Geschütze
[* 2] in artilleristischer Hinsicht wesentliche Änderungen erlitten, liegt aber dem Ingenieurangriff auch gegenwärtig
noch in gewisser Hinsicht zu
Grunde.
V.s Einfluß im
Heerwesen bewirkte 1703 die Abschaffung der
Piken und die allgemeine Einführung des Steinschloßbajonettgewehrs
bei der franz. Infanterie. 1699 wurde Vauban Ehrenmitglied der
Akademie der Wissenschaften, und 1703 erhielt er
den Marschallsstab. Doch zog ihm seine
Denkschrift «Projet d'une dime royale» (1707; neue Aufl.,
Par. 1877), worin er auf die enorme Steuerlast, durch die das franz.
Volk bedrückt wurde, hinwies und alle die vielfachen
Abgaben durch eine einzige
Steuer zu ersetzen vorschlug, die
Ungnade des
Königs zu, so daß er in
Ruhestand versetzt wurde. Er starb und hinterließ nur Handschriften,
von denen ein
Teil später u. d. T. «Oisivetés de M.
de Vauban» (3 Bde., Par.
1842-43) herausgegeben wurde. Auch ist seine Wirksamkeit in den «Œvres militaires»,
hg. von Foissac (3 Bde., Par. 1793),
in dem
«Traité de l'attaque des places» von Augovat (ebd. 1829: deutsch von
Zastrow u.d. T.
«Angriff und
Belagerung fester Plätze», Berl. 1841) und in dem
«Traité de la defense des places», nach einer von ihm selbst durchgesehenen
Handschrift, mit einer Vorrede des
Generals Valazé (Par. 1829),
und in mehrern andern Werken niedergelegt. Ferner
wurden nach seinen Handschriften bearbeitet «Mémoires pour servir d'instruction
dans la conduite des sièges et dans la défense des places»
(Leid. 1740; deutsch Berl. 1744). Seine «Mémoires
militaires» wurden von Favé herausgegeben (Par. 1847); auch erschienen «Mémoires
inédits du maréchal Vauban sur
Landau,
[* 3] Luxembourg etc.» (ebd. 1841). Die unter seiner Leitung
verfertigten Modelle der franz. Festungen wurden von den Verbündeten 1815 mit fortgenommen
und befinden sich zum
Teil in der Ruhmeshalle (Zeughaus) zu
Berlin.
[* 4] -
Vgl. Chambray, Notice historique sur Vauban (Par. 1845);
oder Neubreisacher
Kanal,
[* 5] vom Marschall
Vauban zum
Transport von Materialien zum
Bau der Festung
[* 6] Neubreisach
angeordnet und 1699 vollendet, führt, bei Ensisheim aus dem Quatelbach, einem Ill-Arm, in 214 m Seehöhe abgehend, in der
obern, 20,6 km langen
Strecke nach Neubreisach, und in der untern, 5,5 km langen, auch Widensoler
Kanal
genannten
Strecke von dort auf etwa 189 m Seehöhe in den Blindbach, einen Zufluß der Ill.
Von Schiffen wird er wegen seines geringen Querschnitts, 7 m Wasserspiegelbreite, 1 m
Tiefe, nicht mehr benutzt, dient vielmehr
nur noch zur
Bewässerung und Entwässerung.
(spr. woscháng), franz. Dorf bei Montmirail,
an der
Straße nach Epernay (Depart.
Marne), hat 300 E. und ist bekannt durch die Kämpfe bei
Etoges (s. d.) 1814.
(spr.woklühs'), franz. Departement in der Provence, besteht aus den ehemaligen
provençal.
GrafschaftenAvignon und
Venaissin und dem Fürstentum Orange, liegt zwischen den Depart. Drôme
(im N.), Niederalpen (im O.), Rhônemündungen (im
S.) und Gard (im W.), hat auf 3544,29 (nach Berechnung 3578) qkm (1896) 236 313 E.
(902 mehr als 1891), darunter 2458 fremde, also
auf 1 qkm 67 E., zerfällt in 4
Arrondissements
(Avignon, Orange,Apt,
Carpentras), 22 Kantone mit 150 Gemeinden und hat zur Hauptstadt
Avignon.
