sowie eines deutschen und eines österr. Konsuls, hat (1893) 28174 E.,
Bulgaren,
Türken und Griechen, eine neue
Kaserne,
Magazine
und zwei Lazarette. Die Festungswerke sind seit 1878 geschleift. Nahe der Stadt, im
Osten, inmitten der am Berghange gelegenen
Weingärten zu
Monastir (einem alten
Kloster) liegt die fürstl. Sommerresidenz Euxinograd. Varna. Ist Stapelplatz
aller Waren des östl.
Bulgariens, vor allem für die Getreideausfuhr (1896: 130,2 Mill. kg für 17,04 Mill.
Frs.). Die Einfuhr
(17,3 Mill.Frs.) besteht zumeist aus
Textil-, Leder- und Metallwaren. Regelmäßigen Dampferverkehr unterhalten die bulgar.
Gesellschaft und der
Österreichisch-Ungarische Lloyd. – Bei Varna erlitten dieUngarn
[* 2] unter
Wladislaw eine blutige
Niederlage durch
Murad Ⅱ.; 1610 wurde die Stadt von den Kosaken genommen. 1773 widerstand Varna den
Russen,
ergab sich aber 1828 nach dreimonatiger
Belagerung.
Friedr. Gottlob
Karl,
Freiherr von, württemb. Staatsmann, geb. zu
Hemmingen, aus einer durch
mehrere Mitglieder umWürttemberg
[* 3] verdienten Familie, Sohn des Finanzministers
KarlFreiherrn von Varnbüler (geb.
gest. studierte in
Tübingen
[* 4] und
Berlin
[* 5]
Rechts- und
Staatswissenschaft, war 1833‒39 Kollegialmitglied der Kreisregierung
in
Ludwigsburg,
[* 6] bewirtschaftete von 1839 an seine
Güter
(Hemmingen, Höfingen und
Ludwigshöhe), leitete 1849‒53 eine große
Maschinenfabrik in
Wien
[* 7] und war seit 1845 als
Vertreter der Ritterschaft des Neckarkreises Mitglied der
Zweiten Kammer, wo er besonders in wirtschaftlichen Fragen eine hervorragende
Stellung einnahm.
In denStürmen von 1848 und in der Reaktionsperiode verteidigte er entschieden den Standpunkt der Regierung und die Interessen
des
Adels. König
Karl ernannte ihn zum Minister des
Auswärtigen und des Königlichen Hauses
und übertrug ihm 21. Okt. auch die Leitung der Verkehrsanstalten. V.s preußenfeindliche Politik im
Sommer 1866 hatte unzweifelhaft
die
Sympathien des größten
Teils der
Bevölkerung.
[* 8] Am 13. Aug. schloß er in
Berlin den Frieden mit
Preußen
[* 9] ab, bei welchem auf
seine
Initiative die Allianzverträge und die Verlängerung
[* 10] des Zollvereins vereinbart wurden. In betreff
dieser
Verträge begegnete er im
Lande und in der Kammer der
Abgeordneten den heftigsten
Angriffen. Am seines Ministerpostens
enthoben, wurde er 1873 in den
Reichstag gewählt, dem er bis 1881 angehörte. Als eifriges Mitglied der
schutzzöllnerischen Partei unterzeichnete er im Okt. 1878 die Erklärung der Volkswirtschaftlichen
Vereinigung und wurde
für die zusammentretende Zolltarifkommission zum Vorsitzenden ernannt. Sowohl in der
Kommission als auch später
im
Reichstag entwickelte er unter steter Fühlung mit dem Reichskanzler eine erfolgreiche Thätigkeit für den Zolltarif.
Er starb in
Berlin.
vonEnse,KarlAug., Schriftsteller, geb. zu
Düsseldorf,
[* 11] kam 1794 mit seinem
Vater nach
Hamburg
[* 12] und studierte seit 1800 in
Berlin Arzneiwissenschaft, zugleich aber auch
Philosophie und alte Litteratur. A. W. von Schlegels
Vorlesungen und
Fichtes Bekanntschaft befestigten ihn in diesenStudien, die er später in
Halle,
[* 13]
Berlin
und
Tübingen fortsetzte. 1809 trat er in die österr.
Armee, wurde nach der
Schlacht bei
Aspern
[* 14] zum Offizier befördert, bei
Wagram
[* 15] verwundet und darauf nach
Wien
gebracht.
Nach seiner Genesung begleitete er den Obersten Prinzen
Bentheim als
Adjutant auf mehrern
Reisen, so auch 1810 nach
Paris
[* 16] an den
Hof
[* 17] Napoleons. Als die
Österreicher 1812 am russ. Feldzug teilnahmen, verließ E. deren Dienst und begab sich
nach
Berlin, trat 1813 als Hauptmann und
Adjutant des
GeneralsTettenborn in russ. Dienste
[* 18] und nahm an den Kriegszügen in Norddeutschland
und
Frankreich teil. Noch während des
Krieges gab er die «Geschichte der
Hamburger Ereignisse» (Lond. 1813)
und darauf die «Geschichte der Kriegszüge
Tettenborns» (Stuttg. 1814) in Druck. In
Parisempfing er von
Preußen die
Berufung
in den diplomat.
