aber 11. Juli vor Oudenaarde geschlagen, verlor, da er die Maintenon zur Feindin hatte, sein Kommando und blieb zwei Jahre in
Unthätigkeit. Als jedoch 1710 die franz. Sache in
Spanien
[* 2] in den tiefsten
Verfall geriet, schickte ihn
Ludwig XIV. über die
Pyrenäen. Er führte Philipp Vendôme nach Madrid
[* 3] zurück und schlug dann den
GeneralStarhemberg bei
Villa Viciosa. Vendôme starb zu Viñaroz in
Catalonien. -
Vgl. Le
[* 4] duc de Vendôme en Espagne (Par. 1823).
Jak., Politiker und Schriftsteller, geb. zu Köln,
[* 5] studierte zu
Bonn
[* 6] undHeidelberg
[* 7] die
Rechte und beschäftigte sich dann praktisch bei seinem
Vater, einem
Advokaten in Köln, bis er 1832 wegen der
Schrift «Das
Geschworenengericht in den preuß. Rheinprovinzen» (Köln 1830)
Preußen
[* 8] verlassen mußte. Als Beteiligter am
Hambacher Feste
ward er im Herbst 1832 zu
Mannheim
[* 9] verhaftet, entwich aber aus dem Gefängnis zu
Frankenthal
[* 10] und gelangte
nach
Frankreich. In
Paris
[* 11] gab er 1835 die Monatsschrift «Der Geächtete» heraus, wurde
aber deshalb, wie 1837 noch einmal, nach
Havre
[* 12] ausgewiesen.
Nach der Februarrevolution wendete er sich wieder nach
Deutschland
[* 13] und kämpfte im
Vorparlament gegen die Sonderbestrebungen
Heckers. Im
Fünfziger-Ausschuß wie in der Nationalversammlung war er einer der Führer der Linken; später
gehörte er auch dem Rumpfparlament in
Stuttgart
[* 14] an. Von
Berlin
[* 15] und
Breslau
[* 16] ausgewiesen, lebte er nun in
Bonn, seit 1853 in Zürich,
[* 17] wo
er sich an der
Universität als
Docent der Geschichte habilitierte. 1855 siedelte er nach
Heidelberg, 1857 nach Oberweiler bei
Badenweiler über, wo er starb. In öffentlichen Reden und Flugschriften bekämpfte er
die «preuß.
Spitze» und blieb dieser
Richtung auch nach den Ereignissen des J. 1866 treu.
Von seinen
Schriften sind hervorzuheben: «Reise- und Rasttage in der
Normandie» (2 Bde., Lpz.
1838),
1)
Provinz im Königreich
Italien,
[* 21] in der Landschaft
Venetien, grenzt im N. an die
ProvinzUdine, im O. an
das
Adriatische Meer, im
S. und
W. an die
ProvinzPadua,
[* 22] im
W. an
Treviso, hat 2198 (nach Strelbitskij 1898) qkm mit (1881) 356708,
nach Berechnung vom 385401 E.,
d. i. 173 E. auf 1 qkm, und zerfällt in die 7 Distrikte
Chioggia,
Dolo, Mestre, Mirano, Portogruaro,
San Donà di
Piave und Venedig
[* 23] mit zusammen 50 Gemeinden. Das Land erstreckt sich längs der
Küste des
AdriatischenMeers um den Golf von Venedig herum, vom
Tagliamento im
NO. bis zur Etsch im S., ist eben und
meist sumpfig durch die Lagunen, die
von zahlreichen
Kanälen durchschnitten und von dem offenen
Meere durch Dünen (lidi),
die von gewaltigen
Dämmen (murazzi) aus Marmorquadern geschützt sind, getrennt werden.
Die Hauptflüsse sind
Tagliamento, Livenza,
Piave, Sile,
Zero, Marzenego,
Brenta und Etsch; von
Kanälen sind zu nennen
Canale
di
Brenta, Taglio Nuovissimo,
Canale di Ponte Lungo,
Canale Gorzone und
Bianco.
