beträgt 107,2 Mill. km, die größte 107,9, die kleinste 106,5 Mill. km. Ihre Entfernung von der Erde schwankt zwischen 38 und 258 Mill.
km. Die Bahn ist nahezu kreisförmig und ist um 3° 24' gegen die Erdbahn geneigt; ihre Excentricität beträgt nur 0,0068.
Die Dimensionen der Venus sind denen der Erde nahezu gleich, ihr Durchmesser beträgt 12100 km.
Von der Erde aus gesehen schwankt der scheinbare Durchmesser je nach der Entfernung zwischen 9",5 und 65",2. Eine Abplattung
hat nicht nachgewiesen werden können.
Weil Venus ein innerer Planet ist, erscheint sie uns wie der Mond in Phasen, jedoch bedarf man zu deren Wahrnehmung
des Fernrohrs. Die Masse beträgt 0,81 von der der Erde. Spektroskopische Untersuchungen, Wahrnehmung bei Vorübergängen vor der
Sonnenscheibe und Unregelmäßigkeiten der Phase haben die Existenz einer ziemlich dichten Atmosphäre mit Sicherheit dargethan.
Unebenheiten und Flecken auf der Oberfläche sind mehrfach beobachtet worden. Da deren Aussehen durch die Atmosphäre
aber wesentlich beeinträchtigt wird, hat sich die Dauer der Rotation der Venus um ihre Achse mit Sicherheit noch nicht bestimmen
lassen.
Während ältere Beobachtungen eine Rotationszeit von nahezu 24h ergaben, machen sehr sorgfältige neuere Beobachtungen
von Schiaparelli es sehr wahrscheinlich, daß bei Venus die Rotationszeit gleich ihrer Umlaufszeit um die
Sonne ist. Venus würde demnach – analog dem Monde in Bezug auf die Erde – der Sonne beständig die nämliche Seite zuwenden.
Die siderische Umlaufszeit beträgt 224,7008 Tage oder 224 Tage 16 Stunden 49 Minuten 26 Sekunden. Venus hat kein eigenes Licht,
sondern ist ein an sich dunkler Körper, der von dem auf ihn fallenden Sonnenlicht 0,6 zurückwirft. Die
Helligkeit, in der uns Venus erscheint, hängt daher gleichzeitig von ihrer Entfernung von der Erde und von der Sonne ab. In
ihrem größten Glanze zeigt sie eine ziemlich schmale Sichelgestalt. Einen Mond, den ältere Beobachter mehrfach wahrgenommen
haben wollen, besitzt Venus nach neuern Beobachtungen nicht. (S. Venusdurchgang.)
italische Natur- und Gartengöttin, die nachher mit der griech. Aphrodite identifiziert und als Gottheit der
Schönheit und Anmut, der Zeugung und Fortpflanzung verehrt wurde. Einen besondern Aufschwung nahm ihr Kult durch Cäsar, der
in ihr die göttliche Stammmutter seines Hauses verehrte. (S. Genetrix.) Über die Darstellungen der Venus in der
plastischen Kunst s. Aphrodite. Die im 16. Jahrh. zu Rom gefundene, jetzt in der Tribuna der Uffizien zu Florenz befindliche sog.
Venus von Medici (s. die beigefügte Tafel) ist sehr wahrscheinlich im 1. Jahrh. v. Chr. zu Rom entstanden. Auch neuere Bildhauer,
wie Canova, Thorwaldsen, Gibson (s. Tafel: Englische Kunst III,
[* ]
Fig. 8), haben Venusstatuen geschaffen.
Name mehrerer Berge in Deutschland, besonders in Schwaben. Der Name findet sich, soviel bis jetzt bekannt, zuerst
in den «Kindern von Limburg», auch «Margrete von Limburg» genannt,
einem mittelniederländ., um 1357 verfaßten Gedicht (hg. von van den Bergh, Leid. 1846), begegnet seitdem
mehrfach in der Litteratur des 15. und 16. Jahrh. und hat sich in Sagen und Volksliedern lange
erhalten. Nach dem Inhalte dieser Sagen hält in solchen Bergen Frau Venus ihren Hof in königl. Weise mit Spiel, Gesang und Tanz.
Einzelne Menschen steigen zu ihr hinab und verweilen ^[] bei ihr in einem wonnevollen Leben. So Heinrich
von Limburg, ein Held des genannten Romans, der Tannhäuser (s. d.) und der Schnewburger im V. bei Uffhausen unweit Freiburg
i. Br.
