(spr. wännkúhwer), Hafenstadt an der Küste von Britisch-Columbia, an einer tief einschneidenden Bucht der
Georgiastraße, nahe der Grenze der Vereinigten Staaten, Nanaimo auf Vancouverinsel gegenüber, wurde 1885 als Endpunkt der
Canadischen Pacificbahn angelegt und hatte 1891: 13685, 1896 etwa 20000 E. Die Stadt besitzt ein
schönes Postgebäude, Zollhaus, Bank von Columbia, Klubhäuser, Stadthaus und einen großen Stanleypark. Wichtig sind die
Sägemühlen, Wagen- und Maschinenbau, Seifen-, Zucker- und Sodafabrikation. Der Großhandel in Holz, Thee, Seide, Kohlen, Pelzen
ist beträchtlich. Besonders ist Vancouver Ausgangspunkt der Dampferlinien nach Australien, Jokohama und Hong-kong,
nach San Francisco und Sitka und (täglich) nach den Häfen am Pugetsund.
(spr. wännkúhwer-), Insel an der pacifischen Küste Nordamerikas, zu Britisch-Columbia (s. d.) gehörig,
von diesem im N. durch den Königin-Charlotte-Sund, im O. durch die Johnston-Georg-Straße, im S. vom Unionsterritorium Washington
durch die Juan de Fucastraße getrennt, erstreckt sich in nordwestl. Richtung und bedeckt 33100 qkm (s.
Karte: Britisch-Nordamerika und Alaska). Die Insel bildet ein Glied der Vancouverkette, die im S. mit dem Mount-Olympus beginnt
und in: N. in Alaska wieder auf den Kontinent tritt; das Gebirge füllt die Insel bis auf eine kleine Ebene im SO.
vollständig aus und erreicht im Victoriapark 2281 m Höhe.
Die Küsten sind vielfach fjordartig zerrissen, besonders im W., wo der Nutkasund (Nootka Sound) und der Albernikanal tief
einschneiden, meist auch von steilen Felsen gebildet, an denen sich das Meer gewaltig bricht. Bedeutend ist im Innern die
Zahl der Seen, und auch Flüsse sind in Menge vorhanden, aber keiner derselben ist schiffbar. Das Klima
ist im allgemeinen rauh, sehr feucht, aber gesund, die Sommer wegen der hier den Kontinent treffenden warmen japan. Strömung
wärmer als im südlicher liegenden Kalifornien; heftige Winde sind gewöhnlich.
Bei der geringen Ausdehnung anbaufähigen Landes besteht der Reichtum der Felseninsel in herrlichen Waldungen
von Laub- und Nadelhölzern und großen Mengen von jagdbaren Tieren; längs der Seeküste liefert die Fischerei von Stören,
Lachsen und Heringen große Erträge. Der Mineralreichtum, der ihre schnelle Besiedelung bewirkte, ist bedeutend;
Gold findet
sich im Cowichan und andern Flüssen;
die bedeutendsten Goldminen liegen am Sookefluß im S.;
Eisen- und
Kupfererze sind in großen Lagern, Nickel und Graphit nur wenig vorhanden.
Von großer Bedeutung sind die Kohlenlager an der
Küste bei Nanaimo und bei Wellington, die die ganze pacifische Küste
Nordamerikas mit Heizmaterial versorgen. Über Fauna
und Flora s. Britisch-Columbia. Die Bevölkerung besteht aus 10000 Indianern, deren Stämme unter dem Namen
Wakash-Indianer zusammengefaßt werden, aus europ. Ansiedlern und Chinesen. Hauptstadt ist Victoria (s. d.).
(richtiger Wandalen), ostgerman. Volk (s. Ostgermanen), teilte sich in Silingen und Asdingen. Während des
sog. Markomannenkrieges (166–180 n. Chr.) gelangte
ein Teil aus seinen Sitzen in Schlesien nach Dacien. Ein anderer schob sich langsam westwärts durch Deutschland
in der Richtung auf den Mittelrhein vor und erschien um 280 am mittlern Main. Die Vandalen in Dacien erlitten um 334 an der
Maros eine schwere Niederlage durch die Goten, in der auch ihr König Wisumar aus dem Geschlecht der Asdingen fiel.
Der Rest bat um neue Wohnsitze bei Konstantin d. Gr., der (334) Vandalen und Sarmaten im röm.