Das im Rhônethal gelegene Viertel des Departements ist eben, das andere von
Ausläufern der
Alpen
[* 7] (Drôme-Alpen) erfüllt,
von denen im N. der
Mont-Ventoux 1912 m und im SO. der Lubéron 1125 m emporsteigen. Das Land wird im W. von
der Rhône und im S. von der Durance begrenzt, im westl.
Teile noch von Eygues und
Sorgues mit Ouvèze, die zur Rhône gehen,
und im östl.
Teil von den zur Durance fließenden Lèze und Coulon bewässert; außerdem sind noch viele
Kanäle vorhanden.
Das Klima ist mild und gesund und der
Boden im allgemeinen fruchtbar.
In den warmen
Thälern wachsen die
köstlichsten
Weine (1895: 283 279 hl, 1885-94 im Durchschnitt 223 952 hl),
Feigen,
Oliven,
Südfrüchte, vortreffliche Obstarten,
Gartengewächse und gewürzhafte Kräuter; ausgedehnte Maulbeerpflanzungen dienen der Seidenkultur. Die höher gelegenen
Gegenden tragen Weizen (1895: 872 514 h1), Roggen (11 858 hl), Gerste
[* 8] (31 239 hl), Hafer
[* 9] (205 385 hl),
Hirse,
[* 10] Krapp, Kardendisteln,
Zuckerrüben und Kartoffeln (46000 t). Die
Gebirge sind mit Wäldern und Alpenweiden bedeckt.
Wild (Hasen, Kaninchen,
[* 11]
Vögel)
[* 12] ist in Menge vorhanden und im
Gebirge auch Raubwild. Die Viehzucht
[* 13] erstreckt sich besonders
auf Schafe
[* 14] (1895: 206 336
Stück), Schweine
[* 15] (44 511), Ziegen (13 929) und
Maulesel (16 021
Stück). Das
Departement ist reich an Schwefel und
Braunkohlen (1890: 3834 t), und die bedeutendsten Industriezweige sind Seidenweberei,
Maschinenbau, Gerberei,
Brauerei,
Brennerei und Herstellung von Papier,
Tuch und Lederwaren. Die
Thäler der Rhône, Durance
und de5 Coulon durchziehen Linien der Mittelmeerbahn, im ganzen 229,8 km, und an Nationalstraßen sind
(1895) 157,7 km vorhanden. Von höhern Unterrichtsanstalten giebt es ein Lyceum und vier Colleges. -
Vgl. Compte rendu de
la commission metéorologique du departement de Vaucluse
(Avignon 1888).
(spr. woklühs', lat.
Vallis clausa), Dorf mit 702 E. im franz. Departement Vaucluse,ArrondissementAvignon, Kanton
[* 16] l'Isle, in einem wildromantischen Felsenthale, 24 km von
Avignon, ist berühmt als Aufenthaltsort Petrarcas
in den J. 1337-53. Nur 1 km von dem Ort entspringt zwischen 200 m hohen Felsen, am Ende eines vegetationslosen
Thals, die
Sorgues, die, 40 km lang, etwa 7 km oberhalb
Avignon in die Rhône fällt.
(spr.wokulöhr), Stadt im
Süden des franz. Depart. Meuse,
Arrondissement Commmercy, links an der Maas,
an der Eisenbahn Pagny-sur-Meuse-Neuschâteau der
Ostbahn, hat (1896) 2752, als Gemeinde 3051 E. und Baumwollweberei.
Von
hier aus trat
Jeanne d'Arc 1429 ihre Laufbahn an.
(spr. wod'wíl), ursprünglich (und noch bis ins 18. Jahrh.)
in
Frankreich ein auf Gassen und Märkten gesungenes Spottlied (Gassenhauer), das mit der Gelegenheit, die es hervorgerufen
hat, auftaucht und verschwindet. Entstanden ist das Wort aus
«Val de
Vire» (s.
Basselin). Gegenwärtig versteht man
unter Vaudeville ein Theaterstück, in welchem der Dialog mit Liedern (nach bekannten Vaudevillemelodien) abwechselt
(Liederspiel), eine dramat. Gattung, die zwischen 1710 und 1720 zuerst auf den
Pariser Jahrmarktsbühnen entstanden ist
¶
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und für welche 1790 in Paris
[* 18] eine eigene Bühne (Vaudevilletheater) errichtet wurde.