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männlichen und weiblichen [* 1] Figuren durch schwarze und weiße Farbe gemeinsam, aber die Gewohnheit, den freien Raum zwischen den [* 1] Figuren mit Rosetten und andern Ornamenten auszufüllen, ist ganz aufgegeben. Charakteristisch für die Gattung ist die Bevorzugung der Amphorenform und die Dekorierung mit einem um den Bauch [* 2] des Gefäßes gelegten breiten Bildstreifen, in welchem Scenen aus dem Epos, wie der Kampf um die Leiche des Achilleus, der Abschied des Hektor und Paris, [* 3] der Kampf des Herakles [* 4] gegen Geryoneus u. a. dargestellt sind.
Der Import dieser und ähnlicher Gattungen reicht nicht unter den Anfang des 5. Jahrh. v. Chr. hinab: Athen [* 5] schlug seitdem alle übrige Konkurrenz auf dem ital. Markte aus dem Felde und behielt die alleinige Einfuhr durch das ganze 5. und halbe 4. Jahrh. hindurch. (S. Taf. Ⅰ, [* 1] Fig. 1, 3 u. 6.) In ihren Anfängen ist die attische Töpferkunst weder durch selbständige noch durch hervorragende Leistungen ausgezeichnet. Sie folgt zunächst den Anregungen namentlich der ion., dann auch der korinth.
Keramik, [* 6] bis sie zu Anfang des 6. Jahrh. v. Chr. einen eigenen Stil in der sog. schwarzfigurigen Malerei ausbildete. Die attischen Vasen [* 7] sind vor denen der übrigen Fabriken durch die Feinheit und die warme rote Farbe des Thons und durch den glänzend schwarzen Firnis ausgezeichnet. Der künstlerische Fortschritt besteht in der Ausbildung der bildlichen Darstellung und in der Umbildung des Ornaments, das jetzt aus der Gesamtdekoration mehr zurücktritt und nun, an bestimmte Stellen der Gefäße verwiesen, tektonische Bedeutung erhält, zur Charakterisierung einzelner Gefäßteile verwendet wird und dem Ganzen der Dekoration sozusagen als Begleitung dient.
Für die Bilder gaben die Sagen des Epos reichlichen Stoff, aber auch Scenen des täglichen Lebens werden gern zur Darstellung gewählt. Eine besondere Reihe bilden die sog. Prothesisvasen, hohe amphorenartige Gefäße mit Darstellungen der Totenfeier bemalt, die als Schmuck auf dem Grabhügel aufgestellt wurden, und die panathenäischen Preisamphoren, die, mit Öl gefüllt, den Siegern am Panathenäenfeste übergeben wurden. (S. Amphora.) [* 8] Vielfach finden sich die Vasen mit den Namen der Verfertiger versehen. So sind auf der Françoisvase (s. d.), dem Prachtstück der schwarzfigurigen attischen Keramik, die Namen des Malers, Klitias, und des Töpfers, Ergotimos, eingeschrieben. Andere hervorragende Meister sind Sophilos, Nearchos und dessen Söhne Tleson und Ergoteles, Exekias, Amasis, Nikosthenes. –
Vgl. Klein, Die griechischen Vasen mit Meistersignaturen (2. Aufl., Wien [* 9] 1887).
Der charakteristische Unterschied der rotfigurigen Vasenmalerei (s. Taf. Ⅰ, [* 1] Fig. 2, 4, 5, 7‒9) von der schwarzfigurigen besteht darin, daß nicht die [* 1] Figuren mit schwarzer Farbe auf den roten Thongrund gesetzt, sondern auf dem schwarz bemalten Grunde ausgespart sind und daher in der roten Farbe des Thons gesehen werden. Erst als dieser Fortschritt in der Technik gemacht war, war eine wirklich künstlerische Entwicklung des Zeichnens möglich geworden, die bei der frühern Silhouettenmanier nicht aufkommen konnte. Es wird plötzlich das Interesse an dem Bau und der Formenbildung des menschlichen Körpers rege.
