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Geschichte. Das Gebiet der Republik [* 2] bildete ehemals einen Teil des span. Vicekönigreichs von Buenos-Aires, nämlich die beiden Gobiernos de Montevideo [* 3] und del doch wurde es gewöhnlich unter dem Namen Banda Oriental (Ostseite) zusammengefaßt. Als sich die übrigen südamerik. Kolonien von Spanien [* 4] lossagten, erklärte 1811 auch Buenos-Aires die Republik. Innere Zerwürfnisse, die bald darauf entstanden, benutzte die portug. Regierung, um die Banda Oriental, nachdem General Lecor Montevideo besetzt hatte, unter dem Namen Cisplatinische Provinz 1821 mit Brasilien [* 5] zu vereinigen.
Allein das Volk protestierte gegen die Einverleibung der Provinz in das brasil. Reich und besiegte mit Unterstützung von Buenos-Aires 1825 die brasil. Occupationstruppen, worauf Dom Pedro 10. Dez. an Buenos-Aires den Krieg erklärte. Am fand eine entscheidende Schlacht statt, in der die Brasilianer geschlagen wurden, worauf Großbritannien [* 6] den Frieden vermittelte, in dem Montevideo als unabhängiger Staat anerkannt wurde. Ein Kongreß zu Florida beschloß ein Staatsgrundgesetz, das als Verfassung der Republica Oriental del beschworen wurde, worauf General Fructuoso Ribera als Präsident auf vier Jahre gewählt ward. Am übernahm General Manuel Oribe, unterstützt von Ribera, die Präsidentschaft, wurde jedoch schon im Okt. 1838 von dem letztern gestürzt.
Dies legte den Grund zu langdauernden Wirren. Auf der einen Seite stand Ribera, der sich auf die Landbevölkerung, die Gauchos, stützte; auf der andern Seite Oribe, der Repräsentant der großen Grundbesitzer (Estanceros). Riberas Anhänger nannten sich Colorados (Rote), die Anhänger Oribes Blancos (Weiße). Oribe wandte sich 1839 um Hilfe an Rosas (s. d.), den Diktator der Argentinischen Republik, der ihm die erbetene Unterstützung gegen Ribera gewährte und seit Mai 1842 Montevideo blockierte.
Ribera, der bei Arroyo-Grande von Oribe geschlagen und von der Hauptstadt abgesperrt war, führte den Krieg auf argentin. Gebiet fort, erlitt aber durch den argentin. General Urquiza eine entscheidende Niederlage bei India-Muerta, worauf er nach Brasilien ging. Schon im April 1846 kehrte er zurück. Doch erlitt er eine Niederlage bei Salto, so daß er den Oberbefehl niederlegen mußte. wandte sich nun um Unterstützung an Brasilien und Entre Rios, das sich unter Urquiza eben von der Argentinischen Republik losgesagt hatte.
Durch einen Präliminarvertrag vom wurde zwischen den drei Staaten eine Tripelallianz geschlossen. Urqniza und der brasil. General Herzog Caxias rückten in ein und zwangen Oribe im Verein mit einem brasil. Geschwader 2. Sept. die Belagerung von Montevideo aufzuheben, worauf er 3. Okt. bei Las Piedras geschlagen wurde. Am 8. Okt. zog Urquiza in Montevideo ein. Trotzdem setzte Oribes Partei bei der Präsidentenwahl an Stelle von Suarez, der seit 1843 Präsident war, ihren Kandidaten Juan Francisco Giro durch, der sein Amt antrat, aber schon 24. Sept. 1853 durch eine Revolution gestürzt wurde. Eine provisorische Triumviralregierung, die Generale Ribera und Lavalleva und Oberst Flores, traten an die Spitze des Staates, und als Ribera starb, wurde Venancio Flores 12. März zum Präsidenten der Republik gewählt.