Dienst, worauf er 1814 dem
StaatskanzlerHardenberg zum
Kongreß nach
Wien, 1815 nach
Paris folgte und dann Ministerresident
in
Karlsruhe
[* 19] wurde. Nachdem er thätig an der Einführung der ständischen
Verfassung in
Baden
[* 20] mitgewirkt hatte, wurde er im
Sommer 1819 abberufen und lebte seitdem mit dem
Titel eines
Geh. Legationsrats meist in
Berlin seiner schriftstellerischen Thätigkeit; 1829 ging
er in außerordentlicher Sendung nach
Cassel und war überhaupt in polit.
Geschäften vielfach thätig.
Er starb zu
Berlin.
In seinen Gedichten ohne Selbständigkeit, hat sich E. in seinen histor., meist biogr.
Arbeiten, in denen er das Hauptgewicht
freilich nur auf nebensächlichen Klatsch und pikante Anekdoten legt, als gewandten Prosaiker erwiesen. Seine zahlreichen
Schriften gehörten anfangs der romantischen Dichtweise, später der
Biographie und litterar. Kritik an.
Schon 1804 gab er mit
A. von
Chamisso einen «Musenalmanach» heraus. Seine Hauptwerke sind: «Deutsche
[* 21] Erzählungen» (Stuttg.
1815; 3. Aufl. 1879),
«Vermischte Gedichte» (Frankf. 1816),
«Goethe in den Zeugnissen der Mitlebenden» (1. Sammlung, anonym,
Berl. 1824),
«Leben des
GeneralsBülow von
Dennewitz» (ebd. 1853). E. stand mit
den hervorragendsten seiner Zeitgenossen in Briefwechsel. Einen großen Einfluß auf seine Thätigkeit übte seine Gattin.
Bald nach seinemTode erschienen, herausgegeben durch seine Nichte Ludmilla
Assing (s. d.), noch zwei
Bände
seiner
«Denkwürdigkeiten», Bd. 8
u. 9 (Lpz. 1859),
die
«Briefe von
A. von
Humboldt an E. aus den J. 1827‒58» (1. bis 5. Aufl.,
ebd. 1860); ferner die
«Briefe an eine Freundin» [Amely
Bölte] (Hamb. 1860),
«Briefwechsel zwischen E.
und Ölsner» (3 Bde., Stuttg.
1865),
dann
«Tagebücher von F. von Gentz» (ebd. 1861) sowie
«Tagebücher» (Bd. 1‒6, ebd. 1861‒62; 2. Aufl.,
Bd. 1‒4, 1863; Bd.
7‒8, Zür. 1865; Bd. 9‒14, Hamb.
1868‒70) und
«Blätter aus der preuß. Geschichte» (5 Bde.,
Lpz. 1868‒69),
welche Enthüllungen über die neuere preuß. Geschichte enthalten; «Lettres
du
¶
mehr
Marquis A. de Custine à Varnhagen d’Ense et Rahel Varnhagen d’Ense etc.» (Brüss.
1870),
«Biogr. Porträte»
[* 24] (Lpz. 1871). Seine «Ausgewählten
Schriften» erschienen gesammelt (3. Aufl. in neuer Ausg., 19 Bde.,
Lpz. 1887).
Seine Gattin Rahel, geborene Levin, nachher unter dem Familiennamen Robert bekannt, Schwester des Dichters Ludw.
Robert, geb. zu Berlin, sammelte hier wie in Paris, Holland, Prag
[* 25] einen Kreis
[* 26] von Gelehrten und
Künstlern um sich. 1808 lernte sie ihr nachheriger Gatte kennen, doch erst 1814 vermählte sie sich mit ihm, nachdem sie
zum Christentum übergetreten war. Während der Freiheitskriege war sie eifrig für die Verwundeten, zur
Zeit der Cholera 1831 hilfreich für die Kranken thätig. Sie starb zu Berlin. Eine reiche Auswahl aus ihrem Nachlaß
gab ihr Gatte u. d. T. «Rahel, ein Buch des Andenkens für ihre Freunde» (3 Bde., Berl.
1831) heraus, der dann die «Galerie von Bildnissen aus Rahels Umgang» (2 Bde.,
Lpz. 1836) folgte. Später erschien aus ihres Gatten Nachlaß «Briefwechsel
zwischen Rahel und DavidVeit» (2 Tle., Lpz. 1861),
ferner «Briefwechsel zwischen E. und Rahel» (6 Bde.,
ebd. 1874-75) und «Aus Rahels Herzensleben. Briefe und Tagebuchblätter» (hg. von Ludmilla Assing, ebd. 1877). –
Vgl. Schmidt-Weißenfels,
Rahel und ihre Zeit (Lpz. 1857).