134 Anzahl von Teilstücken
(Sporen) zerfällt, die später aus der Kapsel ausschwärmen und zu neuen
Tieren heranwachsen.
Die sind fast ausnahmslos mikroskopisch klein und leben größtenteils im Wasser, nur einige wenige parasitisch in andern
Tieren. Viele von ihnen nähern sich in Aussehen und Lebensweise dermaßen den niedrigst stehenden, einzelligen
Pflanzen, daß bei ihnen eine sichere Unterscheidung, ob
Tier oder
Pflanze, nicht zu geben ist (hierher gehören besonders die
Flagellaten, Volvocinen und
Schizomyceten), ein Umstand, der Haeckel zur
Aufstellung eines besondern Zwischenreichs der
Protisten
(vgl. E. Haeckel, Das Protistenreich, Lpz. 1878) Veranlassung gab.
Indessen ist damit nicht viel gewonnen, da an
Stelle der früher einfachen Grenze nunmehr die ebenso unsichere
Unterscheidung der
Protisten von
Pflanzen und
Tieren tritt. Man scheidet die gegenwärtig in I. die
Wurzelfüßer (s. d., Rhizopoda)
und II. die
Aufgußtierchen (s. d.), Infusorien (Infusoria) mit der ersten Unterklasse
der Geißeltierchen (s. d., Flagellata), zu denen die Monadinen gehören, mit
der im menschlichen
Darm
[* 2] schmarotzenden Cercomonas intestinalisLampe.
[* 3] (s.
Tafel: Urtiere,
[* 1]
Fig. 1), der in der Scheide menschlicher
Weiber vorkommenden
TrichomonasvaginalesDonne
[* 1]
(Fig. 2), und mit
TrichomonasbatrachorumPerty (Fig. 4) und
MegastomaentericumGrassi
[* 1]
(Fig. 3). Ferner gehören hierher die Astasiinen mit Euglena viridisEhrenb.
[* 1]
(Fig.
5) und die
Choanoflagellaten mit Codosiga botrytisEhrenb.
[* 1]
(Fig. 15). Zu den Cystoflagellaten gehören
die
Leuchttierchen (z. B. Noctyluca miliarisSurr.,
[* 1]
Fig. 14). Die zweite Unterklasse wird von den Wimperinfusorien gebildet.
Sie besteht aus folgenden Ordnungen:
1) Holotricha, der Körper ist gleichmäßig mit Wimpern bedeckt, die von geringerer Länge als der Körper selbst
sind und in regelmäßigen Reihen stehen. Zu ihnen zählt Opalina ranarumStein
[* 1]
(Fig. 6) aus dem
Mastdarm
des
Taufrosches.
2) Heterotricha, Körper gleichmäßig mit feinen, in Reihen stehenden Wimpern bekleidet, um den Mund eine Zone stärkere
Wimpern. Hierher
Balantidium coliMalmst.
[* 1]
(Fig. 7) aus dem
Dickdarm des
Menschen,
StentorRoseliiEhrenb.
[* 1]
(Fig. 8) und Freya ampullaClap.etLachmann
[* 1]
(Fig. 9). 3) Hypotricha,
Rücken- und Bauchfläche verschieden, erstere meist nackt, letztere bewimpert, flach, oft mit haken- und stilettartigen
Bildungen besetzt, z. B. mit Stylonychia mytilusEhrenb.
[* 1]
(Fig.
10) und Aspidisca lyncasterEhrenb.
[* 1]
(Fig. 11). 4) Peritricha, mit glockenförmigem und teilweise
bewimpertem Körper, Wimpern oft am Rande einer Mundscheibe. Hierher das
Glockentierchen(Carchesium polypinumEhrenb.
[* 1]
(Fig. 12). 5) Suctoria, ohne Wimpern mit Saugröhren in Gestalt geknöpfter Fortsätze;
hierher Podophyra gemmiparaR. Hertw.
[* 1]
(Fig. 13).
