148 infolge einer überaus grundlosen Verdächtigung, er stehe an der
Spitze der Umsturzpartei, plötzlich von allen Staatsgeschäften
entfernt. Nun errichtete er eine Ledermanufaktur in
München
[* 2] und 1804 mit
Georg von
Reichenbach
[* 3] und Jof. Liebherr ein mechan.
Institut, das unter der Firma T. Ertel+Sohn noch blüht. Die von ihm zuBenediktbeuern angelegte Kunstglashütte
hatte zunächst für die
Fernrohre der astron. und geodätischen
Instrumente das nötige Crown- und
Flintglas zu liefern, und
aus ihr wurde, nachdem sich 1809 mit Fraunhofer (s. d.) vereinigt hatte, das
optische
Institut, welches nachher fast ganz Europa
[* 4] mit astron.
Sergej Semenowitsch,Graf, russ. Staatsmann und Gelehrter, geb. 5. Sept. in
Moskau,
[* 8] erhielt seine wissenschaftliche
Bildung zum
Teil in Göttingen,
[* 9] war seit 1818 Präsident der
Akademie der Wissenschaften
in
Petersburg
[* 10] und 1832–48 russ. Unterrichtsminister. 1846 wurde er in den Grafenstand erhoben
und starb 28. (10.) Sept. 1855 in
Moskau. Sein Hauptverdienst besteht in der
Hebung
[* 11] des höhern
Unterrichtswesens
in
Rußland; er gründete neue Lehranstalten und wissenschaftliche
Institute. Infolge seiner
Schrift«Projet d'une académieasiatique» (Petersb. 1810) wurde bei der
Akademie der Wissenschaften ein
Asiatisches Museum und 1823 beim
Asiatischen Departement
(s. d.) die
Orientalische Schule errichtet. schrieb ferner «NoticesurGoethe», «Essai sur les mystères d'Eleusis» (Petersb.
1812; 3. Aufl., hg. von
Sylvestre de Sacy) und einige andere
Schriften über griech.
Altertum und Mythologie, die gesammelt
sind in «Études de philosophie et de critique» (ebd. 1843; 2. Aufl.,
Par. 1844). Die «Esquisses politiques et littéraires»
(Par. 1848) enthalten zumeist seine in der
Akademie gehaltenen Reden.
Sein Sohn
GrafAlexejSergejewitsch geb. 1818, ist als Altertumsforscher bedeutend.
Gleich nach Beendigung seiner
Studien an der
PetersburgerUniversität machte er eine wissenschaftliche
Reise nach dem
SchwarzenMeer und veröffentlichte darüber «Izdlědovanijao drevnostjach Južnoj Rossii i sěvernago berega Černago Morja» (Petersb. 1852;
franz.
Ausgabe:
«Recherchessur les antiquités de la Russie méridionale et les côtes de la MerNoire», Par. 1855–60). Später
veranstaltete er Untersuchungen über die Funde in den Kurganen (s. d.) und gründete 1864 die
Archäologische Gesellschaft in
Moskau. Auch stiftete er den sog. UwarowschenPreis bei der
Akademie der Wissenschaften
in
Petersburg, bestehend aus der
Summe von 3000 Rub., die alljährlich von der
Akademie für das beste Werk über russ. Geschichte
und das beste
Drama aus dem russ. Leben vergeben werden. starb zu
Moskau. – Seine
Witwe, die Gräfin
PraskowjaSergejewna, geborene Fürstin Schtscherbatow, ist ebenfalls Archäologin und Präsidentin der
kaiserl. Archäologischen Gesellschaft in
Moskau.
(spr. öxbriddsch),Stadt in der engl.
Grafschaft Middlesex, links an dem zur
Themse gehenden Colne,
Station
der Zweiglinie
West-Drayton-Uxbridge der Great-Western-Bahn, an der Grenze des Polizeibezirks
London,
[* 12] 25 km von
Sharing-Croß entfernt,
hat (1891) 8206 E.;
Mühlen,
[* 13] Mälzereien, große Vieh- und Getreidemärkte.
die bedeutendste Ruinenstadt des alten
Yucatan, liegt im westl.
