Beeren selbst ein wohlschmeckender und gesunder
Wein hergestellt (s.
Beerweine). Die getrockneten
Beeren waren als
Baccae Myrtillorum
offizinell und wirken als ausgezeichnetes
Mittel gegen
Durchfälle und
Ruhr.
Die Preiselbeere,
Stein- oder Kronsbeere
[* 1]
(Fig. 5) hat immergrüne glänzende
Blätter, weiße oder rötliche
Blüten und rote
Beeren, kommt besonders in Gebirgsgegenden vor und überzieht hier ebenfalls auf weite
Strecken den
Boden.
Die
Beeren haben einen angenehm sauern
Geschmack, da sie
Citronensäure reichlich enthalten; sie werden weniger roh gegessen,
bilden aber eingemacht ein sehr beliebtes
Kompott; auch bereitet man aus ihnen einen wohlschmeckenden
Branntwein, den Steinbeerwein.
Die
Blätter dieser Art wie der vorigen werden im
Aufguß gegen Blasenleiden benutzt.
Die
Moosbeere findet sich auf
Mooren in ähnlicher
Weise wie die beiden vorigen, hat immergrüne
Blätter, rote
Blüten und rote
Beeren. Die letztern werden ebenfalls eingemacht und gegessen, doch sind sie wegen ihres seltenern Vorkommens weniger
bekannt. Neuerdings hat man die nordamerik. Art (Vaccinium macrocarpumAit., s.
Tafel:
Beerenobst,
[* 1]
Fig. 4), die
aber größere
Früchte trägt, für die ausgedehnten Moorgegenden
Deutschlands
[* 2] zum Anbau empfohlen; die
Beeren sind noch wohlschmeckender
als die der europ.
Moosbeere.
Die vierte Art in
Deutschland,
[* 3] die Rauschbeere, Vaccinium uliginosumL., kommt ebenfalls auf
Mooren vor, ist viel weniger häufig
als die vorigen, bedeutend höher (bis über 1 m), hat abfallende
Blätter, weiße oder rötliche
Blüten
und schwarze
Beeren ungefähr von der
Größe wie die
Heidelbeeren. Man glaubte früher, die
Beeren dieser Art wirkten berauschend;
doch ist dies nicht richtig;
sie sind eßbar, haben aber einen unangenehmen süßlichen
Geschmack;
in größern
Mengen genossen erzeugen sie
Kopfschmerzen.
Einige nordamerik.
Arten, darunter Vaccinium macrocarpum, werden nicht selten als Zierpflanzen in Gärten kultiviert und zur Ausschmückung
von Felspartien
u. dgl. benutzt; sie halten im
Freien sehr gut aus, müssen aber in Heideboden gezogen werden.
Stadt im Verwaltungsbezirk
Dermbach des Großherzogtums
Sachsen-Weimar, links an der Werra,
in 232 m Höhe, am Nordfuß des aus
Basalt bestehenden Öchsenberges (639
m), an der
Nebenlinie Dorndorf-Vacha (5 km) der Feldabahn,
Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Eisenach),
[* 4] hat (1895) 1470 E., darunter etwa 40 Katholiken, Post,
Telegraph,
[* 5] Wasserleitung;
[* 6]
betrieben wird besonders Fabrikation von landwirtschaftlichen
Maschinen, Cigarren und
Pappen, Holzschleiferei,
Lohgerberei, Dampfsägewerk und Sandsteinbrüche.
(spr. wasch'roh),Etienne, franz.
Philosoph, geb. zu Langres, besuchte die Normalschule in
Paris,
[* 7] war
Lehrer in Châlons-sur-Marne, wurde außerord. Professor der
Philosophie und 1837 von Victor Cousin
zum Studiendirektor an die Normalschule berufen. Außerdem war er seit 1838 noch Repetent der
Philosophie und ersetzte 1839 Cousin
als Professor der
Philosophie an der
Sorbonne. Seine in der «Histoire critique de l'école d'Alexandrie»
(3 Bde., Par. 1846-51) dargelegten philos.