Die [* 1] Figuren sind nun um ihrer selbst willen, nicht mehr bloß als Ausdrucksmittel zur Illustrierung einer bestimmten Begebenheit da. Die Vasenform, die in der Folge zum eigentlichen Träger [* 10] der Entwicklung der Malerei wurde, war die Schale, welche neben den Außenseiten noch in dem kreisförmigen innern Rund eine Bildfläche hat. Man kann es an den zahlreichen Schalen des Epiktet, eines der ältesten Vorläufer des neuen Stils, verfolgen, wie die Schwierigkeiten, in diesen verhältnismäßig kleinen kreisrunden Raum eine figürliche Darstellung hineinzukomponieren, allmählich überwunden wurden.
Die Körper wurden geneigt und gestreckt, damit ihre Konturen der runden Begrenzungslinie sich anpaßten. Hier treten nun zuerst die lebhaft bewegten [* 1] Figuren auf, die später so beliebten und meisterhaft durchgeführten Motive des Werfens, Laufens, Springens, Tanzens, die Darstellungen von Bewegung jeder Art. Die Entwicklung ging mit raschen Schritten vorwärts. Es ist der kurze Zeitraum von der Herrschaft des Pisistratus, der die Erfindung des rotfigurigen Stils gleichzeitig ist, bis gegen die Mitte des 5. Jahrh. v. Chr., in den sich die Thätigkeit der hervorragendsten Meister zusammendrängt.
Der bedeutendste, Euphronios, schließt zeitlich an Epiktet an. (Vgl, Klein, Euphronios, 2. Aufl., Wien 1886.) Neben ihm ragen die etwas jüngern Künstler Duris, Brygos, Hieron aus der Zahl der übrigen hervor. Scenen aus dem Leben werden bevorzugt, das Thun und Treiben der attischen Jünglinge und Männer, Vorgänge, wie sie sich auf der Straße, in der Palästra, beim Gelage abspielten, in buntem Wechsel geschildert. Man schrieb einzelnen [* 1] Figuren bestimmte Namen bei: «Schön ist Panaitios», «Schön ist Kallimachos», und ähnliche Lieblingsinschriften, in denen die Vasenmaler ihren privaten Gefühlen Ausdruck gaben, fehlen nun selten auf den Bildern. (Vgl. Klein, Die griechischen Vasen mit Lieblingsinschriften, Wien 1890.) Diese Darstellungen, die den Betrachter direkt in das Athen der Perserzeit zurückversetzen, machen die Vasen mit zu den anziehendsten Werken aus dem griech. Altertum überhaupt.
Auch die Darstellungen mytholog. Scenen erscheinen nun gegenüber den ältern vielfach wie aus dem Neuen herausgebildet. Die Kraft [* 11] der Schilderung, die packende Charakteristik bestimmter [* 1] Figuren der Sage, wie sie namentlich in den häufigen Behandlungen des trojanischen Sagenkreises und am großartigsten vielleicht in der Iliupersisschale des Brygos und in der Vivenziovase zum Ausdruck gelangt ist, konnte zu der Meinung führen, die Tragödie des Äschylos und Sophokles habe hier ihren Einfluß geübt. Aber die Entstehungszeit dieser Vasen liegt der Entwicklungsperiode der dramat. Poesie voraus.
