einer der ältesten Götter des ind. Volks, dessen Verehrung bereits im Rigvēda gegenüber der des Indra (s. d.) zurücktritt. Wie Dyāus (s. d.) führt er im Rigvēda den Namen Asura (s. d.) und ihm wird vor allem die versteckte, hinterlistige Kampfweise, die Māyā, zugeschrieben. Er hat unzählige Späher, die alle Gedanken und alles Treiben der Menschen beobachten, und er straft die Sünden, indem er die Menschen mit seinen Stricken, worunter später oft die Wassersucht verstanden wird, fesselt.
Seine Allmacht und Allwissenheit wird in den Liedern des Rig- und Atharvavēda in einigen der schönsten Hymnen gepriesen. Später ist Varuna Gott der Gewässer, mit denen er auch in ältester Zeit bereits in Verbindung steht, und die sein ursprüngliches Element zu sein scheinen. Die Zusammenstellung mit dem griech. Uranos und seine Deutung als Himmelsgott ist irrig, ebenso die neuerdings von Oldenberg, «Die Religion des Veda» (Berl. 1894), aufgestellte Deutung des Varuna als Mond. [* 3] Als seine Himmelsgegend gilt der Westen. –
Vgl. Hillebrandt, Varuna und Mitra [* 4] (Brest. 1877).
Publius Quinctilius, aus patricischem Geschlecht, Sohn des Sextus Quinctilius Varus, der nach der Schlacht bei Philippi sich selbst tötete, durch seine Gemahlin mit Augustus verwandt, war 13 v. Chr. Konsul und 6‒4 v. Chr. Statthalter von Syrien. 6 n. Chr. wurde er Oberbefehlshaber in Germanien [* 5] und sollte hier den Teil des früher freien Germanien, der zwischen Rhein und Weser lag und von Drusus unterworfen worden war, als röm. Provinz verwalten. Arminius (s. d.) brachte ihm im J. 9 eine vernichtende Niederlage bei. Varus selbst stürzte sich, als alles verloren war, in sein Schwert.
Berg an der Blanchebai (s. d.). ^[= Einbuchtung an der nordöstl. Ecke der Gazelle-Halbinsel auf Neupommern im Bismarck-Archipel, ...]
Landgemeinde und Rittergut im Kreis [* 6] Rummelsburg des preuß. Reg.-Bez. Köslin, [* 7] hat (1895) 1269 E., Post, Telegraph, [* 8] Schloß und Park des Fürsten Bismarck;
Dampfsägewerk, Holzstoff-, Holzpappen- und Papierfabrik.
schwed. Königsfamilie, s. Wasa. ^[= ein schwed. Adelsgeschlecht, das 1523‒1654 in Schweden und 1587‒1668 in Polen den Thron ...]
(mittellat. vasallus, vassus; vom kelt. gwâs, junger Mann, Diener) oder Lehnsmann, seit Ausbildung des Lehnswesens im Mittelalter derjenige, welcher sich einem andern (dem Lehnsherrn) zu Treue und Kriegs- und Hofdienst verpflichtete und dafür außer Schutz, die Benutzung eines Gutes, Grundstückes, einer Rente oder eines Amtes erhielt,woraus sich in der spätern Periode des Lehnswesens ein vererbliches Nutzungseigentum (dominium utile) entwickelte. Im Deutschen Reiche unterschied man unmittelbare Reichsvasallen (immediati), die vom Kaiser oder Reiche belehnt waren, und mittelbare Vasall (mediati), welche bei einem deutschen Reichsfürsten oder einem andern Herrn zu Lehn gingen.
Oftmals hatten auch die mittelbaren Vasall wieder After- oder Untervasallen (subvasalli), daher in Italien [* 11] die Abstufung der capitanei, valvassi, valvasores und valvasini. In Deutschland [* 12] bestand für die Lehnsfähigkeit eine siebenfach gegliederte Rangordnung (s. Heerschild). In der Neuzeit ist die ethisch-polit. Seite des Lehnswesens (s. d.) ganz in den Hintergrund getreten, und die Rechte und Verbindlichkeiten der Vasall werden, wo sich die Verwandlung der Lehne in freie Besitzungen noch nicht vollzogen hat (Allodifikation), nur nach einem besondern Eigentums- und Erbrechte beurteilt. –
Vgl. Brunner, Deutsche [* 13] Rechtsgeschichte (Bd. 1 u. 2, Lpz. 1887 u. 1892).