Pannonien aufnahm. Zu Anfang des 5. Jahrh. brach ein Teil der Vandalen unter ihrem König Godegisel (s. d.) wieder von hier auf,
drang mit Sueven und Alanen 406 über den Rhein und, nachdem sie Gallien drei Jahre verheert hatten, 409 unter
Godegisels Sohn Gunderich durch die nachlässig bewachten Pyrenäenpässe nach Spanien, das nicht minder verwüstet wurde.
Nach heftigen Kämpfen mit dem westgot.
König Wallia, der 416–418 im Dienste Roms kämpfte, behaupteten sich die Vandalen und eroberten 422 das südl. Spanien, wo der
Name Andalusien die Erinnerung an die Herrschaft der Vandalen bewahrt hat. Nach Gunderichs Tode erhielt (nach 427)
dessen illegitimer Bruder Genserich (s. d.) die Herrschaft. Eben damals erhob der röm.
Statthalter von Afrika, Bonifacius, der Rival des am kaiserl. Hofe gebietenden Aëtius, die Fahne des Aufstandes und rief Genserich
zur Hilfe. Im Mai 429 führte dieser die Vandalen, mit Haufen von Goten und Alanen, im ganzen nicht mehr als
20–30000 Krieger, über das Meer.
Inzwischen war Bonifacius mit dem Hofe von Ravenna ausgesöhnt worden und gebot nun den Vandalen, Afrika wieder zu verlassen. Da trat
Genserich als Eroberer auf, und die Zwistigkeiten unter den Führern und Parteien der Römer gaben ihm
nach einem verwüstenden Kriege die Oberhand. 434 wurde ihm ein großer Teil von Afrika und Numidien durch Vertrag abgetreten,
dazu überrumpelte er 439 Karthago mitten im Frieden, das er dann zur Hauptstadt machte, und im Frieden von 442 erhielt er
wieder erweiterte Grenzen.
Genserich entwickelte besonders die Seemacht, und seine Flotte beherrschte bald das Mittelmeer. Damals
gewannen die Vandalen auch Mauretanien und Tripolis. Auf Genserich folgte 477 sein Sohn Hunerich (bis 484), dann dessen Neffe Gundamund
(bis 496) und diesem sein Bruder Thrasamund (bis 523). Diesen gewaltthätigen aber kräftigen Königen folgte Hilderich (526–530),
der Sohn des Hunerich und der Tochter des Kaisers Valentinianus. Er war unkriegerisch und schwächte das
Reich, indem er die Witwe seines Vorgängers, eine Tochter des Ostgotenkönigs Theoderich, und 6000 Goten, die mit ihr nach
Afrika gekommen waren, erschlagen ließ. Ihn stürzte sein Vetter
mehr
Gelimer (s. d.) 530, und dies gab dem Kaiser Justinianus I. Anlaß, seinen Feldherrn Belisar 533 gegen die Vandalen zu senden; das
Reich brach nach einer verlorenen Schlacht schnell zusammen; es zerfiel, weil die Vandalen in der üppigen Provinz verweichlicht und
durch Nationalität und Glauben von den die Mehrzahl der Bewohner bildenden Römern getrennt waren. Die
Art der Siedelung verstärkte diesen Gegensatz, indem die Vandalen sämtlich in dem Gebiete von Karthago zusammen siedelten, während
in den übrigen Provinzen, also etwa in drei Vierteilen des Landes, die Besitz- und Bevölkerungsverhältnisse im ganzen unverändert
blieben.
In den mittlern und untern Schichten erhielten die Vandalen auch die röm.
Verwaltung, aber an Stelle der Oberbeamten traten die german. Beamten, die zugleich Große des Reichs waren. Die Verwaltung war
besser als in röm. Zeit, aber nicht frei von Handlungen barbarischer Willkür. Im allgemeinen
gewährten die arianischen Vandalen den kath. Römern Glaubensfreiheit; es sind wohl Verfolgungen vorgekommen,
aber meist, um die röm. Kaiser durch diese Gegenmaßregeln zu zwingen, den Arianern im Römischen Reiche Duldung zu gewähren.
Vgl. K. Zeuß, Die Deutschen und die Nachbarstämme (Münch. 1837);
Papencordt, Geschichte der vandalischen Herrschaft in Afrika
(Berl. 1837);
Stadler von Wolffersgrün, Die Vandalen vor ihrem Einbruch in Gallien bis zum Tode Geiserichs (Programm,
Bozen 1884);
L. Schmidt, Älteste Geschichte der Wandalen (Lpz. 1888);
Wrede, über die Sprache der Wandalen (Straßb. 1886);
Görres, Kirche und Staat im Vandalenreich (in Bd. 10 der «Deutschen Zeitschrift für Geschichtswissenschaft», Freib. i. Br.
1893).