Bezirkshauptmannschaft Linz
[* 2] in Oberösterreich, am linken Donauufer, Linz gegenüber
und mit diesem durch eine eiserne
Gitterbrücke und durch Pferdebahn verbunden, an der Linie
Urfahr-Aigen-Schlägl (58 km) der
Mühlkreisbahn, Sitz eines Bezirksgerichts (247,45 qkm, 23319 E.), hat (1890) 6429, als Gemeinde 8289 E.;
Maschinen- und Spiritusfabrik
sowie bedeutenden
Handel mit Getreide
[* 3] und Rohprodukten.
In der Nähe die Kuranstalt Riesenbad nach Kneippschem
System.
(spr. ür-),Honoré d’, franz. Romanschriftsteller,
geb. in der
Grafschaft Forez, gest. wurde berühmt durch seinen von
Tassos «Aminta» und Montemayors «Diana»
inspirierten Schäferroman «Astrée», der zu den gelesensten
Büchern des 17. Jahrh. gehört. Von dem
Buche erschienen nacheinander fünf
Bände (1610-27), deren letzterer von U.s Sekretär
[* 4] Baro verfaßt war. Die Hauptpersonen des anmutig geschriebenen
Romans, der eine ideale Welt von Hirten und Rittern schildert,
sind Céladon und Astrée; die Prüfungen, die ihre Liebe zu erdulden hat, machen die eigentliche Handlung
aus, die durch mancherlei Abschweifungen und Liebesgespräche sehr in die Länge gezogen wird. -
Vgl.
Bernard, Les d’U.,
souvenirs historiques et littéraires (Par. 1839);
Bonafous, Étude sur l’Astrée et sur H. d’U. (ebd. 1846);
Chantelauze,
Étude sur les d’U. (1860);
H. Körting, Geschichte des franz.Romans im 17. Jahrh., Bd. 1 (Oppeln
[* 5] 1885).
(chines. K’in-lun; mongol. Küren), Hauptstadt
der nördl. Mongolei, an der
Tola, einem Nebenflusse des Orchon, an der Poststraße von
Kiachta nach
Kalgan, besteht aus der
Mongolenstadt
Bogdo-Küren (Churen) oder Da-Küren und der Chinesenstadt Mai-ma-tschin.
Die Mongolenstadt enthält denTempel
[* 6] des Maidar, den
Palast des Khutuktu, des obersten Priesters der buddhistischen Mongolen, und 10000
Lamas.
Die Stadt zählt 30000 E.
und ist Sitz eines russ. Generalkonsuls.
ältere deutsche Bezeichnung der
Archäischen Formationsgruppe (s. d.). ^[= eine über 30000 m mächtige Schichtenreihe, die aus einem untern Komplex von Gneisen, Hornblendesch ...]
Séo de (spr. -chehl), befestigte Bezirksstadt der span.
Provinz Lerida in
Catalonien, rechts amSegre, ist Sitz eines
Bischofs, hat (1887) 3083 E., große Domkirche,
und beherrscht zugleich mit dem rechts über dem Balira liegenden Kastell Ciotat die Pyrenäenstraße
Perpignan-Lerida.
Die
Llanos de werden von Zuflüssen des
Segre sowie von dem
Kanal
[* 7] de der bei Artesa beginnt und unterhalb Lerida mündet, durchschnitten.
Vorgeschichte, Prähistorie, die Wissenschaft, die sich mit der
Vorgeschichte der Menschheit beschäftigt.
Die Grenze zwischen Geschichte, die von der schriftlichen und mündlichen Überlieferung ausgeht, und die die Reste früherer
menschlicher Geschlechter und die
Spuren ihrer Thätigkeit zu deuten sucht, ist unbestimmt, da in manchen
Gebieten der Erde, wie in
Ägypten,
[* 8]
Babylonien oder
China,
[* 9] die schriftliche Überlieferung sehr weit zurückreicht, in andern,
wie in manchen
Teilen Centralafrikas, die beglaubigte Geschichte noch kaum begonnen hat. Die entwickelt sich in engerVerbindung
mit der
Anthropologie (s. d.) und der Ethnographie
[* 10] (s. d.),
da die Zustände der
heutigen Naturvölker auch das Verständnis für die primitiven Verhältnisse der europ.