Doch laufen sie gewöhnlich Gefahr, die ewige Seligkeit zu verlieren, und deshalb sitzt am Eingange des Berges der getreue
Eckart (s. d.) und warnt vor der Einkehr. Zuweilen vernimmt man aus dem Berge die Wehklage der Verdammten, und Geiler von Kaysersberg
läßt die nachts ausfahrenden Hexen in den Venusberg einkehren.
Auch an andere Berge, wie namentlich an den Hosel- oder Hörselberg bei Eisenach in Thüringen, knüpfen sich zahlreiche Sagen
verwandten Charakters. Ihrem Grundgehalt nach stammen diese Sagen aus der Mythologie des german.
Altertums. Frau Venus ist die unter einem Namen der klassischen Mythologie verborgene mütterliche Weltgottheit des altgerman.
Glaubens in ihrer besondern Fassung als Unterweltsgöttin, wie sie auch sonst noch unter mehrern andern deutschen Namen erscheint,
die zugleich je eine bestimmte Seite ihres Begriffs stärker hervorheben, als Hulda (zu althochdeutsch
helan, verbergen), als Hilde (Kampf), als Berchta (s. d.), als Hel (s. d.) u. s. w. Der warnende getreue
Eckart am Eingange des Berges ist derselbe, der auch die Hulda bei ihrem Umzuge mit der Wilden Jagd begleitet und dort die
Menschen aus dem Wege gehen heißt, damit sie nicht Schaden nehmen.
[* ] der Vorübergang des Planeten Venus vor der Sonne. (S. Durchgang.) Die Venusdurchgang haben eine große Wichtigkeit
dadurch erlangt, daß sie ein sicheres Mittel bieten, die Äquatoreal-Horizontalparallaxe (s. Parallaxe) der Sonne und damit
die Entfernung der Erde von der Sonne zu bestimmen. Stellt in der folgenden schematischen
[* ]
Figur E die Erde, V die Venus, S
die Sonne vor, so werden zwei Beobachter in den in der Richtung Nord-Süd möglichst weit auseinander gelegenen Punkten A und
B der Erdoberfläche das schwarze Venusscheibchen auf der hellen Sonnenscheibe die Wege aa und bb zurücklegen
sehen.
Aus dem scheinbaren Abstand dieser beiden Wege läßt sich dann die Parallaxe der Sonne finden. Es ist daher nur notwendig,
daß von jedem der Beobachter in A und B die Wege aa und bb auf der Sonnenscheibe mit möglichster Schärfe festgelegt
werden. Es kann dies sowohl durch direkte Messungen, am besten mit dem Heliometer, als auch durch photogr. Aufnahmen der Lage
der Venus auf der Sonnenscheibe für möglichst viele Zeitmomente während des Venusdurchgang geschehen. Da die Wirkung
der Parallaxe auch die Zeitmomente der scheinbaren Berührungen des Venusscheibchens mit der Sonnenscheibe, die
Kontakte, beeinflußt, so kann aber auch die Sonnenparallaxe durch Vergleichung der an verschiedenen, ihrer Lage nach gut bestimmten
Orten beobachteten Berührungszeiten oder auch der beobachteten Dauer der ganzen Erscheinung abgeleitet wer-
den. Infolge der sog. Tropfenbildung (s. d.) sind jedoch die Beobachtungen der Kontakte erheblichen Unsicherheiten unterworfen.
Die Merkurdurchgänge sind zur Parallaxenbestimmung nicht geeignet, da Merkur auch zur Zeit seiner Durchgänge zu weit von
der Erde entfernt ist und daher die Wirkungen der Parallaxe auf die Erscheinungen des Durchganges von nur unerheblichem
Betrage sind.
Zwischen 1518 und 2012 sind folgende Venusdurchgang zu verzeichnen:
In Anbetracht ihrer Seltenheit und ihrer Wichtigkeit für die Ermittelung der Sonnenentfernung, des Grundmaßes
in der Astronomie, sind daher auch, namentlich 1874 und 1882, von allen Kulturvölkern umfangreiche Expeditionen zur Beobachtung
der an den hierfür günstigsten Punkten ausgesandt worden. - Auf die Wichtigkeit der Venusdurchgang für die Bestimmung
der Sonnenparallaxe hat zuerst 1677 Halley aufmerksam gemacht.