Grund des
Urteils Geleisteten zu verurteilen. Im
U. erlassene
Urteile sind auch ohne
Antrag für vorläufig vollstreckbar zu
erklären. Eine Unterart des bildet der Wechselprozeß (s. d. und
Summarischer Prozeß). In der Österr. Civilprozeßordnung
heißt der Mandatsverfahren (§§. 548 fg.).
Wer eine
Urkunde (s. d.), die ihm entweder überhaupt nicht oder
nicht ausschließlich gehört, in der
Absicht, einem andern Nachteile zuzufügen, vernichtet, beschädigt oder unterdrückt
(z. B. den Wechselprotest, den er sich vom
Gläubiger entliehen hat, um die Rechtzeitigkeit der Protestaufnahme zu prüfen,
diesem vorenthält), wird nach Deutschem Strafgesetzbuch §. 271 mit Gefängnis bis zu 5 Jahren bestraft
(Strafkammer); daneben
kann auf
Geld bis zu 3000 M. und auf
Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte (§. 280) erkannt werden. Ist der
Thäter Beamter,
die
Urkunden ihm amtlich anvertraut oder zugänglich, ist die
Strafe wie bei der intellektuellen
Urkundenfälschung (s. d.).
Personen, welche vom
Staate behufs
Beurkundung der vor ihnen abgegebenen Erklärungen oder
sonst stattgehabten Vorgänge zu öffentlichem
Glauben bestellt werden.
die Bewilligung der zeitweiligen
Befreiung von Dienstgeschäften. Der wird den
Beamten von der vorgesetzten
Dienstbehörde erteilt. Zum Eintritt in den
DeutschenReichstag bedürfen Staatsbeamte keines ebenso wenig Landesbeamte nach
den meisten deutschen
Verfassungen zum Eintritt in den Landtag ihres
Landes.
Anders in
Sachsen,
[* 2]
Schwarzburg-Sondershausen
und
Neuß
[* 3] älterer Linie.
Reichstags- und Landtagsmitglieder bedürfen des wenn sie den Sitzungen nicht beiwohnen, doch giebt
es keine
Strafe für die Reichstagsmitglieder, die nicht erbitten.
Beim Militär wird der auf Ansuchen bewilligt oder nach
gesetzlichen Bestimmungen einer gewissen Anzahl von Mannschaften jedes Truppenkörpers erteilt.
Ludw. von, Archäolog und
Philolog, geb. zu Osnabrück,
[* 4] studierte in
Bonn,
[* 5] war seit 1835 einige Jahre
Hauslehrer in der Familie des preuß. Gesandten
Bunsen in
Rom und
[* 6] als Mitarbeiter an der Platnerschen
«BeschreibungRoms» thätig,
wurde 1840 Privatdocent in
Bonn, 1841 daselbst außerord. Professor, 1847 ord. Professor in Greifswald,
[* 7] 1855 ord.
Professor der klassischen
Philologie und Ästhetik in
Würzburg,
[* 8] wo er auch das von Wagnersche Kunstinstitut leitete und starb.
Von 1848 bis 1852 war er Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses sowie des
Erfurter Parlaments. Er veröffentlichte:
«Chrestomathia Pliniana» (Berl. 1857),
«Grundlegung und Geschichte der klassischen Altertumswissenschaft» (in
Iw.
Müllers «Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft», Nördl.
1886) u. a. m. Auch gab er den
Agricola des
Tacitus (Würzb. 1875) heraus und war
Gründer und Herausgeber der Zeitschrift
«Eos»
[* 10] (ebd. 1854 fg.). -
die vom Vorsteher einer jeden Gemeinde alljährlich aufzustellende Liste der in der Gemeinde wohnhaften
Personen,
welche zum Schöffen- oder Geschworenendienst berufen werden können.
Diluvialmenschen,Menschen aus vorgeschichtlicher Zeit, kennt man bisher aus verschiedenen
Stufen des diluvialen Schichtensystems und von sehr zahlreichen
Lokalitäten Europas, wo entweder Skelettreste derselben fossil,
oder nur sonstige
Beweise ihres einstigen
Daseins, Geräte u. s. w. sich gefunden haben. Unter diesen Fundpunkten sind mitteldiluvial
die Süßwasserkalkbänke von Taubach bei
Weimar,
[* 12] manche engl. Höhlenablagerungen u. a.; oberdiluvial,
aus der jüngern
Eiszeit
[* 13] sind die Menschenreste und
-Spuren unter anderm aus dem Löß von Předmost in
Mähren,
[* 14] aus dem Flußkies von St. Acheul bei
Amiens,
[* 15] aus den
Höhlen und
Spalten von
Spv inBelgien,
[* 16] Neanderthal bei
Düsseldorf,
[* 17] Balve bei Iserlohn
[* 18] und aus den Schichten von Schussenried am
Bodensee. (S. auch Dryopithecus,
[* 19] Fontani,
Anthropologie undUrgeschichte.)
oder Urúmijah, im 9. und 10. Jahrh. auch
Urmija, Stadt 20 km westlich vom
Urmiasee (s. d.), die schönste in der
pers.