Urzeit eröffnen. - Lange Zeit wurde nur gelegentlich und systemlos betrieben; eine eigentliche Forschung entwickelte sich
erst im ersten Drittel des 19. Jahrh., nachdem dasSystemCuviers (s. d.) beseitigt war.
Die
ArbeitenBoucher deCrèvecoeur de Perthes und Schmerlings, der ersten erfolgreichen Höhlenforscher, fanden seit 1838,
als der engl. Geolog Lyell für sie eintrat, allgemeinen Beifall, und die Entdeckung des sog.
Neanderthalschädels (1857) mit den sich daran knüpfenden Erörterungen machte die neue Wissenschaft rasch populär. Nunmehr
fand auch die Thätigkeit nordischer Forscher, die sich vorwiegend mit den vorgeschichtlichen
Stein- und Bronzegeräten
Skandinaviens
beschäftigt hatten, zunehmende Beachtung. 1854 waren ferner die ersten
Pfahlbauten
[* 11] (s. d.) in den
Schweizer Seen entdeckt
worden. In allen
Teilen Europas und bald auch in
Amerika
[* 12] begann nunmehr eine rege Forschungsthätigkeit, in
Deutschland
[* 13] hauptsächlich
unter dem Einfluß
Virchows.
Schon ist es stellenweise gelungen, Geschichte und aneinander zu knüpfen, während man andererseits
mit großem Erfolg bemüht gewesen ist, die ältesten
Spuren desMenschen aufzusuchen und die Frage aufzustellen, ob die Menschheit
durch irgend ein Zwischenglied mit den höhern Gruppen der
Tierwelt in
Verbindung steht. Diese letzte Frage
ist noch nicht gelöst. (S.
Mensch.)
Das
Alter der Menschheit ist noch nicht mit Sicherheit festgestellt. In Europa
[* 14] hat der
Mensch zweifellos in der sog. Interglacialzeit,
wahrscheinlich aber schon in der ältern
Eis- oder Diluvialzeit existiert; ob er dagegen in der Tertiärzeit bereits vorhanden
gewesen ist, läßt sich noch nicht als gewiß behaupten. Dagegen beweisen eine Reihe von Funden in Nord-
und
Südamerika
[* 15] mit großer Wahrscheinlichkeit das
Dasein menschlicher Wesen in
Amerika am Ende der Tertiärzeit. - Genauer
bekannt ist bisher nur die der Bewohner Europas, Nordamerikas und einiger
TeileAsiens, und so bezieht sich denn
auch die
Einteilung der in
Perioden nur auf diese Gebiete.
Überall hat die Menschheit eine längere oder kürzere Zeit durchlebt, in der Metalle unbekannt waren und alle Geräte und
Waffen
[* 16] daher aus Holz,
[* 17]
Stein,
Knochen
[* 18] und
Horn hergestellt wurden. Da die Steingeräte naturgemäß am besten der Zerstörung
durch die Zeit widerstehen und überdies den metallkundigen Völkern von jeher besonders aufgefallen
sind, so hat man die ältern
Perioden der Menschheitsentwicklung kurzweg als
Steinzeit
[* 19] (s. d.) bezeichnet. Charakteristische
Fundstellen aus dieser
Periode sind in Taubach bei
Weimar
[* 20] (Interglacialzeit) und an der Schussenquelle in
Württemberg
[* 21] (zweite
Eiszeit).
[* 22] In dieser ältern Zeit (paläolithischePeriode) wurden die
Steine, unter denen sich der
Feuerstein
besonderer Beliebtheit erfreut, nur roh zugeschlagen (s.
Tafel: Urgeschichte I,
[* 1]
Fig. 1
u. 2). Doch war schon damals Europa
von sehr verschiedenen Rassen besiedelt, die schwerlich in ihrer Kultur ganz auf gleicher
Stufe standen. So mag z. B. die
rohe
Bevölkerung,
[* 23] die in den Küchenabfallhaufen oder Muschelbergen (Kjökkenmöddingern, s. d.)
der dän.
Küste ihre
Spuren hinterlassen hat, mit der schönen Rasse im südl.