Im Gegensatz zu den früher betrachteten Gefäßgattungen tritt auf den Schalen das ornamentale Element zurück; auf wenige leicht hingeworfene Palmetten an den Henkeln, auf einen schmalen, um das Rund des Innenbildes herumgeführten Mäanderstreifen pflegt es sich zu beschränken. Schon wenige Jahrzehnte nach den Perserkriegen bricht die Schalenfabrikation in Athen plötzlich ab. Der Grund war nicht allein der, daß der Export attischer Waren nach Etrurien, dem Hauptabsatzgebiet der Schalen, von der Mitte des 5. Jahrh. v. Chr. an stark zurückging; einen wesentlichen Einfluß auf den Wechsel wird auch der Aufschwung der Malerei geübt haben. In den Wandgemälden, welche in den Hallen und Tempeln Athens erstanden, wurden zum erstenmal große, in freier Verteilung über weite Flächen gruppierte, von einem großen Gedanken einheitlich zusammengeschlossene Kompositionen gesehen. Diese Malerei ¶
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reizte das Handwerk zur Nachahmung. Um ähnliche Kompositionen wiederzugeben,war der schmale Raum, den die Schale bot, nicht geeignet, man hatte hohe Flächen nötig, wie sie die großen Gesäße, die Amphora und der Krater, [* 13] boten und diese beiden Gefäßformen kamen nun mehr als früher in Aufnahme. Es ist charakteristisch, daß in dieser auf die Blüte [* 14] der Schalenmalerei folgenden Periode die Künstlerinschriften auf den Vasen fast ganz verschwinden. Eine größere Gleichmäßigkeit des Stils macht sich geltend.
Auch in der Auswahl und in der Auffassung der dargestellten Gegenstände tritt ein Wechsel ein. Während die Schalenmaler darauf bedacht gewesen waren, in ihren Darstellungen möglichst viel Handlung zu geben, fing man jetzt an, Stimmungsbilder, Abschiedsscenen, Schilderungen trauten Beisammenseins u. dgl. zu malen; auch bei den mythischen Stoffen ging man mehr darauf aus Situationen zu schildern, als die Geschehnisse, wie früher, in anschaulicher Ausführlichkeit zu erzählen.
Die Periode dieser Entwicklung fällt in die zweite Hälfte des 5. Jahrh. v. Chr. (Vgl. Winter, Die jüngern attischen Vasen, Berl. und Stuttg. 1885.) Die Gefäße dieser Zeit sind leichter und schlanker gebaut, die Ornamentstreifen feiner und reicher gestaltet; alles drängte mehr auf eine äußerliche dekorative Wirkung hin. Dabei begann die Gewohnheit sich herauszubilden, die eine Seite des Gefäßes durch die bildliche Darstellung als Hauptseite zu betonen. Man begnügte sich, die Rückseite mit ein paar flüchtig hingeworfenen bedeutungslosen [* 12] Figuren zu bemalen.
Was den Inhalt der Darstellungen anlangt, so wurden die epischen Schilderungen von dem Genrebilde nun fast völlig verdrängt. Mädchen beim Spiel, bei der Toilette, in häuslicher Beschäftigung, Blumen und Früchte pflückend, zieren in anmutigem Wechsel den Raum der Gefäße, immer ist Eros [* 15] unter ihnen und alles, was auf Schönheit und Liebe Bezug hat, wird jetzt der Gegenstand des Interesses: es ist die gleiche Richtung, die in der großen Kunst jener Zeit die Werke des Praxiteles bezeichnen.
Das Streben nach Zierlichkeit und Eleganz gab nun auch Anlaß, durch Zusetzen farbiger Töne den Reiz der Zeichnung zu erhöhen. Man liebte es, namentlich auf zierlichen Toilettegefäßen Vergoldung anzubringen, und suchte außerdem durch weiße und blaue Farbe an einzelnen Teilen der [* 12] Figuren dem Bilde eine Buntheit zu geben, die der rotfigurigen Malerei im strengen Sinne fremd war. (Vgl. Otto Jahn, Über bemalte Vasen mit Goldschmuck, Lpz. 1865.) Eine wirklich farbige Behandlung ist für die fast ausschließlich dem Gräberkult dienenden Lekythen bis in das 4. Jahrh. hinein beibehalten worden. (Vgl. Benndorf, Griech. und sicil. Vasenbilder, Berl. 1869‒77: Murray, White Athenian Vases in the British Museum, Lond. 1896.) In der zweiten Hälfte des 4. Jahrh. v. Chr. bricht die attische Vasenmalerei ab. Noch kurz vor ihrem Aufhören entstanden in einzelnen der Absatzgebiete lokale Fabriken, so die in Südrußland (in der Krim), [* 16] wohin im 4. Jahrh. v. Chr. ein starker Vasenexport von Athen aus stattgefunden und wo sich auch attische Vasenmaler selbst angesiedelt hatten.
