Marquis
A. de Custine à Varnhagen d’Ense et Rahel Varnhagen d’Ense etc.» (Brüss.
1870),
«Biogr. Porträte»
[* 2] (Lpz. 1871). Seine «Ausgewählten
Schriften» erschienen gesammelt (3. Aufl. in neuer Ausg., 19 Bde.,
Lpz. 1887).
Seine Gattin Rahel, geborene
Levin, nachher unter dem Familiennamen Robert bekannt, Schwester des Dichters Ludw.
Robert, geb. zu
Berlin,
[* 3] sammelte hier wie in
Paris,
[* 4]
Holland,
Prag
[* 5] einen
Kreis
[* 6] von Gelehrten und
Künstlern um sich. 1808 lernte sie ihr nachheriger Gatte kennen, doch erst 1814 vermählte sie sich mit ihm, nachdem sie
zum
Christentum übergetreten war. Während der
Freiheitskriege war sie eifrig für die Verwundeten, zur
Zeit der
Cholera 1831 hilfreich für die
Kranken thätig. Sie starb zu
Berlin. Eine reiche Auswahl aus ihrem Nachlaß
gab ihr Gatte u. d. T. «Rahel, ein
Buch des Andenkens für ihre Freunde» (3 Bde., Berl.
1831) heraus, der dann die
«Galerie von Bildnissen aus Rahels Umgang» (2 Bde.,
Lpz. 1836) folgte. Später erschien aus ihres Gatten Nachlaß «Briefwechsel
zwischen Rahel und
DavidVeit» (2
Tle., Lpz. 1861),
ferner «Briefwechsel zwischen E. und Rahel» (6 Bde.,
ebd. 1874-75) und «Aus Rahels Herzensleben.
Briefe und Tagebuchblätter» (hg. von Ludmilla
Assing, ebd. 1877). –
Vgl. Schmidt-Weißenfels,
Rahel und ihre Zeit (Lpz. 1857).
MarcusTerentius, von seinem Geburtsort Reate im Sabinerland Reatinus genannt, der größte Gelehrte des alten
Roms, wurde 116
v. Chr. geboren. Er bekleidete die höhern Staatsämter bis zur
Prätur und kämpfte dann im Bürgerkriege auf
seiten des Pompejus in
Spanien.
[* 19] Nach dem Ende des
Krieges kehrte er, von
Cäsar zum Vorstand der zu gründenden
öffentlichen
Bibliothek bestimmt, nach
Rom
[* 20] zurück. Von
Antonius proskribiert, verlor er, wenn auch nicht sein Leben, so doch
einen
Teil seiner
Bibliothek und seinen Grundbesitz. Er starb im höchsten Greisenalter.
Ein
Vertreter der alten nationalen Römersitte, erstreckte Varro seine Forschungen auf alle Gebiete
des menschlichen Lebens, insbesondere aber auf die des röm.
Altertums
(Sprache,
[* 21]
Religion,
Sitten,
Recht, staatliche Einrichtungen
u. s. w.). Unter seinen poet. Werken ragen die 150
Bücher«Saturae Menippeae»
hervor, in denen Prosa und
Poesie, sowie Ernst
und Scherz, ähnlich wie bei dem Cyniker
Menippus, gemischt waren; unter den prosaischen Werken freierer
Art und Form die 76
Bücher «Logistorici», welche philosophische, namentlich ethische Erörterungen
mit vielen
Belegen aus
Mythen und Geschichte enthielten.
Unter den gelehrten Werken V.s war das bedeutendste eine röm.
Altertumskunde in 41
Büchern, von denen 25 dem öffentlichen
und Privatleben, 16 dem Sakralwesen gewidmet waren. Daneben treten bedeutsam die 15
Bücher «Imagines»
oder «Hebdomades», welche außer dem biogr.
Text 700 Porträtbilder (wahrscheinlich durch
Schablonen hergestellt) nebst beigegebenen
Versen enthielten. Von weittragender Bedeutung waren ferner die 9
Bücher «Disciplinae»,
die erste röm.
Encyklopädie, aus
der später die sog. sieben freien Künste des Mittelalters hervorgegangen
sind. (S. Martianus
Capella.) Dazu hat Varro die hier zusammengefaßten Disciplinen großenteils auch in Einzelschriften bearbeitet
und auch Werke über die
Landwirtschaft und
«De jure civili» geschrieben.
Endlich hat er außer einem großen Hauptwerke
«De
lingua latina» mehrere Specialschriften grammatischen
Inhalts verfaßt.
Erhalten sind nur
«De re rustica» (hg. neuerdings von H.
Keil zusammen mit
CatosBuch, Bd. 1, Lpz. 1884,
und Bd. 2, Heft 2, 1891),
sowie sechs
Bücher, aber unvollständig, von den 25 des Werks
«De lingua latina» (hg. von Spengel,
Berl. 1826
u. 1885, und von O.
Müller, Lpz. 1833). Eine Sammlung und Bearbeitung der zahlreichen Fragmente
der übrigen Werke fehlt zur Zeit noch. Die der
«Saturae Menippeae» besorgten
Öhler (Quedlinb. 1844),
Bücheler
in der
Ausgabe des Petronius (3. Aufl., Berl. 1882); die der «Logistorici»
Riese (in der
Ausgabe der
«Saturae», Lpz. 1865) und mit denen der «Heptomades»
Chappuis (Par. 1868). Von dem gelehrten systematischen Hauptwerk V.s über die
röm.
Altertumskunde sind die Fragmente der ersten Hälfte im 5.
Bände der
«LeipzigerStudien» (1882),
die der andern, welche
das Sakralwesen enthielt, von Merkel in seiner
Ausgabe von Ovids Fasten (Berl. 1841) gesammelt; die der
Schrift«De vita populi
romani» hat Kettner
(Halle
[* 22] 1863),
die der vier
Bücher«De gente populi romani» derselbe in den
«VarronischenStudien» (ebd. 1865), die der grammatischen
Schriften Wilmanns bearbeitet (Berl. 1864). Von ältern Gesamtausgaben ist zu nennen
die von
Stephanus mit Scaligers Anmerkungen (Par. 1581‒91). –
Ritschl, Die
Schriftstellerei des M. T. Varro (im 3.
Band
[* 23] der «Opuscula», Lpz. 1877) nebst den
andern
Arbeiten desselben über Varro;
Boissier, Étude sur la vie et les ouvrages de Varron (Par. 1861).
Publius
Terentius Varro Atacinus, röm. Dichter, geb. 82
v. Chr. zu Atax in der Narbonensischen
Provinz (in
Gallien),
unfern der Hauptstadt Narbo Martius (Narbonne), gest. 37
v. Chr. Bedeutendere Werke von ihm waren die
nach dem griech. Original des
Apollonius (s. d.) von Rhodus gedichteten «Argonautica»,
ein originales Epos
«De bello Sequanico», über den
KriegCäsars gegen die Sequaner, außerdem eine Chorographie und eine Witterungskunde
nach alexandrinischen Vorbildern.
Die Bruchstücke sind zusammengestellt von Bährens («Fragmenta
poetarum romanorum», Lpz. 1886).