Bald erhob sich innerhalb der Partei der Colorados eine heftige Opposition gegen ihn, und als überdies Oribe im Hafen von Montevideo erschien, verließ Flores die Stadt, in der sich eine provisorische Regierung bildete. Hierauf dankte Flores 9. Sept. ab, und der Senatspräsident Manoel Bustamente trat provisorisch an seine Stelle. Die brasil. Regierung zog ihre Truppen aus dem Gebiet von zurück; aber sogleich brach 23. Nov. ein Aufstand aus, der mit Mühe unterdrückt wurde. Am trat der neu gewählte Präsident Gabriel Antonio Pereira sein Amt an. Der erfolgte Tod Oribes gab zu neuer Aufregung Anlaß. Es bildeten sich Haufen von Aufständischen, die unter dem General Cesar Diaz Anfang 1858 sogar die Hauptstadt bedrohten und den General Freire zum provisorischen Präsidenten wählten.
Nach einer Niederlage ergab sich das Hauptkorps der Aufrührer 28. Jan. am Rio [* 7] Nero bei Quinteros, und Diaz, Freire und 24 andere Offiziere wurden 31. Jan. erschossen. Dem Bürgerkriege folgte ein Zustand von Erschöpfung. Am wurde Bernardo Prudencio Berro, einer der Hauptführer der Blancos, zum Präsidenten gewählt. Die Ruhe ward jedoch aufs neue gestört, indem General Flores Mitte April 1863 bei Colonia landete und sich durch Zuzug von Colorados verstärkte. Da bei dem Ablauf [* 8] der Amtsperiode Berros keine Neuwahl zu stande kam, trat der seitherige Vicepräsident Atanasio Cruz Aguirre die Präsidentschaft provisorisch an, der sich in kurzem durch Flores von allen Seiten bedroht sah. Der brasil. Gesandte Saraiva suchte einen Waffenstillstand einzuleiten; da aber Aguirre seine Vermittelung zurückwies, verließ er 7. Juli Montevideo und veranlaßte brasil. Schiffe, [* 9] zu Gunsten von Flores zu intervenieren.
Die Sache verwickelte sich noch mehr, als die Regierung von Paraguay in einer Note vom die Intervention Brasiliens für eine Störung des Gleichgewichts der La Plata-Staaten erklärte und bald darauf die Feindseligkeiten eröffnete. Darauf hin ließ Brasilien 12. Okt. Truppen unter General Mena Barreto die Grenze von überschreiten und erklärte 16. Okt. die Hafenstädte Salto und Paysandu in Blockadezustand. Am 26. Nov. rückte das Gros der Invasionsarmee in ein und besetzte Salto, worauf Flores, unterstützt von der brasil. Flotte, 6. Dez. Paysandu angriff, das er eroberte.
Bald sah sich Aguirre nur auf Montevideo beschränkt, das seit dem 2. Febr. ebenfalls blockiert wurde, worauf Aguirre 15. Febr. die Präsidentschaft niederlegte, die der Senator Tomas Villalba mit der Zusage übernahm, eine vertragsmäßige Übergabe der Stadt zu vermitteln. Schon 20. Febr. kam so in La Union ein Friedensvertrag zu stande, wonach Flores in Montevideo einzog und eine unumschränkte Herrschaft übte. Am erfolgte zwischen Brasilien und der Argentinischen Republik der Abschluß eines Allianzvertrags gegen Paraguay.
Die Paraguaiten verteidigten sich jedoch heldenmütig. Nachdem das Kontingent von fast gänzlich aufgerieben und das argentin. Heer 1867 zum Teil zurückgezogen worden war, befanden sich die Brasilianer eigentlich nur noch allein auf dem Kampfplatze. Flores selbst war bereits im Sept. 1866 nach Montevideo zurückgekehrt, wo er von vier Blancos ermordet wurde. Der Senat ernannte sofort des Ermordeten Bruder, Don Manoel Flores, zum provisorischen Präsidenten, und die ¶
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Re-137 publik wurde in Kriegszustand erklärt; aber schon starben Manoel Flores und 21 andere hervorragende Anhänger des Ermordeten fast gleichzeitig; die Todesursache blieb unaufgeklärt. Bei der Neuwahl des Präsidenten wurde der der Partei der Colorados angehörige General Lawrence Battle einstimmig erwählt. Jedoch schon im Juli 1869 brach unter der Führung Caraballos ein Aufstand der Blancos aus, der indessen bald unterdrückt ward. Ende 1870 kam es zu einer neuen Empörung der Blancos, die jedoch im Jan. 1871 in der Nähe von Montevideo geschlagen wnrden.