Frankreich, die nach den
Höhlenfunden von
Cro-Magnon
benannt wird, wenig gemein gehabt haben. Die Steingeräte der Diluvialzeit bestehen aus messerartigen
Splittern, kleinern
und größern
¶
Auf die ältere folgt die jüngere Steinzeit (neolithische Periode), die natürlich nur ein Kulturbegriff ist, da sie in verschiedenen
Gegenden zu sehr verschiedener Zeit begonnen haben mag. Sie ist charakterisiert durch die bessere Ausführung der
Steingeräte, die nun geschliffen, poliert und nötigenfalls durchbohrt werden (so Steinhämmer und -Beile, Hacken, Schaber,
Pfeil- und Lanzenspitzen, Dolche, Messer,
[* 25] Meißel
[* 26] u. s. w., Taf. I,
[* 24]
Fig. 9 u. 10; II,
[* 24]
Fig. 1-7, 11 u. 14), durch die Kunst der
Töpferei (Taf. I,
[* 24]
Fig. 6 u. 8; II,
[* 24]
Fig. 12) und die größere Sorgfalt, die man der Bestattung (s. d.)
der Toten und der Errichtung mächtiger Grabmäler zuwendet. In Europa fällt der Beginn dieser Periode ungefähr in die Zeit,
in der das Klima des Erdteils seine heutige Beschaffenheit annahm, die diluviale Tierwelt zurücktrat und Viehzucht
[* 27] und Ackerbau
möglich wurden. In Amerika dagegen ist überhaupt eine scharfe Trennung derSteinzeit in eine ältere und
jüngere nicht möglich, da poliertes Steingerät schon in sehr alten Schichten vorkommt.
Die Bewohner Europas unterhielten damals bereits einen gewissen Handelsverkehr, an günstigen Stellen, wie auf Rügen, wurden
Feuersteingeräte fabrikmäßig hergestellt und weithin ausgeführt, während von Südosten her, von den
Stätten der uralten babylon. Kultur, bereits gewisse fördernde Einflüsse bis nach dem
Norden
[* 28] gelangt zu sein scheinen. Die ältesten SchweizerPfahlbauten gehören der neolithischen Periode an. Die mächtigsten
Denkmäler aus jener Zeit sind aber die megalithischen Grabkammern (Dolmen, s. d. und Tafel I,
[* 24]
Fig. 5), ebenso wie die Cromlechs
(s. d.) und Menhirs (s. d.).
Mit dem Auftreten der Metalle beginnt eine neue Zeit, die indessen von der vorigen nicht scharf geschieden ist. Am frühesten
scheint das Kupfer
[* 29] erkannt und benutzt worden zu sein. Aber die Kupferzeit (s. d.) ist in Europa und Asien
[* 30] nur ein kurzes Vorspiel
der Bronzezeit (s. d.). Wo man zuerst die Bronze
[* 31] hergestellt haben mag, ist noch immer unsicher, indes
deutet manches auf das südl. Centralasien; in Amerika ist die Legierung ebenfalls bekannt gewesen und wohl selbständig erfunden
worden.
Die Bronzeperiode beginnt nicht überall gleichzeitig und ist in den einzelnen Gebieten von verschiedener Dauer und Bedeutung;
häufig kehrt die Erscheinung wieder, daß dort, wo die Keramik
[* 32] blühte, wie z. B. in Mitteldeutschland,
die Metalltechnik zurücktrat, während von Skandinavien das Gegenteil gilt. Gegenden hochentwickelter Bronzekultur waren
in Europa die Schweiz,
[* 33] Ungarn,
[* 34] Skandinavien mit einem Teile Norddeutschlands; schwächer vertreten war diese Kultur in Frankreich,
Spanien,
[* 35] Italien,
[* 36] da sie hier früh durch die Eisenkultur beeinträchtigt wurde.
Die häufigsten und charakteristischsten Stücke aus der Bronzezeit sind die Beile, die sich erst allmählich aus ungeschicktern,
den Steingeräten nachgebildeten Formen zu neuen Typen umgebildet haben, zum Paalstabe oder Schaftcelte und zum Celt
[* 37] oder Hohlcelt
(s. Celte). Die Eigenschaft der Bronze, sich zu elastischem Draht
[* 38] ausziehen zu lassen, führte zur Erfindung
neuer Geräte, vor allem der überaus häufigen Vorstecknadel oder Fibula
[* 39] (s. d. und Taf. III,
[* 24]
Fig. 6 u. 7). Ringe, Armringe
[* 24]
(Fig. 5, 10 u. 11), Halsringe
[* 24]
(Fig. 8, 9 u. 13), Lanzenspitzen
[* 24]
(Fig. 4), Schwerter
[* 40] (Fig. 1), Helm und Panzer, selbst
Teile von
Streitwagen
[* 41] wurden aus Bronze hergestellt, ferner Äxte
[* 24]
(Fig. 2 u. 3), Messer (Fig. 15 u. 16), Sicheln
[* 24]
(Fig.
