zweige. Die in Dolden stehenden weißen oder blauen Blumen
hauchen einen sehr angenehmen Duft aus. Aus der Kreuzung dieser und der vorigen Art ist die Verbena hybrida genannte Rasse hervorgegangen,
welche große blaue oder rote, durch ein weißes Auge
[* 19] verzierte Blumen haben und sehr beliebt sind. Die
vierte Hauptform ist Verbena pulchellaSw. (in Buenos-Aires) mit niederlegenden, fast rasenartigen Stengeln, tief-dreiteiligen Blättern
und fiederspaltigen Abschnitten und kleinen Blumen in aufrechten Dolden. Diese Art ging mit Verbena incisaHook. eine Kreuzung ein
und wurde der Ausgangspunkt einiger Blendlingsformen mit größern Blumen. Die bedeutendste war die in Italien
[* 20] erzogene
Verbena Maonetti; sie hatte karmesinrotviolette Blumen mit weiß eingefaßten Abschnitten. Sie ist die Mutterpflanze der sog. italienischen
Spielarten geworden.
Während die Verbenen früher aus Stecklingen von im Gewächshause überwinterten Pflanzen erzogen wurden, erzieht man sie
jetzt aus Samen
[* 21] und behandelt sie als Sommergewachse, wenn man gemischt farbige Beete im Auge hat. Andernfalls
muß man sie nach wie vor ausStecklingen erziehen. Einige Arten und Formen jedoch, wie Verbena teucrioides und var. Defiance, erweisen
sich auch aus Samen erzogen als farbenbeständig, wenn sie nicht durch in der Nähe befindliche andere Varietäten befruchtet
werden.