Teil des
Landes. Das ansehnlichste
Gebäude der
Stadt wird als «Haus des Gobernadors» bezeichnet. Das
Innere ist ähnlich wie bei den Bauwerken von Palenque durch eine
Mauer
in zwei große schmale
Hallen oder Korridore geteilt, die wieder durch Scheidewände in eine Anzahl getrennter
Räume oder Zimmer geteilt werden. Die
Mauern des
Gebäudes sind aus regelmäßig zubehauenen
Steinen aufgeführt.
Elf
Thore führen an der Vorderseite zu den Gemächern des Innern. Ein zweites
Gebäude heißt «Haus der Nonnen». Es besteht
aus vier
Gebäuden, die einen nach den
Himmelsrichtungen orientierten
Hof
[* 14] umgeben. Die vier
Wände, die den
Hof umschließen, sind mit einem riesigen Fries geziert, in dem sich die indian. Kunst
in ihrer ganzen
Größe und Originalität zeigt. Wie diese beiden, so erhebt sich auch ein drittes
Gebäude, das «Haus des
Zwergs», das aber kleiner ist, auf einem Hügel.
AndereGebäude standen in halber Höhe auf den
Absätzen
der terrassierten Hügel. –
Vgl. Charnay,Les anciennes villes du Nouveau Monde" (Par. 1884).
Das Land Uz, das als die
HeimatHiobs bezeichnet wird, wird von der
Tradition (Hiobskloster bei Schech Sad
im Hauran) in das alte
Basan oderBatanäa verlegt.
Joh.
Peter, Dichter, geb. zu
Ansbach,
[* 15] studierte seit 1739 zu
Halle
[* 16] die
Rechte, wo er sich mit
Gleim und J.
N. Götz befreundete, an dessen
Übersetzung des
Anakreon (Frankf. und Lpz. 1746) Uz Anteil hatte. 1743 kehrte er nach
Ansbach zurück und wurde daselbst 1748 Sekretär
[* 17] bei dem Justizkollegium, welche
Stelle er 12 Jahre lang ohne Gehalt bekleidete. 1763 wurde
Uz
Assessor des kaiserl. Landgerichts des Burggraftums
Nürnberg
[* 18] und gemeinschaftlicher
Rat des Markgrafen von
Ansbach und Kulmbach, 1790 burggräfl.
Direktor und, als
Ansbach an
Preußen
[* 19] fiel,
Geh. Justizrat und
¶
mehr
Landrichter, starb aber wenige Tage nach der Ernennung Uz bat besonders anmutige Lieder und gedankenreiche Oden
geschaffen. 1749 erschien anonym die erste Sammlung seiner «Lyrischen Gedichte» (Berlin).
[* 21] Außer weitern lyrischen Poesien verfaßte
Uz ein erzählendes komisches Gedicht in Alexandrinern: «Der Sieg des Liebesgottes» (1753),
ein Lehrgedicht, «Versuch
über die Kunst stets fröhlich zu sein» (1760),
gleichfalls in Alexandrinern, und mehrere «Briefe», von denen einige ganz
in Versen geschrieben sind. Nachdem er noch eine vollständige Sammlung seiner «Poet. Werke» für den Druck vorbereitet hatte,
deren Ausgabe (2 Bde., Lpz. 1768; neue
Ausg., 2 Bde., Wien
[* 22] 1804; Neudruck von Sauer, in den «Litteraturdenkmalen des 18. und 19. Jahrh.»,
Stuttg. 1890) Chr. F. Weiße besorgte, entsagte Uz allem poet. Schaffen. -
Ein biogr.
Versuch (Lpz. 1866); Briefe von Uz an einen Freund aus den J. 1753-82 (hg. von Henneberger, ebd. 1866); Petzet, Joh. Peter
Uz (Ansb. 1896).'