14), Nadeln
[* 42] (Taf. II,
[* 24]
Fig. 9 u. 15), Gefäße (Taf. III,
[* 24]
Fig. 13), Musikinstrumente u. s. w.
Allmählich drang von Südosten her die Kenntnis der Eisenbereitung in Europa ein und rief mit der Zeit eine völlige Umwälzung
hervor. Die sog. Eisenzeit (s. d.)
verdrängte die Bronzezeit, deren Ende im Süden mit dem Jahre 1000, in Skandinavien mit dem Jahre 400 v. Chr. ungefähr zusammenfallen
dürfte. Zunächst war indessen das Eisen
[* 43] noch das seltnere Metall, und so können wir eine frühe Eisenzeit unterscheiden,
in der die Bronze noch massenhaft verwendet wird und an erster Stelle steht, und eine vollentwickelte,
in der das Eisen die Bronze fast ganz verdrängt hat. Der wichtigste Typus der frühen Eisenzeit ist die Hallstätter Zeit (s. d.).
Die Formen der Hallstattkultur finden sich fast in ganz Europa mit Ausnahme des Nordens; die Blütezeit dieser Kultur war
aber nicht überall von gleicher Dauer, nur kurz in Italien und Griechenland,
[* 44] wo bald eine entwickelte Eisenzeit
einsetzte, länger im Norden der Balkanhalbinsel,
[* 45] in den Alpen
[* 46] und Süddeutschland.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Hallstattkultur unter Völkern verbreitet war, über die auch die Anfänge der europ.
Geschichte schon zu berichten wissen. Es sind vor allem die einst mächtigen Stämme der Illyrier in den
Ostalpen und der nordwestl. Balkanhalbinsel, ferner die Etrusker, Italiker und die ältern Kelten, die ihr anhingen. Während
nun im Süden die reine Eisenzeit ziemlich früh, aber nicht sehr plötzlich der Hallstattperiode ein Ende macht, findet weiter
im Norden eine fast ruckweise Ausbreitung einer jüngern Eisenkultur statt, die man nach einem der ersten
wichtigen Fundorte die La-Tène-Zeit (s. d.) genannt hat.
Hier waltet das Eisen durchaus vor, und dem Charakter dieses Stoffes entsprechend treten die Schmucksachen
[* 47] und Prunkgeräte
der Bronze- und Hallstattzeit vollständig gegen Waffen und Gerätschaften des praktischen Gebrauchs zurück.
Der Ausgangspunkt dieser neuen, hervorragend kriegerischen Kultur ist Frankreich, und die Verbreitung der La-Tène-Funde läßt
mit Sicherheit erkennen, daß es Kelten gewesen sind, die diese Kultur geschaffen und auf ihren Eroberungszügen nach Süddeutschland,
Oberitalien
[* 48] und Spanien verbreitet haben.
Noch weiter in das Reich der eigentlichen Geschichte ragen jene Funde einer dürftigen Eisenzeit hinein,
die häufig im OstenDeutschlands
[* 49] auftreten und den slaw. Einwohnern des frühen Mittelalters zuzuschreiben sind.
Von Wällen umschlossene Zufluchtsplätze (s. Burgwall) und eine eigentümliche Keramik sind für diese Kultur charakteristisch.
Seitdem im Anfange unserer Zeitrechnung die Römer
[* 50] in häufige Berührung mit den german. Völkern des Nordens kamen,
gewann ihre Kultur mehr und mehr Einfluß auf diese, und ein lebhafter Handelsverkehr brachte massenhaft röm.
Fabrikate (Taf. IV,
[* 24]
Fig. 14-17) nach Deutschland und Skandinavien. Nach der Zertrümmerung des RömischenReichs bildeten sich
diese Keime selbständig fort, zunächst meist in roher und ungeschickter Weise; die Reihengräber der Merowingerzeit geben
Zeugnis von dieser Periode, die in vieler Beziehung einen Rückfall bedeutet. Die merowingische Zeit liegt
aber bereits so vollständig im Lichte der glaubwürdig überlieferten Geschichte, daß die Gräberfunde (z. B.
¶