Aasgeier
(Cathartes), besonders den Rabengeier (s. d.), die einen relativ
schwächern Schnabel und dünnere Läufe als der Kondor, auch keine Fleischlappen auf dem
Kopfe haben.
einer der beiden Stammflüsse des La Plata (s. d.) in
Südamerika, entsteht an der Serra Geral im brasil.
StaatSanta Catharina aus der
Vereinigung des
Pelotas und Marombas, strömt in sehr schnellem Laufe westwärts, wendet sich nach
Süden und scheidet
Brasilien
[* 6] und dann
[* 7] von den argentin.
Provinzen Corrientes und
Entre-Rios. Nachdem er
rechts den Peperi, Mirinay, links den Ijuhy, Ibicuy, Cuaraim, Arapey, Quegua, zuletzt den mächtigen Rio
[* 8] Negro aufgenommen,
mündet er im Norden
[* 9] von
Buenos-Aires in den La Plata.
Die Länge wird auf 1600 km, sein Gebiet auf 358000 qkm geschätzt. Er ist als Wasserstraße für die
angrenzenden
Staaten von großer Wichtigkeit. Von seiner Mündung etwa 130 km aufwärts bildet er bis zur
Punta von Fray-Bentos
ein seeartig erweitertes
Becken von 11 bis 16,6 km
Breite.
[* 10] Auf dieser
Strecke hat er nur geringe Strömung und geringe
Tiefe,
aber eine tiefere Furche, so daß er von tiefgehenden Schiffen befahren werden kann. Ungefähr 83 km
oberhalb Paysandu kommen die untersten
Stromschnellen vor, der Salto-Chico, der die obere Grenze für die kleinen Segelschiffe
und
Dampfer bildet. Etwa 15 Km weiter aufwärts findet sich der
Große Fall (Salto-Grande), der bei günstigem
Winde
[* 11] von
Barken
passiert werden kann. DerStrom hat periodische Anschwellungen.
oder RepublikOrientaledes Uruguay, Freistaat in
Südamerika, wird im
S. und W. durch die
Ströme La Plata und
von
Argentinien getrennt, grenzt im SO. an den Atlantischen Ocean, im
NO. und N. an den brasil.
Staat Rio
Grande do
Sul und bedeckt 178 700,
nach älterer Messung 186 920 qkm. (S. die Nebenkarte zur Karte:
Brasilien und die Karte LaPlata-Staaten u. s. w.) Die geogr.
Lage ist sehr günstig. Das Land bildet ein welliges Hügelland
von geringer absoluter Höbe und wird von schmalen, felsigen Bergzügen (Cuchillas,
d. i.
Messer)
[* 12] durchsetzt, die im N. wirklichen
Gebirgscharakter bis zu 600 m Höhe annehmen; besonders die Cuchilla-Grande, ein von Higueritas bis gegen
den Rio Jaguarao ziehender Höhenzug, sowie im N. die Cuchilla de
Belem und del Haedo im Departamento Salta treten hervor.
Die höchste Höhe ist der Credo Acegua an der brasil. Grenze (621 m).
Die
Gebirge bestehen aus einer altkrystallinischen
Achse, aus Kreide,
[* 13]
Tertiär und alten
Eruptivgesteinen,
vielleicht auch aus paläozoischen Schichten. Die Ebenen liegen durchgängig höher als die der benachbarten argentin.
Provinzen.
An nutzbaren
Mineralien
[* 14] scheint nicht reich zu sein. Von
Erzen kommen
Eisen,
[* 15]
Zink, angeblich auch
Silbererze,
Blei,
[* 16] Schwefel,
Antimon
und
Steinkohlen vor.
Gold
[* 17] wird im Departamento Rivera gewonnen. Am meisten gewinnt man bisher
Achate,
Karneole und
Amethyste,
die man ausführt. Die
Bewässerung ist überaus reichlich.