Die Industrie erstreckt sich
auf Fabrikation von
Asphalt,
Cement, Ziegel,
Dünger,
Glas- und Mosaikwaren,
Tabak,
[* 24] Leder,
Kerzen, Seife,
Besen,
Uhren,
[* 25] Quincaillerie-
und Bijouteriewaren, Zündhölzern,
Instrumenten, Waffen,
[* 26]
Gold-,
Silber-,
Eisen- und Seilerwaren,
Woll- und Seidenwaren,
Spitzen
und
Stickereien, Schiff- und Maschinenbau; ferner bestehen Fischerei,
[* 27]
Landbau (Weizen, Hafer,
[* 28]
Reis,
Mais,
Hirse),
[* 29]
Wein-, Gemüsebau, Vieh- und Seidenzucht. - 2) Hauptstadt der
Provinz und des Distrikts Venedig,
Kriegs- und Handelshafen,
durch ihre
Lage, Kunstwerke und Geschichte eine der merkwürdigsten
Städte, liegt 4 km vom Festlande entfernt und ist mit
demselben durch eine 3601 m lange Eisenbahnbrücke mit 222
Bogen
[* 30] verbunden, auf 122
Inseln in den Lagunen,
einem seichten, 40 km langen und 15 km breiten
Teile des
AdriatischenMeers, größtenteils auf
Pfahlrosten erbaut, an den Linien
Mailand-Verona-Padua-Venedig (265 km),
Venedig-Padua-Bologna (160 km),
Venedig-Treviso-Udine (157 km) und Venedig-Mestre-Portogruaro-Casarsa (89
km) des
AdriatischenNetzes, ist Sitz des
Präfekten, eines Gerichtshofs, Appellationshofs, Militär-, Seegerichts,
Hafenkapitanats, einer Finanzintendanz, eines kath.
Patriarchen, armenischen Erzbischofs, Marinekommandos, einer
Handels- und
Gewerbekammer und hat (1881) 132826, nach Berechnung 1896: 161592, 1897: 166107 E., in Garnison
etwa 3000 Mann (das 25. und je 1
Bataillon des 26. und 87. Infanterieregiments, 1. Küstenartilleriebrigade, 2 Compagnien
des 4. Genieregiments). (Hierzu ein Stadtplan nebst Verzeichnis der
Kanäle,
Straßen und öffentlichen
Gebäude.)
Anlage,
Brücken,
[* 31]
Denkmäler. Von den 175
Kanälen (rii), welche die Stadt durchschneiden, ist der bedeutendste der
Canale grande
(3650 m lang, durchschnittlich 75 m breit), der die Stadt in mehrern
Bogen durchzieht und in zwei ungleiche
Teile teilt, und dessen Ufer mit
Palästen eingefaßt sind; zwischen den
Kanälen erstrecken sich enge, mit Steinplatten, seltener
mit
Backsteinen oder
Asphalt belegte Gassen (calli). Unter den 350 öffentlichen
Brücken zeichnet sich die 1588-91 von
Antonio
da Ponte erbaute prächtige Rialtobrücke (Ponte di Rialto) aus, ein Marmorbogen von 28 mSpannung, der
wie die beiden 1854 und 1858 erbauten eisernen
Brücken über den
Canale grande führt. Es giebt zwar etwa 400 Plätze (campi),
meist mit
Cisternen versehen, aber nur der von
Palästen mit Bogengängen umgebene Markusplatz führt den
NamenPiazza, ein 175 m
langer, bis 82 m breiter, mitTrachyt- und Marmorplatten belegter Platz, der mit seiner Fortsetzung, der
Piazzetta, an den
Canale di
San Marco stößt. Der Markusplatz ist der Mittelpunkt aller öffentlichen
Lustbarkeiten. Die drei
bronzenen Fußgestelle der Flaggenstangen an seiner Ostseite sind von Alessandro Leopardo (1505).
Von Denkmälern sind zu erwähnen das berühmte Reiterstandbild des
Bart. Colleoni, Söldnerführers
¶
mehr
der Republik, von Andrea del Verrocchio und Leopardo, von dem auch der schöne Marmorsockel herrührt (1495; s.
