1)
Arrondissement des franz. Depart.
Loir-et-Cher in
Orléanais, hat auf 1716,95 qkm (1896) 77 370 E., 8 Kantone
und 109 Gemeinden. - 2) Vendôme, lat. Vindocinum, sehr alte Hauptstadt des
Arrondissements Vendôme, des frühern Herzogtums Vendômois,
am hier geteilten Loir, an den Linien
Châteaudun-Tours der Orléansbahn und Pont de
Braye-Blois der Staatsbahnen,
[* 2] ist Sitz
des Kommandos der 5. Kavalleriebrigade, Gerichtshof erster Instanz, einer Ackerbaukammer und hat (1896)
7091, als Gemeinde 9777 E., in Garnison das 7. reitende Jägerregiment; die Dreieinigkeitskirche (12. bis 15. Jahrh.)
mit 32 (15. und 16. Jahrh.),
Kirche de la Madeleine, Ruinen eines 1589 von
Heinrich IV. zerstörten Schlosses (11. Jahrh.),
ein Bronzestandbild deo Dichters Ronsard (s. d.), von Jevov,
vor dem hübschen Museum, ein altes
Thor (14. und 15. Jahrh.), jetzt Rathaus, ein Lyceum (1639),
Bibliothek (8000 Bde.), Hospital,
Theater,
[* 3] Gefängnis; Fabrikation von Handschuhen,
Watte,
Pianos und lebhaften
Handel.
(spr. wangdohm), franz. Grafengeschlecht, das 1374 mit
Burghard VII. ausstarb. Durch seine Erbtochter
Katharina fiel dieGrafschaft an deren Gemahl
Johann von
Bourbon-LaMarche und wurde von
Franz I. 1515 zu Gunsten
Karls vonBourbon (gest. 1537) zum Pairieherzogtum erhoben. Als
Heinrich
IV., der Enkel dieses
Bourbon, den franz.
Thron
[* 4] bestieg, vereinigte er das Herzogtum Vendôme mit der
Krone, gab es aber 1598 einem
seiner natürlichenSöhne, der hiermit der
Stifter des jüngern Hauses Vendôme wurde.
César,
Herzog von Vendôme, ältester Sohn
Heinrichs IV. von Gabrielle d'Estrées (s. d.), geb.
im Juni 1594, wurde 1595 legitimiert und mit der Erbtochter des
Herzogs von Mercoeur verlobt, der dem künftigen Schwiegersohne
zugleich das Gouvernement der
Bretagne abtrat. Während der Minderjährigkeit seines Halbbruders,
Ludwigs
XIII., ließ sich Vendôme in die
Intriguen ein, welche Regierung und
AristokratieFrankreichs spalteten, und saß wiederholt in Haft. 1626 in
das gegen Richelieu gerichtete
Komplott von Chalais verwickelt, wurde er mit seinem
BruderAlexandre, geb. 1598, Großprior
des Malteserordens in
Frankreich, nach Vincennes gefangen gesetzt. Als sein
Bruder 1629 daselbst gestorben
war, erbat er sich die
Freiheit und ging nach
Holland. Später zurückgekehrt, doch 1641 abermals der Verschwörung bezichtigt,
floh Vendôme nach England; Richelieu ließ ihn zum
Tode verurteilen. Erst nach dessen
Tode kam er nach
Frankreich zurück und setzte
seine Freisprechung durch.
Nach
demTodeLudwigs XIII. gelangte Vendôme bei der Regentin
Anna von
Österreich
[* 5] zu Ansehen.
Da er sich aber
in die der Fronde (s. d.) vorangehenden
Komplotte gegen den
Hof
[* 6] und Mazarin einließ, mußte er wieder vom
Hofe weichen. 1650 erlaubte
ihm Mazarin die Rückkehr. Vendôme blieb seitdem dem
Hofe treu, nahm 1653 den Frondeurs
Bordeaux
[* 7] und schlug
als Großadmiiral von
Frankreich 1655 die span. Flotte vor
Barcelona.
[* 8] Er starb Sein zweiter Sohn, François de
Vendôme,
Herzog von
Beaufort, spielte vor und in den
Unruhen der Fronde den Volksfreund, erhielt deshalb den
Namen Roi des
Halles und
fiel 1669 gegen die
Türken.