Außer La Plata und welche das Land dem auswärtigen Verkehr aufschließen,
bewässert der Rio Negro mit dem Rio Yi reichlich die Hälfte der Bodenfläche. Im O. werden fast alle
Gewässer vom Rio Cebollati gesammelt, welcher in die Lagune Mirim fließt. An der
Küste ziehen sich Lagunen hin; dahinter
liegen sumpfartige Niederungen. Sonst ist der
Boden teils zum
Ackerbau, teils zur Viehzucht
[* 18] geeignet.
Innern des Landes ist die Sommerwärme sowohl wie die mittlere Jahrestemperatur höher als an der Küste. Die absoluten Extreme
der Temperatur waren in Montevideo binnen 10 Jahren +41,6 und 0,6°. Gegen das Innere zu werden die Schwankungen stärker sein.
In der wärmern Jahreshälfte herrschen Regen vor. In Montevideo fallen 1110 mmRegen im Jahre. Gegen das
Innere nimmt die Regenmenge ab. Schnee
[* 22] kommt nur auf den höhern Teilen des Innern vor. Heftige Winde, die Pamperos, meist Südwestwinde,
kommen von Argentinien herüber, meist im Oktober bis Januar.
An der Küste sind Südoststürme bisweilen lästig. Der Nordwind bringt schwüle Hitze, der Südwind
ist kühl und trocken. Die Flora schließt sich teils an das südlichste Brasilien, teils aber und in höherm Grade an die argentin.
ProvinzEntre Rios (s. d.) an, und hat in seinem Südteil die weiten Graslandschaften
der Pampas. Die Fauna ist die für die flachen, waldarmen Teile des gemäßigten Südamerika charakteristische.
Affen
[* 23] kommen nicht mehr so weit südlich vor; Nagetiere,
[* 24] namentlich Chinchillen, Opossums, Gürteltiere, Pampashirsche sind
häufig, Fledermäuse nur sparsam, ebenso Raubtiere.
[* 25] Die amerik. Strauße erreichen auf dem Lande und die Pinguine an der Küste
ihre Nordgrenze. Zahlreiche Herden von halbwilden Rindern und Pferden durchschwärmen die Pampas.
Bevölkerung
[* 26] und Erwerbszweige. Die Bevölkerung betrug (1895) 787 491, oder mit Berücksichtigung der
bei der Zählung wahrscheinlich entgangenen 825000 E. Unter den im Auslande Geborenen sind Franzosen, Spanier, Italiener, Argentinier,
Brasilianer sehr zahlreich, Deutsche
[* 27] und Engländer sind nur spärlich vertreten. Die große Masse der Einheimischen, span.
und portug. Ursprungs, ist durchgängig mit dem Blute der Guarani, Charruas und anderer Indianerstämme
gemischt; Indianer ungemischten Blutes scheinen nicht mehr vorzukommen.
Ein Viertel der Gesamtbevölkerung kommt auf Montevideo (s. d.). Sonst wohnt die Bevölkerung meist auf zerstreut liegenden
Landgütern (estancias) und Höfen. Außer der Hauptstadt giebt es nur noch 4 Städte und 20 Flecken von dorfähnlichem Ansehen.
Die bedeutendern Orte, wie Maldonado, Union, Paysandú, Colonia, Independencia liegen am La Plata und Der
Überschuß der Geburten betrug 1895: 18 284. 23,9 Proz. sind außerehelich. Die Zahl der Einwanderer betrug
1890: 21 117, 1895: 9158, die der Auswanderer 19 852 und 6387. Den Hauptzweig der volkswirtschaftlichen Thätigkeit bildet
die Viehzucht, namentlich die Rindvieh- und Pferdezucht.
[* 28] 1894 schätzte man den Viehstand auf 5¼ Mill.
Stück Hornvieh, 388000 Pferde,
[* 29] 14000 Maulesel und 14½ Mill. Schafe.
[* 30]
Das ganze Land gleicht einer einzigen großen Weide
[* 31] und ist übersät mit Estancias (Viehzuchthöfen) und Saladillos (Fleischeinsalzstellen),
von denen die zu Fray-Bentos (s. d.) die bekannteste ist.