ProvinzAserbeidschan, Sitz eines Gouverneurs, vom Schaher-tschai und künstlichen Wasseradern durchflossen und von Obstgärten
umgeben, hat eine Ringmauer von
Backsteinen, reinliche
Straßen und 33000 E., darunter 30000 meist schiitische
Mohammedaner, 2000
Juden und 600 nestorianische oder
chaldäische Christen, die einen eigenen
Bischof haben. Der Hauptsitz einer
nordamerik. Mission ist das 7 km südwestlich und 325 m über der Stadt gelegene Dorf Seïr. In alter Zeit hieß
Thabarma
(auch Thebarmae).
auch Derja-Schahi (d. h.Königssee), See von
Maragha oder See von
Täbris genannt, See
in der pers.
ProvinzAserbeidschan, 1230 m
ü.
d. M., südwestlich von
Täbris gelegen, ist 126 km lang, 15-48 km breit und durch
gebirgige Halbinseln unregelmäßig gestaltet. Der See bedeckt 3676 qkm, umschließt sechs größere
Inseln (im
Süden), außerdem
an 50 Eilande und Klippen
[* 20] und hat nur geringe
Tiefe. Wie der durch eine hohe Gebirgskette von ihm geschiedene,
nordwestlich in
Türkisch-Armenien gelegene Wansee, zeichnet er sich durch Salzreichtum aus, und ist überhaupt ein echter
Steppensee. Abfluß hat er nicht, dagegen nimmt er auf allen Seiten
Flüsse
[* 21] und
Bäche auf, besonders denFluß
von
Täbris, Adschi-tschai, von
NO. und den Dschaghatu von S. Viele
Stellen seines Ufers überschwemmt er bei
Hochwasser und
bildet dann namentlich am Ostufer salzige
Sümpfe, die man ausbeutet. Der Wasserstand schwankt, geht aber augenscheinlich
zurück.
(lat.),
Gefäße von gebranntem
Thon, die in prähistor. Gräbern, gefüllt mit der
Asche von
Toten, gefunden werden.
(S. Prähistorische
Thongefäße.) Sie sind teils noch mit der
Hand
[* 22] gearbeitet, teils schon auf der
Töpferscheibe gedreht und
gehören sonach, wie die
Gräber, sehr verschiedenen
Zeiten vor und nach der christl. Zeitrechnung an. Verziert
sind sie meist noch sehr roh mit Punkten, kleinen
¶
mehr
Kreisen, Wellen- und Zickzacklinien. Besonders beachtenswert sind die sog. Gesichtsurnen, auf denen am Halse primitiv ein menschliches
Gesicht
[* 24] mit Augen, Nase,
[* 25] Mund und Ohren dargestellt ist. (S. Tafel: Urgeschichte IV,
[* 23]
Fig. 11 u. 12.) Solche Gefäße, die als Graburnen
für die vom Leichenbrand herrührenden Knochenreste dienten, werden hauptsächlich in Westpreußen,
[* 26] Hinterpommern und Posen,
[* 27] dann auch in Schlesien
[* 28] gefunden; sie gehören der mittlern german. Zeit an, etwa den letzten Jahrhunderten
v. Chr.
Ähnliche Gesichtsurnen, wenn auch von anderm Typus, hat Schliemann in Troja
[* 29] gefunden; oft sehen die Gesichter hier einer Eule
ähnlicher als einem Menschen, so daß manche sie für Idole der AthenaGlaukopis (s. Athena) gehalten haben.
Dann werden Gesichtsurnen auch in Italien
[* 30] in altetrusk. Gräbern und im Rheinlande gefunden; die letztern sind röm. Arbeit
aus der Kaiserzeit. Ein Zusammenhang zwischen diesen verschiedenen, sowohl in chronol. wie in geogr.
Hinsicht so weit voneinander stehenden Gruppen wird kaum zu entdecken sein, finden sich doch auch Gesichtsurnen
in den Kulturländern Centralamerikas.