Louis,
Herzog von Vendôme, ältester Sohn Césars, geb. 1612, diente als
Herzog von Mercoeur nicht ohne Auszeichnung, mußte aber
bei der Flucht seines
Vaters nach England die
Armee verlassen. Mazarin machte ihn 1649 zum Vicekönig des eroberten
Catalonien.
Zwei Jahre später heiratete er Laura
Mancini, eine Nichte Mazarins. Nach deren
Tode trat er 1656 in den
geistlichen
Stand und erhielt 1667 den Kardinalshut
[* 9] sowie die Würde eines Legaten a latere am franz.
Hofe. Vendôme starb 1669 zu
Aix. Sein ältester Sohn war der Marschall Louis
Joseph Vendôme (s. d.). - Philipp de Vendôme, der jüngere
Sohn des Kardinals, bekannt als Großprior des Malteserordens in
Frankreich, geb. trat früh
in den
Orden
[* 10] und kämpfte in den
KriegenLudwigs XIV. in den
Niederlanden, am Rhein, seit 1693 als Generallieutenant in
Italien
[* 11] und
Spanien.
[* 12] Im
Spanischen Erbfolgekriege führte er 1705 die Verteidigung der
Lombardei gegen Prinz Eugen, bewährte sich aber
wenig, so daß sein
Bruder den Oberbefehl
an sich nahm; er selbst fiel bei
Ludwig XIV. in
Ungnade, ging nach
Rom und
[* 13] lebte hier
vier Jahre in Dürftigkeit. 1710 nach
Frankreich zurückkehrend, wurde er in Chur
[* 14] infolge österr. Nachstellungen festgehalten
und erst 1714 entlassen. Heimgekehrt, erhielt er das Großpriorat zurück. Er machte seinen
Palast, den
Temple, zum Sammelplatz einer geistreichen Gesellschaft. Mit seinem
Tode erlosch das Geschlecht.
(spr. wangdohm),LouisJoseph,
Herzog von, franz.
General, geb. zu
Paris
[* 15] aus einer illegitimen Seitenlinie
der
Bourbons (s. den vorigen
Artikel), begann 1672 seine kriegerische Laufbahn unter
Turenne, nahm teil
an den
Belagerungen von Condé und
Cambrai, wurde 1678 Marechal de
Camp und 1681 Gouverneur der Provence. 1688 zum Generallieutenant
befördert, focht er in vier flandr. Feldzügen und half 1693
Catinat den
Sieg bei Marsaglia erringen. 1697 zwang er als Oberbefehlshaber
in
CatalonienBarcelona zurÜbergabe. Im
Spanischen Erbfolgekriege übernahm Vendôme den Oberbefehl über die
Armee in
Italien, lieferte 15. Ang. 1702 dem Prinzen Eugen bei Luzzara ein unentschiedenes
Treffen und versuchte vergebens, 1703 durch
Tirol
[* 16] nach
Deutschland
[* 17] vorzudringen. Im Herbst 1703 nahm er verschiedene feste Plätze in Piemont und begann die
Belagerung
von
Turin.
[* 18] Am besiegte er den Prinzen Eugen bei
Cassano, 1706 trieb er die
Österreicher über
die Etsch. Mitten in diesen Erfolgen wurde er nach den
Niederlanden gerufen, wo er
Marlborough längere Zeit durch Märsche
hinhielt. Für den Feldzug von 1708 gab ihm der König den Unterbefehl des 80000 Mann starken
Heers unter
dem
Herzog von
Bourgogne, mit dem er in Mißhelligkeiten geriet. Er eroberte zwar Gent,
[* 19]
Brügge und Plassendal, wurde
¶
mehr
aber 11. Juli vor Oudenaarde geschlagen, verlor, da er die Maintenon zur Feindin hatte, sein Kommando und blieb zwei Jahre in
Unthätigkeit. Als jedoch 1710 die franz. Sache in Spanien in den tiefsten Verfall geriet, schickte ihn Ludwig XIV. über die
Pyrenäen. Er führte Philipp Vendôme nach Madrid
[* 21] zurück und schlug dann den GeneralStarhemberg bei
Villa Viciosa. Vendôme starb zu Viñaroz in Catalonien. -
Vgl. Le
[* 22] duc de Vendôme en Espagne (Par. 1823).