(mittellat.), Lehnspflicht, Lehnseid. ^[= s. Eid (Bd. 5, S. 771 a).]
s. Mṛechakaṭikā.
(Coracopsis), eine zu den echten Papageien gehörige, in Madagaskar [* 14] heimische Gattung mit schwärzlichem Gefieder.
Von den 4 Arten kommen der kleine (Coracopsis nigra L.) und der große Vasapapagei (Coracopsis obscura Bchst.) häufiger auf den europ. Vogelmarkt und werden mit etwa 30 M. das Stück bezahlt.
(spr. wáhschahrhelj), Städte in Ungarn, [* 15] s. Hódmezö-Vásárhely und Maros-Vásárhely.
Giorgio, Baumeister, Maler und Künstlerbiograph, geb. in Arezzo (daher Aretino genannt), gest. zu Florenz, [* 16] erhielt seine künstlerische Ausbildung bei Luca Signorelli, Andrea del Sarto und Michelangelo. Bei der Belagerung von Florenz 1529 aus der Stadt entflohen, verband er sich mit Rosso zu gemeinsamer Arbeit und ging mit dem Kardinal Ippolito de’ Medici nach Rom, [* 17] wo er die Werke Michelangelos und Raffaels studierte. Herzog Cosimo Ⅰ. rief ihn 1553 wieder nach Florenz und übertrug ihm zahlreiche Arbeiten im Gebiete der Architektur und Malerei.
Seine Malereien, die Vasari selbst für seine bedeutendsten Leistungen hielt, lassen den Epigonen der großen Meister erkennen; die hervorragendsten sind: Altar [* 18] in San Giovanni decollato in Rom, Dekoration von San Michele in Bosco bei Bologna, Ahasverus-Fest in Arezzo, Anbetung der Könige in Rimini, Empfängnis Mariä in Santi Apostoli und Himmelfahrt in der Badia daselbst, Kreuzabnahme in der Galerie Doria in Rom. Trotz des Reichtums der Erfindung und der Sicherheit des Vortrags machen sie den Eindruck der Nachahmung und sind infolge ihrer kühlen und dabei oft bunten Färbung unerfreulich.
Seine Bauten dagegen gehören zu den vorzüglichsten Werken der toscan.-röm. Hochrenaissance. Unter ihnen zeichnen sich durch Schönheit der Anordnung, Gediegenheit und Zweckmäßigkeit der Ausführung ganz besonders aus: die Vigna di Papa Giulio bei Rom (erbaut 1550 für Julius Ⅲ.), an welcher Vasari wesentlichen Anteil hatte;
sodann die Uffizien in Florenz, bestimmt zur Aufnahme der Regierungsämter (1560 von Vasari begonnen, dann von Buontalenti, Parigi u. a. vollendet), die Badia in Arezzo, wo sich Vasari auch ein Wohnhaus [* 19] (jetzt Casa Montauti) erbaute;
die Kuppel der Madonna dell’ Umiltà in Pistoja, die neue Sakristei von San Lorenzo in Florenz.
Auch das Gebäude der Stephansritter zu Pisa [* 20] und die Erneuerung des Innenbaues im Palazzo Vecchio zu Florenz ist sein Werk. Den größten Ruhm erwarb er sich durch seine Künstlerbiographien («Vite de’ più eccellenti pittori, architetti e scultori italiani da Cimabue sino ai tempi nostri»),
welche zuerst 1550 gedruckt wurden, dann 1568 in einer von Vasari selbst umgearbeiteten Auflage, welcher die Bildnisse der hervorragendsten Meister beigefügt sind. Von den später veranstalteten kommentierten Auflagen des Werkes sind die wichtigsten: die römische (besorgt von Bottari, 1759‒60), die sienesische (besorgt von Della Valle 1791‒98), die florentinische von Le [* 21] Monnier (14 Bde., 1846‒70), bearbeitet von verschiedenen ital. Kunstgelehrten (mit Hinzufügung ¶
der Kommentarien des Ghiberti) und die neueste, florentinische von G. Milanesi (8 Bde., 1878 fg); übersetzt von L. Schorn und E. Förster, «Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister» (6 Bde., Stuttg. 1883‒89). Hauptquelle über Vasari ist seine Selbstbiographie in den «Vite de’ pittori».