Durch die europ. Einwanderer ist auch der Ackerbau wichtig geworden, doch ist eigentlich nur der südl. Küstenstrich mit
Mais, Weizen, Halfa bepflanzt. Im ganzen
standen 1893: 3685 qkm unter Anbau. Auch Tabak,
[* 32] Oliven und Wein wird gewonnen. Die Fabrikthätigkeit
ist gering.
Der Handwerksbetrieb ist größtenteils in den Händen der Franzosen, die auch nebst den Italienern als
Barkenschiffer und Küstenfahrer thätig sind. Ausfuhr (1889: 25,9, 1896: 30,4 Mill. Pesos) und Einfuhr (36,8 und 25,5 Mill.
Pesos) richten sich besonders nach Brasilien, England, Argentinien, Frankreich, Belgien
[* 33] und Deutschland.
[* 34] Ausgeführt werden Ochsenhäute,
Pferdehäute, Talg, Fett, Wolle, getrocknetes und gesalzenes Fleisch, Fleischextrakt, Pferde- und Rinderhaare,
Knochen,
[* 35] Knochenasche und Hörner; ferner Weizen, Mais, Mehl,
[* 36] Schiffsbrot, Schaf- und Kalbfelle, Achate, Guano, Straußenfedern.
Zur Einfuhr kommen namentlich Nahrungsmittel
[* 37] und Getränke, Textilwaren, Rohmaterial und Maschinen. Der Binnenhandel leidet
noch unter dem Mangel gebahnter Straßen. Eisenbahnen waren 1895: 1000 km gegen 642 km im J. 1888 in Betrieb, außerdem 306 km
im Bau. Der Schiffsverkehr geht fast ausschließlich über Montevideo.
Die Verfassung ist proklamiert worden. Danach steht ein auf vier Jahre gewählter Präsident an der Spitze, ihm
zur Seite ein Vicepräsident (der jedesmalige Senatspräsident) und 5 Minister. Die 19 Senatoren werden je einer für jedes
Departamento durch indirekte Wahl, die 69 Repräsentanten im Verhältnis von 1 zu 3000 Köpfen der Bevölkerung
direkt von allen, die lesen und schreiben können, gewählt. Ein Komitee tagt zwischen den Sessionen der Kammern. Für die 19 Departamentos
bestehen außer dem polit. Präfekten gewählte Verwaltungsbehörden, deren Verhältnis zur Centralregierung wenig geordnet
ist. Die Finanzen befinden sich in keinem guten Zustande. Das Budget schließt fast regelmäßig mit einem
Deficit ab. Hauptquelle der Einnahmnen bilden die Einfuhrzölle. Die Schuld betrug Juli 1896: 118,48 Mill. Pesos. Neben dem
metrischen System sind noch Quintal, Fanega, Legua u. s. w. üblich.
Die bewaffnete Macht besteht aus 4 Schützenbataillonen, 4 Kavallerie- und 1 Artillerieregimentern und
zählt 233 Offiziere und 3222 Mann. Die Nationalgarde besteht aus 20000 Mann, außerdem giebt es 3200 Mann Polizeitruppen.
Die Flotte besteht aus einigen Kanonenbooten und Dampfern.
Das Wappen ist ein in vier Felder geteilter Schild.
[* 38] Das erste blaue Feld zeigt eine goldene Wage,
[* 39] das
zweite silberne eine Citadelle, das dritte silberne ein Roß, das vierte blaue einen Ochsen, als Repräsentanten der Hauptprodukte.
Nationalfarben sind Weiß und Blau, die Flagge (s. Tafel: Flaggen
[* 40] der Seestaaten) zeigt vier horizontale blaue Balken in weißem
Feld, in der linken obern Ecke eine goldene Sonne
[* 41] im weißen Feld. - 1895 bestanden 523 öffentliche Elementarschulen
mit 1013 (753 weiblichen) Lehrkräften, 50 012 Kindern. 21 909 Kinder besuchen Privatschulen. Höhere Lehranstalten (eine Universität)
sind in der Hauptstadt. Zahlreich sind die kath. Seminare.
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