Tafel: Italienische Kunst IV,
[* 32]
Fig. 7);
das Reiterstandbild Victor Emanuels II. von E. Ferrari (1887),
das Erzstandbild des Fra Paolo Sarpi (1892) und die beiden alten griech. Säulen
[* 33] der Piazzetta mit der Marmorstatue
des heil. Theodor und dem ehernen Markuslöwen (1892 restauriert).
Kirchen. Venedig hat etwa 100 kath. Kirchen, je eine Kirche der Griechen, unierten Armenier und der Protestanten und mehrere Synagogen.
Die bedeutendste Kirche ist die Patriarchal- oder St. Markuskirche an der Ostseite des Markusplatzes (s. Taf.
I,
[* 32]
Fig. 2), dem Evangelisten Markus geweiht, dem Schutzheiligen der Stadt, dessen Gebeine 829 ans Alexandria
hierher gebracht worden sein sollen, 830 begonnen, 976 nach einem Brande erneuert, eine roman. Backsteinbasilika, im 11. Jahrh.
nach byzant.
Mustern umgebaut und mit orient. Pracht (Mosaiken, Gold,
[* 34] Bronze,
[* 35] orient. Marmor) ausgestattet und im 15. Jahrh.
mit got. Zuthaten versehen. Die Kirche bildet ein griech. Kreuz,
[* 36] trägt fünf byzant. Kuppeln und enthält 500, meist orient.
Säulen mit reichen Kapitälen in allen Marmorarten. Über dem Hauptportal ein antikes Viergespann ans vergoldetem Erz, wahrscheinlich
vom Triumphbogen Neros, dann Trajans in Rom,
[* 37] später in Konstantinopel,
[* 38] 1797-1815 in Paris; im Innern Mosaiken,
die Pala d’oro am Altar,
[* 39] eine Schmelzarbeit mit Juwelen auf goldenen und silbernen Platten, 1105 in Konstantinopel gefertigt
und im 14. Jahrh. erneuert; in der Kapelle Zeno das Grabmal des Kardinals Giambattista Zeno mit Erzstatuen und ein prächtiger
Altar mit Erzgruppen (s. Tafel: Altäre II,
[* 32]
Fig. 3), in der Schatzkammer Kostbarkeiten.
Der Kirche gegenüber der viereckige Glockenturm (98 m) mit Vorbau (Loggetta) von Sansovino (1540), vier Bronzestatuen und Erzthüren
(1750), seitwärts der Uhrturm (1496) mit zwei ehernen Riesen auf der Plattform und berühmtem Uhrwerk;
an der Nordseite der
auf Löwen
[* 40] ruhende Marmorsarkophag DanieleManins, Diktators der Republik 1848. Ändere bemerkenswerte Kirchen
sind San Giobbe, seit 1412 von Pietro Lombardo im Frührenaissancestil erbaut, mit schönem Portal, Ornamenten und Reliefs;
San Zaccaria, 1457-1515 von Martino Lombardo im Übergangsstil zwischen Gotik
und Renaissance erbaut, mit drei Schiffen, rundbogigen Arkaden, got. Hochaltarnische, Chorumgang und Kapellenkranz;
Sta. Maria
Formosa, mehrfach umgebaut, eine Kreuzkirche mit Kuppel, im Innern ein Gemälde von Palma Vecchio (heilige
Barbara);
die prächtige Kirche Santi Giovanni e Paolo (94 m lang, 40 m breit), 1240-1430 in ital. Gotik errietet, mit Grabmälern
mehrerer Dogen;
Sta. Maria dei Miracoli
in Frührenaissance, 1481 von Pietro Lombardo aufgeführt, mit reicher Marmorinkrustation
und reizenden Ornamenten;
die got. ehemalige Franziskanerkirche Sta. Maria gloriosa dei Frari,
1250-1338 erbaut, reich an Denkmälern und Gemälden (Altarblätter von GiovanniBellini [s. Tafel: Italienische Kunst
VI,
[* 32]
Fig. 3] und Tizian, 1526) und mit prächtigen Chorstühlen (1458-68);
San Sebastiano, 1506-18 erbaut und neuerdings wiederhergestellt,
mit Gemälden und der Grabstätte des Paolo Veronese;
Sto. Stefano, eine got. Kirche des 14. Jahrh., mit zierlicher
Backsteinfaçade und Holzgewölbe;
die großartige Kuppelkirche Sta. Maria della Salute (s. Taf. II,
[* 32]
Fig.