In größerm Umfang als dort ist die Fabrikation in den griech. Kolonien von Unteritalien aufgenommen worden. Die Hauptfundstätten sind in Campanien Capua und Cumä, in Lucanien Anzi und Pästum, in Apulien Ruvo und Canosa. Gemeinsam ist allen hier entstandenen Vasen, die in der Technik mit den rotfigurigen attischen übereinstimmen, im Gegensatz zu den letztern der gröbere Thon, die nachlässige Ausführung der Malerei und eine Überladung der Gefäße mit bildlichem und ornamentalem Schmuck. In letzterm kommen sie der Art der ältern Vasen wieder näher, während die attische Ware durch geschmackvolles Maßhalten in der Dekoration ausgezeichnet war.
Kunstvoller als die übrigen sind die apulischen Vasen, unter denen namentlich eine Sorte Prachtamphoren, sehr großer Gefäße mit Schwanenhälsen, bemerkenswert ist. Die Fabrikation dieser Art von Vasen reicht nicht über das Ende des 3. Jahrh. v. Chr. hinab. In den folgenden Zeiten ist das Aufmalen der Dekoration auf die Vasen aus der Mode gekommen. Es machte sich in der spätern Thonware vielmehr ein engerer Anschluß an Metallgefäße bemerklich, in den Formen und Ornamenten, in den meist in Relief ausgeführtem figürlichen Darstellungen wie auch in der Tönung der Oberfläche, für die durch die Erfindung der Glasur ganz neue Wege gewiesen wurden.
In der neuern Kunst spielt die Vase eine minder wichtige Rolle. Ihre Grundform und Dekorierungsart ist eine völlig willkürliche. Vorzügliches in der Herstellung von Vasen leistet das moderne europ. Kunstgewerbe, vornehmlich die berühmten Porzellanfabriken Deutschlands [* 17] und des Auslandes (s. Tafel: Vasen Ⅱ); ferner auch der Orient, insbesondere Japan, [* 18] China und Indien (s. Japanische Kunst, Chinesische Kunst, Indische Kunst und die diesen Artikeln beigegebenen Tafeln).
Von Publikationen sind die ältern bei O. Jahn, Beschreibung der Vasensammlung des Königs Ludwig Ⅰ. (Münch. 1851), aufgezählt. Von jüngern sind außer den im Text erwähnten zu nennen: Lau, Die griechischen Vasen, ihr Formen- und Dekorationssystem (44 Tafeln mit Text von Krell, Lpz. 1877);
Dumont und Chaplain, Les céramiques de la Grèce propre (Par. 1882‒90);
Sammlung Sabouroff, hg. von Furtwängler (Berl. 1883‒87);
Pottier, Vases antiques du Louvre (Par. 1897).
Zusammenfassende Darstellungen geben Birch, History of ancient pottery (2. Aufl., Lond. 1873); Genick, Griech. Keramik (Berl. 1883);
Rayet und Collignon, Histoire de la céramique grecque (mit zahlreichen Abbildungen, Par. 1888);
von Rohden (in den «Denkmälern des klassischen Altertums», hg. von Baumeister, Münch. 1885‒88);
Masner, Die Sammlung antiker Vasen und Terrakotten [* 19] im k. k. österr.
Museum für Kunst und Industrie (Wien 1892). Um die Veröffentlichung der Vasenbilder hat sich besonders Eduard Gerhard (s. d.) verdient gemacht.