Doktrinen zogen ihm die heftigsten
Angriffe des Klerus zu,
infolgedessen Vacherot später zur
Disposition gestellt
und 1852 wegen Verweigerung des
Eides auf die
Verfassung aus dem
Staatsdienste entlassen wurde. Unter seinen spätern
Schriften
zog ihm «La démocratie» (Par. 1859) eine
Verurteilung zu einem Jahre Gefängnis zu, eine
Strafe, die später auf drei
Monate gemildert wurde. Am wurde er vom Seinedepartement zum
Abgeordneten in die Nationalversammlung gewählt. Er
hielt sich hier anfangs zur Linken und schloß sich nachher an das linke Centrum an. Nach der
Auflösung der Nationalversammlung
zog er sich aus dem polit. Leben zurück. Er starb in
Paris. Von V.s
Schriften sind noch zu
nennen: «La métaphysique et la science» (2 Bde.,
1858; 2. Aufl., 3 Bde., 1863),
sein Hauptwerk mit der
Entwicklung seines philos.
Systems; «Essais de philosophie critique»
(1864),
«La religion» (1868),
«La science et la conscience» (1870),
«La politique extérieure de la République»
(1881),
(spr. wack'rih),Auguste, franz. Schriftsteller, geb. 1819 zu Villequier (Seine-Inférieure),
wurde durch seinen
Bruder Charles, den Schwiegersohn Victor
Hugos, mit dem großen Dichter bekannt und dessen enthusiastischer
Verehrer und Lebensgefährte auch während der
Verbannung. Nachdem er zwei
Bände Gedichte veröffentlicht hatte, erregte sein
abenteuerlich-romantisches
Lustspiel «Tragaldabas» (1848; zuerst gedruckt 1874; illustrierte
Ausgabe 1886) auf der
BühnePorte
St. Martin ungewöhnlichen
Widerspruch, während es 1878 großen Beifall erntete.
Seine spätern
Stücke «Souvent homme varie» (1859),
«Les funérailles de l'honneur» (1861, in 7
Akten),
«Le
[* 8] fils» (1866) hatten zum
Teil Erfolg, sein letztes
Drama in Versen «Jalousie»
[* 9] (1889) fiel gänzlich
durch. Er begründete 1869 mit P. Meurice den radikalen «Rappel», für
den er die Leitartikel u. s. w. schrieb. Eine Reihe
Artikel hat er u. d. T. «Profils et grimaces»
(1856) veröffentlicht. Ferner sind zu erwähnen: «Les miettes de l'histoire» (1863),
niederländ. Seeschiffahrtsmaß, s.
Faden. ^[= # (in älterer Form Fadem), ursprünglich so viel, als ein Mann mit ausgestreckten Armen umfangen ...]
[* 11]
(lat.,
d. i. geh mit mir),
Titel für
Bücher von kleinem, handlichem Format, die als Ratgeber oder Leitfaden,
gleichsam als Begleiter in allen möglichen
Lagen des Lebens dienen sollen.
eigentlich Joachim von
Watt, schweiz.
Humanist, geb. in St.
Gallen, studierte in
Wien
[* 12] und wurde daselbst 1514 Professor, 1518
Arzt
in St.
Gallen. Mit
Zwingli innig befreundet, mit
Luther und
Erasmus im Briefwechsel, war Vadianus ein Hauptbeförderer der
Reformation
und nahm an verschiedenen
Religionsgesprächen teil, namentlich seit er 1526
Bürgermeister geworden war. Er starb Vadianus' Hauptwerk
ist die von ihm handschriftlich hinterlassene
«Chronik der
Äbte von St.
Gallen», die von Götzinger in
«Joach. von
Watts deutschen histor.
Schriften» (3 Bde., St.
Gallen 1875-79) herausgegeben wurde; außerdem sind hervorzuheben:
«Pomponii
Melae Hisp. libri
¶
«Aphorismorum libri VI de consideratione eucharistiae» (Zür.
1536),
und die gegen Schwenkfeld gerichteten Streitschriften und Briefe.-
Vgl. Pressel, Joachim Vadianus (in «Leben und ausgewählte
Schriften der Väter und Begründer der reform. Kirche», Tl. 9, 2. Hälfte, Elberf. 1861);
Stähelin, Die reformatorische Wirksamkeit
Vadianus' (in den «Beiträgen zur vaterländischen
Geschichte», Neue Folge, Bd. 1, Bas. 1882);
Arbenz, Die Vadianische Briefsammlung der Stadtbibliothek St. Gallen (Bd. 1, St.
Gallen 1890; Bd. 2, ebd. 1894): ders., Joachim Vadianus beim
Übergang vom Humanismus zum Kirchenstreit (ebd. 1895);