Der Bürgerkrieg dauerte fort, bis es der argentin. Regierung nach wiederholten Vermittelungsversuchen im April 1872 gelang, die beiden Parteien zu einem Waffenstillstand zu bewegen und dem Lande endlich den Frieden zurückzugeben. Am ward der Advokat Ellauri zum Präsidenten gewählt, nachdem Gomensoro, der Präsident des Senats, ein Jahr lang die Regierung provisorisch geführt hatte. Reibungen zwischen dem Präsidenten und dem Kongreß veranlaßten eine Militärrevolution, in deren Folge Ellauri das Land verließ, worauf an seiner Statt der Senatspräsident Pedro Varela ernannt wurde.
Die finanzielle Mißwirtschaft Varelas rief jedoch die Opposition des Handelsstandes und darauf eine allgemeine Bewegung bervor. Varela verließ das Land, und wurde Oberst Latorre anfangs provisorisch, später definitiv zum Präsidenten proklamiert. Sein Nachfolger wurde F. A. Vidal, und als dieser sein Amt niederlegte, wurde General Maximo Santos zum Präsidenten ernannt. Dieser entschloß sich seine Entlassung zu nehmen, worauf der Kongreß seinen Gegner, den General Maximo Tajes zum Präsidenten wählte, der nun bei dem Kongreß einen Verbannungsbeschluß gegen Santos durchsetzte. Im März 1890 wurde der frühere Minister des Innern Herrera y Obes zum Präsidenten gewählt, und bald darauf brach eine finanzielle Krisis berein, die zu einer Zinsreduktion seiner auswärtigen Schuld zwang. Im März 1894 trat der neu gewählte Präsident Idiarte Borda sein Amt an. Im Frühling 1897 führten Zwistigkeiten zwischen den Parteien der Weißen und Roten zu einem förmlichen Bürgerkriege und wurde der Präsident Borda von einem Offizier durch einen Revolverschuß ermordet, worauf der Senatspräsident Cuestas zum Präsidenten der Republik gewählt wurde.
Litteratur. Isid. de Maria, Compendio de la historia de la Republica Oriental (Montevideo 1864); Franckenberg, Versuch einer Darstellung der polit. Verhältnisse der La Plata-Staaten und besonders der Republik (Köln [* 11] 1866); République Orientale de l'U. Notice historique (Par. 1867);
Mulhall, Handbook of the River Plate Republics (Lond. und Buenos-Aires 1875);
Diaz, Historia politica y militare de las Republicas del Plata (7 Bde., Montevideo 1878);
The Republic of South-America, its geography, history etc. (2. Aufl., Lond. 1883);
Lomba, La Republica Oriental del (Montevideo 1884);
Bordoni, Montevideo e la Republica dell' (Mail. 1885);
Bianconi, Cartes commerciales: (Par. 1885);
The Republic of Prospects of 1889 (Lond. 1889);
The Republic of The country in 1888, statistical data (mit Karte; ebd. 1889);
van Bruyssel, La république orientale de l'U. (Brüss. 1889);
Wonner, De las industrias y del desarrollo industrial en la Republica oriental del (Montevideo 1889);
Uruguay (hg. von dem Bureau of American Republics, Washington [* 12] 1892);
Anuario estadistico de la Republica Orientale del (Montevideo);
Bollo, Atlas [* 13] geografico y descripcion geografica y estadistica de la Republica Oriental del (ebd. 1896);