8) am Ostende
[* 41] des GroßenKanals, 1631-56 von Longhena zum Andenken an die Pest (1630) erbaut, mit drei Kapellen und Bildern
von Tizian;
südlich von der Piazzetta auf der InselSan GiorgioMaggiore die schöne dreischiffige Kuppelkirche
San GiorgioMaggiore, 1560 von Palladio begonnen, die Façade 1575 von Scamozzi beendet, mit prächtigem Innern und schönen
Chorstühlen in Barockstil;
auf der InselGiudecca die ehemalige Franziskanerkirche del Redentore, 1576 von Palladio erbaut.
Weltliche Bauten. Der Markusplatz ist auf drei Seiten von Prachtbauten aus Marmor eingeschlossen. Die Paläste,
die sog. Prokurazien (Prokuratien), dienten einst als Wohnung für die Prokuratoren von San Marco. Der nördl. Flügel, die
alten Prokurazien, ist 1496-1520 von Pietro Lombardo, Bartolommeo Buon dem Jüngern und Guglielmo Bergamasco erbaut; der südliche,
die neuen Prokurazien, von Scamozzi 1584 begonnen, dient jetzt mit der anstoßenden ehemaligen Bibliothek als
königl. Palast und enthält moderne Zimmer mit alten und neuen Gemälden; das Gebäude an der Westseite, Atrio oder Nuova Fabbrica,
wurde 1810 errichtet.
Die ehemalige Bibliothek an der Piazzetta, 1536 von Jac. Sansovino begonnen, ist eins der schönsten Gebäude des 16. Jahrh.
und enthält im großen Bibliotheksaal Deckengemälde von Paolo Veronese, Schiavone u. a., Wandbilder
von Tintoretto und Molinari. Der Bibliothek gegenüber, mit der 75 in langen Westseite der Piazzetta, mit der Südseite (71
m) der Lagune zugekehrt, erhebt sich neben der Markuskirche der Dogenpalast, ein durch seine Anlage wie durch die ernste Schönheit
seiner Architektur und durch seine kostbaren Gemälde hervorragendes Gebäude. Er ist 800 gegründet, später
fünfmal zerstört und immer prächtiger wiederhergestellt.
Der (1873-89 restaurierte) mit farbigen Marmorplatten bekleidete Außenbau mit den schönen Spitzbogenhallen übereinander
ist 1424-42, angeblich von Giov. Buon und seinen Söhnen im got. Stil aufgeführt. Besonders schön ist die von 71 Säulen getragene,
reich gegliederte obere Bogenhalle, Loggia; das schöne Portal neben der Markuskirche, die Porta della Carta,
1438-43 von Giov. und Bart. Buon dem Ältern ausgeführt, zeigt den Übergang von Spätgotik zur Renaissance. Der prächtige
Hof
[* 42] (s. Taf. II,
[* 32]
Fig. 1) ist zu Ende des 15. Jahrh.
vonAnt. Bregno undAnt. Scarpagnino begonnen, jedoch erst 1550 und nur zum Teil vollendet. Die beiden bronzenen
Brunnenköpfe stammen aus den Jahren 1556 und 1559. Auf der Aufgangstreppe, der Scala dei Giganti, die riesigen Gestalten
des Mars
[* 43] und Neptun von Jac. Sansovino (1554); auf dem obersten Treppenabsatz wurden die Dogen gekrönt; gegenüber zwei
Statuen, Adam und Eva, vonAnt. Rizzo (1462). Das Innere ist, da der große
¶